Rezension
von Sabine Ibing
Der achte Kreis
von Philipp Gravenbach
(Ishikli-Caner-Serie 1)
Ishikli Caner will aussteigen, nicht länger im Auftrag der türkischen Mafia töten. Gerade als ihre Freiheit zum Greifen nahe scheint, da ihr der deutsche Geheimdienst dabei helfen will, entführen mächtige Männer aus dem Vatikan ihren Bruder, beordern sie nach Rom. Hier wird sie gezwungen, terroristische Anschläge auszuführen. Doch sie hält Kontakt zu den Deutschen, Peter Roth und Ex-Polizistin Julia Freudensprung vom MAD, mit denen sie seit Jahren zusammenarbeitet. Denn der MAD und der Mossad sind an einer Sache dran, die nichts Gutes heißen wird, mit Fäden, die nach Rom führen. Besessen von dem Wunsch, die katholische Kirche wieder zu alter Größe zu führen, schreckt Kardinal Stefano di Malatesta vor nichts zurück, ein Anschlag, der den Muslim in die Schuhe geschoben wird. Also müssen Roth und Caner gemeinsam die Welt retten.
Typischer Actionthriller
Kann man gut lesen zur Entspannung, doch wie das so ist mit diesen Herogeschichten, man weiß schnell wer überlebt, wer seine Strafe bekommt, wie auch immer. Spannung durch Action, die Handlung passt auf einen Kinderfahrschein, die Story ist völlig unglaubwürdig – wie Actionthriller so sind. Als Film wirkungsvoll, als Buch denkt der Lesende zu viel und fragt sich, wie das alles zusammenpassen soll. Genauso oberflächlich sind die Figuren gezeichnet, nach üblischen Muster, als Rundumpaket recht klischeehaft gestaltet. Kardinal di Malatesta, übersetzt, der mit dem kranken Kopf – na ja, ein wenig überzeichnet. Der böse Russe mit seiner Söldnertruppe, Assassini des Vatikan, ein türkischer Clanchef – dagegen der MAD mit taffen Agenten und der Mossad, bestens ausgerüstet.
Spannend, aber unglaubwürdig
Im Klappentext heißt es: «der Vatikan entführt». Ganz davon ab, dass ein Land nicht fähig ist, etwas zu tun, damit sollen wahrscheinlich die Menschen, die in diesem Staat leben, gemeint sein. Auch das ist falsch, denn letztendlich ist es ein Kardinal, sein Handlanger Varese und engagierte Söldner. Weitere Kardinäle usw. sind nicht dabei. Ich fragte mich die ganze Zeit, wie solch ein großes Projekt, das Laboratorien und ein extrem hochwertiges Rechenzentrum beherbergt, das Geld viel verschlingt, unbemerkt in kirchlichen Kellern gebaut werden, finanziert werden kann. Viele Fragen zur Glaubwürdigkeit blieben offen. Wieder das Thema der Assassini des Vatikan, das sich seit Thomas Giffords gleichnamigen Romans immer wieder als Thema erscheint; ein Trupp von Geistlichen, die militärisch sehr gut ausgebildet werden, die als Auftragsmörder für den Kirchenstaat unterwegs sind. Freudensprung, die Partnerin von Roth ist ohne Begründung plötzlich raus aus dem Roman. Wozu baut man eine Figur auf, um sie dann in Luft auflösen zu lassen? Beim Lesen dachte ich, ich wäre in Band 10 geraten, weil immer auf alte gemeinsame Aktivitäten ansatzweise zurückgeblickt wird. Nein, es ist Band 1 und die Hauptperson ist dabei, auszusteigen – merkwürdig. Man kann den Thriller gut lesen und sich unterhalten, keine Frage. Wer allerdings einen guten Kriminalroman sucht, der zum Nachdenken anregt, oder neue Wissensfelder eröffnet, Milieustudien, der eine wendungsreiche Geschichte mit ausgefeilten Charakteren sucht, wird hier nicht fündig.
Philipp Gravenbach, geboren 1978 in St. Pölten, lebt und arbeitet nach vielen schönen Jahren in Frankreich und Berlin seit einiger Zeit wieder in seiner Heimatstadt St. Pölten in Österreich. Das Herz des promovierten Juristen schlug schon immer leidenschaftlich für das fiktionale Schreiben.
Philipp Gravenbach
Der achte Kreis (Ishikli-Caner-Serie 1)
Thriller, Kriminalliteratur, Kriminalroman, Österreichische Literatur
Taschenbuch, 384 Seiten
Ullstein Verlag, 2023
Krimis und Thriller
Ich liebe Krimis und Thriller. Natürlich. Spannend, realistisch, gesellschaftskritisch oder literarisch, einfach gut … so stelle ich mir einen Krimi vor. Was ihr nicht oder nur geringfügig bei mir findet: einfach gestrickte Krimis und blutrünstige Augenpuler.
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