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Die wichtigsten Kinder- und Jugendpreise in 2023

Die wichtigsten Kinder- und Jugendpreise in 2023

von Sabine Ibing



 

 

Die wichtigsten Kinder- und Jugendpreise in 2023

Jedes Jahr erscheinen ca. 8.000 Titel auf dem deutschsprachigen Kinder- und Jugendbuchmarkt. Wir würden gern alle Bücher lesen ... In den Massen geht manches Juwel unter, leider.  Die Jugendbuchpreise helfen uns, die Perlen herauszufischen. Es gibt eine ganze Menge, auch Monatspreise, zu viel, um alles aufzuzählen. Für mich sind dies die wichtigsten Preise und damit Jahresgewinner! 

Deutscher Jugendliteraturpreis, IBBY Honour List, Hans-Christian-Andersen-Preis, Kinder- und Jugendbuchpreis Österreich, Serafina-Preis, Deutscher Kinderbuchpreis,  Josef Guggenmos-Preis, James Krüss Preis für internationale Kinder- und Jugendliteratur, Gustav-Heinemann-Friedenspreis für Kinder- und Jugendbücher, Schweizer Kinder- und Jugendbuchpreis,

 

Deutscher Jugendliteraturpreis 2022 

Hilfe bei der Orientierung bietet der Deutsche Jugendliteraturpreis. Seit 1956 zeichnet der Preis jährlich herausragende Werke der Kinder- und Jugendliteratur aus. Er ist mit insgesamt 72.000 Euro dotiert, wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gestiftet und vom Arbeitskreis für Jugendliteratur ausgerichtet. Der Staatspreis will die Entwicklung der Kinder- und Jugendliteratur fördern, das öffentliche Interesse an ihr wachhalten und zur Diskussion herausfordern. 

 

Gewinner:in  Kategorie Bilderbuch

Benjamin Gottwald

Spinne spielt Klavier. Geräusche zum Mitmachen
Carlsen, 2022
ab 3 Jahren

Begründung der Jury: «Spinne spielt Klavier ist ein nahezu textloses Bilderbuch mit hohem Aufforderungscharakter, bei dem Lesende selbst Töne produzieren sollen. Kräftig-bunte Bilder im Comic-Stil zeigen Dinge und Figuren in Situationen, die mit Geräuschen einhergehen. „Mach die Geräusche einfach nach“, fordert Benjamin Gottwald eingangs auf und fragt: „Kannst du hören, was du siehst?“ Mag dies bei den ersten Bildern noch einfach gelingen, entwickelt das Bilderbuch auf 160 Bildseiten immer skurrilere und komplexere Szenen. Manche Doppelseiten stellen Geräusche einander gegenüber, die sich ähneln, aber in ganz unterschiedlichen Situationen entstehen. Das Trappeln von Pferdehufen klingt fast genauso wie das Auftreffen eines Tischtennisballs auf dem Schläger; der Kuss zweier Liebender klingt wie das Ansaugen einer gekochten Spaghetti. Andere Doppelseiten entfalten kleine Erzählzusammenhänge und spielen auf kreative Weise mit dem Potenzial von Geräuschen und Situationen. Beim Blättern in diesem lebendigen Buch formen sich die Geräusche in den Mündern der Betrachtenden von ganz allein. Es sind laute und leise, sichere und suchende Töne, die evoziert werden von den klug komponierten Bildern und Bildfolgen. Dass sich dabei auch die Welterfahrung erweitern kann, verdankt sich der bestechenden Originalität des Konzepts.»

 

Nominiert Kategorie Bilderbuch

Chris Naylor-Ballesteros
Frank und Bert
Aus dem Englischen von Hanna Schmitz
Coppenrath
ab 3 Jahren

Begründung der Jury: «Fuchs Frank und Bär Bert sind beste Freunde; sie verbindet unter anderem eine große Begeisterung für das Versteckspiel. Das erfahren die Lesenden vom Ich-Erzähler Frank, der sie mitnimmt in eine ebenso lustige wie bedeutungstiefe Spielerfahrung: Wenn der große, flauschige Bert sich versteckt, findet Frank ihn immer. Sogar das extra lange Zählen bis Hundert, bevor die Suche losgeht, ändert daran nichts. Eine sich aufrollende, neon-pinke Wollfadenspur von Berts Schal, die sich durch die gesamte Geschichte zieht, führt Frank zu seinem Freund. Der kauert unbeholfen in einer Felsspalte. Franks Freude über den Sieg aber ist von allerkürzester Dauer. Zwischen zwei Doppelseiten schlägt sie um in tiefe, mitfühlende Nachdenklichkeit. Damit auch Bert sich einmal freuen kann, gibt Frank ihm die Chance, als Gewinner aus dem Versteck zu springen. Seelig lächelnd schmiegen die beiden sich aneinander. Mit diesem Bild könnte die Geschichte, die von Empathie, Selbstlosigkeit und Gewinnen(lassen) erzählt, enden. Dass sie es nicht tut, sondern in gelungenem Twist die Verhältnisse umkehrt und ausgleicht, macht den ganz besonderen Charme dieser witzig-warmen Bilderbucherzählung aus.»

 


Caspar Salmon (Text), Matt Hunt (Ill.)
Wie man bis eins zählt. Und fang erst gar nicht mit größeren Zahlen an!
Aus dem Englischen von Uwe-Michael Gutzschhahn
Kunstmann, 2022
ab 3 Jahren

In diesem Kinderbuch ist eines strengstens verboten: weiter zu zählen als bis eins! Ein roter Apfel ist abgebildet. Dann folgt ein Elefant. Nächste Seite: Natürlich, hier sind zwei Wale zu sehen, aber gezählt wird nur eines: das Würstchen, das einer der beiden Wale auf seiner Wasserfontäne balanciert. Wir sehen auch Suppenschüsseln (nicht verraten, es sind 3), aber wie viel Fliegen siehst du? Ein lustiges Bilderbuch ab 3 Jahren zum Zählen lernen, das mit dem Reiz des Verbotenen spielt. Witzige Idee!

Weiter zur Rezension:  Wie man bis eins zählt von Caspar Salmon und Matt Hunt


Oren Lavie (Text), Anke Kuhl (Ill.)
Konrad Kröterich und die Suche nach der allerschönsten Umarmung
Aus dem Englischen von Mathias Jeschke
Fischer Sauerländer, 2022
ab 4 Jahren

Dieses herrliche Kinderbuch – ist es überhaupt für Kinder gedacht? Na klar! - ist zum Umarmen. Auch der Erwachsene wird sich bestens amüsieren, die alten Philosophen wiederfinden. 

Konrad Kröterich von Keks lebt allein und liebt es, sich mit seinem Spiegelbild zu unterhalten und staunt, was für ein amüsanter Gesprächspartner er doch ist. Sogar gegenüber von seinem Bett hat er einen großen Spiegel aufgehängt. Doch eines Tages dürstet es ihn nach einer Umarmung. Natürlich kommt für ihn nur die beste Umarmung in Frage! So macht er sich auf den Weg, sie zu finden. Doch Giraffe Georgette hat einen zu langen Hals, an dem er gleich herunterrutscht. Goldfisch Geri ist nass und glitschig … Ein witziges Bilderbuch im Retro-Malstil, eine Satire ab 4 Jahren; nicht nur für Kinder.

Weiter zur Rezension:  Konrad Kröterich und die Suche nach der allerschönsten Umarmung von Oren Lavie und Anke Kuhl

 

Bettina Obrecht (Text), Julie Völk (Ill.)

Wie anders ist alt
Tulipan, 2022
ab 4 Jahren

Begründung der Jury: «Ein Quartett aus Großmutter, zwei Kindern und Hund macht einen Ausflug in den Freizeitpark und endet eng aneinander gekuschelt auf einer Bank. In aquarellierten Buntstiftzeichnungen erzählt Julie Völk diese kleine Episodengeschichte. Begleitet wird sie von einem Text, der der Großmutter das Wort gibt, ausgehend von der Frage des Kindes: „Oma, wie ist das, alt zu sein?“. Jeder bildlich dargestellten Szene fügen die Textzeilen von Bettina Obrecht eine Reflexion über den Vergleich des Alt- und Jung-Seins bei. Ganz nah beieinander liegen die Lebensgefühle bei der Freude am Lachen, der Lust am Tanzen, dem Genuss am Austausch mit Freunden und den körperlichen Unzulänglichkeiten. Durchaus unterschiedlich sind sie beim Zeitempfinden und beim Träumen. Zusätzliche Tiefe bekommen die Antworten der Großmutter durch nur in roten Umrissen gezeichnete Gestalten in den Bildern. Diese sind auf jeder Doppelseite dabei und werden – so vermitteln es Gestik und Mimik – nur von der Großmutter wahrgenommen. Sie erweitern die farbenfrohe Gegenwart der Alltagssituationen um die erinnerte Vergangenheit der Großmutter. Der Gedanke ans eigene Lebensende, der zu einem vollständigen Bild vom Altern gehört, wird ebenso unaufgeregt wie zart ins Bild gesetzt. Wie anders ist alt ist ein generationenvermittelndes Gesprächsangebot. Eine anregungsreiche Einladung zum Philosophieren und zum Austausch.»

 

Heinz Janisch (Text), Michael Roher (Ill.)

Schneelöwe
Tyrolia, 2022
ab 5 Jahren

Begründung der Jury: «Schneelöwe entfaltet die poetisch-metaphorische Idee des inneren Wesens. „Ich bin ein weißer Schneelöwe“, verkündet ein kindlicher Ich-Erzähler zu Beginn des Buches und lädt die Lesenden ein, nach- und mitzuvollziehen, was es bedeutet, außen ein Kind und innen ein Tier zu sein. Das Schneelöwen-Ich des Erzählers bewegt sich geschmeidig durch Räume, hört die leisesten Töne und kann – wenn Unrecht geschieht – gefährlich knurren. So wie dem jungen Erzähler der Schneelöwe zum Spiegelbild und zur Projektionsfläche des Selbst wird, spricht er auch allen anderen Menschen innere Tiere zu. Werden sie entdeckt und in ihrer Vielschichtigkeit wahrgenommen, erhalten Selbst- und Fremdsicht neue Dimensionen und achtsame Tiefen. Die direkte Ansprache der Lesenden verleiht dem leicht fließenden Text Nähe und Vertrautheit. Wo er Fragen stellt und Geheimnisse andeutet, schlagen die ganz in Blau-Weiß gehaltenen, mit Kugelschreiber gezeichneten Bilder Antwortmöglichkeiten vor und schaffen Räume für Magie und Phantastik. In einem Wechselspiel verschiedener Blicke nähern sich Heinz Janisch und Michael Roher den komplexen Fragen der Identität an. Schneelöwe ist ein geheimnisvoll-selbstbezügliches Bilderbuch, das auf kunstvolle und vielschichtige Weise zu Entdeckungen im Buch, in sich selbst und in anderen einlädt.»

 


Gewinner:in  Kategorie Kinderbuch


Tanja Esch
Boris, Babette und lauter Skelette
Kibitz, 2022 
ab 8 Jahren

 Boris hätte gern ein Haustier, aber seine Eltern erlauben das nicht: stinkt, macht Dreck. Als eine Nachbarin ihn bittet, ihr Haustier Babette für ein Jahr in Pflege zu nehmen, da sie verreisen muss, zögert er nicht lange. Die Sache hat nur einen Haken: Er muss Babette vor den Eltern verstecken. Wer oder was ist Babette eigentlich? Sie ist gelb, läuft auf zwei Beinen, hat einen langen schmalen Schwanz (hat optisch was von einer Katze) und sie liebt Fernsehen, Flips und Grusel. Das Verrückteste: Babette kann sprechen - mit leichtem Sprachfehler! Boris informiert sich. So ein Wesen findet man nirgendwo. Die Graphic Novel ist ziemlich witzig, spannend und nerdig ausgefallen - das macht sie liebenswert. Babette wächst einem schnell ans Herz. Klasse Comic für Kinder ab 8 Jahren.

Weiter zur Rezension:  Boris, Babette und lauter Skelette von Tanja Esch 


Nominiert Kategorie  Kinderbuch

 Bjørn F. Rørvik (Text), Claudia Weikert (Ill.)

Fuchs & Ferkel. Torte auf Rezept
Aus dem Norwegischen von Meike Blatzheim
Klett Kinderbuch, 2022
ab 5

Begründung der Jury: «Dieses Erzähl-Bilderbuch gestaltet den Spaß am Rollenspiel voller Fabulierlust aus. Fuchs spielt Arzt und Ferkel ist Patient. Statt mit einer Grillzange möchte Ferkel lieber mit Schokoküssen und Limonade therapiert werden. Um beides zu bekommen, wird die Pünktchenkrankheit erfunden. Diese bringt dem Ferkel zwar keine Schokoküsse, wohl aber Marzipantorte ein. Zugleich spricht sich die Therapiekunst des selbst ernannten Fuchs-Arztes bei den Tieren des Waldes herum und Behandlungswillige kommen in Scharen. An ein gemütliches Tortenessen ist erst wieder zu denken, als die schmerzhafte Büffelspritze ins Spiel gebracht wird und das Wiesenwartezimmer sich schlagartig leert. Witzig und frech wird hier ein kunstvoll komponierter kleiner Lügenschwank erzählt. Die thropomorphisierten Tiere laden zur Identifikation und zum Wiedererkennen eigener Spielerfahrungen ein. Autor Bjørn F. Rørvik gelingt ein erfrischend antipädagogischer Blick auf kindliche Spielpraktiken. Gekonnt verwischt er die Grenze zwischen erzähltem Spiel und spielerischer Fiktion. Der dialogreiche Text in der Übersetzung Meike Blatzheims ist ganz nah an kindlichem Sprachhandeln in Rollenspielen. Die colorierten Zeichnungen von Claudia Weikert ergänzen Witz, Schwung und Spritzigkeit des Textes kongenial.»

 

Matthias Kröner (Text), Mina Braun (Ill.)
Der Billabongkönig
Beltz & Gelberg, 2022
ab 8 Jahren

Als Billabong bezeichnen die australischen Ureinwohner ein Wasserloch oder einen Seitenarm eines Flusses. Hier lauern die Krokodile, die Billabongkönige. Einer von ihnen ist Ben; er bestimmt als Herrscher über seinen Sumpf. Basta. Der Ärger beginnt mit den Zahnschmerzen ... ein Vertrag, den er unbedarft unterschreibt. Die spannende Fabel ist sehr humorvoll – besonders durch den Dialog. Machtverhältnisse, Machtübernahme, Diktatur und Demokratie, Gesetz conta Moral, zu seinen Werten stehen – das alles ist Thema und passt gerade jetzt in die Zeit! Das Buch ist anspruchsvoll, spricht philosophische Denkmodelle an, es ist politisch, moralisch, sicher auch für Jugendliche interessant. Der Geheimtipp, unbedingt lesen! Als Unterrichtsmaterial gut geeignet. Von mir ab 10/11 Jahren.

 

Katja Ludwig (Text), Heike Herold (Ill.)
Ellie & Oleg – außer uns ist keiner hier
Klett Kinderbuch, 2022
ab 9 Jahren

Begründung der Jury: «Mit Ellie & Oleg ist die Pandemie in der Kinderliteratur angekommen. Als unerhörte Begebenheit führt sie dazu, dass die zwölf Jahre alte Ellie und ihr achtjähriger Stiefbruder Oleg sich allein und noch dazu ohne Handy im neuen Zuhause ihrer Patchworkfamilie mitten auf dem Land wiederfinden. Aus Ellies Perspektive wird von den Erlebnissen des herausforderungsreichen Auf-sich-gestellt-Seins erzählt. Die kinderliterarisch bekannte Zumutung des Alleinseins wird zu einem Handlungsraum voller Möglichkeiten, um über sich selbst hinauszuwachsen. Die Lesenden werden mitgenommen auf einen emotional aufwühlenden Abenteuertrip mit Ungewissheit über den Verbleib der Eltern, einem Haus ohne Nachbarn, zur Neige gehenden Lebensmitteln, dem Verirrt-Sein im freien Feld und viel zu viel Verantwortung für den kleinen Bruder. Der Erzählton transportiert die quicke Wachheit und tapfer kontrollierte Verzweiflung der Erzählerin sehr genau. Oft lässt Katja Ludwig es unterstützt durch die cartoonhaften Illustrationen Heike Herolds lustig werden. Aber nie zu lustig, denn dafür ist die Lage zu ernst. Das wird an keiner Stelle dieses anspruchsvoll erzählten kinderliterarischen Endzeitszenarios vergessen. Ellies Besonnenheit, ihr Durchhaltewillen und die unverbrüchliche Solidarität der beiden ungleichen Geschwister machen Mut und fordern zum Nachdenken über die eigene Positionierung in ähnlicher Situation heraus.

 

Helen Rutter
Neun Wünsche für Archie
Aus dem Englischen von Silke Jellinghaus
Atrium, 2022
ab 10 Jahren

Begründung der Jury: «Neun Wünsche für Archie erzählt die berührende Geschichte eines resilienten Kindes. In einer spielerisch leichten Verbindung von Realistischem und Phantastischem erreicht Helen Rutter eine feinsinnige Bedeutungstiefe. Der elfjährige Ich-Erzähler Archie Crumb muss sich in belastenden prekären Verhältnissen zurechtfinden. Seine vormals lebensfrohe Mutter hat Depressionen und kann ihren Alltag kaum mehr bewältigen; sein Vater hat eine neue Familie, in der Archie nicht willkommen ist. Auf sich allein gestellt, versucht Archie den Eindruck des gut funktionierenden Mutter-Sohn-Alltags aufrecht zu erhalten. Phantastische Hilfe bekommt er von seinem Lieblingsfußballer Lucas Bailey, der ihm neun Wünsche gewährt. Das erzählerische Einfallstor für diese Wunschmagie ist ein Fahrradsturz. Ob die Begegnung mit dem Fußballer tatsächlich stattgefunden hat oder der Phantasie Archies entspringt, bleibt offen. Die gewährten Wünsche aber entfalten eine zauberhafte Kraft, die Archie in absurd komische Situationen bringt und ihn schließlich erkennen lässt, dass er Hilfe annehmen darf und kann. Der Entwicklungsweg des unsicheren Archie hin zu selbstbewusstem Zutrauen in sich und seine Fähigkeiten spiegelt sich in humorvollen Spruchweisheiten, die zu Beginn jedes Kapitels sowohl Lucas Bailey als auch die Hauptfigur Archie Crumb zu Wort kommen lassen.»

