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Schon gelesen?

Rezension - Steinigung von Peter Papathanasiou

  Der Einkaufswagen rollt, mal wird er geschoben, über den Bordstein, die Straße hinunter, den abschüssigen Weg hinab, schlafende Kängurus schrecken auf – bis hin zu dem Baum. Jemand packt sie am Schopf, sie wird angebunden … In den frühen Morgenstunden findet eine alte Frau eine Leiche, gefesselt an den Baum, ein zerfleischtes Gesicht, doch sie erkennt die Lehrerin: Sie wurde gesteinigt. Ein spannender Noir-Krimi aus Australien, ein Kriminalroman, der eine feine Handschrift besitzt. Charaktere werden langsam aufgeblättert. Ein Country-Noir, Hardboiled, Rassismus in reinster Form aus verschiedenen Perspektiven, Misogynie und Sexismus, Korruption bei der Polizei und eine menschenverachtende Asylpolitik. Gern mehr davon. Weiter zur Rezension:    Steinigung von Peter Papathanasiou
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Rezension - Die Bäume von Percival Everett

  Ein beeindruckender Roman über Rassismus, Noir vom Feinsten, ein Genremix. Das Ganze mit jeder Menge bissigem Humor überzogen. Ich habe selten bei einem Krimi so viel gelacht. Manchmal blieb auch das Lachen im Halse stecken. Eine Serie von Lynchmorden erschüttert die Südstaaten und es geht um «die Leiche eines Schwarzen, die verschwunden ist. Oder vielmehr ständig verschwindet und wiederauftaucht.». Den Mitgliedern des KKK geht der A auf Grundeis – irgendetwas Schreckliches geht hier vor … Ein wuchtiger Noir-Ritt, ein Stoff für Tarantino. Gnadenlos komischer Country-Noir, eine Gesellschaftssatire, Hardboiled! Eine grandiose Mischung! Unbedingt lesen!   Weiter zur Rezension:    Die Bäume von Percival Everett

Rezension - Der große Baumhauswettbewerb von Camille Garoche

  Dies ist ein fantasiereiches Wimmelbuch ab 3 Jahren, das uns unterschiedliche Baumhäuser auf der gesamten Welt vorstellt. Und darum ist es gleichzeitig ein Sachbuch für Botanik und Mythologie der uralten Riesen. Das großformatige Bilderbuch widmet zwei Doppelseiten jeweils einer Baumart – dem Baum an sich und natürlich befindet sich mittendrin ein herrliches Baumhaus. Wer hat als Kind nicht von einem Baumhaus geträumt ... oder hat / hatte sogar eins. Wir sind eingeladen, als Jury anzutreten: Ein Baumhauswettbewerb. Aber nicht irgendeiner! Kinder aus der gesamten Welt haben in ihren jeweiligen Bäumen ein Haus gebaut. Und wer hat nun das Schönste? Stimme mit ab! Weiter zur Rezension: Der große Baumhauswettbewerb von Camille Garoche

Rezension - Kapitel 2 ist weg! von Josh Lieb und Nikolai Renger

  Jemand muss das zweite Kapitel gestohlen haben! Aber wer? Der Titel und die Aufmachung klangen interessant. Aber Hilfe – ich habe ein Kinderbuch für Vierjährige nicht verstanden! Muss ich mir jetzt Gedanken machen. Vielleicht fehlt mir auch der Humor für unsinnigen Blödsinn. Aber ich stehe nicht allein da. Die Oma, die Mama, die Kinder haben es nicht verstanden. Und keiner fand das Kinderbuch lustig. Nikolai Rengers Illustrationen sind witzig, klasse, dafür ein großes Lob! Schade für das Bilderbuch ab 4 Jahren. Weiter zur Rezension:    Kapitel 2 ist weg! von Josh Lieb und Nikolai Renger

Rezension - Unsichtbar von Eloy Moreno

  In Spanien ist Eloy Moreno bereits ein Bestsellerautor. Unaufgeregt erzählt er die Leidensgeschichte eines namenlosen Jungen, der in der Schule gemobbt wird. Wie alles anfing? Er ist gut in der Schule – einfach so, alles fällt ihm zu. Er ist bescheiden, protzt nicht damit herum, und er hat ein Ziel: Er will beruflich etwas aus sich machen. Eines Tages, mitten in einer Klassenarbeit, pickst ihn der Hintermann, ein fauler Schüler, der Klassenprotz. Er will die Arbeit von dem Vordermann haben, er soll sich gefälligst eine neue Arbeit schreiben. Doch der sagt nein. Genau das ist der Beginn eines Leidenswegs. – Mobbing! Ein Jugendbuch bei dem man Schnappatmung bekommt. Jugendroman ab 14 Jahren, Empfehlung – auch als Schullektüre. Weiter zur Rezension:   Unsichtbar von Eloy Moreno

