Direkt zum Hauptbereich

Elektra, die hell Leuchtende von Jennifer Saint - Rezension

Rezension

von Sabine Ibing





Elektra, die hell Leuchtende 


von Jennifer Saint


Griechische Mythologie aus feministischer Sicht erzählt: Die schöne Helena kann sich vor Freiern nicht retten, die um ihre Hand anhalten. Odysseus lässt alle Bewerber schwören, dass sie die Wahl Helenas anerkennen und gegen jedermann verteidigen würden, Unter 100 Bewerbern wählt sie Menelaos aus dem Haus der Atriden aus, wenig später nimmt ihre Schwester seinen Bruder Agamemnon zum Mann. Für die beiden war diese Verbindung wichtig, denn mit dem Heer ihres Schwiegervaters aus Sparta können sie sich zurückerobern, was ihnen gehört. Ihr Onkel hatte den Vater umgebracht und sich auf den Thron von Mykene gesetzt, den sich die beiden zurückholen, den Onkel ermorden, seinen Sohn verschonen. Agamemnon, der Ältere regiert nun in Mykene, Menelaos wird wird seinem Schwiegervater in Sparta folgen. Eine gute Zeit geht ins Land. 

Der Krieg von Troja

Die Priesterin Kassandra von Troja sieht Unheil kommen. Auf ihr liegt allerdings der Fluch des Apollo, der ihr die Gabe der die Gabe der Prophezeiung schenkte, sie aber dann verfluchte, weil sie sich ihm nicht hingeben wollte: Sie kann die Zukunft sehen, doch niemand wird ihren Worten glauben. Als ihr Bruder Paris plötzlich auftaucht, der nach seiner Geburt hätte getötet werden müssen – den es wurde geweissagt, dass dieses Kind Troja zerstören würde, nehmen ihn die Eltern wieder auf. Bei einem Besuch in Sparta verlieben sich Paris und Helena und er entführt sie. Durch den Schwur des Odysseus sehen sich alle griechischen Könige in der Pflicht, Menelaos zu helfen, Helena zurückzuholen. Eine riesige Flotte unter Agamemnon formiert sich, doch der Wind bleibt aus. Die Götter verlangen von Agamemnon, das Liebste zu opfern, um Wind für die Segel zu senden. Er opfert seine älteste Tochter Igiphenie, lockt sie unter dem Vorwand, Achilles zu heiraten, zum Heer, was ihm Klytämnestra nie verzeihen wird.

Neuinterpretation der alten Mythologie

Die Schicksale der drei Frauen – Elektra, Klytämnestra, Kassandra – sind durch die Launen der Götter und die Untaten der Männer unentrinnbar verbunden. 10 Jahre wird der Trojanische Krieg dauern. Klytämnestra arbeitet an Racheplänen, muss das Land regieren, Elektra, die Jüngste, wächst heran, vergöttert den Vater, den sie kaum kennt, und Kassandra sieht in ihren Visionen, was passieren wird, warnt später eindringlich vor dem Pferd, doch niemand wird ihr Glauben schenken. Es ist die Geschichte dieser drei Frauen; wobei für mich Klytämnestra im Mittelpunkt steht und ich mich eher wundere, dass dieser Roman Elektra heißt – aber das nur am Rande. Das Haus der Atriden ist verflucht. Immer wieder Mord in der Familie um den Thron; Kinder werden verschont oder können entkommen, die dann wieder den Thron zurückholen, Kinder verschonen usw. Kann diese Linie durchbrochen werden? Wie erlebt Klytämnestra ihre Ehe, wie Elektra ihre Eltern, die mit einer kalten Mutter aufwächst, die in Trauer um die tote Tochter die anderen Kinder vergisst, einem Vater, den sie verklärt als Helden sieht. Wie geht es Kassandra mit ihrem Fluch? Eine Neuinterpretation der alten Mythologie, leicht abgewandelt von Homer, der ja die Sicht der männlichen Helden einnimmt. Man fliegt durch den spannenden Roman hindurch, die drei Heldinnen erzählen ihre Sicht des Dramas. Verlassenwerden, Trauer und Verlust, Liebe, Schmerz und Angst, Macht, Hass und Verrat, ganz dem Heldenmythos entsprechend. Es geht an die Nieren, was nach der Eroberung am Strand von Troja mit den Frauen passiert. Lebendig geschrieben, ein prima Schmöker zur griechischen Mythologie – Allage, aber sicher ab 14 Jahren bereits ein Leseerlebnis, um in die Mythologie hereinzuschnuppern.