 

J.M.M. Nuanez

Birdie und ich
Aus dem Englischen von Birgitt Kollmann
dtv Reihe Hanser, 2022
ab 11 Jahren

Begründung der Jury: «Sensibel, warmherzig und poetisch greift Birdie und ich das Thema Verlust auf. Der Tod ihrer Mutter hat die zwölfjährige Ich-Erzählerin Jack und ihren neunjährigen Bruder Birdie in ein verändertes Leben geschleudert. War es zuvor kein Problem, dass Birdie genderfluid lebt, führt dies in neuer Umgebung mit anderen Erwachsenen zu Turbulenzen. Birdie selbst lebt einen offenen Umgang mit Interessen und Vorlieben, die an keine Genderrolle gebunden sind – allein das neue Umfeld zieht Restriktionen ein, vor allem der konservative Onkel Patrick sorgt sich um Birdie; Jack leistet dabei Ausgleichs- und Vermittlungsarbeit. Für die feinfühlige Ich-Erzählerin gilt es, vieles zu hinterfragen und zu verstehen, was die familiale Vergangenheit und Gegenwart miteinander verbindet. Dass dabei niemand verurteilt wird – nicht Birdie, nicht die beiden Onkel, nicht die tote Mutter – ist eine gelungene Erzähl- und Konstruktionsleistung. Alle machen Fehler. Alle müssen mit dem Verlust eines geliebten Menschen klarkommen. Alle haben Enttäuschungen verursacht. Weil sie aber versuchen, sich gegenseitig zu unterstützen und zu verstehen, dürfen alle so bleiben wie sie sind. Den eindringlichen und gewandten Erzählton, der eine sensible Sprache für Inneres und Äußeres findet, hat Birgitt Kollmann leichtfließend und differenziert ins Deutsche übertragen.»

 

Gewinner:in  Kategorie Jugendbuch

Chantal-Fleur Sandjon

Die Sonne, so strahlend und Schwarz
Thienemann, 2022
ab 14 Jahren

Begründung der Jury: «Das Heranwachsen der jugendlichen Nova ist geprägt durch „Vielheiten“, wie sie es selbst nennt. Gerade erst hat sie sich gemeinsam mit ihrem jüngeren Bruder Cosmo und der Mutter aus dem gewalttätigen Einflussbereich des Stiefvaters gelöst und steht nun nicht nur in einer leeren Wohnung, sondern auch vor der Suche nach ihrem Selbstbild. Der Versroman zeichnet ihre Schritte im neugewonnenen Alltag nach. Langsam überwindet sie die seelischen und physischen Verletzungen der Vergangenheit. Hilfe findet sie bei ihren alten und neuen Freund:innen, ihrer Leidenschaft für das Rollschuhfahren und Tanzen sowie in einem ersten Verliebtsein in die gleichaltrige Akoua. Chantal-Fleur Sandjon erzählt in einer eindringlich verdichteten Verssprache mit unverbrauchten Metaphern von einer komplexen Identität. Mit dem im deutschen Sprachraum noch seltenen Versroman schreibt sie sich in eine US-amerikanische Tradition der Spoken Word Community ein und erweitert diese für einen deutschsprachigen Kontext. Das Heranwachsen als Schwarze, queere junge Frau in Deutschland wird in all seinen Vielheiten und Komplexitäten entwickelt. Konsequent führt Sandjon das individuelle Schicksal auch mit einer gesellschaftlichen Ebene zusammen und verweist auf gegenwärtige Themen wie Polizeigewalt und historische Ereignisse wie die Einwanderung afrikanischer Arbeitskräfte in die DDR.»

 

Nominiert Kategorie  Jugendbuch

Josephine Mark
Trip mit Tropf
Kibitz, ab 12 Jahren

Das Kaninchen erhält im Waldkrankenhaus eine Chemotherapie und liegt am Tropf. Als der ungeduldige Wolf hereinpoltert, bringt er gleich alles durcheinander. Etwas zu Essen könne man ihm hier präsentieren, meint der hungrige Isegrim. Aber hey – da sitzt ja ein Kaninchen. Allerdings scheint das ungenießbar, denn es stinkt gewaltig nach Chemikalien. Als gäbe es nicht genügend Unruhe, platzen jetzt auch noch die Jäger herein. Man gut, dass der Wolf das Kaninchen hat, das ihm im letzten Augenblick das Leben rettet. Von wegen! So ein Mist! Der Wolfskodex schreibt nämlich vor: Rettet dir jemand das Leben, musst du ihn beschützen, eben auch sein Leben retten. Es stecken eine Menge herrliche Anspielungen in der Buddy-Roadtrip-Story drin. Ein cooler Comic mit viel Empathie, der so richtig Spaß macht. Graphic Novel, Abenteuergeschichte 12+ Jahren – eindeutig Allage – Empfehlung!

Weiter zur Rezension:   Trip mit Tropf von Josephine Mark

 

Angeline Boulley

Firekeeper’s Daughter
Aus dem Englischen von Claudia Max
cbj, ab 14 Jahren

Begründung der Jury: «Das Leben zwischen verschiedenen kulturellen Kontexten prägt den Alltag der 18-jährigen Daunis. Sie ist eine Figur des Dazwischen. Einerseits gehört sie durch ihren Vater zur Kultur der Native Americans im Ojibwe-Reservat. Andererseits ist sie durch ihre weiße Mutter auch Teil einer anderen Welt außerhalb. Diese ambivalente Herkunft, bei der die Kategorien Race und Class unmittelbar miteinander verwoben sind, prägt Daunis‘ Selbstwahrnehmung, die sie in ihrer Ich-Perspektive selbstreflexiv und selbstbewusst verhandelt. Firekeeper’s Daughter verbindet die Aspekte der Identitätssuche im interkulturellen Spannungsfeld geschickt mit einem Thriller-Plot. Als Daunis Zeugin eines Mordes wird, wird ihr Alltag massiv aufgestört; viele sind nicht die, als die sie sich ausgeben, aber am Ende entdeckt Daunis ein Ankommen in ihrem Dazwischen-Sein. Der Roman rückt eine marginalisierte Stimme ins Zentrum, ohne sie zu reduzieren. Angeline Boulley gelingt es, vielschichtig und komplex von den Verhältnissen zu erzählen. Claudia Max hat dies treffend und sensibel ins Deutsche übersetzt, lässt sprachliche Besonderheiten bestehen und bettet Wörter aus der Kultur der Ojibwe ein. Das dadurch bei den Lesenden herausgeforderte Fremdheitsgefühl bleibt indes nicht in einer entfernten Distanz, sondern öffnet in der poetischen Kraft des Romans neue Räume des Denkens und Empfindens.   

 

Nils Mohl
Henny & Ponger
Mixtvision, ab 14

Sie treffen sich in der S-Bahn, lesen das gleiche Buch, schauen sich an. Ponger, der Mechatroniker lernt, im Arbeitskleidung; Henny barfuß in eine Öljacke gekleidet. Sie reden kurz. Plötzlich zieht sie aus heiterem Himmel die Notbremse, steckt ihm ein Handy zu. Dann haut sie ab. Die Polizei nimmt später von allen Bahngästen die Personalien auf, Ponger verdrückt sich. Doch am nächsten Tag kommt ein Polizist in die Werkstatt – der Name stand auf Pongers Arbeitsanzug – ein Zeuge sagte, er habe mit dem Mädchen geredet und sie hätte das gleiche Buch wie er dabei gehabt. Ponger ist sauer auf dieses Mädchen! Was hat er mit der zu tun? Ein bunter Genremix, Roadmovie, Coming-of-Age, Science-Fiction, Liebesroman mit einer wilden Story. Ich fand den Jugendroman gut, schon weil er durchgeknallt ist – ganz anders ist, als das, was wir kennen, sprachlich geschliffen, voller Feingefühl. Jugendbuch ab 14 Jahren.

Weiter zur Rezension:   Henny und Ponger von Nils Mohl 

 

Aiden Thomas


Yadriel und Julian. Cemetery Boys
Aus dem Englischen von Stefanie Frida Lemke
Dragonfly, 2022
ab 14

Begründung der Jury: «In Yadriels Familie sind die Frauen Heilerinnen und die Männer können als „Brujos“ Geister beschwören. Kurz vor dem so genannten Día de Muertos (Tag der Toten) will Yadriel beweisen, dass er ein richtiger „Brujo“ ist. Da er sich aber als Transjunge geoutet hat, wird er ausgeschlossen. Mit seiner Cousine und besten Freundin Maritza sucht er nach einem Weg, um das für sein eigenes Selbstbild so wichtige Übergangs-Ritual dennoch vollziehen zu können. Es gelingt ihm, mit dem Geist des kürzlich ermordeten Julian in Kontakt zu treten, dessen mysteriösem Tod er nachgeht. Rückhalt findet Yadriel bei einer neuen Freundesgruppe, die sich gegenseitig als Wahlfamilie Unterstützung gibt. Aiden Thomas‘ Urban Fantasy erzählt sensibel vom Weg eines Transjungen hin zur Akzeptanz durch seine Familie. Dass in dieser Form die Pronomen er/ihm selbstverständlich gesetzt sind, untermauert auch das gefestigte Selbstverständnis Yadriels, für den die Geschlechtsidentität nicht mehr in Frage steht. Die kulturellen Traditionen der Latinx-Gemeinschaft bilden den zentralen Bezugsrahmen, der mit aktuellen Fragen von Identitätsentwürfen geschickt verwoben wird. In flapsig-leichtem Ton, der dabei jegliche Oberflächlichkeit sicher vermeidet, erzählt der Roman in der Übersetzung von Stefanie Frida Lemke mit viel Humor von der Ernsthaftigkeit seiner Themen.

 

Cornelia Travnicek (Text), Michael Szyszka (Ill.)
Harte Schale, Weichtierkern
Beltz & Gelberg, 2022 
ab 14

Begründung der Jury: «Die 17-jährige Fabienne, deren Initialen bezeichnenderweise „FCK“ ergeben und damit subtil auf die ganz eigene Wahrnehmung ihrer Umwelt verweisen, erzählt in Tagebuchform über ihre Sommerferien. Für sie gilt es, ihren „Gedankenstrudel“ nach der Trennung von ihrem Freund wieder in den Griff zu bekommen. Hilfe holt sie sich dafür bei einem Therapeuten, der sukzessive die Diagnose „Asperger“ erstellt. Mit viel Ironie und Humor gibt Fabienne ihre Sichtweise auf sich selbst, aber auch ihre Umweltbeobachtungen und -bewertungen wieder. Der Oktopus in einer Kokosnussschale, auf den der Titel verweist, ist dabei die zentrale Metapher für ihr Erleben. Sie gibt sich als mysteriöse und intelligente Einzelgängerin und ist hinter einem Panzer aus entwaffnenden Worten eine verletzliche Person. Vielschichtig erzählt Cornelia Travnicek von einer jungen Frau im Autismus-Spektrum, und vermeidet dabei jegliche Verharmlosung oder Vereinfachung. Ergänzt wird der Erzähltext durch variantenreiche Illustrationen, die die Themen und Motive des Textes verdichten. Dabei arbeitet das Buch stark mit seiner Materialität: Ganze Seiten bleiben leer, Haftzettel werden angedeutet, karierte Notizbuchseiten sind eingebettet und die mit Tusche gemalten Illustrationen von Michael Szyska fügen sich (ver)fließend ein.»

 

Gewinner:in  Kategorie Sachbuch

Kathrin Köller (Text), Irmela Schautz (Ill.)Queergestreift. Alles über LGBTIQA+
Hanser, 2022
ab 11

Begründung der Jury: «Das bekannte Muster des ABC-Buchs stellt dieses Sachbuch gleich zu Beginn auf den Kopf: Die repräsentativen Buchstaben der queeren Gemeinschaft (LGBTIQA+) gliedern hier die Kapitel und stellen den vielfältigen Kosmos queerer Identitäten vor. Kathrin Köller nimmt sprachlich gewandt und sensibel queere Themen auf. Von Homosexualität in gesellschaftlichem oder historischem Kontext, über Transpersonen und geschlechtliche Vielfalt jenseits binärer Vorstellungen von Mann und Frau, bis hin zu Asexualität und Modellen von Beziehung und Sexualität: Queergestreift spart keinen Aspekt aus. Gesundheitliche, rechtliche und soziale Fragen werden anschaulich und respektvoll vermittelt. Die überbordende und ästhetisch ansprechende Buchgestaltung mit Illustrationen von Irmela Schatz schöpft aus der vollen Vielfalt der Jugendmedienkultur. Liedzitate oder Verweise auf Memes sowie Erfahrungsberichte queerer Menschen setzen sich mosaikartig zu einem großen Ganzen zusammen. Queergesteift ist ein wichtiges Handbuch, das nicht nur queeren Jugendlichen einen sicheren Erfahrungs- und Erprobungsraum bietet, sondern auch alle anderen einlädt, sich auf queeres Leben einzulassen. Mit Regenbogen-Cover und farbigem Buchschnitt setzt auch die Materialität ein starkes Zeichen für Vielfalt.»

 

Nominiert Kategorie Sachbuch 

Monika Vaicenavičienė
Was ist ein Fluss?
Aus dem Schwedischen von Cornelia Boese
Knesebeck, 2022
ab 5

Ein Sachbilderbuch, das Kindern die Welt der Flüsse näher bringt. Unsere Flüsse als Lebensraum, als Verbindung zwischen Städten und Menschen, als Lebensquelle und als Band voller Geheimnisse und Erinnerungen. Sehr poetisch und atmosphärisch führt und dieses Bilderbuch durch das Thema Fluss: «Ein Fluss ist eine Reise. – Ein Fluss ist ein Faden». Begeistert hat mich die atmosphärische Tonalität des Buchs. Jede Doppelseite trägt ein Leitthema. Bilderbuch zum Thema Natur, Flüsse, ab 5 Jahren, Sachkinderbuch Abteilung Lieblingsbuch!

Weiter zur Rezension:   Was ist ein Fluss? von Monika Vaicenaviciene

 

Alea Horst (Text, Fotos), Mehrdad Zaeri (Ill.)
Manchmal male ich ein Haus für uns. Europas vergessene Kinder
Klett Kinderbuch, ab 8

Begründung der Jury: «Nach dem Brand im Flüchtlingslager Moria befragte die Fotografin und Nothelferin Alea Horst Kinder und Jugendliche im Ersatzlager Kara Tepe nach ihren Erlebnissen, nach ihren Ängsten, Träumen, und Hoffnungen. Der titelgebende Wunsch der zehnjährigen Tajala aus Afghanistan spricht von der Sehnsucht nach der Befriedigung ganz fundamentaler Bedürfnisse. Auf Lesbos gibt es keine Geborgenheit, keinen Schutz, keine Struktur. Mit großformatigen Fotoporträts schließen eindringliche Sätze sich zusammen zu tief berührenden Einblicken in 22 junge Leben. Aus Afghanistan, aus Syrien oder aus dem Kongo stammend, eint die Sechs- bis 14-Jährigen der Verlust der Heimat, der Schrecken der Flucht und das qualvolle Warten im Transitraum Lager, der ihre Hoffnungen und ihren Mut auf härteste Proben stellt. Die Fotos zeigen die Kinder und Jugendlichen in oder vor Zelten, allein oder zu zweit, auf Kissen sitzend, auf Decken liegend oder beim Spiel. Alea Horsts Haltung ist dabei nie voyeuristisch, vielmehr immer auf Augenhöhe. Es sind die Stimmen der brutal an den Rand gedrängten Kinder, die hier Gehör bekommen. Das vermittelt ein differenziertes Bild der individuellen Schicksale hinter den Nachrichtenbildern. Gezeichnete Vignetten des Illustrators Mehrdad Zaeri heben zart das Erlebte, Gewünschte, Vermisste hervor – ein Haus ist immer dabei.»

 

Agata Loth-Ignaciuk (Text), Bartłomiej Ignaciuk (Ill.)
Ins ewige Eis! Nordpol und Südpol in einem Jahr
Aus dem Polnischen von Dorothea Traupe
Gerstenberg, 2022
ab 10 Jahren

Über eine schier unglaubliche Leistung berichtet dieses fesselnd geschriebene und ausdrucksstark illustrierte erzählende Sachbuch: Der polnische Abenteurer Marek Kaminski erreichte in einem Jahr sowohl den Nordpol als auch den Südpol. Auf der ersten Tour begleitete ihn sein Freund Wojtek Moskal. Spannend lässt sich die Expedition verfolgen, unterfüttert mit jeder Menge Sachinformation über Arktis und Antarktis. Unterhaltsam und lehrreich, ein wirklich gutes erzählendes Sachbuch als Graphic Novel gestaltet, das zeigt, zu welchen Anstrengungen der Mensch in der Lage ist – und wie gefährlich eine Polarexpedition ist, ab 10 Jahren.

 

Nadine Beck (Text), Rosa Schilling (Text), Sandra Bayer (Ill.)
 OffeneSex in echt. Antworten auf deine Fragen zu Liebe, Lust und Pubertät
migo, 2022
 ab 11

Sex in echt von Nadine Beck, Rosa Schilling und Sandra Bayer

Ein Aufklärungsbuch, das locker Fragen beantwortet und kurze Erfahrungsberichte von jungen Menschen einstreut, das alles mit knalligen Illustrationen unterlegt. Du bist, wie du bist, und du bist, wie du bist okay. Das Jugendbuch erklärt, stellt Fragen. Die Lust im Kopf, genießen mit allen Sinnen; was verändert sich am Körper in der Pubertät?, die Vagina, die Monatsblutung, der Penis, Solosex, LGBTQIA, verliebt sein, wo beginnt Sex?, Einvernehmlichkeit, wie geht Sex?, Verhütung, Krankheiten, Sextoys – das Buch spart nichts aus. Informieren, anstatt tabuisieren! Locker und sensibel werden alle Themenfelder sachlich vorgestellt. Prima Antwort auf offene Fragen; ab 11 Jahren. Empfehlung!

Weiter zur Rezension:  Sex in echt von Nadine Beck, Rosa Schilling und Sandra Bayer


Lucia Zamolo
Jeden Tag Spaghetti. Wie es sich anfühlt von hier zu sein, aber irgendwie auch nicht
Bohem, 2022
ab 12

Begründung der Jury: «Read + watch + listen = grow! Diese Achtsamkeits-Formel gibt Lucia Zamolo den Lesenden mit auf den Weg, um sich in humorvollen Erfahrungsskizzen mit den Themen Othering, Rassismus, Intoleranz und Diskriminierung zu beschäftigen. In ihrem autobiografischen Buch wählt Zamolo zarte Pastelltöne, um vermeintlich harmlose Vorurteile darzustellen, mit denen Menschen, die in Deutschland als irgendwie „anders“ angesehen werden, tagtäglich konfrontiert sind. Die ausdrückliche Subjektivität der Darstellung betont sie typografisch mit durchgehendem Handlettering, grafisch mit kleinen (auto)biografischen Comicszenen, Notizen und tagebuchartiger Seitengestaltung. Inhaltlich wird aus der Betroffenenperspektive von Gedanken und Gefühlen berichtet, die in typischen Othering-Situationen aufkommen. Sei es bei der Wohnungssuche von Menschen mit nicht deutsch klingenden Namen oder bei der Frage: „Wo kommst du EIGENTLICH her?“ Wissenschaftlich fundiertes Faktenwissen fließt über die adäquate Erläuterung von Fachbegriffen – was beispielsweise sind „Mikroagressionen“? – in die humorvoll bewegenden Erfahrungsskizzen mit ein. Es ist eine fröhliche Lust auf Sensibilisierung und Veränderung, die aus dem Erzählgestus dieses engagierten Buches spricht. Achtsameres Verhalten mag nach der Lektüre für die hierin wiederholt direkt angesprochenen Lesenden selbstverständlich(er) sein.»

 

Nominiert in Sonderpreis «Neue Talente»

Seit 2017 wird flankierend zum «Gesamtwerk» der Sonderpreis «Neue Talente» vergeben. Für den Sonderpreis «Neue Talente» 2022 hat die Sonderpreisjury spartenübergreifend Werke deutscher Illustrator:innen geprüft, die im vorangegangenen Jahr ein erstes herausragendes Werk veröffentlicht haben, das für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2022 eingereicht wurde. Der Sonderpreis ist mit 10.000 Euro dotiert.


