Rezension
von Sabine Ibing
9 mm Cut
von Sybille Ruge
Gesprochen von Pan Selle
Ungekürztes Hörbuch, Spieldauer: 6 Std. und 30 Min.
Eve Klein, so ihr Deckname, wird von ihrem Auftraggeber K2 (Kunde zwei, Chef der Fleisch-Tycoon Wellinghofen) beauftragt, in Zürich, dem Sitz seiner Stiftung, nach dem Rechten zu sehen. Denn irgendwas stimmt mit der der NGO nicht, sagt sein Gefühl. Und nichts wäre ihm unangenehmer als eine schlechte Presse. Unter dem Deckmantel, einen Praktikanten auszuwählen, soll Eve nach dem Rechten schauen. Eine Schule in Mali ist nie gebaut worden, ein Hilfsprojekt, das Millionen verschlang. Wo ist das Geld geblieben? Nebenbei soll Eve K2 persönlich Geld auf dem Kunstmarkt waschen, er schickt sie zur Kunsthändlerin Mascha Harvensteen, die sehr schräg herüberkommt. Der Stiftungsvorstand Max Karnofsky macht einen abgekämpften Eindruck, völlig überfordert, stets alkoholisiert, und er ist voll im Griff seiner eiskalten Gattin Helena. Die schöne Frau, so viel ist klar, hat den steinreichen Mann nur geheiratet, um sich in der Welt der Reichen zu sonnen, will sich und ihre verzogenen Zwillinge absichern.
Spannung lässt zu wünschen übrig
Ich spürte meine Gesichtsmuskeln, die die Fasson wahrten. Eine höfische Anspannung, dahinter Krieg. Das ist mit Diplomatie gemeint.
Eine Welt der Superreichen, in der alles funktional ist. Einschließlich der Kinder. Das Einzige, was aber wirklich zu funktionieren scheint, ist der Rasenmähroboter. Eve Klein ist bald sicher: Hier werden Drogengelder gewaschen, nur von wem und wie? In dieser Welt sind Big Business, Gier und Organisiertes Verbrechen eng miteinander verzahnt. Sybille Ruge ist wortgewaltig und an manchen Stellen genial. Sie arbeitet viel mit Vergleichen: sieht aus wie / handelt wie / als wenn … «Sanjay starrte mich an, als wären meine Augen Gullilöcher, in denen er nach seinem Kleingeld suchte.» Oder «Sie starrten auf den Fernseher, als hätte man sie mit einer Marx-Engels-Gesamtausgabe zurückgelassen.» Am Anfang fand ich das witzig, kreativ, doch irgendwann ging es mir auf die Nerven, weil es schlicht in der Masse zu viel war, zu aufgesetzt klang, Vergleiche, die dann nur noch ein Augenrollen meinerseits erhielten. Der spannende Anfang lies für mich nach, die Handlung schleppte sich – ein Thriller sollte doch von Spannung getragen werden. Klar, ein paar Köpfe rollen (landen auch mal in der Plastiktüte) und auch Eva gerät ins Visier des Mörders. Die Figuren gingen mir ab der Mitte nur noch auf die Nerven; die Handlung entwickelte sich erwartungsgemäß. Die Eisigkeit von Helena, genannt Hell, die Rohheit der durchgeknallten Mascha Harvensteen und die Abgebrühtheit von Eve durchzieht die Geschichte; dazwischen Max, der nichts zu melden hat, weder als NGO, noch in der Familie – darauf trinkt er ein weiteres Glas. Protagonisten, die so gar nicht an mich gingen.
Sybille Ruge, geboren in der DDR, absolvierte die Schauspielschule »Hans Otto«, Leipzig, mit Diplom und die Meisterklasse für Schauspiel, Palast der Republik, Ost-Berlin, arbeitete dann als Kostümbildnerin für Bühne und TV und ab 1997 bis heute als Entwicklerin in der Textilindustrie. 2022 erschien ihr Debütroman Davenport 160x90 bei Suhrkamp. Lebt und arbeitet in Frankfurt am Main und Zürich.
Krimis und Thriller
Ich liebe Krimis und Thriller. Natürlich. Spannend, realistisch, gesellschaftskritisch oder literarisch, einfach gut … so stelle ich mir einen Krimi vor. Was ihr nicht oder nur geringfügig bei mir findet: einfach gestrickte Krimis und blutrünstige Augenpuler.
Krinis und Thriller
Kommentare
Kommentar veröffentlichen