Jennifer Saint begeisterte sich schon als Kind für die griechische Mythologie. Während ihres Studiums der Altphilologie am King‘s College in London hat sie ihre Liebe zu den antiken Sagen vertieft. Als Englischlehrerin versucht sie die Faszination für Geschichten aller Art und die reiche Erzähltradition seit Homer zu vermitteln. Jeder Erzähler hat die antiken Stoffe für sich neu interpretiert. Jennifer Saint stellt die weibliche Heldin in den Mittelpunkt. Simone Jakob lebt und arbeitet in Mülheim an der Ruhr und übersetzt englischsprachige Literatur ins Deutsche, u.a. von David Nicholls, Philip Kerr und Abi Daré.



Jennifer Saint
Elektra, die hell Leuchtende
Originaltitel: Elektra
Aus dem Englischen übersetzt von Simone Jakob 
Roman, griechische Mythologie, Drama, Elektra, Klytämnestra, Kassandra, Atriden, Orest, Agamemnon, Menelaos, Mykene, Troja 
Hardcover mit Schutzumschlag, 368 Seiten 
List Verlag, 2022 
Allage – als Jugendbuch ab 14 Jahren



Fantasy, Fantastic, Dystopien

Hier bin ich leider in letzter Zeit etwas ratlos. In dieser Rubrik wird wenig auftauchen. Leider habe ich das Gefühl, dass hier keine neuen Ideen kommen. Ich mag nicht immer wieder das gleiche Buch in Abwandlung lesen ... Aber auch hier lasse ich mich gern überraschen. Meist findet man unter den Dystopien doch mal was Neues.
Fantasy


Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Rezension - Chronisch gesund statt chronisch krank von Dr. med. Bernhard Dickreiter

Von der Schulmedizin bis heute ignoriert: Die wahren Ursachen der chronischen Zivilisationskrankheiten – und was man dagegen tun kann Noch nie hat es so viele chronisch Kranke gegeben wie heute: Arthrose, Diabetes, Alzheimer, Rückenleiden, Krebs, Burnout usw. Der Internist, Reha-Experte und Ganzheitsmediziner Dr. med. Bernhard Dickreiter ist überzeugt, dass diese Patienten selbst aktiv etwas dagegen unternehmen können. Sein Standpunkt: Wir müssen alles dafür tun, damit es den Zellen in unserem Organismus gut geht. Jede Zelle ist von einer organtypischen Umgebung eingeschlossen, in die sogenannte extrazelluläre Matrix (EZM). Dort zieht die Zelle ihre Nährstoffe, den Sauerstoff, und hier entsorgt sie ihre Abfallstoffe. Ist die Zellumgebung nicht gesund, werden wir krank. Die Schulmedizin bekämpft meist nur Symptome: Schmerzen – Schmerztablette. Die Ursachen werden oft nicht hinterfragt, bzw. operabel versucht zu beheben: neues Knie, neue Hüfte usw. Dickreiter geht ganzheitlich vor.

Rezension - Comfort von Ottolenghi und Helen Goh

  Rezepte, die du lieben wirst Der Israeli Yotam Ottolenghi hat zusammen mit seinem dreiköpfigen Küchenteam das nächste Kochbuch entwickelt. Das Team widmet sich dem Comfort Food und liefert inspirierende Gerichte, die nach Zuhause und Geborgenheit schmecken. Aber auch nach Kindheitserinnerungen und Reiseeindrücken. Comfort Food bedeutet für jeden etwas anderes, auf jeden Fall etwas wie Geborgenheit und Wohlfühlgefühl: ein Gefühl von Nostalgie, aber auch Vertrautheit. So sind über 100 Rezepte entstanden, von der Bolognese (mit asiatischen Gewürzen) bis zu Eier-Gerichten, von der One-Pot-Pasta bis zum Apfelkuchen. Rezepte, die zugleich originell aber auch vertraut und bewährt sind. Und immer mit dem gewissen Ottolenghi-Twist. Weiter zur Rezension:    Comfort von Ottolenghi und Helen Goh