SONDERPREIS «NEUE TALENTE» AUTOR:IN

Preisträgerin Annika Büsing

ausgezeichnet als «Neues Talent» für ihr Debüt Nordstadt, Steidl


Annika Büsing
Nordstadt
Steidl, ab 14 Jahre

Begründung der Jury: «Die 25-jährige Nene ist in der Bochumer Nordstadt aufgewachsen. Ihre Kindheit und Jugend war von Gewalt und Armut geprägt. Der Vater hat sie im Suff geschlagen und die Mutter hat weggeschaut, bis sie an Krebs gestorben ist. Geholfen hat nur das Schwimmen im Verein, wo sie Anerkennung und auch den Zuspruch ihrer Trainerin fand. Männer sind für Nene eigentlich passé, doch als sie Boris im Schwimmbad begegnet, ist es anders. Boris ist gehbehindert, weil seine esoterische Mutter eine Impfung gegen Polio verweigert hat. Er ist arbeitslos, menschenscheu und ein chronischer Lügner, aber Nene ist fasziniert und verliebt. Die Annäherung ist so kompliziert, wie die Kindheitswunden der Protagonist:innen auch. Annika Büsings Debüt verbleibt trotz der sozialen Problematisierung positiv und verschiebt die herkömmlichen Grenzen eines Jugendromans. Kraftvoll werden Kindheitsepisoden, Traumata und psychische Verletzungen offenbart, ohne dass die Erzählerin ihren Lebensmut, ihre Empathie oder ihren Optimismus verliert. Die Figuren sind gebrochen und stark zugleich und sie entsprechen einer Zeit, die sich Resilienz als Überlebensprinzip auf die Fahne geschrieben hat.

 

Nominiert in Sonderpreis «Neue Talente Illustration»

Matthias Kröner
Der Billabongkönig
Illustriert von Mina Braun
Beltz & Gelberg, 2022
ab 8

Beschreibung siehe Kategorie Kinderbuch

Begründung der Jury: «Ben, uneingeschränkter Herrscher über seinen schlammigen Sumpf, ist ein Krokodil, ein Billabongkönig. Er führt ein sorgenfreies Leben, bis zu dem Tag als eine Gräte quer zwischen seinen Zähnen stecken bleibt. So genannte Krokodilwächter, kleine Vögel, sorgen für Sauberkeit in den Gebissen, indem sie die Reste aus den Mäulern der Krokodile picken. Eine absolute Win-Win-Situation. Ben macht sich auf den weiten Weg zu einem Grätenzieher, dessen legendärer Ruf ihm vorauseilt. Nach diesem Besuch wird für Ben nichts mehr so sein, wie es vorher war. Eine Geschichte über Macht und Machtmissbrauch, und wie die filigrane Ordnung einer Gemeinschaft durch einen Einzelnen ganz schnell zerstört werden kann. Trotz der aktuellen Thematik gelingt es Matthias Kröner, Bens Geschichte mit einer gehörigen Portion Humor zu erzählen. Das Buch ist ganz im Dialog zwischen Erzähler und Krokodil geschrieben und das macht es so besonders. Es ist ein Vergnügen, diesen Dialogen zu folgen, weil Ben sich gerne in die Erzählung einmischt, nicht immer zur Freude des Erzählers. Ganz nebenbei fließen Details über das Leben von Krokodilen in die Geschichte ein. Dabei gelingt es Matthias Kröner, zusätzlich Sachwissen zu vermitteln. Bis zur letzten Seite ein großes Lesevergnügen.»

 

Josefine Sonneson
Stolpertage
Carlsen, 2022
ab 12 Jahren

Begründung der Jury: «Es sind Zeiten des Umbruchs und des Aufbruchs: Jettes beste Freundin ist schon lange weggezogen und der Kontakt zu ihr eingeschlafen. Die Eltern haben sich getrennt und die Mutter hat einen neuen Partner kennengelernt, mit dem sie nun zusammenziehen möchte. Der Umzug steht an und damit der endgültige Verlust des Elternhauses. Doch damit nicht genug: Jettes engste Vertraute und zugleich fester Orientierungspunkt ihres Lebens, die Schwester, wird nach dem Abitur eigene Wege gehen, ebenso wie Jettes dementer Großvater, dessen Leben an sein Ende kommt. „Bricht etwas ab, fängt wieder was Neues an. So ist das. Aber manchmal ist das eben doch nicht so.“ (S. 7) Zwischen diesen beiden Polen, die auf den ersten Blick oftmals gar nicht genau auseinanderzuhalten sind, vollzieht sich dieser eine, besondere Frühling der Ich-Erzählerin Jette, deren Alltag zwischen Erinnerungen an eine vermeintlich unbeschwerte Vergangenheit und ungewisser Zukunft oszilliert. Nichts ist gewiss, alles ist möglich in diesen Stolpertagen, die als Metapher für die Empfindungen der jungen Protagonistin fungieren. Adoleszenz erscheint hier, inhaltlich wie sprachlich in sehr überzeugender Weise verdichtet, als Kaleidoskop von Mosaikstücken, deren Zusammensetzung und Bedeutung ganz in die Wahrnehmung der Lesenden gelegt wird.»

 


Gewinner:in  Kategorie Jugendjury


Liz Kessler
Als die Welt uns gehörte
Aus dem Englischen von Eva Riekert
Fischer KJB, 2022 
ab 12 Jahren

Begründung der Jury: «Liz Kessler erzählt die Geschichte von drei Freunden – Elsa, Leo und Max –, deren Lebenswege durch die zeitgeschichtlichen Umstände getrennt werden. Die Bedeutung dieser Freundschaft zeigt sich in der Momentaufnahme einer gemeinsamen Fahrt im Riesenrad auf dem Wiener Prater 1936. Dort fühlen sich die Freunde beim Blick über die Stadt so, als ob die Welt ihnen gehört. Ein Foto dieses perfekten Moments wird für die drei Kinder ein unauslöschliches Erinnerungsstück bleiben, während die fortschreitende Machtübernahme Hitlers ihre Welt unausweichlich verändert. Erzählt werden die Ereignisse der Jahre 1936 bis 1945 abwechselnd aus den Perspektiven der drei Freunde. Die Erlebnisse von Leo und Elsa – beides jüdische Kinder – schildert die Autorin in der Ich-Perspektive, das Leben von Max, dessen Vater ein Nationalsozialist ist, in der dritten Person. Eva Riekert hat die drei Erzählstimmen ins Deutsche übertragen. Der Roman, der in Teilen auf der Familiengeschichte der Autorin basiert, gibt einen tiefen, erschütternden Einblick in die Jahre des Nationalsozialismus, in persönliche Schicksale und das Lebensgefühl der damaligen Zeit. Dabei gibt es für die Lesenden keinen Schonraum. Die Schrecken dieser Zeit werden authentisch dargestellt.»


Nominiert Kategorie Jugendjury 

Stefanie Höfler
Feuerwanzen lügen nicht
Beltz & Gelberg, 2022
ab 11 Jahren

Mischa und Nits sind beste Freunde. Mischa liebt die Poems von Nits. Und der bewundert Mischa, weil er schlau ist und ein wandelndes Lexikon über Tiere zu sein scheint. Lügen geht gar nicht, so Nits Überzeugung. Darum fragt er sich, warum Mischa dem Lehrer weismachen will, er hätte eine Chlorallergie, als der Schwimmunterricht beginnt – Nits erzählt er, die Badehose sei von Mäusen angefressen worden. Überhaupt scheint Mischa in Schwierigkeiten zu stecken – doch wohl eher sein Vater ... Nits betritt in dieser Familie plötzlich eine völlig andere Welt – die der Armut. Aber das ist ein Unterthema – Mischas Vater ist untergetaucht; Mischa und Nits werden ihn nicht im Stich lassen – aber das könnte gefährlich werden ... Spannung, Humor und ein wenig Tragik machen das Buch zu einem Leseerlebnis. Meine Empfehlung ab 11 Jahren für diesen exzellenten Kinderroman. 

Weiter zur Rezension:   Feuerwanzen lügen nicht von Stefanie Höfler 

  

Djaïli Amadou Amal
Die ungeduldigen Frauen
Aus dem Französischen von Ela zum Winkel
Orlanda, 2022
ab 14 Jahren

Eine Geschichte aus dem heutigen Kamerun, eine muslimisch geprägte Gesellschaft der Fulben – ein Patriarchat schlechthin. Drei Frauen, drei Geschichten, drei miteinander verbundene Schicksale. Ramla und Hindou sind Schwestern, werden am gleichen Tag verheiratet. Safira, die 20 Jahre lang die alleinige Ehefrau war, bekommt Ramla vor die Nase gesetzt. Hindou wird gezwungen, ihren Cousin zu heiraten, einen nichtsnutzigen Säufer. Pflichtlektüre für Schulen – so meine Meinung. Dieser autobiografisch geprägte Jugendroman, ein  Coming-of-Age, ist beileibe nicht nur Lesestoff für Jugendliche. Ja, man liest das alles mit Schnappatmung. Denn der Stoff handelt nicht von längst vergangenen Zeiten – und nicht nur im Kamerun leben Frauen unter diesen Verhältnissen; es ist schlicht zeitgenössische Literatur. Ein Text, der unter die Haut geht und in die Magenkuhle haut. Unbedingt Lesen!

Weiter zur Rezension:   Die ungeduldigen Frauen von Djaïli Amadou Amal


Deb Caletti
Wie ein Herzschlag auf Asphalt
Aus dem Englischen von Susanne Just
Arctis, ab 14 Jahren

Begründung der Jury: «Annabelle läuft, sie läuft durch zwölf Staaten der USA, sie läuft 4.375 Kilometer. Und sie läuft weg, sie flieht vor ihrem Leben, flieht vor dem Gefühl des Allein-gelassen-Werdens und vor allem flieht sie vor dem „Stehler“!

Was spontan in Seattle beginnt, wird dank ihrer Freunde, ihrer
Familie und der Menschen am Wegesrand zu einem professionellen Lauf mit Eventcharakter. Und je weiter sich Annabelle von ihrem Wohnort Seattle und damit auch von dem Stehler entfernt, je mehr sie sich, ihren Körper und den Asphalt unter sich spürt, desto mehr nähert sie sich wieder sich selbst an: Sie setzt sich mit quälenden Erinnerungen auseinander, durchläuft Phasen der Schuldbewältigung, der Trauer, der Wut, der Erkenntnis – und die Lesenden werden bis fast zum Schluss im Dunkeln gelassen und fragen sich: Was ist eigentlich passiert? Einfühlsam und subtil erzählt Deb Caletti vom Kampf einer jungen Frau gegen ein erlittenes Trauma, dem Annabelle im wahrsten Sinne des Wortes atemlos entgegentritt. Susanne Just hat das Buch ausdrucksstark und sensibel ins Deutsche übersetzt. Ein echter Lese-Marathon!»

 

Holly-Jane Rahlens
Future Fairy Tales. Geschichten aus einer anderen Welt
Aus dem Englischen von Christiane Steen
Rotfuchs, 2022
ab 14

Begründung der Jury: «Das neueste Werk von Holly-Jane Rahlens ist eine fiktive Märchen-Sammlung aus der Zukunft, genauer aus dem Jahr 2440. Es zeichnet sich vor allem durch seine Vielseitigkeit aus. Die Geschichten, in der gelungenen Übersetzung von Christiane Steen, unterscheiden sich nicht nur inhaltlich, sondern auch in ihren Textsorten: Von Interviews über Tagebucheinträge bis hin zu Liedtexten ist alles dabei. Bemerkenswert ist, dass die Figuren und Sichtweisen von den für Märchen üblichen Geschlechterrollen abweichen und Lesenden damit großes Identifikationspotenzial bieten. Die individuellen Illustrationen, die von zehn Kunststudentinnen stammen, unterstreichen die Vielfalt der Geschichten. Die Autorin zeigt mit Future Fairy Tales auf beeindruckende Weise, dass Märchen auch heute noch aktuell sind und einen zauberhaften Sog auf ihre Lesenden ausüben. Außerdem gelingt es ihr, auch schwierige Themen wie psychische Krankheiten, Gleichberechtigung und Diskriminierung auf einfühlsame, teils humorvolle Weise zu behandeln. Sie zeigt, dass einschlägige Normen wie Gut und Böse oft allein von der Perspektive der Betrachtenden abhängen.

 

Neal & Jarrod Shusterman
Roxy. Ein kurzer Rausch, ein langer Schmerz
Aus dem Englischen von Pauline Kurbasik und Kristian Lutze
Fischer Sauerländer, ab 14 Jahren

Begründung der Jury: «Das Vater-Sohn-Autorenduo Neal und Jarrod Shusterman ermöglicht einen einzigartigen und ehrlichen Einblick in das Leben zweier drogenabhängiger Geschwister. Alleinstellungsmerkmal des Romans: Alkohol, Aderall, Crystal Meth und andere Drogen erscheinen in menschlicher Gestalt, haben eine Persönlichkeit und locken mit einzigartigen Reizen. Inspiriert von der Götterfamilie der griechischen Mythologie haben nicht nur die Hauptfiguren ihre inneren Kämpfe zu bewältigen. Auch in der Großfamilie der Drogen gibt es Intrigen, Streitereien und Konkurrenz. Mit korrektem medizinisch-chemischem Hintergrund werden die Wirkungsprozesse der bekanntesten Drogen dargelegt. Im Fokus steht dabei der Weg in die Abhängigkeit. Sowohl das seelische als auch das körperliche Leid der beiden jugendlichen Protagonist:innen wird detailliert beschrieben. Dabei wird besonders auf die sozialen, psychischen und körperlich negativen Auswirkungen von Medikamenten- und Drogenmissbrauch eingegangen. Roxy will umfassend über die Lage von Drogenabhängigen aufklären und somit einen Beitrag zur Drogenprävention bei Jugendlichen leisten.»


Annika BüsingNordstadt
Steidl, ab 14 Jahren

siehe oben, Gewinnerin Sonderpreis 




SONDERPREIS «GESAMTWERK» AUTOR:IN

Preisträger Alois Prinz

ausgezeichnet für sein schriftstellerisches Gesamtwerk

Jurybegründung: «Mit seinen Biografien u.a. zu Hannah Arendt, Ulrike Meinhof, Dietrich Bonhoeffer oder Joseph Goebbels habe er Maßstäbe gesetzt und das Genre neu definiert. ‹Prinz erzählt von der Kraft, aber auch der Macht einzelner Personen, Weltordnungen in Frage zu stellen›, so die Sonderpreisjury. ‹Als Biograf und Erzähler stellt er sich Widersprüchen und hinterfragt plakative Verurteilungen. Mit seinen Biografien hat Prinz ein repräsentatives Personenspektrum und ein Gesamtwerk geschaffen, das in der Summe ein humanistisches und wegweisendes Weltbild vertritt.›»


Lesekompass Comic und Graphic Novel

Seit 2012 richtet der Lesekompass sein Augenmerk auf neu erschiene Kinder- und Jugendbücher, die besonders dazu geeignet sind, Kinder und Jugendliche für’s Lesen zu gewinnen. Ab diesem Jahr wird der Lesekompass sich auf ein Genre bzw. Thema fokussieren. In 2023 legt sie den Fokus auf Neuerscheinungen der Kategorie Comic und Graphic Novel.
Dies sind die 10 Comics, die es in die engere Auswahl geschafft haben:


Dies sind die 10 Comics, die nominiert wurden:


Naoki Urasawa 
Asadora
Carlsen Manga 2022, 208 Seiten
14 Jahren

Klappentext: «Dies ist der erste Band der Lebensgeschichte von Asa Asadora aus der Hafenstadt Nagoya. Der Manga greift einen Taifun von 1959 als historisches Ereignis auf und verknüpft mit japanischen Mythen und er Geschichte einer entstehenden Freundschaft zwischen dem Mädchen und einem alten, verbitterten Kriegsveteranen.Klappentext: «Die Bucht von Ise am 26. September 1959... Die quirlige Asa gerät am Tag des verheerenden Taifuns über Nagayo in den Wirbelsturm ihres Lebens. Mutig und selbstlos stellt sie sich der Katastrophe, hilft den Opfern und entdeckt dabei Spuren einer noch weitaus bedrohlicheren Gefahr. Und das ist nur der Auftakt der aufregenden Lebensgeschichte einer weiblichen Heldin von der Nachkriegszeit bis ins Tokyo des Jahres 2020. In seinem neuesten Streich verquickt Mangaka-Star Naoki Urasawa spannend und unterhaltsam wahre Begebenheiten mit japanischen Mythen, die zeitgenössische Geschichte Japans mit aktuellen wirtschaftlichen Aspekten bis hin zu den (mittlerweile gescheiterten) Olympia-Plänen des Jahres 2020.»

 

Tanja Esch
Boris, Babette und lauter Skelette
Kibitz, 2022 
ab 8 Jahren

Boris hätte gern ein Haustier, aber seine Eltern erlauben das nicht: stinkt, macht Dreck. Als eine Nachbarin ihn bittet, ihr Haustier Babette für ein Jahr in Pflege zu nehmen, da sie verreisen muss, zögert er nicht lange. Die Sache hat nur einen Haken: Er muss Babette vor den Eltern verstecken. Wer oder was ist Babette eigentlich? Sie ist gelb, läuft auf zwei Beinen, hat einen langen schmalen Schwanz (hat optisch was von einer Katze) und sie liebt Fernsehen, Flips und Grusel. Das Verrückteste: Babette kann sprechen - mit leichtem Sprachfehler! Boris informiert sich. So ein Wesen findet man nirgendwo. Die Graphic Novel ist ziemlich witzig, spannend und nerdig ausgefallen - das macht sie liebenswert. Babette wächst einem schnell ans Herz. Klasse Comic für Kinder ab 8 Jahren.

Weiter zur Rezension:  Boris, Babette und lauter Skelette von Tanja Esch 

 

Léa Mazé

Die Gruftis
toonfish, 2022, 240 Seiten
ab ca. 10 Jahren

Klappentext: «Die Eltern der Zwillinge Celine und Colin betreiben ein Bestattungsunternehmen und pflegen den Friedhof der Stadt. In der Schule macht das die beiden natürlich zu hervorragenden Zielscheiben für den Spott ihrer Mitschüler: Kein Tag vergeht, an dem die »Gruftis« nicht gehänselt werden. Sogar bei ihren Lehrern sind sie unbeliebt, denn das quirlige Duo denkt sich am laufenden Band Unsinn aus. Das Leben auf einem Friedhof ist eben sterbenslangweilig, und da ihre Eltern immer schwer beschäftigt sind, müssen Celine und Colin selbst für Unterhaltung sorgen! Zumindest, bis der Steinmetz des Friedhofs sie auf ein merkwürdiges Symbol an einem der Grabsteine hinweist, das der Schlüssel zu einem großen Mysterium sein könnte… Ein abenteuerlicher Comic-Krimi für mutige Kinder und Erwachsene, der beweist, dass sich im Leben viele Türen öffnen, wenn man sich traut, gegen den Strom zu schwimmen und seiner Neugier nachzugehen.»