Rezension - Unser Deutschlandmärchen von Dincer Gücyeter

  Eine türkische Familiengeschichte, die mit der Urgroßmutter und der Großmutter einleitend beginnt. Die nächste Generation wandert nach Deutschland aus – das gelobte Land, wo Milch und Honig fließt. Der Traum, den viele «Gastarbeiter» träumten: Arbeiten, viel Geld verdienen, nach Hause zurückkehren und ein Haus bauen. Und dann wurden aus den Gästen Einwohner. In Deutschland die Türken – in der Türkei die Deutschen – entwurzelt, nirgendwo wirklich zu Hause. Eine Familie, die sich bemüht hat, sich zu integrieren. Ein Zwiegespräch zwischen Sohn und Mutter – zwei völlig verschiedene Generationen, aber auch eine Abrechnung mit der deutschen Gesellschaft und eine mit dem Heimatland und dem Machismo, mit der Erniedrigung der Frauen. Ein hervorragender Gesellschaftsroman, ein Bildungsroman über Migration, Rassismus und Misogynie – meine Empfehlung! Weiter zur Rezension:     Unser Deutschlandmärchen von Dincer Gücyeter

Rezension - Book Love von Debbie Tung

  Eine Liebeserklärung an das Lesen Jeder Tag ist ein guter Tag für Bücher. Zumindest für Debbie, die an keiner Buchhandlung vorbeigehen kann, ohne einen großen Bücherstapel mitzunehmen. Bücher riechen, sie streicheln, sogar Sport damit treiben und natürlich lesen – zu jeder Tageszeit in jeder Situation. Und manchmal kann Debbie ein Buch sogar hören, wenn es laut «Lies mich!» ruft. Anekdotenhaft wird sich hier in einer Graphic Novel liebevoll, selbstreflektierend über Bücherwürmer lustig gemacht. Jeder Booknerd wird sich in diesem Comic garantiert wiederfinden. Ein Geschenk für sich selbst oder für Bibliophile. Eine herrliche Satire – Allage ab 14 Jahren. Weiter zur Rezension:   Book Love von Debbie Tung

Rezension - Wie man einen Diktator satt bekommt von Witold Szablowski

  Sein Koch kommt seinem Gewaltherrscher ziemlich nahe. Der muss ihm vertrauen, und der Koch kennt seine Gewohnheiten … Diktatoren lügen bekanntlich, was das Zeug hält, besonders vorm Volk. Seinen Koch kann man nicht belügen, der kennt den Despoten in- und auswendig, genauso wie sein Arzt. Witold Szablowski hat sie aufgestöbert: die Köch:innen der Diktatoren. Und er lässt sie erzählen. Aus verschiedenen Gründen lebt es sich auch gefährlich in dieser Position. Die meisten sind distanziert gegenüber ihren alten Chefs, aber nicht alle; Verklärungen nicht ausgeschlossen. Darum stellt der Autor kritische Fragen, fragt die Menschen, die unter den Machthabern litten, präsentiert die Lebensläufe der Interviewten. Ein historischer Blick auf das 20. und 21. Jahrhundert, persönlich, nicht in Form von Geschichtsbüchern. Die Köche von Fidel Castro, Saddam Hussein, Idi Amin, Pol Pot und Enver Hoxha berichten – allerdings ohne Kochrezepte, dafür gewürzt mit vielen Anekdoten. Klasse Sachbuch, eine Rep

Rezension - Treue von Hernan Diaz

  Hernan Diaz beschreibt das Finanzkapital, die Börsen, die Vermehrung von Geld, eingebettet in eine Familiengeschichte, bei der es wiederum um die Wahrheit geht. Benjamin Rust erbt Tabakplantagen in Kuba. Ihn aber fasziniert die Börse, und er beobachtet interessiert das Auf und Ab. Hier will er mitspielen! So verkauft er seine Ländereien. Weil er ein guter Beobachter ist, wettet er in der Krisenstimmung auf den Niedergang der Aktien und ist einer der wenigen Gewinner beim Börsencrash von 1929 - ist damit unermesslich reich geworden. Seine Frau Hellen gibt das Geld wieder aus, indem sie karikativ eine Menge auf die Beine stellt. Upps. Das ist ja nur eine Geschichte! Der Roman im Roman! So war es doch gar nicht, schreit einer laut auf! Vier Personen, vier Geschichten um diese eine Geschichte, die sich in Sprache und Stil völlig von den anderen unterscheiden. Unzuverlässige Erzähler, ein Schelmenroman, ein Gesellschaftsroman … Das nenne ich hohe Literatur! Dafür gab es deshalb den Pulitz

Rezension - Südlich von Porto lauert der Tod von Mariana da Silva

  Mord an der Costa de Prata: der erste Fall für Ria Almeida Vom Ullstein Verlag hatte ich eigentlich mehr Niveau erwartet, inhaltlich wie sprachlich …  Ria Almeida, fließend portugiesisch sprechend, fährt in die Heimat ihrer Eltern nach Portugal, um den Großvater zu begraben. Die Stuttgarter Polizistin möchte noch ein paar Tage ausspannen, bis sie zurückkehrt. Mit dem Relaxen wird es nichts, denn der Tod einer Frau bringt Wirbel ins Dorf. Dorfpolizist João, Ehemann von Rias Cousine benötigt Unterstützung … Langweilig, unglaubwürdig, sprachlich schwach. Für mich eine Enttäuschung. Weiter zur Rezension:   Südlich von Porto lauert der Tod von Mariana da Silva