Rezension - Sex in echt von Nadine Beck, Rosa Schilling und Sandra Bayer

  Offene Antworten auf deine Fragen zu Liebe, Lust und Pubertät Ein Aufklärungsbuch, das locker Fragen beantwortet und kurze Erfahrungsberichte von jungen Menschen einstreut, das alles mit knalligen Illustrationen unterlegt. Du bist, wie du bist, und du bist, wie du bist okay. Das Jugendbuch erklärt, stellt Fragen. Die Lust im Kopf, genießen mit allen Sinnen; was verändert sich am Körper in der Pubertät?, die Vagina, die Monatsblutung, der Penis, Solosex, LGBTQIA, verliebt sein, wo beginnt Sex?, Einvernehmlichkeit, wie geht Sex?, Verhütung, Krankheiten, Sextoys – das Buch spart nichts aus. Informieren, anstatt tabuisieren! Locker und sensibel werden alle Themenfelder sachlich vorgestellt. Prima Antwort auf offene Fragen; ab 11 Jahren. Empfehlung! Weiter zur Rezension:   Sex in echt von Nadine Beck, Rosa Schilling und Sandra Bayer

Rezension - Die weiße Wölfin von Vanessa Walder und Simona M. Ceccarelli

  Das geheime Leben der Tiere (Wald, 1) Ein heftiger Sturm tost durch das Flusstal, als fünf Wolfswelpen geboren werden. Die Jüngste ist eine winzige Wölfin. Ausgerechnet sie hat enormen Mut und nimmt sich vor, die allergrößte Jägerin zu werden. Eine Leitwölfin obendrein! Sie erhält vom Rudel den Naman «Fünf». Ein Rabenschwarm begleitet stetig das Rudel, denn sie weisen den Weg zur Beute, eine Teamarbeit. Der Rabe Raak ist der beste Freund von Fünf. Eine spannende, realitätsbezogene Tiergeschichte zum Leben der Wölfe! Empfehlung für Leseanfänger ab 8 Jahren! Weiter zur Rezension:    Die weiße Wölfin von Vanessa Walder und Simona M. Ceccarelli

Was ist eigentlich Kriminalliteratur? - Ein Abend mit Else Laudan in der Wyborada

Am 08.11.2019 war ich zu einer Mischung aus Lesung und Definition des Begriffs Kriminalliteratur in St. Gallen in der Wyborada zu Gast, im Literaturhaus & Bibliothek in St. Gallen in der Frauenbibliothek und Fonothek Wyborada. Else Laudan sprach zum Thema Kriminalliteratur, erzählte ihren Weg mit ihrem freien Verlag Ariadne, ein Verlag, der ausschließlich literarische Kriminalliteratur von Frauen veröffentlicht. Weiter zum Artikel:    Was ist eigentlich Kriminalliteratur? - Ein Abend mit Else Laudan in der Wyborada 

Rezension - Eisbären von Marie Luise Kaschnitz illustriert von Karen Minden

Marie Luise Kaschnitz war in meiner Jugendzeit meine Lieblingsautorin und so war für mich dies von Karen Minden illustriere Buch ein Genuss, Bleistiftzeichnungen, die sich wunderschön mit der Kurzgeschichte verbinden. »Eisbären«, die Novelle ist Kaschnitz-Fans geläufig: Eine Frau hatte schon geschlafen, wacht auf vom Geräusch des Türschlosses. Endlich kommt ihr Mann nach Hause. Doch er macht kein Licht. Ein Einbrecher? Seine Stimme bittet sie, das Licht nicht auszulassen. Sie soll die Wahrheit erzählen – damals im Zoo – auf wen habe sie gewartet? Weiter zur Rezension:    Eisbären – Novelle von Marie Luise Kaschnitz, illustriert von Karen Minden