 

Cece Bell
El Taubinio
Loewe Graphix,ab ca. 10 Jahren, 248 Seiten

Klappentext: «Superheldin mit Hörgerät: ÄTT MÄN ONA UBA MÄN? Das ist alles was Cece versteht, wenn sich die Nachbarjungen über Superhelden unterhalten. Schon als kleines Kind hat Cece ihr Gehör verloren. Seitdem trägt sie ein Hörgerät und hat gelernt, Worte und Sätze von den Lippen abzusehen. Aber Cece hasst das Hörgerät. Es ist riesig und Cece ist sich sicher, dass jeder sie deswegen anstarrt. Bis sie herausfindet, was das Phonic Ear noch alles kann. Denn als „El Taubinio“ ist Cece damit selbst schon fast eine Superheldin.
Warmherzig und humorvoll erzählt Cece Bell, wie sie durch ihr Alter Ego El Taubinio gelernt hat, sich so zu akzeptieren, wie sie ist.»

 


Nora Dåsnes

Hände weg von unserem Wald!
Klett Kinderbuch 2023, ab ca. 10 Jahren, 240 Seiten

Klappentext: Bao ist stinksauer. Der geliebte Wald hinter der Schule soll einem Parkplatz weichen? Das wird sie verhindern! Mit Tuva und Linnéa startet sie eine Protestaktion, die immer weitere Kreise zieht, bis hin zu einem Waldbesetzer Camp. Dass die Eltern der jungen Klima-Aktivist:innen darüber nicht durchgängig begeistert sind, ist klar. Aber immerhin bringen sie Essen vorbei. Wir kennen die energiegeladene Bao schon aus den hochgelobten „Regenbogentagen“. Den neuen Band, in dem sie nun die Hauptfigur ist, kann man auch unabhängig davon lesen. Wieder gelingt es Nora Dåsnes meisterhaft, das Lebensgefühl der heute 12- bis 14-Jährigen zu vermitteln – in einer emotional und rasant erzählten Graphic Novel, die man viel zu schnell ausgelesen hat. Eine starke und bewegende Geschichte über die Fridays-for-Future-Kids in Aktion.

 

Alice Oseman


Heartstopper, Band 1
Loewe Graphix 2022,  288 Seiten
ab ca. 12 Jahren

Klappentext:  Mitten ins Herz gestolpert: Dass Charlie schwul ist, weiß die ganze Schule. Dagegen ist Nick, der Star der Rugbymannschaft, so straight wie eine Goalline. Glaubt Charlie. Aber dann entwickelt sich eine intensive Freundschaft zwischen den beiden unterschiedlichen Jungen. Charlie weiß sofort, dass er in Nick verknallt ist. Nick braucht ein bisschen länger, bis ihm klar wird, dass er Jungen genauso heiß findet wie Mädchen – besonders Charlie.


James Davies 
Mythen Monster und Machtkämpfe im alten Griechenland
Knesebeck 2023, 64 Seiten
ab ca. 8 Jahren

In diesem Comic versammelt sich die bekanntesten griechischen Mythen, Sagen und Geschichten und das Buch gibt einen Überblick über tapfere Held:innen, erhabene Gottheiten und fürchterliche Ungeheuer. Das die Götter des Olymps bekanntlich der menschlichen Natur sehr nahe in ihren Emotionen liegen, eben noch stärker und gewaltiger in der Ausübung, macht diese Geschichten so spannend:: Liebe, Eifersucht, Verlust, Gier, Neid, Rache, Verschlagenheit, Tapferkeit und Heldentum geben sich die Hand. Wir schauen uns den Schöpfungsmythos an, reisen mit Orpheus in die Unterwelt, schließen uns Theseus an, wie er den gefürchteten Minotaurus aufsucht und wagen einen Blick in die Büchse der Pandora. Klasse aufbereitet für Kinder ab 8 Jahren, Graphic Novel – Empfehlung!

Weiter zur Rezension:   Mythen, Monster und Machtkämpfe im alten Griechenland von James Davies

 

Gud
Timothy Top -Der magische grüne Daumen
Edition Helden 2022, 144 Seiten
ab ca. 6 Jahren

In Timothy Tops Leben ist derzeit nicht so, wie er sich das vorstellt: Seine Eltern streiten sich ständig, und auch in der Schule gibt es nur Ärger. Vor der Haustür befindet sich sein Lieblingspark, mittendrin steht der mächtige Little John von 1870, ein uralter Baum. Der fiese Mr. Plumbee plant nun, den Stevenson  Park zu überdachen, ihn in eine graue Betonwüste zu verwandeln. Dazu soll Little John gefällt werden. Die Kinder in der Schule werden aufgefordert, sich einen Namen für den neuen Park auszudenken. Timothy ist entsetzt, Little John muss stehenbleiben! Seine Wut verleiht ihm Superkräfte … Comic für Kinder ab 6 Jahren.

Weiter zur Rezension:   Timothy Top - der Superheld mit dem magischen Daumen! von Gud

 

Josephine Mark
Trip mit Tropf
Kibitz, ab 12 Jahren

Das Kaninchen erhält im Waldkrankenhaus eine Chemotherapie und liegt am Tropf. Als der ungeduldige Wolf hereinpoltert, bringt er gleich alles durcheinander. Etwas zu Essen könne man ihm hier präsentieren, meint der hungrige Isegrim. Aber hey – da sitzt ja ein Kaninchen. Allerdings scheint das ungenießbar, denn es stinkt gewaltig nach Chemikalien. Als gäbe es nicht genügend Unruhe, platzen jetzt auch noch die Jäger herein. Man gut, dass der Wolf das Kaninchen hat, das ihm im letzten Augenblick das Leben rettet. Von wegen! So ein Mist! Der Wolfskodex schreibt nämlich vor: Rettet dir jemand das Leben, musst du ihn beschützen, eben auch sein Leben retten. Es stecken eine Menge herrliche Anspielungen in der Buddy-Roadtrip-Story drin. Ein cooler Comic mit viel Empathie, der so richtig Spaß macht. Graphic Novel, Abenteuergeschichte 12+ Jahren – eindeutig Allage – Empfehlung!

Weiter zur Rezension:   Trip mit Tropf von Josephine Mark

 

Andreas Steinhöfel, Melanie Garanin
Völlig meschugge
Carlsen Verlag 2022, ab ca. 12 Jahren, 288 Seiten

Klappentext: «Teenager zu sein ist nie einfach. Nicht für Umweltschützerin Charly, nicht für den syrischen Flüchtlingsjungen Hamid und auch nicht für Benny, dessen Opa im Sterben liegt. Zum Abschied gibt der seinem Enkel einen Davidstern, und erst als Benny den öffentlich trägt, wird allen bewusst, dass er Jude ist. Und Hamid ist Moslem! Schlagartig sprudeln aus den Jugendlichen die tradierten Ressentiments der Erwachsenenwelt – aber die drei kämpfen um ihre Freundschaft. Andreas Steinhöfels Protagonist*innen sind nicht nur unglaublich liebenswert, sondern auch durchaus kompliziert – und haben ihre ganz eigene Art, damit umzugehen. Während das Publikum die Geschichte in der gleichnamigen TV-Serie hauptsächlich aus Hamids Perspektive erfährt, wird diese Geschichte aus Charlys Sicht von Andreas Steinhöfel erzählt und von Melanie Garanin gezeichnet und verleiht ihr damit eine weitere Facette.»

 

IBBY Honour List

Diese Empfehlungsliste ist eine im Zweijahresabstand erstellte internationale Auswahl der besten Neuerscheinungen aus den IBBY-Mitgliedsländern. Sie wird in 2024 neu erstellt. Hier die IBBY-Website 

 

Josef Guggenmos-Preis für Kinderlyrik 2023

Der Josef Guggenmos-Preis für Kinderlyrik geht in diesem Jahr an

Noch nicht bekannt gegeben

 

Gustav-Heinemann-Friedenspreis für Kinder- und Jugendbücher

EIN FRIEDENSPREIS FÜR KINDER- UND JUGENDBÜCHER

Der Gustav-Heinemann-Friedenspreis für Kinder- und Jugendbücher wurde gestiftet, um die Verdienste des Bundespräsidenten Gustav Heinemann als Förderer der Friedensforschung und -erziehung zu würdigen, um Kinder- und Jugendbücher auszuzeichnen, die in besonderer Weise geeignet sind, Kindern und Jugendlichen die Idee eines von Toleranz und Zivilcourage geprägten friedlichen Zusammenlebens zu vermitteln.

Die niederländische Autorin Anna Woltz und ihre Übersetzerin Andrea Kluitmann werden für den Roman «Nächte im Tunnel» mit dem Gustav-Heinemann-Friedenspreis für Kinder-und Jugendbücher ausgezeichnet.

Begründung der Jury: Woltz hole den Schrecken nah heran und lasse zugleich die unzerstörbare Lebensfreude ihrer Figuren leuchten. 

Anna Woltz
Nächte im Tunnel
Aus dem Nierderländischen übersetzt von Andrea Kluitmann
Carlsen Verlag, 2022
224 Seiten
Lesealter: ‎ Ab 14 Jahren

 

Klappentext:  London, September 1940. Fast jede Nacht wird die Stadt bombardiert. Ella und ihr kleiner Bruder Robbie suchen Schutz in den weitverzweigten Tunneln der U-Bahn. Wie Sardinen liegen die Menschen dort unten dicht an dicht auf dem Boden. Auch Jay ist darunter, der sich ganz allein durchschlägt, und Quinn, die vom Landsitz ihrer Eltern abgehauen ist, um im Krankenhaus zu helfen. Nach und nach erzählen sich die vier von ihrem Leben und ihren Hoffnungen für die Zukunft. Sie werden zu einer eingeschworenen Gemeinschaft, die auch dann nicht zerbricht, als das Schlimmste passiert. Denn das Leben fängt gerade erst an.

Anna Woltz wurde 1981 in London geboren und wuchs in Den Haag auf. Sie studierte Geschichte in Leiden und arbeitet seither als Autorin und Journalistin. In den Niederlanden und Deutschland sind ihre Bücher bereits vielfach ausgezeichnet worden, u.a. mit dem katholischen Kinder- und Jugendbuchpreis, dem Luchs des Monats, dem silbernen und goldenen Griffel. Nach ›Meine wunderbar seltsame Woche mit Tess‹, ›Gips oder Wie ich an einem einzigen Tag die Welt reparierte‹ und zuletzt ›Hundert Stunden Nacht‹ ist dies bereits ihr viertes Buch bei Carlsen.


Schweizer Kinder- und Jugendbuchpreis 2022

Klappentext: Kinder im Alter von 3 bis 6 Jahren können gleichzeitig das Alphabet und die Schweiz kennen lernen. Der Schweizer Illustrator Niels Bläsi bebildert die einpräg- samsten Orte und Erlebnisse der Schweiz für staunende Kinder- augen. Von A wie Alphorn über E wie Edelweiss, G wie Gletscher bis S wie Skifahren.

Nominiert:


ABC Schweiz / ABC Suisse
Niels Blaesi (Text und Illustration)
Bergli Books 2022

Klappentext: Kinder im Alter von 3 bis 6 Jah- ren können gleichzeitig das Al- phabet und die Schweiz kennen lernen. Der Schweizer Illustrator Niels Bläsi bebildert die einpräg- samsten Orte und Erlebnisse der Schweiz für staunende Kinder- augen. Von A wie Alphorn über E wie Edelweiss, G wie Gletscher bis S wie Skifahren.



Il grande alveare
Elanor Burgyan (Illustration) und Giorgio Volpe (Text)
Caissa Italia 2022






Lea und Finn langweilen sich
Tom Reed (Text und Illustration)
Dörlemann 2022

Klappentext: Lea und Finn langweilen sich. Sie springen ein bisschen auf und ab. Und auf den Seiten hin und her. Und machen dann einen Riesensprung in den Spalt in der Mitte … … sie springen in eisiges Wasser … sie springen ins Weltall … sie springen an einen warmen Palmenstrand … sie springen und springen. Am Ende springen Lea und Finn wieder nach Hause.


Le Colibri

Hélène Becquelin (Illustration) und Élisa Shua Dusapin (Text)
Genf: La Joie de lire 2022





Le Livre bleu
Albertine (Illustration) und Germano Zullo (Text)
Genf: La Joie de lire 2022

 





Kinder- und Jugendbuchpreis Österreich 2023

Dieser Preis ist eine staatliche Würdigung des künstlerischen Schaffens von Autorinnen, Autoren, Illustratorinnen, Illustratoren, Übersetzerinnen und Übersetzer sowie eine Auszeichnung für die Produktion qualitätsvoller Kinder- und Jugendliteratur in österreichischen Verlagen. Insgesamt werden 4 Kinder- und Jugendbuchpreise vergeben, die derzeit mit je 6.000 Euro dotiert sind. Bis zu 6 weitere Bücher werden in die Kollektion zum Österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreis aufgenommen.

Die mit jeweils 6.000 Euro dotierte Auszeichnungen gehen 2023 an 

 

Superglitzer
Melanie Laibl und Nele Brönner
Luftschacht

Klappentext: Wo hört die Natur auf? Und wo fängt die Technik an? Und was, wenn beide Welten aufeinandertreffen? Eine Handvoll tierischer Freunde findet jedenfalls ein Smartphone im Wald. Losgelöst vom Menschen und mit-ten in der mehr oder weniger unberührten Natur erfährt das „Ding“ eine völlig neue Einordnung. Es findet ein Per-spektivenwechsel statt, der uns das glitzernde Objekt und seine Aktionen mit den Augen einer Elster, eines Fuchses, eines Maulwurfs und einer Ameisentruppe betrachten lässt. Diese reagieren mit Irritation, Schüchternheit, Neu-gierde und einem gewissen Mut zum Experiment – aber auch mit einem ironischen Blick auf unsere übertriebene Technikaffinität. Die Art und Weise, wie die Tiere letztend-lich selbst von der Technik Gebrauch machen, ist dann wieder überraschend menschlich!

 
Schneelöwe
Heinz Janisch und Michael Roher
Tyrolia

Klappentext: Habt ihr vielleicht eine leise Idee, welches Tier in euch geweckt werden will? Dem Ich-Erzähler in diesem außergewöhnlichen Bilderbuch ist das schon längst klar: „Ich bin ein weißer Schneelöwe,“ verkündet er stolz und selbstbewusst. Zuweilen bewegt er sich geschmeidig durch die Welt und lässt Unrecht nicht stehen. Beobachten – das kann er auch ganz genau und lädt uns ein, mit ihm ein wenig hinter die Fassade zu blicken, das wahre innere Wesen der Menschen zu erkennen. So findet man in seiner Klasse noch einen Tiger, zwei Zebras und drei Giraffen, der Direktor ist ein Elefant, die Lehrerin eine Antilope. Verbunden wird dies allerdings mit dem gleichsam unausgesprochenen Einverständnis, diese ganz persönlichen Geheimnisse nicht zu verraten. Respekt und Toleranz, Vertrauen und Verlässlichkeit, die Anerkennung von Verschiedenartigkeit … alles, was ein gutes soziales Miteinander erst möglich macht, verpackt in ein wunderbares Bilderbuch des exzeptionellen Künstler-Duos Heinz Janisch und Michael Roher. Poetisch entspannt und zugleich tiefgründig berührend fließt der Text durch die Seiten, umgesetzt in Bilder, die vollständig in Blau gehalten eine ganz besondere Wirkung entfalten, mit ihren verschiedenartigen Interpretationszugängen überraschen und mit denen sich der erste Christine-Nöstlinger-Preisträger Michael Roher wieder einmal neu erschafft, ohne seine eindeutige Handschrift zu verlieren.



Ein Baum kommt selten allein
Elisabeth Etz und Nini Spagl
Leykam

Klappentext: Kennt ihr die Bäume eurer Freund*innen?« Habt ihr jemals eure Freund*innen nach ihren Lieblingsbäumen gefragt, ein Baumgedicht erhalten oder Blätter bekommen, die jemand für euch gesammelt hat? Nach dem großen Erfolg von »Ein Baum kommt selten allein« folgt nun das allererste Freundschaftsbuch seiner Art. In diesem Buch erfahrt ihr nämlich nicht nur alles, was ihr schon immer über eure Freund*innen wissen wolltet, es bringt die Natur in euer Zimmer. Ein Freundschaftsbuch der besonderen Art mit Platz zum Einkleben getrockneter Blätter und einer Anleitung zum Blättersammeln und Bäume beobachten.



Michael Hammerschmids und María José de Tellerías
wer als erster
Jungbrunnen

Klappentext: Durch ihren Rhythmus und ihre musikalische Komponente aktivieren Gedichte im Gehirn mehrere Bereiche – die Texte werden leichter behalten und begleiten Kinder oft über viele Jahre.Michael Hammerschmid stellt im vorliegenden Buch eine besonders feine Auswahl seiner Gedichte vor: Sprachspielerisch, assoziativ und mit unerwarteten Wendungen eröffnet er Welten, die Kinder staunen lassen und zum Fabulieren einladen.Die argentinische Illustratorin María José de Tellería ist im deutschen Sprachraum bislang unbekannt. Mit ihren vielschichtigen und poetischen Illustrationen gelingt es ihr, die Stimmungen der Gedichte einzufangen und zu verstärken. Ihre lebensfrohen Bilder erzählen eigene Geschichten und entwickeln einen Zauber, dem man sich nicht entziehen mag.


Weitere sechs Titel wurden von der Jury als besonderer Lesetipp ausgewählt:

Nadine Kappacher, Das Wort mit Sch…, Tyrolia

Lena Hesse, Das kleine Unsichtbar, Edition Nilpferd im G&G Verlag

Michael Stavarič, Stella Dreis, Piepmatz macht Wald aus euch!, Leykam

Lena Raubaum, Clara Frühwirt, Worauf wartest du noch?, Tyrolia

Leonora Leitl, Kaiserschmarrn. Mein genialer Sommer mit Ziege, Kunstanstifter

Andrea Karimé, Raffaela Schöbitz, Planetenspatzen Picus

 

Der Buxtehuder Bulle 2023

Der Buxtehuder Bulle ist einer der ältesten und wichtigsten deutschen Literaturpreise. Er zeichnet das beste Jugendbuch des Jahres aus. Prämiert werden Jugendromane deutschsprachiger Autoren ebenso wie fremdsprachige Titel, die ins Deutsche übersetzt wurden. Jeder Sieger erhält neben dem Preisgeld in Höhe von 5.000 Euro eine Stahlplastik in Form eines Bullen. Ziel des Buxtehuder Bullen ist es, Jugendliche für das Lesen zu begeistern und die Verbreitung guter Jugendbücher zu fördern.

Eine Jury aus elf Jugendlichen und elf Erwachsenen hat entschieden, der Preis in 2023 geht an:

Die Gewinner:in:


Jennifer Lynn Barnes
The Inheritance Games
CBJ

 Klappentext: Avery Grambs hat einen Plan: Highschool überleben, Stipendium abgreifen und dann – nichts wie raus hier. Doch all das ist Geschichte, als der Multimilliardär Tobias Hawthorne stirbt und Avery fast sein gesamtes Vermögen hinterlässt. Der Haken daran? Avery hat keine Ahnung, wer der Mann war. Um ihr Erbe anzutreten, muss Avery in das gigantische Hawthorne House einziehen, wo jeder Raum von der Liebe des alten Mannes zu Rätseln und Geheimnissen zeugt. Der Haken: Hier wohnt auch auch dessen gerade frisch enterbte Familie. Allen voran die vier Hawthorne-Enkelsöhne: faszinierend, attraktiv und gefährlich. Gefangen in dieser schillernden Welt aus Reichtum und Privilegien, muss Avery sich auf ein Spiel aus Intrige und Kalkül einlassen, wenn sie überleben will.

