Direkt zum Hauptbereich

Hey, hey, hey, Taxi! von Saša Stanišić und Katja Spitzer -Rezension

Rezension

von Sabine Ibing


Hey, hey, hey, Taxi! 


von Saša Stanišić und Katja Spitzer


Hey, hey, hey, ich steige in ein Taxi und setze mich und ich sitze auf einem Klo. Ich sage: ‹Hier ist ja ein Klo.›
Der Taxifahrer sagt: ‹Wie finden Sie das Klo?›
Ich sage: ‹Für ein Klo recht bequem.


Saša Stanišić hat sein erstes Kinderbuch geschrieben – zusammen mit seinem Sohn! Gemeinsam haben sie sich verrückte Taxi-Abenteuer ausgedacht. Wir sollten öfter mal Taxi fahren, denn hier kann man die wildesten Dinge erleben! Taxifahrer sind Persönlichkeiten, die so einiges zu bieten haben! Autos, die bruffen, brukken und butschen, strickende Drachen, Gurken und Tomaten als Straßenampeln, ein Hexenbesen auf vier Rädern. 





Hey, hey, hey, ich steige in ein Taxi und das Taxi ist ein Käserad und der Fahrer eine Maus und das Licht ist gelb und die Fenster sind Löcher im Käse und es riecht, was sonst, nach Käse, und ich kriege eine Riesenlust auf ein Käsebrot. 
‹Entschuldigen Sie›, sagt die Maus, ‹das Taxi ist bitte schön nicht zum Verspeisen da.


Um Kinderbücher von Promis schlage ich in der Regel einen Bogen. Wenn dieser Promi aber ein ziemlich guter Schriftsteller ist, in Teamwork mit seinem Sohn philosophiert, dann könnte dabei etwas Witziges herauskommen. Und mal ehrlich, das ist megabrunziggut gelungen! Schräge Geschichten zum Vorlesen. Papa Saša dachte sich Gutenachtgeschichten aus, die sein Sohn Nikolai fantasievoll ausschmückte. Das Ergebnis ist in diesem Kinderbuch umgesetzt, wobei Katja Spitzer die Erzählungen mit ihren lustigen Illustrationen begleitet. Hier gibt es gemütliche Piraten, die gern kochen, einen Wolf, der Tierkinder besucht, um ihnen Bücher vorzulesen. Hier ist alles ein wenig anders; und genau das ist so gut. Die Fantasie der Möglichkeiten wächst mit jeder Geschichte, löst im Kopf eigene Storys aus. Was könnte alles in einem Taxi passieren? Der Motor brufft, das muss eine Ursache haben! Klappen wir mal die Motorhaube auf. Und da ...

Hey, hey, hey, ich steige in ein Taxi und ich sage: ‹Bitte zum Schuster›, und wir fahren los, da macht der Motor: ‹BRRRUMMM-BRRRUMMMBRUM-BRUM-BRUM› — laut und komisch.
‹Der Motor ist laut und komisch›, sage ich.
‹Wieso?›, fragt der Taxifahrer.
‹Hören Sie selbst, das klingt doch nicht normal›, sage ich.
‹BRRUFFF-BRRUFFF-BRUFF-BRUFF-BRUFF›, brufft jetzt der Motor.
‹Halten Sie bitte an.