Rezension - Simply Jamie von Jamie Oliver

  Jeden Tag was Gutes In fünf Kapiteln werden tägliche schnelle Gerichte, ebenso Wochenend-Wunder, bewährte Ofenrezepte bis hin zu leckeren Nachspeisen von Jamie Oliver vorgestellt. Simply Jamie ist dazu da, die Lust am Kochen zu wecken. Das Buch steckt voller köstlicher, unkomplizierter Ideen, die schnell angerichtet sind. Und der Clou: Es gibt Grundzutaten wie Soßen oder ein pochiertes Huhn usw., aus denen sich wiederum eine Menge verschiedene Varianten herstellen lassen. Weiter zur Rezension:     Simply Jamie von Jamie Oliver

Rezension - Caspar Plautz - Rezepte mit Kartoffeln von Kay Uwe Hoppe, Dominik Kli – und Theo Lindinger

  Der Marktstand Caspar Plautz auf dem Viktualienmarkt in München ist wegen seiner Kartoffelvielfalt beliebt. Dazu gehört ein kleiner, aber feiner Imbiss, der mittags im Mittelpunkt seiner Gerichte die Kartoffel würdigt. Die Kartoffel erobert im Caspar Plautz die Welt. Der Erdapfel ist wendig, anpassungsfähig, geschmacklich variabel. Das ist ein wirklich exzellentes Kochbuch, das zeigt, wie die moderne Küche sich Ideen aus aller Herren Länder greift, sie neu kombiniert – wunderbar harmoniert. Von traditionell zu Weltküche – vegetarisch zu Fisch und Fleisch – hier findet jeder seine Lieblingskartoffelgerichte. Weiter zur Rezension:    Caspar Plautz - Rezepte mit Kartoffeln von Kay Uwe Hoppe, Dominik Kli – und Theo Lindinger Theo Lindinger

Rezension - Indians! von Tibure Oger

  Der dunkle Schatten des weißen Mannes  1922, irgendwo in Amerika. White Wolf, ein ehemaliger Häuptling der Chippewa, sitzt als Zirkusattraktion vor Publikum und erzählt aus seinen Erinnerungen. Es sind Geschichten aus einem langen Leben, das bald sein Ende finden wird. Geschichten aus 400 Jahren Kolonialismus, von einseitigen Kriegen und zweischneidigen Verträgen, von Heldenmut und von Habgier. Geschichten vom wackeren Kampf der First Nations gegen den Mord an ihrem Volk und von ihrer scheinbar unausweichlichen Niederlage. Tiburce Oger hat für «Indians!» sechzehn herausragende Künstlerinnen und Künstler der Neunten Kunst versammelt, um eine Chronik der Eroberung des Westens zwischen 1540 und 1889 zu erschaffen: Die bittere Kehrseite des amerikanischen Traums, die Auslöschung von Kulturen der indigenen Völker. Sehr guter Comic, der in kleinen Graphic Novels aus der Sicht der Ureinwohner die Geschichte ins rechte Licht rückt. Weiter zur Rezension:    Indians! von Tibure Oger

Rezension - Feuerwanzen lügen nicht von Stefanie Höfler

  Mischa und Nits sind beste Freunde. Mischa liebt die Poems von Nits. Und der bewundert Mischa, weil er schlau ist und ein wandelndes Lexikon über Tiere zu sein scheint. Lügen geht gar nicht, so Nits Überzeugung. Darum fragt er sich, warum Mischa dem Lehrer weismachen will, er hätte eine Chlorallergie, als der Schwimmunterricht beginnt – Nits erzählt er, die Badehose sei von Mäusen angefressen worden. Überhaupt scheint Mischa in Schwierigkeiten zu stecken – doch wohl eher sein Vater ... Nits betritt in dieser Familie plötzlich eine völlig andere Welt – die der Armut. Aber das ist ein Unterthema – Mischas Vater ist untergetaucht; Mischa und Nits werden ihn nicht im Stich lassen – aber das könnte gefährlich werden ... Spannung, Humor und ein wenig Tragik machen das Buch zu einem Leseerlebnis. Meine Empfehlung ab 11 Jahren für diesen exzellenten Kinderroman.  Weiter zur Rezension:    Feuerwanzen lügen nicht von Stefanie Höfler