Jennifer Lynn Barnes ist eine US-amerikanische Autorin und hat bereits mehr als 20 Jugendromane geschrieben und damit auch die Bestsellerliste der New York Times erklommen. Sie war Fulbright-Stipendiatin und studierte Psychologie, Psychiatrie und Kognitionsforschung. Ihren Abschluss machte sie an der Yale University und arbeitet nun als Professorin für Psychologie und Kreatives Schreiben.

 

Mit nur einer Stimme Vorsprung hat am Ende der erste Band von Barnes Thriller-Trilogie gewonnen, dicht gefolgt von «In unserem Universum sind wir unendlich» (Thienemann-Esslinger) von Sarah Sprinz. Insbesondere in der jugendlichen Jury hatte der Gewinnertitel punkten können. Die Preisverleihung findet im November statt.

Nominiert waren:

Deb Caletti: Wie ein Herzschlag auf Asphalt (Arctis)
Übersetzung: Susanne Just

Sera Milano: Nichts wird wie vorher sein (Carlsen)
Übersetzung: Birgit Schmitz

Alice Oseman: Loveless (Loewe)
Übersetzung: Vanessa Walder

Julya Rabinowich
Dazwischen: Wir
Jugendbuch, Jugendroman, Asylsituation, Rassismus
Kartoniert, 256 Seiten
Carl Hanser Verlag, 2022
Altersempfehlung: ab 13 Jahren

Nach «Dazwischen: Ich» erzählt Julya Rabinowich in «Dazwischen: Wir», wie die Jugendliche Madina ihren Weg in ihrer neuen Heimat findet. Madina hat den Krieg und die Fluchtsituation der Familie hinter sich gelassen und ist nun angekommen. Sie sind aus dem Flüchtlingsheim ausgezogen, haben eine eigene Wohnung in dem Haus, indem auch ihre Freundin Laura wohnt. Ein ganz normaler Alltag auf der einen Seite, mit allen Problemen, die man in diesem Alter haben kann – aber auch ein belastender Alltag mit Familienproblemen, die andere in dieser Form nicht haben. Alltagsrassismus, ein weiteres Thema. Ein spannender, bewegender Jugendroman ab 13 Jahren. Empfehlung!

Weiter zur Rezension:   Dazwischen: Wir von  Julya Rabinowich

 

Kinderbuchpreis des Landes NRW 23

 geht an Angela Bernhardt und Julia Dürr

Jurybegründung: «Gewitzt, einfühlsam, nahbar  - Kindern und Jugendlichen Lust aufs Lesen zu machen und ihre Begeisterung für Bücher zu wecken, ist unverzichtbar auch und gerade in einer zunehmend digitalen Welt. Das Rätsel um die rosa Box macht genau das. Angela Bernhardt und Julia Dürr ist es gelungen, eine einfühlsame, warmherzige und zugleich überraschende Geschichte aus dem Leben von Kindern zu erzählen. Die Aktualität macht es den jungen Leserinnen und Lesern besonders leicht, sich mit den Protagonisten zu identifizieren und über den respektvollen Umgang miteinander nachzudenken. Dieses Buch ist ein echter Mutmacher für junge Leserinnen und Leser.»

 

Angela Bernhardt und Julia Dürr
Das Rätsel um die rosa Box 
Tulipan, 2021, 64 Seiten
Ab 7 Jahren

Klappentext: Wenn Nanna ihren Namen tauschen könnte, würde sie das sofort machen. Denn ihr Name bedeutet »die Wagemutige«. So fühlt Nanna sich allerdings nie. Sie ist eher ängstlich und traut sich viele Dinge nicht zu. Ihr Mitschüler Milan nutzt deshalb jede Gelegenheit, sich über sie lustig zu machen. Als Nanna eines Tages beobachtet, wie Milan eine kleine rosa Musikbox klaut, wendet sich das Blatt. Nanna nimmt all ihren Mut zusammen, um herauszufinden, warum er das getan hat. Klauen geht für Nanna gar nicht, doch als sie erfährt, dass die Box ein Geschenk für Milans gehörlose Schwester ist und er durch den Diebstahl in Schwierigkeiten gerät, hilft sie ihm auf ungewöhnliche Art aus der Patsche. Ausgezeichnet mit dem Kinderbuchpreis 2023 des Landes Nordrhein-Westfalen

 

 

Astrid-Lindgren-Memorial-Award (ALMA)

Der Astrid-Lindgren-Memorial-Award gilt als weltweit wichtigster Preis für Kinder- und Jugendliteratur und ist die weltweit höchstdotierte Auszeichnung für Kinder- und Jugendliteratur. Die schwedische Auszeichnung, die mit 5 Millionen schwedischen Kronen dotiert ist (rund 455.000 Euro), wird seit 2003 jährlich an einen oder mehrere Preisträger verliehen. Ausgezeichnet werden Autoren, Illustratoren, mündliche Erzähler sowie Einzelpersonen oder Organisationen, die in der Leseförderung im Geist Astrid Lindgrens aktiv sind. Eine Expertenjury wählt aus einem Pool von Kandidaten, die von Organisationen und Institutionen aus der ganzen Welt nominiert werden, die Gewinner aus. Die Verwaltung des Astrid Lindgren Memorial Awards liegt beim staatlichen Kulturrat Schwedens.

In diesem Jahr wird die amerikanische Autorin Laurie Halse Anderson geehrt.

Begründung der Jury:  «In ihren dicht geschriebenen Romanen für junge Erwachsene gibt Laurie Halse Anderson der Suche nach Sinn, Identität und Wahrheit eine Stimme, sowohl in der Gegenwart als auch in der Vergangenheit. Ihr dunkel strahlender Realismus offenbart die wesentliche Rolle von Zeit und Erinnerung im Leben junger Menschen. Schmerzen und Ängste, Sehnsucht und Liebe, Klasse und Sex werden mit stilistischer Präzision und leidenschaftslosem Witz untersucht. Mit zärtlicher Intensität beschwört Laurie Halse Anderson Stimmungen und Emotionen herauf und schreckt auch vor den härtesten Dingen nicht zurück.»

Laurie Halse Anderson gilt als eine der bekanntesten US-amerikanischen Jugendbuchautorinnen. Ihr bahnbrechender Roman «Speak» wurde 1999 veröffentlicht und in viele Sprachen übersetzt und verfilmt, heißt es in einer Pressemitteilung des Swedish Arts Council. In ihren ausdrucksstarken Jugendromanen gebe sie der Erfahrung von Heranwachsenden mit manchmal brutaler Ehrlichkeit eine Stimme. Ein wiederkehrendes Thema für Anderson sei die Sehnsucht nach Liebe und Zugehörigkeit.


Sprich!

Klappentext: Wehr dich! Sprich! Es ist Melindas erstes Highschool-Jahr, darauf hatte sie sich gefreut. Doch jetzt ist alles wie ein böser Traum: Von ihrer Freundin wird sie geschnitten, die neuen Mitschüler reagieren abweisend. Melinda gilt als Zicke, seit sie auf jener Party die Polizei gerufen hat, aber nicht sagen wollte, warum. Sprechen kann und will sie nicht darüber. Es dauert ein Jahr, ein ganzes Schuljahr, bis Melinda ihre Sprache wiederfindet – und mit ihr die Kraft, sich zu wehren. (dtv)



Troisdorfer Bilderbuchpreis 2023

 Der Troisdorfer Bilderbuchpreis, wird in diesem Jahr zum 24. Mal verliehen und er ist der einzige Spezialpreis für künstlerische Bilderbuchgestaltung im deutschsprachigen Raum. Die Jury entschied einstimmig.

 

Die Gewinner:in:

Uwe-Michael Gutzschhahn
In meinem Rucksack wohnt ein Tiger
Sauerländer Fischer

Klappentext: Kinder lieben Katzen und für viele ist es ein Herzenswunsch, einen kleinen kuscheligen und schnurrenden Freund zu haben. Ben hat eine Katze. Mama glaubt ihm nicht. Aber Ben weiß es genau. Sie wohnt in seinem Rucksack. Ben hat sie Tiger genannt. Aber keiner darf Tiger sehen. Tiger schläft und will nicht herumgezeigt werden. Er bekommt Angst, wenn es zu laut um ihn herum wird und dann macht er sich im Rucksack ganz klein. Nur Lili, Bens Freundin, darf Tiger sehen. Ganz vorsichtig schauen sie in den Rucksack hinein. Eine poetische Bilderbuchgeschichte über die Kraft kindlicher Phantasie, über Freundschaft und Vertrauen.

Begründung der Jury: mit «ihren „wenigen, immer wiederkehrenden Farben und kolorierten Umrisszeichnungen erschafft Sabine Kranz einen Tiger mit eher katzenähnlichem Äußeren, der angeblich in Bens Rucksack wohnt. Doch sehen wir als Leser*innen den Tiger immer wieder – und zwar außerhalb des Rucksacks. Die eher phantastische, da übergroße und teilweise durchsichtige Erscheinungsform des Tieres lässt dabei vermuten, dass der Tiger nicht real existiert. Tatsächlich bleiben Text-und Bildkonstellation sehr deutungsoffen und überlassen dem Lesenden zahlreiche Freiräume, die dazu einladen, selbst zu entdecken und zu interpretieren. Die zahlreichen Nebenszenen wiederholen Gleiches. Kurzum: Ein wunderbares, ästhetisch reizvolles Buch über Phantasie und Freundschaft, das durch seine Uneindeutigkeit in Wort und Bild zum aktiven Lesen motiviert.»

 

Den zweiten Preis vergab die Jury an

Susanne Straßer, Wenn Gott ein Kaninchen wäre, Verlag Herder

Der dritte Preis an

Bernd Mölck-Tassel, Wir Menschen, Jacoby&Stuart

Den Förderpreis erhält Nina Maria Drangmeister für ihre Illustrationen zu Rainer Maria Rilkes Gedicht Der Panther.

 

Die unabhängige Kinderjury, die sich aus Drittklässlern Troisdorfer Grundschulen zusammensetzte, wählte als ihren Favoriten das Buch 

Was macht ihr denn da?, Alexandra Prischedko Edition Bracklo

 


Peter-Härtling-Preis 2023

Der alle zwei Jahre in Weinheim vergebene Peter-Härtling-Preis ist ein Literaturpreis für Kinder- und Jugendliteratur. Die vom Preisgeber (Verlagsgruppe Beltz) unabhängige Jury, zu der auch der namensgebende Schriftsteller Peter Härtling gehört, verleiht den Preis für noch nicht veröffentlichte Manuskripte, die sich an Kinder und Jugendliche von 10 bis 15 Jahren richtet. Neben dem Preisgeld in Höhe von 3.000 € erhält der Sieger das Angebot, den Text in einem Verlag zu veröffentlichen.

Gewinner:

David Blum
Kollektorgang
Beltz & Gelberg

Klappentext: Mario wurde nicht einmal 14 Jahre alt. Wieso, das erzählt er von seinem Grab aus: Wie zwei Gruppen sich in unterirdischen Katakomben ihr eigenes Reich bauen, um das sie kämpfen bis zum Tod, von Freundschaft und einem phänomenalen Boxkampf zwischen seinem besten Freund Rajko und einer Gang Neonazis. Mit viel schwarzem Humor, aber auch voller Hoffnung und Liebe berichtet Mario von Gewalt, Außenseitertum und dem trostlosen Dasein zwischen Plattenbauten, wo Eltern genau so abwesend sind wie eine Zukunft. Dieser wortgewaltige Roman entfaltet einen un-heimeligen Sog, dem man so nur selten begegnet – vielleicht sogar nie. Genau wie den Erwachsenen im Plattenbau.

Der nur 128 Seiten kurze Roman schildert den Kampf von jugendlichen Plattenbaubewohnern gegen eine aggressive Bande von Neonazis, der sich in den düsteren Katakomben abspielte, die vernetzt unter solchen Stadtvierteln für die Versorgungsleitungen verlaufen. Das Betreten ist strengstens untersagt, was Jugendliche natürlich schon immer angezogen hat.

«David Blum wählt für seine Geschichte eine gewagte Erzählperspektive. Der 14-jährige Ich-Erzähler Mario stirbt nach einer Auseinandersetzung mit der Neonazi-Gang und erzählt, auf seinem Grabstein sitzend („Mein Hintern klebt förmlich an dem Stein“), im Rückblick die letzten Tage seines kurzen Lebens. Dieser erzählerische Kunstgriff verleiht dem Roman keineswegs die Stimmung einer nekrophilen Tristesse; Tilman Spreckelsen bringt das in seiner Laudatio so auf den Punkt: „Wie jeder Roman, der vom Tod spricht, handelt er vom Leben. Wer erzählen kann, kann auch noch hoffen“. Das bezieht sich nicht auf Mario, wohl aber auf die Leser des Buches. Natürlich darf in diesem Lebensabschnitt nicht die Liebesgeschichte fehlen – mit einem „Mädchen, so schön wie Himbeereis und so klug wie dreizehn Taschenrechner. So traurig wie ein Eisberg und so stark wie ein Fahrradschloss“. Das Buch spielt in der Mitte der 90-er Jahre in einer fiktiven ostdeutschen Stadt; die Eltern der Jugendlichen sind mehr oder weniger abwesend. „Was aus Vater geworden ist? Ich nehme an, er arbeitet irgendwo an einer Leberzirrhose.“ Marios Grab-Nachbar ist Hoffmann, eine Art Oberhausmeister, der seine Arbeit verloren hat, die neue Welt nicht mehr versteht und selbst im Grab noch nervt. Boxen spielt in den Auseinandersetzungen der Jugendgangs eine wichtige Rolle. David Blum, der selbst in einer solchen Plattenbausiedlung aufgewachsen ist, aber einfach nicht der Typ war, sich zu prügeln, hat ca. 50 Boxbücher gelesen, um sich mit der Kampftechnik vertraut zu machen.»

  

Christine-Nöstlinger-Preis für Kinder- und Jugendliteratur 2023

 2023 wird ihr der zum dritten Mal vergebene Christine-Nöstlinger-Preis für Kinder- und Jugendliteratur verliehen. Er wird von der Stadt Wien Kultur, Christine Nöstlingers Buchstabenfabrik und dem Hauptverband des Österreichischen Buchhandels gemeinsam ausgerichtet. Der Preis zeichnet Menschen aus, die Kindern und all jenen, die sonst nicht gehört werden, eine Stimme geben, ihre Perspektive einnehmen und so einen kleinen Beitrag leisten, deren Leben ein Stück gerechter zu gestalten. 

Gewinnerin:

Lilly Axster 

Begründung der Jury: «Als Theater-, Kinder- und Jugendbuchautorin bricht Lilly Axster in ihrem Werk konsequent Strukturen auf, die sie als verkrustet und menschenfeindlich empfindet“, heißt es in der Jurybegründung. „Das kann in der Sexualität sein, aber auch in Beziehungen, Institutionen und in der Sprache. Axster thematisiert verunsichernde kindliche Erfahrungen wie den Umzug in ein fremdes Land oder Fragen von Identität und Zugehörigkeit, schildert Selbstfindung und rettende Beziehungen zwischen Alten und Jungen. Sie gibt jungen Menschen Mut und sie zeigt ihnen Vorbilder. Für all das findet sie ihren je eigenen Stil, stellt ihre sprachliche Kreativität immer aufs Neue in den Dienst kompromisslosen Engagements.»

 


 

Deutsch-Französischer Jugendliteraturpreis 2023

Der Deutsch-Französische Jugendliteraturpreis ist ein gemeinsamer Preis zwischen Deutschland und Frankreich. Er will die zeitgenössische Jugendliteratur beider Länder bekannter machen und den literarischen Dialog fördern. Durch die Auszeichnung sollen deutsche und französische Verlage auf herausragende Kinder- und Jugendbücher von Autor:innen des Nachbarlandes aufmerksam werden, die noch nicht in die deutsche oder französische Sprache übersetzt sind. Sie sollen neugierig werden auf die ernsten und heiteren, die spannenden und nachdenklichen Geschichten über eine Lebenswirklichkeit, wie sie sich dem jugendlichen Protagonist:innen zeigt. Sie sollen erkennen, dass die jugendliterarischen Texte Brücken bauen ins jeweils andere Land und es möglich machen das scheinbar Fremde einfach wegzulesen. Der Deutsch-Französische Jugendliteraturpreis will Brückenbauer sein und für das Verständnis zwischen den beiden Kulturen werben. Der Preis ist für jede:n Preisträger:in mit 6.000 Euro dotiert. Für die Übersetzung in die deutsche oder französische Sprache und die Edierung der beiden gepreisten Bücher werden je 2.000 Euro gemeinsam für Übersetzung und Verlag bereitgestellt. Verantwortlich für das Gemeinschaftsprojekt sind die Europäische Kinder-und Jugendbuchmesse und die Stiftung für die deutsch-französische kulturelle Zusammenarbeit.

 

Der Gewinner:

Benjamin Gottwald
Spinne spielt Klavier
Carlsen

Begründung der Jury: «Hier dürfen Kinder zischeln und knurren, hauchen, brummen und mehr: Wie hört es sich an, wenn Luft aus dem Fahrradschlauch entweicht, Bauklötze umfallen? Wie klingen Würfel, ein Fön, ein Wasserfall? Benjamin Gottwald fokussiert die jeweiligen Szenen so, dass er Menschen, Tiere, Landschaften und Gegenstände zum Klingen bringt und die Betrachter.innen zudem meist wissen, auf welches Geräusch es denn gerade ankommt – eine rechte Kunst. Aber gar nicht immer leicht mit Leben zu füllen: Wie hört sich denn ein sanft dahingleitender Papierflieger an? Auf Doppelseiten werden auch Geräusche gegenübergestellt, teils werden Erzählzusammenhänge hergestellt und Binnenstrukturen sichtbar. Letztlich sind Gottwalds klar strukturierte, interaktive Bilder ein Ratespaß sondersgleichen. Irgendeine Form von Text braucht dieses Buch daher nicht – es „spricht“ für sich.»

Begründung der Jury:  «Ein Buch ganz ohne Text, das Kinder vorlesen können – wie soll das gehen?», so der Juryvorsitzende Stefan Hauck in seiner Laudatio. «Benjamin Gottwald schafft das, und zwar ganz mühelos. Indem er auf die Assoziations- und Kombinationsgabe seiner Leserinnen vertraut […], die auf jeder Seite interaktiv gefordert sind.» Und er lud das Publikum ausdrücklich dazu ein: «Probieren Sie es mal aus und Ihnen wird klar, warum dieses Buch so viel Spaß macht und warum es im Duett, Terzett usw. mit anderen Kindern und Erwachsenen doppelt so lustig ist.»


Diese Titel waren für den deutsch-französischen Jugendliteraturpreis nominiert:

Die beiden Siegertitel werden von 12. bis 14. September auf der Europäischen Kinder- und Jugendbuchmesse in Saarbrücken bekanntgegeben. Ausführlich habe ich nur die Deutschsprachigen beschrieben.

 

Antje Damm
Ahhh!
Tulipan

Klappentext: Eine Frau geht mit ihrem Hund Gassi. Eine Runde um den Häuserblock. Das ist nichts Außergewöhnliches? Stimmt. Doch plötzlich zieht der kleine Vierbeiner an der Leine. Und löst damit eine Kettenreaktion aus, die es in sich hat … Einfach, witzig und ohne viel Worte.