An einer Gurke fährt man vorbei, die Tomate zwingt dich zum Anhalten. Ist doch wohl logisch! Dazwischen quetscht sich die gelbe Paprika. 28 kurze Taxi-Geschichten, dynamisch, witzig, fantasievoll, einfach zum Reinsetzen! Quatsch mit Soße, wenn der Taxifahrer Odjo Odjo nicht mehr als «odjo, odjo» sagen kann. Mit dem fährt man zum Hafen, und siehe da, ein Piratenschiff fährt vorbei: «Einer guckt aus dem Ausguck, ein anderer kartoffelt auf Deck das Abendessen». Wie 500 Taxis und 500 U-Boot-Taxis gemeinsam den Piraten helfen, kann man nachlesen – und überhaupt Piraten kommen öfter mal vor. Es sind ganz nette Zeitgenossen. Wir treffen auf die kleine traurige Giraffe, die einen kurzen Hals hat. Gibt es denn das, ein zu kurzer Hals? Macht doch nichts, denn sie singt unglaublich schön. Na, wer von den anderen kann das? Phantastisches phantastisch präsentiert! Blitzig, magisch mit dem Taxi unterwegs; am Ende geht es stets nach Hause zurück – Sprachkreativität und Kreativität im Geschichtenerfinden machen dieses Kinderbuch zum Vorleserenner. Es animiert dazu, selbst Geschichten zu erfinden, die witzigen Begebenheiten mit dem Stift auf Papier zu bringen, öffnet diese Region des Gehirns, die so wichtig ist. Ohne Fantasie geht nämlich gar nichts, auch keine Wissenschaft, ohne Fantasie gibt keine neuen Ideen. Aber nicht nur Sprachwitz, die knalligen, spaßigen Grafiken von Katja Spitzer passen sich in die schrillen Erlebnisse ein, geben dem Ganzen einen weiteren Pepp. Der Mairisch Verlag empfiehlt das Kinderbuch ab 4 Jahren – passt, aber auch die größeren Kinder werden sich scheckig lachen.




Saša Stanišić wurde 1978 in Višegrad (Jugoslawien) geboren und lebt seit 1992 in Deutschland. Seine Erzählungen und Romane wurden in über 30 Sprachen übersetzt und vielfach ausgezeichnet, u. a. 2019 mit dem Deutschen Buchpreis. Stanišić lebt und arbeitet in Hamburg. Dies ist sein erstes Kinderbuch. Sein Sohn Nikolai lebt und spielt zum Glück auch in Hamburg. Er hat hier eifrig miterzählt.

Katja Spitzer hat Kunstgeschichte und Geschichte in Halle und Illustration an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig und der Hochschule Luzern studiert. Heute arbeitet sie in Berlin-Prenzlauer Berg und lebt am Müggelsee. Sie zeichnet für Verlage und gibt Workshops für Kinder und Erwachsene.


Saša Stanišić und Katja Spitzer 
Hey, hey, hey, Taxi!
Kinderbuch, Bilderbuch, Kurzgeschichten
Hardcover, illustriert, 96 Seiten, 21 x 27 cm
Mairisch Verlag, 2021
Altersempfehlung: ab 4 Jahren



Panda-Pand von Saša Stanišić und Günther Jakobs

Pandabär Nicht-Peter (Warum er so heißt? Das müsst ihr selbst herausfinden) lebt allein, denn Pandabären sind Einzelgänger. Ein langweiliges Leben! Auch die besten Turnübungen machen es nicht besser. So knabbert er beim Frühstück genüsslich an einem Bambusrohr, pustet gelangweilt kräftig in sein Lieblingsessen – und heraus kommt die beste Panda-Idee aller Zeiten! Erst ein Ton, dann zwei und schließlich die schönste Melodie der Welt. Musizieren macht mehr Spaß in Gesellschaft ...

Weiter zur Rezension:  Panda-Pand von Saša Stanišić und Günther Jakobs



Kinder- und Jugendliteratur

Kinder- und Jugendliteratur hat mich immer interessiert. Selbst seit der Kindheit eine Leseratte, hat mich auch die Literatur für Kinder nie verlassen. Interesse privat, später als Pädagogin, als Leserin, als Mutter oder Oma. Kinder- und Jugendbücher kann man immer lesen! Hier geht es zu den Rezensionen.

Kinder- und Jugendliteratur


Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Rezension - Sex in echt von Nadine Beck, Rosa Schilling und Sandra Bayer

  Offene Antworten auf deine Fragen zu Liebe, Lust und Pubertät Ein Aufklärungsbuch, das locker Fragen beantwortet und kurze Erfahrungsberichte von jungen Menschen einstreut, das alles mit knalligen Illustrationen unterlegt. Du bist, wie du bist, und du bist, wie du bist okay. Das Jugendbuch erklärt, stellt Fragen. Die Lust im Kopf, genießen mit allen Sinnen; was verändert sich am Körper in der Pubertät?, die Vagina, die Monatsblutung, der Penis, Solosex, LGBTQIA, verliebt sein, wo beginnt Sex?, Einvernehmlichkeit, wie geht Sex?, Verhütung, Krankheiten, Sextoys – das Buch spart nichts aus. Informieren, anstatt tabuisieren! Locker und sensibel werden alle Themenfelder sachlich vorgestellt. Prima Antwort auf offene Fragen; ab 11 Jahren. Empfehlung! Weiter zur Rezension:   Sex in echt von Nadine Beck, Rosa Schilling und Sandra Bayer

