Rezension
von Sabine Ibing
Henny und Ponger
von Nils Mohl
Der erste Satz:
Er hat sie angeschaut und angeschaut und kurz vorm Hauptbahnhof erst merkt er, dass er in die falsche Richtung fährt, seine Station auf dieser Strecke nicht mehr kommt.
Sie treffen sich in der S-Bahn, lesen das gleiche Buch, schauen sich an. Ponger, der Mechatroniker lernt, im Arbeitskleidung; Henny barfuß in eine Öljacke gekleidet. Sie reden kurz. Plötzlich zieht sie aus heiterem Himmel die Notbremse, steckt ihm ein Handy zu. Dann haut sie ab. Die Polizei nimmt später von allen Bahngästen die Personalien auf, Ponger verdrückt sich. Doch am nächsten Tag kommt ein Polizist in die Werkstatt – der Name stand auf Pongers Arbeitsanzug – eine Zeuge sagte, er habe mit dem Mädchen geredet und sie hätte das gleiche Buch wie er dabei gehabt. Ponger ist sauer auf dieses Mädchen! Was hat er mit der zu tun? Denn Susi, die Werkstattinhaberin kündigt ihm nun, er besitze ja keine Papiere und die Polizei kann sie im Laden nicht gebrauchen.
Was ist eigentlich Liebe?
Ich finde, Henny ist ein guter Name für sie. Und als ich Henny zum ersten Mal gesehen habe, war mir gleich, als hätte sie Farbe mit in den Raum gebracht. Das hat mir gefallen.
202 kurze Kapitel, sprachlich ein Genuss: Nils Mohl ist ein Meister des Nichtgesagten, der Zwischentöne; Roadmovie, Coming-of-Age, Science-Fiction und Lovestory (oder auch nicht) und wer oder was ist ein Alien? Henny braucht Hilfe, ihr Leben ist aus dem Gleis gesprungen, sie will zurück auf die Schienen und Ponger ist ein Mechaniker mit viel Feingefühl; genau den hat sie gesucht. Obwohl Ponger verliebt ist – das ist ihm eigentlich zu viel Stress – dieses Mädchen reißt seine gesamte Welt ein! Das mysteriöse Girl wickelt ihn um den Finger. Sie werden von komischen Typen verfolgt ... Eine Reise in einem uralten Buick mit roten Ledersitzen, lackiert in weißer Perlmuttfarbe, beginnt; Wohnwagen auf Amrum; die Verfolger auf den Fersen. Ponger hält dies für eine Liebesgeschichte ... Nur ein brodelnder Hormoncocktail, der sich beruhigt und ausklingt? Und wer ist eigentlich Ponger? Das weiß er nämlich selbst nicht, denn in seinem Hirn klafft eine große Lücke seine Vergangenheit betreffend. Eine ältere Dame namens Pörl hatte ihn damals aufgenommen, die mit dem Buick ... Und wer ist Henny? Typen in Anzügen, die eine Menge komische Fragen stellen ... Wer ist von hier und wer von dort und überhaupt ...
Ein wenig schräg mit feinem Sprachgefühl
Ein bunter Genremix mit einer wilden Story, ein wenig Sci Fi. Ich fand den Jugendroman gut, schon weil er durchgeknallt ist – ganz anders ist, als das, was wir kennen, sprachlich geschliffen, voller Feingefühl. Aber ich warne – das Jugendbuch ist garantiert nicht für jeden geeignet. Wer Mainstream und eine flache Story sucht, dem ist hier nicht gedient. Der Mixtvision Verlag gibt eine Altersempfehlung ab 14 Jahren. Das passt für mich.
Nils Mohl, geboren 1971, lebt als freier Schriftsteller und Drehbuchautor in Hamburg. Romane und Drehbücher (u. a. „Es war einmal Indianerland“) wurde er mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u. a. mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis, dem Oldenburger Kinder- und Jugendbuchpreis, dem Hamburger Förderpreis für Literatur und dem Drehbuch-Förderpreis beim Filmfest München.
Henny & Ponger
Jugendbuch, Jugendroman, Roadmovie, Coming-of-Age, Science-Fiction, Liebesroman
Hardcover, 320 Seiten
Mixtvision Verlag 2022
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
Kinder- und Jugendliteratur hat mich immer interessiert. Selbst seit der Kindheit eine Leseratte, hat mich auch die Literatur für Kinder nie verlassen. Interesse privat, später als Pädagogin, als Leserin, als Mutter oder Oma. Kinder- und Jugendbücher kann man immer lesen! Hier geht es zu den Rezensionen.
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