Begründung der Jury: «Eine Leine bedeutet: Jemand zieht und etwas wird gezogen. Oder umgekehrt? Die Illustratorin und Architektin Antje Damm baut eine Bühne ohne Hintergrund; der Grundton Grau charakterisiert die Straße. Hier finden von Zufall geprägte Begegnungen statt, die mit Rufen wie „Oh!“, „Hui!“ oder „Na?“ kommentiert werden – spätestens beim dritten Anschauen sprechen Kinder begeistert mit. In einer besonderen Collagetechnik mit ausgeschnittenen Figuren arrangiert Damm zwölf auf das Wesentliche reduzierte Szenen, ein Reigen, Kettenreaktionen, die kleine Betrachter.innen gespannt nachverfolgen können: Bei jedem Umblättern folgt eine Überraschung. Fast greifbar wirkt das Stückchen Kordel, das sich als Leine durch die verschiedenen Bilder zieht. Ein Wechselspiel zwischen Zwei- und Dreidimensionalität.»

  

Stefanie Taschinski & Karsten Teich
Bruno
Dragonfly

KlappentextBerührend, poetisch, aufrüttelnd: ein Bilderbuch von Stefanie Taschinski, das im Gedächtnis bleibt Als der fünfjährige Bruno mit seinen Eltern auf den Spielplatz geht, steht dort auch Taube. Taube ist mit den Eltern befreundet und beobachtet, wie Bruno im Gebüsch Pipi macht. Beim Abendbrot geht es Bruno gar nicht gut, und in der Nacht sieht er plötzlich Taubes Schatten. Als Brunos Eltern Taube eines Tages bitten, auf ihren Sohn aufzupassen, schließen sich Taubes Flügel dicht und dunkel um Bruno. Doch Bruno findet keine Worte für das, was ihm widerfährt. Erst durch ein Bild, das er im Kindergarten malt, versteht seine Mama plötzlich, was geschehen ist – und sie sorgt dafür, dass Taube Bruno nie wieder nahekommen kann.

Begründung der Jury: «Wenn Erwachsene übergriffig werden, fehlen Kinder meist die Worte. Stefanie Taschinski erzählt im Text nicht aus, sondern lässt genügend Leerstellen zum Überlegen, Einhaken, Selbstformulieren. Karsten Teich findet in variationsreichen Comicpanels eindrückliche Bilder für die bedrückenden Gefühle, die Katzenkind Bruno in der Nähe der Taube empfindet, zeigt, wie Eltern und Erzieher Veränderungen beobachten. Wie Teich dem Unsagbaren Raum gibt, wie er die Figur der omnipräsenten Taube mit raschelnden Federn als ebenso weiblich wie männlich anlegt, wie er mit wenigen konturbetonten Strichen Brunos Gefühlslagen seismografisch einfängt – das ist meisterhaft gelungen. Samt einem für Kinder sehr befreienden Ende. Ein Bilderbuch mit großem Nachhall.»

 

Sonja Danowski
Nachts im Traum
Bohem Press

KlappentextIn die fantastische Welt der Nacht entführt uns Sonja Danowski mit ihrem neuen Buch, das Seite für Seite mit modernen Haikus in Traumabenteuer von Kindern blicken lässt: von Hakim, der in der Tiefsee die Sprache der Korallen verstehen kann, von Ume, die kreisende Kois von ihrem Boot aus beobachtet, von Jordan, der im Schnee spielt, oder von Gwens Schachspiel, in dem Figuren lebendig werden. Und am Ende steht die Frage: „Und was träumst du heute Nacht?"; eine Aufforderung, sein eigenes „Traumdrehbuch" zu wählen. Niemand versteht es, so zauberhaft, kunstvoll und berührend Realismus und Fantasie zu mischen, wie Sonja Danowski. Meisterhaft entführt sie in eine fremde Welt, die wie ein magischer Sog wirkt und Abend für Abend die inspiriert.

Begründung der Jury: «13 Kinder aus unterschiedlichen Regionen der Welt sieht man schlafen – und auf der nächsten Doppelseite erfahren wir, was sie gerade träumen. Reale Gegenstände tauchen im Traum auf und verändern sich. Stille Tableaus wechseln mit epischen, oft mit erkennbar symbolischem Gehalt. Die Träume sind dabei keine Fluchten, sondern verarbeiten das tagsüber Erlebte – der Traum lässt Rückschlüsse auf den Alltag zu. Begleitet von Haikus geht von Sonja Danowskis sorgfältigst komponierten Bildern in weichen pastellig erdigen Farbtönen eine unglaubliche Ruhe aus; sie sind poetisch verrätselt und verschieden entschlüsselbar. Ein Bilderbuch, für das man sich Zeit nehmen muss.»

 

Kristina Heldmann
Alfred, Elefant seit 1932
Jacoby & Stuart

Alfred: Elefant seit 1932 von Kristina Heldmann

So beginnt Alfreds Geschichte. Die achtjährige Emmi bastelt zusammen mit Opa aus einem dicken Brett  einen Elefanten zum Hinterherziehen, und mit Farbe bekommt das Geburtstagsgeschenk für den zweijährigen Otto ein Gesicht. Seitdem brettert Alfred auf vier Rädern und mit Kindern verschiedener Generationen durch immer neue Abenteuer. Als Otto 15 ist, vererbt er Alfred an Henne. Die muss jedoch 1943 den geliebten Elefanten im Keller zurücklassen, als sie wegen der Bombenangriffe auf die Stadt aufs Land ziehen muss. Alfred geht durch mehrere Kinderhände, macht eine weite Reise … Deutsche Geschichte, Kinderleben in Deutschland, Zeitgeschichte ganz nebenbei im Bilderbuch ab 4 Jahren. 

Weiter zur Rezension:   Alfred: Elefant seit 1932 von Kristina Heldmann

Begründung der Jury: «Am 7. Juli 1932 wird aus einem Brett ein rollender Holzelefant. Teils durch Zufall, teils gezielt wird er an ein jeweils jüngeres Kind weitergegeben, und so begleitet Kristina Heldmann ihn in Text und Bild auf seiner Reise von Kindergeneration zu Kindergeneration. Alfred ist Tröster und Begleiter, verhilft Kindern zum Laufen, rettet ein ins Eis eines Weihers eingebrochenes Mädchen und erlebt selbst Abenteuer, wenn er auf einem Fluss dahintreibt. In sieben Geschichten gibt Heldmann Einblicke in den deutschen Alltag bis zum 7. Juli 2022, wo sich auf den Hashtag alle ehemaligen Alfred-Besitzer:innen zusammenfinden. Heldmann bildet dabei in einer an die Kinderbücher der 60er Jahre erinnernde Retro-Optik das Typische des jeweiligen Jahrzehnts in Kleidung und Interieur ab und weist mit dem gesamthistorischen Bogen doch weit darüber hinaus.»

 

Sascha Reh & Adrian Wylezol
Wie wir einmal Dirk Nowitzki entführten
Karl Rauch Verlag

KlappentextDas größte Abenteuer des Lebens: Träume haben. Die dreizehnjährige Billie ist ein Riesenfan von Dirk Nowitzki. Gemeinsam mit ihren Freunden sucht sie einen Trainingsort, um dort ihrem Idol nachzueifern. Den Hinterhof haben die vier »Mavericks« schon zerlegt, und die Rüpel auf dem öffentlichen Platz lassen es stark an Fair Play vermissen. Letzte Hoffnung der Mavericks ist das legendäre Basketballfeld im Hangar des alten Militärflughafens. Der gehört zwar Immobilienhaien, die aus dem verlassenen Bau ein Einkaufszentrum machen wollen. Doch gemeinsam mit dem Hausmeister ziehen die Mavericks dort heimlich ein Trainingslager für das ganze Viertel auf – bis die Immobilienhaie ihnen den Stecker ziehen. Jetzt kann das Projekt nur noch einer retten: Dirk Nowitzki, der für eine Autogrammstunde in die Stadt kommt. Kleines Problem jedoch: Wie gewinnt man die Aufmerksamkeit eines Superstars? »Wie wir einmal Dirk Nowitzki entführten« ist eine ebenso schräge wie liebevoll erzählte Hommage an den Basketball. 

Begründung der Jury: «Sprachwitz trifft Bildwitz in diesem turbulenten Abenteuer der 13-jährigen Billie und ihrer Freunde, die Basketball üben wollen und dafür einen Ort suchen. In einem stillgelegten Flughafen treffen sie auf den kauzigen Delroy, der sich mit Basketball ebenso gut auskennt wie mit Physik und dem Leben und sie trainiert. Der Berliner Illustrator Adrian Wylezol spielt mit Linien, Fluchten und Panels, überrascht durch Variationen der Doppelseiten. Sascha Reh versteht es, sowohl Wissen zu vermitteln als auch mit Kurzdialogen pointenreich zu unterhalten. Als der Flughafen bebaut werden soll, entwickeln alle einen ausgefuchsten Plan, um Dirk Nowitzki zu einem Spiel zu lotsen. Subtile Sozialstudien wechseln in dieser Graphic Novel mit temporeichen Sequenzen; über allem: humorige Gelassenheit.»


Die französischen Bücher: 

Die Gewinnerin:

Marine Schneider: "Hekla et Laki" (Albin Michel Jeunesse)

Nominiert waren:

Stéphane Kiehl: "Noir – une histoire dans la nuit" (La Martinière jeuness)

Laëtitia Bourget & Joanna Concejo: "Tu es là" (Les Grandes Personnes)

Rudy Spiessert: "Comment apprivoiser une grenouille" (L’école des loisirs)

Karthika Naïr & Joëlle Jolivet: "Les oiseaux électriques de Pothakudi", (Hélium)

  

Friedrich-Gerstäcker-Preis für Jugendliteratur der Stadt Braunschweig

1947 von der Stadt Braunschweig gestiftet, erinnert der Friedrich-Gerstäcker-Preis für Jugendliteratur an den Weltreisenden und Abenteuer-Romancier Friedrich Gerstäcker, der seine Jugend und seine letzten Lebensjahre in Braunschweig verbrachte. Es ist der älteste deutsche Jugendbuchpreis, der im zweijährigen Turnus ein Buch ausgezeichnet, das Jugendlichen Abenteuer und Begegnung mit fremden Welten fantasievoll vor Augen führen soll,  in sprachlich anspruchsvoller Form die Gedanken der Toleranz und Weltoffenheit nahgebracht wird. 

2022: Die Autorin Kirsten Boie (72) wird mit dem Friedrich-Gerstäcker-Preis für Jugendliteratur der Stadt Braunschweig geehrt. Mit dem Roman «Heul doch nicht, du lebst ja noch» sei ihr nach Einschätzung der Jury ein wichtiger Beitrag zur aktuellen Jugendliteratur gelungen, teilte die Stadt Braunschweig am Mittwoch mit. In dem Buch gehe es um das Leben und Überleben und die Neuorientierung Jugendlicher in sechs Tagen nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges.

 

Hans-Christian-Andersen-Preis 2023

Der Hans Christian Andersen Preis wird als die höchste internationale Auszeichnung für Autoren und Illustratoren von Kinder- und Jugendbüchern angesehen, gilt als Nobelpreis für Kinderliteratur. Ihre Majestät Königin Margarethe II von Dänemark hat den Ehrenschutz über den Preis übernommen. Die Nominierungen erfolgen durch die Nationalen Sektionen von IBBY. Die Preisträger werden von einer hochkarätigen internationalen Jury bestehend aus Fachleuten der Kinder- und Jugendliteratur ermittelt. Nicht zu verwechseln mit dem dänischen, aber international vergebenen Hans-Christian-Andersen-Literaturpreis.

Der Hans-Christian-Andersen-Preis ist in zwei Sparten aufgeteilt: seit 1956 für die Autoren von Kinderbüchern und ab 1966 ein weiterer für die Illustratoren von Kinderbüchern. Ebenso gibt es eine Ehrenliste (Honour List) für besondere Leistungen. Der Hans-Christian-Andersen-Preis wird alle zwei Jahre an einen lebenden Autor und Illustrator verliehen, dessen Gesamtwerk einen bleibenden Beitrag zur Kinderliteratur geleistet hat. 

Noch nicht bekanntgegeben


James Krüss Preis 2022

Der James Krüss Preis für internationale Kinder- und Jugendliteratur wird seit 2013 alle zwei Jahre für ein herausragendes kinder- oder jugendliterarisches Werk vergeben. Die Internationale Jugendbibliothek führt ihn im Auftrag der James-Krüss-Erbengemeinschaft durch. Im Gedenken an James Krüss fördert der Preis Erzählkunst und Weltoffenheit. Ausgezeichnet wird ein Werk aus der Kinder- und Jugendliteratur, das durch sprachliche Brillanz, Originalität, fantasievolles Erzählen, Formenvielfalt und Humanismus überzeugt. Der James Krüss Preis für internationale Kinder- und Jugendliteratur ist mit 8.000 Euro dotiert.

Er wird wieder in 2024 vergeben.

 

LUCHS-Preis für Kinder- und Jugendliteratur

Der Preis wird von der ZEIT und Radio Bremen vergeben. Die Laudatio hält Autor und Musiker Sven Regener. Jeden Monat vergeben DIE ZEIT und Radio Bremen den LUCHS-Preis für Kinder- und Jugendliteratur. Aus den zwölf Monatssiegern wird der Jahres-LUCHS gewählt. 

Das Jahr ist noch nicht herum!

 

Korbinian – Paul Maar-Preis für junge Talente  2023

Zum vierzehnten Mal schreibt die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur den Korbinian – Paul Maar-Preis für junge Talente aus. Das Preisgeld beträgt 2.500 Euro. Die Jury hat fünf Autorinnen mit ihren Erstlingswerken auf die Nominierungsliste gesetzt. . Die Preisverleihung findet am 22. Juni im oberbayerischen Altötting statt.

 

Julia Willmann
Ganz oben fliegt Lili
Mit Illustrationen von Alexandra Junge
Peter Hammer 2023
144 Seiten, Ab 8 Jahren

Klappentext: Beim Versuch, aus der Stube hinaus ins Licht zu gelangen, prallt die kleine Fliege Lili so heftig mit dem Kopf gegen die Fensterscheibe, dass sie ihr L verliert. Als „keine Fiege ii" findet sie ins Freie und macht sich auf eine weite Reise. Denn kaum geschlüpft, weiß ii genau, wo sie hingehört: in die Alpen! Unterwegs trifft ii viele Tiere, die ihren Sprachfehler und ihren tollkühnen Plan belächeln. Und sie immer wieder verwechseln: Als Schwebfliege hat ii gelbe Streifen und so sehr sie auch beteuert, eine „Fiege" zu sein, fressen will sie niemand. Aber ii gerät in andere Gefahren und auf Abwege. Wie sie ihrem ersehnten Ziel dennoch immer näherkommt, wird in diesem spannenden, gefühlvollen und unglaublich lustigen Buch erzählt. Dabei ist die Geschichte von Lili nicht nur ausgedacht: Sie beruht auf ausführlichen Recherchen der Autorin über die Schwebfliege, die eine der wichtigsten Bestäuberinnen im Ökosystem ist und in ihrem Leben viele tausend Kilometer zurücklegt. Mit einem kurzen Nachwort zum Thema Schwebfliegen.

Jurybegründung: «Dass das Leben der Schwebfliegen faszinierend sein kann, zeigt die Autorin in ihrem Roman und webt überzeugend Fakten in den Kinderroman ein. Lili, eine Schwebfliege, ist gerade geschlüpft, will losfliegen und stößt gegen eine Fensterscheibe. Ein Sprachfehler – sie kann das „L“ nicht aussprechen – ist die Folge, aber dennoch kann die Reise in den Süden beginnen. Dabei erlebt sie zahlreiche Abenteuer, trifft andere Tiere und kommt ihrem Ziel immer näher. Spannend, voller Sprachwitz und nah an den Fakten gelingt es Julia Willmann, Nature Writing für ein jüngeres Lesepublikum zu adaptieren und es für die Artenvielfalt sowie ihre Bedrohung zu sensibilisieren.»

Im Jahr 2023 nominiert:

David Blum
Kollektorgang
Beltz & Gelberg 202
 
Henrik Hitzbleck & Kerstin Wacker
Das Mädchen in unserem Badezimmer
Wacker & Freunde 2022
 
Marie Hüttner
Ist Oma noch zu retten?
Thienemann 202
Rezension folgt
 
Sarah Knausenberger
Die Wildmohnfrau
kunstanstifer 2023
 

Josephine Mark
Trip mit Tropf
Kibitz, ab 12 Jahren

Das Kaninchen erhält im Waldkrankenhaus eine Chemotherapie und liegt am Tropf. Als der ungeduldige Wolf hereinpoltert, bringt er gleich alles durcheinander. Etwas zu Essen könne man ihm hier präsentieren, meint der hungrige Isegrim. Aber hey – da sitzt ja ein Kaninchen. Allerdings scheint das ungenießbar, denn es stinkt gewaltig nach Chemikalien. Als gäbe es nicht genügend Unruhe, platzen jetzt auch noch die Jäger herein. Man gut, dass der Wolf das Kaninchen hat, das ihm im letzten Augenblick das Leben rettet. Von wegen! So ein Mist! Der Wolfskodex schreibt nämlich vor: Rettet dir jemand das Leben, musst du ihn beschützen, eben auch sein Leben retten. Es stecken eine Menge herrliche Anspielungen in der Buddy-Roadtrip-Story drin. Ein cooler Comic mit viel Empathie, der so richtig Spaß macht. Graphic Novel, Abenteuergeschichte 12+ Jahren – eindeutig Allage – Empfehlung!

Weiter zur Rezension:   Trip mit Tropf von Josephine Mark

 

Serafina-Preis
Nachwuchspreis für Illustration

Die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur schreibt seit dem Jahr 2014 einen Nachwuchspreis für deutschsprachige Illustrator:innen der Kinder- und Jugendliteratur aus. 

Die Serafina wird wie immer am Mittwoch der Frankfurter Buchmesse verliehen.


Die Gewinnerin:

Carla Haslbauer (Ill.) & Donna Lambo-Weidner (Text)
NordSüd 2023, 32 Seiten
Ab 4 Jahren
Es gibt keine Drachen in diesem Buch

Es gibt keine Drachen in diesem Buch von Donna Lambo-Weidner, Carla Haslbauer

In diesem Buch gibt es keine Drachen! Moment, ist das wirklich so? Da war doch einer, genau hier, oder nicht? Ach, auf dem Dachboden hat er sich versteckt! Wie, er ist gar nicht allein? Komm, wir schütteln das Buch einmal kräftig, schauen, was dann passiert! Donna Lambo-Weidner hat eine humorvolle, interaktive Geschichte geschrieben, die zum Entdecken anregt und dazu, den Drachen hervorzulocken. 

Weiter zur Rezension:   Es gibt keine Drachen in diesem Buch von Donna Lambo-Weidner, Carla Haslbauer



Begründung der Jury: «Carla Haslbauers Illustrationen zeigen den ganz normalen Familienwahnsinn in großer Dynamik und Vielschichtigkeit. Diversität ist integraler Bestandteil der Geschichte, wie zufällig hingezeichnete Gegenstände auf Boden, Sofas und Tischen bieten immer wieder neue Entdeckungen und beschreiben sehr realistisch das kreative Chaos eines Kinderzimmers. Erwachsene spielen eine Nebenrolle, Hinweise auf eventuelle Drachen im Buch gibt es in vielfältiger Weise und am Schluss gibt’s neue Nachbarn.»