Rezension - Wolfssommer von Hans Rosenfeldt

  Ein atmosphärisch dichter und spannender Schweden-Krimi von Hans Rosenfeldt, bekannter Krimiautor und Drehbuchautor (skandinavische TV-Serie «Die Brücke», britische Fernsehserie «Marcella» über Netflix) erwartet uns mit dem Auftakt einer neuen Serie. Die Erwartungen waren hoch. Rosenfeldt hat geliefert. Die Kleinstadt Haparanda, nahe der finnischen Grenze, wird zufällig zum Schauplatz eines Drogendeals. Wer hat die Drogen und das Geld, wer wird sie am Ende bekommen? Der einzige der durchblickt, ist der Leser – Dank Mehrperspektivität. Denn alle Protagonisten tappen im Dunkeln – wissen nichts voneinander. Ein komplexer und spannungsreicher Thriller! Weiter zur Rezension:    Wolfssommer von Hans Rosenfeldt

Rezension - Kalte Füße von Francesca Melandri

  Im Winter 1942/43 flohen italienische Soldaten in Schuhen mit Pappsohlen vor der Roten Armee, Zehntausende erfroren. Der «Rückzug aus Russland» hat sich als Trauma im kollektiven Gedächtnis Italiens eingebrannt - auch in der Familie von Francesca Melandri, einer der wichtigsten Autorinnen Italiens. Ihr Vater hat ihn überlebt. Doch erst als Anfang 2022 Bilder und Orte des Kriegs in der Ukraine omnipräsent sind, wird ihr klar: Der Vater ist vor allem in der Ukraine gewesen. Sie tritt mit ihrem verstorbenen Vater in ein Zwiegespräch, wobei sie den Krieg damals mit dem Heutigen in der Ukraine vergleicht. Und es ist eine Abrechnung mit der italienischen Linken. Empfehlung, unbedingt lesen! Weiter zur Rezension:    Kalte Füße von Francesca Melandri 

Rezension - Die Grille in der Geige von Anna Haifisch

  Eines Sommers findet eine wandernde Grille im Wald eine alte Geige . «Wie praktisch!», ruft sie und zieht in das geräumige Instrument ein. Sie töpfert und zieht Nudeln und des Nachts zupft sie die Saiten, erfreut alle Insekten und Mäuse in der Umgebung mit ihrer Musik. Doch als ein bitterkalter Winter das Land überzieht, stürmen die Insekten das Heim der Grille , zerhacken es und zünden es an … Ein humorvolles Bilderbuch ab 4 Jahren – Empfehlung! Weiter zur Rezension:    Die Grille in der Geige von Anna Haifisch 

Was ist eigentlich Kriminalliteratur? - Ein Abend mit Else Laudan in der Wyborada

Am 08.11.2019 war ich zu einer Mischung aus Lesung und Definition des Begriffs Kriminalliteratur in St. Gallen in der Wyborada zu Gast, im Literaturhaus & Bibliothek in St. Gallen in der Frauenbibliothek und Fonothek Wyborada. Else Laudan sprach zum Thema Kriminalliteratur, erzählte ihren Weg mit ihrem freien Verlag Ariadne, ein Verlag, der ausschließlich literarische Kriminalliteratur von Frauen veröffentlicht. Weiter zum Artikel:    Was ist eigentlich Kriminalliteratur? - Ein Abend mit Else Laudan in der Wyborada 