 

Shortlist:

 

Reto Crameri
Alula – Garten / Urwald
kunstanstifter 2023, 56 Seiten
Ab 4 Jahren

Klappentext: Zwei Kinder pirschen einer Katze hinterher. Oder ist es doch ein exotischer Schmetterling, den die beiden verfolgen? Ohne Worte erzählt Reto Crameri in seinen Illustrationen von der abenteuerlichen Expedition der beiden Kinder – und zwar in Form eines Wendebuchs auf zwei unterschiedliche Weisen. Die eine Geschichte zeigt die zwei Kinder beim Spielen in einem Garten. Sie entdecken eine Katze und folgen ihr, durch hohes Gras, vorbei an einem langen Gartenschlauch, entlang der Wäscheleine und Gartenbeete bis hin zu einem Teich. Liest man das Buch von der anderen Seite, wird aus dem Spiel im Garten eine erlebnisreiche Reise durch einen dichten Dschungel. Die Katze wird zum bunten Schmetterling, der Gartenschlauch zur Riesenschlange und anstatt an der Wäscheleine hangeln die Kinder sich an langen Lianen entlang. So schaffen die charmanten Illustrationen eine kreative Reflexion von Spiel und Fantasie.

Begründung der Jury: Von zwei Seiten nähern sich zwei Kinder der Buchmitte: Einmal jagen sie einer Katze, einmal einem Schmetterling nach, die sich als Mimikry in den Bildhintergründen verstecken. Viel gibt es zu entdecken in dem textlosen Wendebuch, abstrahierte Gegenstände verändern sich originell, aus einer Wäscheklammer wird ein Krokodil … Reto Crameri zeigt mit nur drei Pantonefarben, wie aufregend und phantasievoll die Welt des Spielens ist – und wie sich die Protagonisten in der Buchmitte selbst erkennen.

 

Kerstin Wacker (Ill./Text) & Henrik Hitzbleck (Text)
Das Mädchen in unserem Badezimmer
Wacker & Freunde 2022, 260 Seiten
Ab 12 Jahren

Klappentext: Hätte meine Mutter Coco nicht zum Duschen eingeladen, hätten wir nie in ihrem Tagebuch gelesen. Hätten nie erfahren, was es heißt, aus dem Leben geworfen zu werden. Abzuhauen und auf stinkenden Sofas bei fremden Menschen zu schlafen. Hätte, hätte … denn jetzt ist es zu spät: Coco ist spurlos verschwunden. Niemand weiß, wo sie ist, und uns beschleicht ein schrecklicher Verdacht. Kann es sein, dass Coco den falschen Leuten vertraut hat? Louise und ich (14) müssen Coco einfach finden. Die Zeit rennt. Fesselnd. Raffiniert. Aufwühlend. Laut dem Deutschen Jugendinstitut leben in Deutschland 37.000 Kinder und Jugendliche auf der Straße oder sind wohnungslos, davon 7.500 Minderjährige. In Berlin gibt es Schätzungen zufolge etwa 2.500 obdachlose Straßenkinder.* Die Figur der Coco ist eine von ihnen. Durch diesen rasanten Jugendroman mit seinem unverwechselbaren Sound rückt sie ganz nah an die Leserinnen und Leser heran.

Begründung der Jury: «Gnadenlose Urbanität, Vernachlässigung, obdachlose Jugendliche, Unberechenbarkeit versus behütetem Aufwachsen: Hell und Dunkel liegen dicht beieinander in diesem Berlin. In handlungsrelevanten Illustrationen stattet Kerstin Wacker den Krimi mit bisweilen schroffen Schwarz-Weiß-Grafiken aus, die Leerstellen lassen und Schatten als Hinweise setzen. Die strengen Silhouettenbilder verdichten das temporeiche Setting als wäre Fritz Lang Pate gestanden. Die Gesamtbuchgestaltung spiegelt den Inhalt plakativ.» 

 

Martina Walther
Albertas Wunschladen
Kunstanstifter, 2023, 44 Seiten
Ab 5 Jahren.

Klappentext: Es hat sich in der kleinen Stadt am Meer herumgesprochen, dass Alberta Brocante ein ganz besonderes Geschäft hat. Immer mehr Menschen drängeln sich deswegen in ihrem Laden und jeder hat einen ganz speziellen Wunsch: ob einen langen Stuhl mit kurzen Beinen, eine miesepetrige Wolke, mehr Pfeffer im Leben oder eine aufblasbare Hantel…Alberta flitzt hilfsbereit durch die vollgestopften Regale, sucht schöne Dinge und Antworten – und findet für jeden das Richtige in ihrem Wunschladen. Bis eines Tages Albertas bester Kunde, der Fischer Pepe, wieder in die Stadt kommt und ihr eine Frage stellt, die alles verändert… Martina Walthers Illustrationen entstehen aus einer Kombination von Zeichnung und Collage mit vielfältigen Utensilien, wie Buntstift, Fineliner, Kreide, Tusche, Papierschnipsel, Folien, Pailletten … Eine ebenso bunte Mischung wie das Sammelsurium in Albertas Laden!

Begründung der Jury: «Wachsstifte, Papierschnipsel, Fineliner, Gouache, Buntstifte, Tusche, Folien etc. verwendet Martina Walther in ihrem Mix aus analoger und digitaler Collage. Pailletten nutzt sie etwa, weil in Albertas Wunschladen ganz spezielle Dinge verkauft werden. Der Entstehungsprozess ihrer Illustrationen ist gewollt sichtbar: Klebespuren und Übermalungen verleihen dem Buch eine große Lebendigkeit und Haptik. Die Doppelseiten wechseln zwischen wimmelbuchartigen Ansichten und ausdrucksstarken Nahaufnahmen und Porträts.» 

 

Adrian Wylezol (Ill.) & Sascha Reh (Text)
Wie wir einmal Dirk Nowitzki entführten
Karl Rauch 2023. 80 Seiten
Ab 13 Jahren

KlappentextDas größte Abenteuer des Lebens: Träume haben. Die dreizehnjährige Billie ist ein Riesenfan von Dirk Nowitzki. Gemeinsam mit ihren Freunden sucht sie einen Trainingsort, um dort ihrem Idol nachzueifern. Den Hinterhof haben die vier »Mavericks« schon zerlegt, und die Rüpel auf dem öffentlichen Platz lassen es stark an Fair Play vermissen. Letzte Hoffnung der Mavericks ist das legendäre Basketballfeld im Hangar des alten Militärflughafens. Der gehört zwar Immobilienhaien, die aus dem verlassenen Bau ein Einkaufszentrum machen wollen. Doch gemeinsam mit dem Hausmeister ziehen die Mavericks dort heimlich ein Trainingslager für das ganze Viertel auf – bis die Immobilienhaie ihnen den Stecker ziehen. Jetzt kann das Projekt nur noch einer retten: Dirk Nowitzki, der für eine Autogrammstunde in die Stadt kommt. Kleines Problem jedoch: Wie gewinnt man die Aufmerksamkeit eines Superstars? »Wie wir einmal Dirk Nowitzki entführten« ist eine ebenso schräge wie liebevoll erzählte Hommage an den Basketball. 

Begründung der Jury: «Das temporeiche Abenteuer einer Gruppe basketballverrückter Jugendlicher fasst der Berliner Illustrator Adrian Wylezol in eine ebenso bewegte Bildsprache. Kleinteilige Panels variieren mit ganzseitigen Tableaus, dabei zeichnet sich die detailbewusste Gestaltung durch Witz und Hintersinn aus. Dynamische Linien und Striche auf passteiligem Grund formen sich so nicht nur zu originellen Charakteren und einer treffenden Milieustudie, sondern auch zu einer Liebeserklärung an die Sportart Basketball.»

 

 
Carl Buch Preis

Verleihung für das mutigste illustrierte Kinderbuchcover:

Eine gute Coverillustration muss den Kindern gefallen und gleichzeitig auch den erwachsenen Käufern. Sie überzeugt künstlerisch, weckt die richtigen Erwartungen, bleibt im Gedächtnis und animiert zum Kauf des Buches! Dennoch bleiben jene, die diese Herausforderung meistern, weitgehend unbekannt und ungerühmt. Der mit 2000 Euro dotierte Illustrationspreis der Hamburger Firma Carl Buch möchte daher einen kleinen Beitrag dazu leisten, dass der Kinderbuchillustration und besonders ihren Schöpfern etwas mehr Aufmerksamkeit zukommt.

Und weil es hier um Cover geht, um die Kunst im Kinderbuch, für mich ein erheblicher Faktor im Bilderbuch – vordergründig vorm Text für mich – freut es mich, dass endlich einmal mehr die Grafiker gewürdigt werden.

Gewinner:

Torben Kuhlmann,

geboren 1982, hat Kommunikationsdesign und Illustration in Hamburg studiert. Sein erstes Bilderbuch »Lindbergh – die abenteuerliche Reise einer fliegenden Maus« ist ein Bestseller und wurde 2015 für den Jugendliteraturpreis nominiert. Für das im Thienemann Verlag erschienene Kinderbuch „Alva und das Rätsel der flüsternden Pflanzen“ hat Torben Kuhlmann über dreißig Kräuter- und Heilpflanzen mit feinem Strich illustriert.

Alva und das Rätsel der flüsternden Pflanzen von Yarrow Townsend und Torben Kuhlmann

Seit dem Tod ihrer Mutter lebt Alva allein mit ihrem Pferd in einem Haus in der Nähe des Flusses. IhreMutter war am Fieber gestorben, obwohl sie als Heilerin arbeitete – Alva konnte sie retten. Das Fieber grassiert in allen Siedlungen, rafft die Menschen dahin wie Fliegen. Doch Alva weiß, ihre Mutter hatte ein Heilmittel gefunden, es nur nicht mehr geschafft, es den Menschen zu verabreichen. Alva hat eine besondere Gabe: Sie kann mit Pflanzen sprechen, und von ihrer Mutter hat sie gelernt, Medizin aus ihnen herzustellen. Sie will herausfinden, welche Heilmittel ihre Mutter entdeckt hat.

Weiter:   Alva und das Rätsel der flüsternden Pflanzen von Yarrow Townsend und Torben Kuhlmann

 

Die fantastische Reise einer Maus durch Raum und Zeit

Hier das letzte Buch der Mäuseserie: Seit Wochen hatte die Maus dem Tag entgegengefiebert, dem großen Käsefest in Bern! Aber bei Ankunft trifft sie nur noch auf leere Hallen. Um einen Tag hat sie das Fest verpasst! Nur, wie konnte das passieren? Dann drehen wir einfach die Zeit zurück, denkt sie sich und dreht alle Zeiger der Uhren zurück. Hat nicht funktioniert. Mäuse-Uhrmachermeister R. Müsli erklärt unserer Maus etwas über Zeitmessung. In Bern ist die Maus zumindest am richtigen Ort, denn hier hatte Albert Einstein einige Jahre im Patentamt gearbeitet und seine Relativitätstheorie entwickelt. Da wird doch irgendwas zu machen sein! Oder?

Weiter zur Rezension:   Einstein von Torben Kuhlmann


Der Clown sagte Nein von Mischa Damjan und Torben Kuhlmann

So was ist noch nie passiert! Jeden Abend stehen Petronius, der lustigste Clown der Welt und der störrischen Esel Theodor in der Manege und begeistern das Publikum mit ihren Späßen. Doch heute sagt der Clown: Nein! Er hat es satt, jeden Abend auf Kommando zu weinen und zu lachen. Es hat ihm eigentlich noch nie Spaß gemacht, den Narren zu spielen. Lieber will er Geschichten erzählen. Ein Bilderbuchklassiker – neu illustriert. Empfehlung für Kinder ab 4 Jahren.

Weiter zur Rezension:   Der Clown sagte Nein von Mischa Damjan und Torben Kuhlmann


Shortlist:

Bea Davies, 

1990 in Italien geboren, lebt seit 2012 in Berlin und arbeitet als freie Illustratorin und Comiczeichnerin für Zeitschriften und Buchverlage. Sie studierte Illustration und Visuelle Kommunikation an der School of Visual Arts of New York und an der Weißensee Kunsthochschule in Berlin. 2016 erhielt sie den Förderpreis der Comic Invasion Berlin und das Mart Stam Stipendium. 2018 wurde sie in die Studienstiftung des Deutschen Volkes aufgenommen. 2020 veröffentlichte sie einen Sammelband ihrer autobiografischen Comics. Brummps (2022; Text: Dita Zipfel) ist ihr erstes Kinderbuch. Brummps

Claudia Burmeister,

geboren 1976, studierte Grafik und Design in Anklam sowie Germanistik und Erziehungswissenschaften an der TU Berlin. Bis 2011 arbeitete sie in einer Wohnstätte für geistig behinderte Menschen und nebenberuflich als Grafikerin und Künstlerin. Sie wohnt mit ihrer Familie in der Mecklenburgischen Schweiz und arbeitet inzwischen hauptberuflich als Grafikdesignerin, Kunstschullehrerin und Illustratorin. Für den Verlag Freies Geistesleben illustrierte sie bereits mehrere Bilder- und Kinderbücher von Brigitte Werner.

Das kleine gelbe Haus von Leo Hoffmann von Claudia Burmeister 

Das kleine gelbe Haus ärgert sich. Seine menschlichen Bewohner lassen plötzlich den Garten verwildern, weil die Arbeit so anstrengend ist, wollen lieber in der Stadt wohnen. Schimmel bildet sich auf der Rückseite, die Bauern schütten vor der Tür stinkende Gülle auf den Acker, und die Sonne geht immer an der gleichen Stelle unter. Das kleine Haus ist genervt. Und als niemand zu Hause ist, macht das Haus sich auf zu neuen Ufern. Irgendwohin, wo es schön denkt sich das Haus. Im Wald kommt es zur Ruhe. Nette Bewohner! Endlich erfährt das Haus Respekt! Wirklich? Anpassen und Grenzen ziehen – Andere Orte, andere Sitten ... 

Weiter zur Rezension:   Das kleine gelbe Haus von Leo Hoffmann von Claudia Burmeister 

 

Katja Spitzer, 

hat Kunstgeschichte und Geschichte in Halle und Illustration an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig und der Hochschule Luzern studiert. Heute arbeitet sie in Berlin Prenzlauer Berg und lebt am Müggelsee. Sie zeichnet für Verlage und gibt Workshops für Kinder und Erwachsene. Zuletzt erschienen von ihr die Kinderbücher „Ringo und die Vampirkaninchen“, „Hey, hey, hey, Taxi!“ (mit Saša Stanišić, nominiert für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2022) und „Haare – Geschichten über Frisuren“. Ringo Das Kleine gelbe Haus

Hey, hey, hey, Taxi! von Saša Stanišić und Katja Spitzer

Saša Stanišić hat sein erstes Kinderbuch geschrieben – zusammen mit seinem Sohn! Gemeinsam haben sie sich verrückte Taxi-Abenteuer ausgedacht. Wir sollten öfter mal Taxi fahren, denn hier kann man die wildesten Dinge erleben! Taxifahrer sind Persönlichkeiten, die so einiges zu bieten haben! Autos, die bruffen, brukken und butschen, strickende Drachen, Gurken und Tomaten als Straßenampeln, ein Hexenbesen auf vier Rädern. Ein Bilderbuch voll phantastischer Abenteuer, und witziger Illustrationen, Kurzgeschichten kreativ, voll Fantasie  – absolute Empfehlung ab 4 Jahren!

Weiter zur Rezension:   Hey, hey, hey, Taxi! von Saša Stanišić und Katja Spitzer


Tine Schulz, 

geboren in Anklam, studierte Kommunikationsdesign und Illustration in Wismar. Sie arbeitet als freie Illustratorin für Verlage, Magazine und zeichnet gerne live auf Veranstaltungen. Sie lebt an und in der Ostsee rund um Rostock. Elvis Gursinski

 

Mareike Ammersken

Jahrgang 1992, ist gebürtige Ostfriesin und lebt heute in Lüneburg. Nach ihrer Ausbildung an der Fachschule für Sozialpädagogik und einiger Zeit als Erzieherin, hat sie sich für ein Illustrationsstudium an der HAW Hamburg entschieden. Schon immer lag ihr dabei die Buchillustration besonders am Herzen. Die langen Waldspaziergänge mit ihrem Hund und die vielen Erfahrungen und Begegnungen mit unterschiedlichsten Menschen aus ihrem beruflichen Alltag inspirieren sie zu ihren stimmungsvollen und emotionalen Illustrationen.  Minna Melone

  

Kinderbuchpreis 2022

Seit 2021 wird der Deutsche Kinderbuchpreis vergeben. Der Preis verfolgt ausschließlich
gemeinnützige Ziele. Er richtet sich an Autorinnen und Autoren von Kinderbüchern für die leseprägende Alterszielgruppe zwischen vier und acht Jahren. Beim Kinderbuchpreis haben die Kinder das letzte Wort. Der Preis einer Privatinitiative soll die Autor:innen zum Schreiben von Kinderbüchern motivieren. Ein Anliegen ist es auch, sechs- bis zehnjährigen in die Preisverleihung einzubinden! Bei der Auswahl der Bücher wird beispielsweise besonderes Augenmerk auf die inhaltlich kindgerechte Auseinandersetzung mit den Gefühlen der Kinder gelegt. Dabei sollen die Bücher aus einer der drei folgenden Kategorien stammen: Vorlesebücher, Selbstlesebücher oder Bücher, die das Selbstlesen und das Vorlesen kombinieren. Eine zehnköpfige Expertenjury aus Erwachsenen wählt aus den eingereichten deutschsprachigen Kinderbüchern zehn aus. Eine Kinderjury, bestehend aus je zwei Kindern pro Bundesland wählen daraus ihr Lieblingsbuch aus, das ihrer Meinung nach den Preis gewinnen sollte. Es waren auch die Kinder, die bei der Verleihung den Preis überreichen. 

In diesem Jahr wird der Deutsche Kinderbuchpreis wieder mit einem Preisgeld von 100.000 Euro ausgelobt. Neu ist, dass mehr kreative Schreiberinnen und Schreiber und auch Illustratorinnen und Illustratoren von dem Preisgeld profitieren: Nach den neuen Statuten wird das Preisgeld nicht mehr nur wie bisher an eine einzige Autorin oder einen einzigen Autor ausgezahlt: Der Träger des Deutschen Kinderbuchpreises wird mit einem Preisgeld in Höhe von 50.000 Euro belohnt. Der zweite Platz ist mit 10.000 Euro Preisgeld dotiert, der dritte Platz mit 5.000 Euro. Die Plätze vier bis zehn erhalten jeweils ein Preisgeld in Höhe von 2.500 Euro. Damit hat automatisch gewonnen, wer es auf die zehn Titel umfassende Shortlist für den Buchpreis schafft. Zudem gibt es in Zukunft einen Sonderpreis für die beste Illustration, der mit zusätzlichen 10.000 Euro dotiert ist. Die Kinder aus der Kinderjury erhalten jeweils einen Buchgutschein über 250 Euro.