Rezension - Lázár von Nelio Biedermann

  «Ein wirklich großer Schriftsteller betritt die Bühne, im Vollbesitz seiner Fähigkeiten.», so wird von ihm geschrieben. Nelio Biedermann schreibt mit 20 Jahren sein erstes Buch und das Manuskript geht in die Versteigerung – die Verlage überbieten sich, es wird in 20 Sprachen verkauft, man redet über ein sechsstelliges Vorschusshonorar – über den neuen Thomas Mann . Uff. Ich war gespannt. Mich konnte der Familienroman nicht überzeugen – leider. Weiter zur Rezension:    Lázár von Nelio Biedermann

Rezension - Motte und die Metallfischer von Sanne Rooseboom und Sophie Pluim

  Der Sommer, in dem Motte ein U-Boot fand, fing ziemlich normal an. Langweilig sogar. Doch auf einmal liegt das Schicksal der ganzen Stadt in ihren Händen. Es sind Ferien, aber Mottes Mutter muss arbeiten, einen Urlaub könnten sie sich nicht leisten. Sie ist als Personalcoach unterwegs: Mode, Schminke, Sport, Gesundheit, Ernährung. Und genau das interessiert Motte so gar nicht. Am Kai zeigt ihr Lukas das Metallfischen – ein perfektes Hobby für Motte, die neben schwarzer Kleidung das Unperfekte an Dingen liebt. Sie kauft sich einen Magneten zum Metallangeln. Vielleicht kann man sich etwas verdienen, wenn man Altmetall zur Altmetallhändlerin bringt; sie sammelt ihre ersten Schätze, die die Mutter eklig findet. Plötzlich hängt etwas ganz Großes an der Angel! Spannender Kinderroman ab 9/10 Jahren. Empfehlung! Weiter zur Rezension:   Motte und die Metallfischer von Sanne Rooseboom und Sophie Pluim

Rezension - So weit der Fluss uns trägt von Shelley Read

  Am Fuße der Elk Mountains in Colorados strömt der Gunnison River an einer alten Pfirsichfarm vorbei. Hier lebt in fünfter Generation in den 1940ern die 17-jährige Victoria mit ihrem Vater, dem Onkel und ihrem Bruder Seth. In der Stadt begegnet sie Wilson Moon, und beide fühlen sich sofort zueinander hingezogen. Dramatische Ereignisse zwingen Victoria, selbst das Leben in die Hand zu nehmen. Ein wenig schwülstig, doch gut lesbar, atmosphärisch, ein Familienroman, ein Coming-of-age – gute Unterhaltung … eine Hollywood-Geschichte. Die Pilcher-Fraktion wird begeistert sein!  Weiter zur Rezension:    So weit der Fluss uns trägt von Shelley Read

Rezension - Die Lotsin von Mathijs Deen

  Was geschah auf dem Forschungsschiff? Kaum hat vor Helgoland eine Übung des niederländischen, deutschen und dänischen Grenzschutzes begonnen, geht bei der Küstenwache ein Notruf ein. Eine Klimaforscherin , die mit einem US-Forschungsschiff auf dem Weg von Grönland nach Kiel war, wird vermisst. Xander Rimbach , Ermittler der Bundespolizei See , geht an Bord. Zunächst weist alles auf einen Suizid hin. Rimbach drückt aber das Bauchgefühl, dass hier ordentlich gemauert wird. Irgendetwas stimmt nicht auf diesem Schiff. Ein literarischer Krimi, Kriminalliteratur vom Feinsten. Weiter zur Rezension:    Die Lotsin von Mathijs Deen

Rezension - Was danach kommt von Anika Suck

  Karmen passt einen Moment beim Autofahren nicht auf und verursacht einen Verkehrsunfall mit tragischem Ausgang – ein Kind ist tot. Es sind nur ein paar Sekunden, die Karmens Leben in seinen Grundfesten erschüttern. Denn im darauffolgenden Prozess muss sie sich einer Schuld stellen. Von der Presse Kindsmörderin getauft und von der Empörungsgesellschaft vorverurteilt, wird sie auch von ihrem sozialen Netz fallen gelassen. Am Ende muss Karmen selbst entscheiden, ob sie schuldig ist oder nicht. Mich konnte das Buch nicht überzeugen, da für mich die Darstellung der Geschichte absoluter Gerichts-Nonsens ist. Weiter zur Rezension:    Was danach kommt von Anika Suck