Nürnberg ist in diesem Jahr Kinderbuchpreis-Stadt. Der Deutsche Kinderbuchpreis wird am 14. Oktober in der Tafelhalle verliehen. Die Shortlist ist nun bekanntgegeben.
Die Erwachsenenjury hat sich auf die zehn Finalisten für den diesjährigen Kinderbuchpreis und drei für den Sonderpreis für Illustration festgelegt. Jetzt liegt es in den Händen der 32 Kinder aus der Kinderjury, wem der Hauptpreis zugesprochen wird. Beim Deutschen Kinderbuchpreis haben die Kinder das letzte Wort. Der Siegertitel 2023 wird am 14. Oktober in der Nürnberger Tafelhalle bekanntgegeben.

Die Sieger:innen:


Lisa-Marie Dickreiter, Andreas Götz, Barbara Scholz
Karlchen hilft allen, ob sie wollen oder nicht
Kinderbuch, Kinderroman
Hardcover, 224 Seiten, 24.6 cm x 17.9 cm
Arena Verlag, 2022
Altersempfehlung: ab 5 Jahren

Zunächst fällt beim ersten Durchblättern das opulente Design auf. Jede Doppelseite ist mit großflächigen, witzigen Illustrationen von Barbara Scholz gefüllt. Da muss man sofort anfangen zu lesen! Doch dann war ich irritiert: Karla, genannt Karlchen, das Mädchen vom Bauernhof macht aus Sicht der Erwachsenen ziemlich viel Blödsinn. Aus Karlas Sicht sieht die Sache ganz anders aus. Sie möchte immer behilflich sein und handelt in guter Absicht. Manchmal geht genau das in die Hose oder wird falsch verstanden. Eine lustige Geschichte für Kinder ab 5 Jahre, die von Slapstick und schrägen Gestalten lebt. Klasse Gestaltung, aber ein Schwergewicht.

Weiter zur Rezension:  Karlchen hilft allen, ob sie wollen oder nicht von Lisa-Marie Dickreiter, Andreas Götz und Barbara Scholz


Der 2. Preis:

Sabine Bohlmann
Frau Honig und die Geheimnisse im Kirschbaum
Planet! Verlag, 2023, 144 Seiten
8–12 Jahre

Klappentext: «Kirschbaum steht auf Frau Honigs Zettel. Mehr nicht. Kein Weg, keine Allee, keine Straße – nur Kirschbaum. Doch dann stellt Frau Honig fest, dass da tatsächlich jemand wohnt. Die 9-jährige Emma. Sie ist von zu Hause ausgezogen. Jetzt wohnt sie im Kirschbaum im Garten. Daheim wurde zu viel gestritten. So zieht Frau Honig kurzerhand bei ihr ein. In den Ästen im zweiten Stock ist noch ein wenig Platz. Es dauert ein bisschen, bis Frau Honig das Vertrauen von Emma gewinnt. Und gemeinsam überlegen sie, was man alles mit streitenden Eltern machen könnte. Und Frau Honig wäre nicht Frau Honig, wenn sie nicht eine ganze Menge Ideen hätte. Honigsüßes Extra: Belohnungs-Bienen-Sticker für fleißige Lese-Bienchen»


Der 3. Preis:

Jochen Till

Die Höchstfamose Zoo-Schule
Karibu - ein Verlag der Edel Verlagsgruppe, 2022, 112 Seiten
Ab 6 Jahren
Schule kann nur Horror sein! Im Zoo beginnt ein neues Schuljahr. Sechs Schulgeschichten zum Vorlesen. Wie kann solch ein Buch auf der Longlist zum Deutschen Kinderbuchpreis stehen? Weil wir Geschichten witzig finden, die sich auf Kosten anderer lustig machen? Empathielose Lehrer, die nicht zuhören, einem etwas aufzwingen, ein Direktor, der als Volltrottel dargestellt wird, Kinder die gemobbt werden, weil sie etwas anders sind, der Stotterer, der nun singt, wenn er was zu sagen hat … Ich sage nur: Harte Vorbereitung auf die Schule; das kann nur übel für dich enden … Kann man lesen; ich bräuchte es nicht. Ab 6 Jahren


Der Sonderpreis für die beste Illustration:


Stella Dreis (und Dirk Gieselmann)

Was macht die Nacht?

Hardcover,‎ 40 Seiten, 25.4 x 32 cm
Aladin Verlag 2023
Altersempfehlung‏: : ‎ ab 4 Jahren

Was macht die Nacht? von Dirk Gieselmann und Stella Dreis

Eine fantasievolle poetische Gutenachtgeschichte, eine Bilderbuch-Reise über das, was in der Nacht geschieht. Eine Tochter fragt den Papa: «Was ich dich schon immer mal fragen wollte ..... Was passiert eigentlich, wenn ich schlafe?» Und der Papa beginnt zu erzählen. Es beginnt um neun Uhr. Stunde um Stunde verändert sich die Nacht und zeigt uns ihr wahres, ihr traumgleiches Antlitz: Statuen spielen verstecken, Telefone rufen sich gegenseitig an, der Wal im Schwimmbad traut sich an die Wasseroberfläche, die Laternen trinken aus Pfützen… Ist das möglich, was Papa erzählt? Oder will er uns einen Bären aufbinden?

Weiter zur Rezension:   Was macht die Nacht? von Dirk Gieselmann und Stella Dreis



Die folgenden Titel waren nominiert:


Kristina Heldmann
Alfred, Elefant seit 1932 
Jacoby & Stuart, 2022, 64 Seiten
Ab 4 Jahren

So beginnt Alfreds Geschichte. Die achtjährige Emmi bastelt zusammen mit Opa aus einem dicken Brett  einen Elefanten zum Hinterherziehen, und mit Farbe bekommt das Geburtstagsgeschenk für den zweijährigen Otto ein Gesicht. Seitdem brettert Alfred auf vier Rädern und mit Kindern verschiedener Generationen durch immer neue Abenteuer. Als Otto 15 ist, vererbt er Alfred an Henne. Die muss jedoch 1943 den geliebten Elefanten im Keller zurücklassen, als sie wegen der Bombenangriffe auf die Stadt aufs Land ziehen muss. Alfred geht durch mehrere Kinderhände, macht eine weite Reise … Deutsche Geschichte, Kinderleben in Deutschland, Zeitgeschichte ganz nebenbei im Bilderbuch ab 4 Jahren. 

Weiter zur Rezension:   Alfred: Elefant seit 1932 von Kristina Heldmann

 


Annette Langen
Huuu-Berta – Das kleinste Gespenst von allen
Boje Verlag, 2023, 128 Seiten
Ab 5 Jahren

Denkst du auch, dass Gespenster in Burgruinen wohnen und unter weißen Bettlaken umherfliegen? Ich sage es dir gleich: Damit liegst du völlig falsch. Ein Gespenst zieht an, was es schick findet, und wohnt am liebsten dort, wo es schön staubig ist. So auch Huuu-Berta. Ihr Problem, sie ist die Allerkleinste in ihrer Familie. Gespenster wachen nämlich mit Gruselfaktor. Je heftiger und mehr sie Menschen erschrecken, umso größer werden sie. Um einen Gespenster-Ausweis zu erhalten, muss man eine Mindestgröße erreicht haben, und das magische Maßband zeigt, Berta fehlen einige Gespenstimeter. Kurz entschlossen stellt Tante Grusella Huuu-Berta in einen Schrank, um sie ins Menschenreich zu katapultieren. Spannend und lustig, ein Kinderbuch zum Vorlesen und prima für Erstleser geeignet, ab 5 Jahren. Empfehlung!

Weiter zur Rezension:  Huuu-Berta - Das kleinste Gespenst von allen von Annette Langen und Sabine Sauter


Madlen Ottenschläger
OTTO fährt los! 
Bilderbuch, Kinderbuch, Schweden, Urlaub, Kinder- und Jugendliteratur, Reiseliteratur
Hardcover, 40 Seiten
Ars Edition Verlag, 2023
Altersempfehlung: ab 4 Jahren



Ein Sommerferienabenteuer, ein Kinderbuch: Mit dem Campingbus durch Schweden – für alle Fernweh-Geplagten. Aber von vorn: OTTO ist zwar ein klassischer Campingbus, aber ein besonderer Bus. Mama, Papa und ihre beiden Kinder, Juli und Gusti und Hündin Anni fahren nach Schweden! Zuerst geht es ans Packen. Doch oh Schreck, nicht alle Kuscheltiere passen hinein. Aber als Papa nicht guckt, macht OTTO sich breiter, schon passt es. Am frühen Morgen geht es los. Es ist noch dunkel. Und endlich ist die Familie an der großen Fähre angekommen. Der Wind «fühlt sich an wie küssende Gespenster.». Hygge, ein Bilderbuch ab 4 Jahren für alle Campingfans, Naturfreunde, für alle, die sich nach Urlaub sehnen, sich auf den Urlaub freuen, sich an ihren Urlaub erinnern wollen, als Reiseliteratur – oder die, die schlicht urlaubsreif sind.

Weiter zur Rezension:   Otto fährt los von Madlen Ottenschläger und Stefanie Reich

 

Kathleen Freitag
Valerie – Retterin der Bücher
Dragonfly, 2022, 160 Seiten
Ab 7 Jahren

Klappentext: «Abgesehen von ihrem Hund Sonntag liebt Valerie nichts so sehr wie die Geschichten in ihren Lieblingsbüchern. Deshalb ist sie begeistert, als ihre Lehrerin zu einer Lesenacht in der Schule einlädt. Doch in der Schulbibliothek trifft sie bei Mondschein auf ein unglaubliches Wesen: den Bücherzwirp. Der grüne, fellige Zwirp sorgt dafür, dass alle Buchfiguren schön in ihren Geschichten bleiben. Leider ist er nicht besonders geschickt und gerade sind ihm zwei Märchenfiguren entwischt. Valerie zögert nicht lange: Zusammen mit Sonntag springt sie dem Zwirp in ein Buch hinterher und steckt mitten in einem fantastischen Abenteuer.»

 

Sophia Kimmig
Wilde Tiere in der Stadt – Das Natur-Mitmachbuch
EMF Verlag, 2022, 64 Seiten
ab 7 Jahren 

Klappentext: Dieser interaktive Natur-Sachführer schickt kleine Entdecker ab 7 Jahren auf Stadtsafari, um die Wildnis vor der eigenen Haustür zu erkunden. Dabei dreht sich alles um unsere tierirschen Nachbarn - die wilden Tiere in der Stadt. Mit kindgerechten und spannend aufbereiteten Sachinformationen von Wildbiologin Sophia Kimmig, interaktiven Eintrageseiten, charmanten Illustrationen und ganz viel Rätselspaß.

 

Saskia Niechzial
Wilma Wolkenkopf 
Jupitermond Verlag, 2023, 32 Seiten
Ab 4 Jahren

Klappentext: «Kennst du schon Wilma? Weißt du, wer sie ist? Sie ist einfach ein Kind, so wie du eines bist. Sie liebt grünen Wackelpudding und flauschige Katzen, sie hat auch selbst eine, die ist schwarz und heißt Watson. Nur was in Wilmas Welt so für Dinge geschehen, ist manchmal verhext, du wirst es gleich sehen.“ Wilma Wolkenkopf – ein Kind mit Zippelzappelhänden und Sausegedanken. Ein Kind, dessen verflixtundzugenähte Socken einfach nie an die Füße wollen. Und ein Kind mit Mut, Fantasie und übersprudelndem Herzen. Begleite Wilma auf ihren kleinen und großen Alltagsabenteuern und lerne mit ihr, dass in allem, was uns ausmacht, ein Schatz zu finden ist …»

 

Leopold Kilian
Zari und Nivaan – Die Geschichte einer Flucht
Carlsen, 2023, 64 Seiten
6–8 Jahre

Klappentext: «Zari und Nivaan sind Geschwister. Die Goldene und der Held, das bedeuten ihre Namen in unserer Sprache. Eines Tages steht ihr Onkel mit laufendem Motor vor der Tür. Die beiden Kinder haben nur wenige Minuten, um das Nötigste zusammenzupacken. Dann stürzen sie sich in das gefährlichste Abenteuer ihres Lebens, von dem sie nicht wissen, wie es ausgeht: die Flucht in ein anderes Land …»

 

Für den Sonderpreis für die beste Illustration waren nominiert:

 

Franziska Vinzis
Theo Thede – Eine Geschichte über die einzigartigen Träume und Talente in jedem von uns: Entdecke, wer du bist und was in dir steckt.
Happy Kids, 2022, 92 Seiten
6–12 Jahre

Theo entdeckt, dass alle seine Freunde besondere Talente und Fähigkeiten haben. Nur er selbst nicht, meint er – er kann eben das, was jeder kann. Seine beste Freundin Emmi hat bereits jetzt schon einen großen Lebenstraum für ihre Zukunft. Theo jedoch träumt nur von Mama Wombats herrlich duftenden Mittagessen. Er fühlt sich, als hätte sein Leben weder Sinn noch Ziel. Eines Tages kommt sein Onkel zu Besuch. Und der rät ihm, in die weite Welt zu reisen und herauszufinden, wo seine Stärken liegen. Mit der Frage im Gepäck «Warum bin ich auf dieser Erde?», begibt er sich auf eine abenteuerliche Fahrt. Wenn man das Kinder-Coaching weglässt, ist das Buch gut.

Weiter zur Rezension:   Theo Thede - von Martin Hahn und FranziskaVinzis


Annette Zacharias (und Angelika Huber-Janisch)
Die Pfütze – Die Vielfalt einer verborgenen Welt entdecken
Kinderbuch, Sachkinderbuch, Sachbilderbuch, Natur, Tierkunde, Biotop, Kinder- und Jugendliteratur
Hardcover, 64 Seiten, 24.6 x 33.0 cm
Knesebeck Verlag
Altersempfehlung: ab 8 Jahren


Tiere und Pflanzen an Wasserlöchern, Tümpeln und Teichen – Pfützen wäre etwas untertrieben – dieses Kindersachbuch widmet sich dem Mikrokosmos von Biotopen und allem, was ihn ausmacht. Als Pfütze wird hier ein Gewässer beschrieben, das man in der freien Natur findet – eben etwas größer als eine Asphaltpfütze nach einem Regenguss. Kleine Biotope, die aus Regen- oder Schmelzwasser entstehen, oder Feuchtwiesen in Sümpfen und Mooren. Und wer hätte gedacht, dass eine Pfütze mit so spannenden Bewohnern wie Urzeitkrebsen und Bärtierchen aufwarten kann, bis hin zu großen Bewohnern, und dass auch das Klima von Pfützen beeinflusst wird? Klasse Kindersachbuch ab 8 Jahren – Empfehlung!

Weiter zur Rezension:   Die Pfütze von Angelika Huber-Janisch 



Max und Moritz-Preis

Der Max und Moritz-Preis ist die wichtigste Auszeichnung für grafische Literatur im deutschsprachigen Raum. Er wird durch eine von der Stadt Erlangen berufene unabhängige Fachjury alle zwei Jahre im Rahmen des Internationalen Comic-Salons vergeben und trägt seit rund 40 Jahren wesentlich zur künstlerischen und gesellschaftlichen Anerkennung des Comics bei. Mit der Verleihung, im Rahmen der Max und Moritz-Gala im Erlanger Markgrafentheater, wird die Arbeit herausragender Künstler*innen gewürdigt, verdienstvolle Verlagsarbeit bestärkt und die Auseinandersetzung über grafische Literatur intensiviert. Albert Uderzo, Jacques Tardi, Alan Moore, Pierre Christin, Lorenzo Mattotti, Ralf König, Claire Bretécher, Jean-Claude Mézières und Anke Feuchtenberger wurden in den letzten Jahren für ihr Lebenswerk ausgezeichnet. Das nächste Mal wird er in 2024 wieder vergeben.


Zu den vergangenen Jahren:

Die wichtigsten Kinder- und Jugendpreise in 2022


Kinder- und Jugendliteratur auf diesem Blog

Kinder- und Jugendliteratur hat mich immer interessiert. Selbst seit der Kindheit eine Leseratte, hat mich auch die Literatur für Kinder nie verlassen. Interesse privat, später als Pädagogin, als Leserin, als Mutter oder Oma. Kinder- und Jugendbücher kann man immer lesen! Hier geht es zu den Rezensionen.

Kinder- und Jugendliteratur

 


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  Kemi, Brittany-Rae und Muna: drei Frauen leben in Schweden – drei völlig unterschiedliche Lebenswelten; eins haben sie gemeinsam: Sie sind schwarz und nicht in Schweden geboren. Ihre Ausgangssituationen können kaum unterschiedlicher sein. Trotzdem beginnen sich ihre Leben auf unerwartete Weise zu überschneiden – in Stockholm, einer als liberal geltenden Stadt. «In allen Spiegeln ist sie Schwarz» erzählt die schwierigen Themen Migration, Rassismus, Sexismus und Identität mit Leichtigkeit; obwohl nichts komplexer ist als dieser Themenbereich. Spannender zeitgenössischer Roman. Empfehlung!  Weiter zur Rezension:   In allen Spiegeln ist sie Schwarz von Lolá Ákínmádé Åkerström

Rezension - Der war's von Juli Zeh, Elisa Hoven und Lena Hesse

  In der 6a ist ein Verbrechen geschehen: Marie, dem beliebtesten Mädchen der Klasse, wurden täglich die Pausenbrote gestohlen. Torben, sein Vater ist Polizist, meint, es wisse, wie man ermittelt und hat sofort Konradunter Verdacht. Der dicke Konrad ist neu in der Klasse und hat noch mit niemandem Freundschaft geschlossen. Statt auf dem Schulhof zu gehen, verbringt er die Pausen im Klassenraum. Wer soll es denn sonst gewesen sein? Ein Kinderkrimi, ein Gerichtskrimi, der einen interessanten Inhalt zum Verständnis zur Bedeutung der Unschuldsvermutung und Verfahrensfairness zu vermittelt, zu erklären, wie eine Gerichtsverhandlung abläuft - aber mich als Gesamtkonzept nicht überzeugen konnte. Kinderbuch ab 8 Jahren. Weiter zur Rezension:    Der war's von Juli Zeh, Elisa Hoven und Lena Hesse

Rezension - In der Ferne von Hernan Diaz

  Anfang der 1850er Jahre, Håkan Söderström lebt zu einer Zeit in Schweden, in der die Menschen täglich ums Überleben kämpfen. Auszuwandern ins gelobte Land Amerika scheint eine Chance. So schickt der Vater die ältesten Jungen los. Zusammen mit seinem großen Bruder Linus steigt Håkan auf das Schiff nach England. Von dort soll es nach Nujårk, New York, weitergehen, doch im Hafen von Portsmouth verlieren sich die Brüder. Håkan fragt sich durch: Amerika! Doch der Bruder erscheint nicht auf dem Schiff – denn Håkan sitzt auf dem nach Buenos Aires. Das kapiert er zu spät, steigt in San Francisco aus. New York ist sein Ziel. Fest entschlossen, den Bruder zu finden, macht er sich zu Fuß auf den Weg, entgegen dem Strom der Glückssucher und Banditen, die nach Westen drängen. Sprachlich ausgefeilt, eine spannender, berührender Anti-Western, ein Drama mit einem feinen Ende. Die Epoche der Besiedlung Amerikas, Kaliforniens, wird hautnah eingefangen. Empfehlung! Weiter zur Rezension:  In der Ferne v