Rezension
von Sabine Ibing
Von Larven und Libellen
von Gesa Rensmann und Anne Voges
Das hübsch gestaltete Bilderbuch beschreibt das Leben einer Larvenkolonie in einem Teich. Eine Gruppe von Wasserlarven am Grund des Teichs hat ein vergnügtes Leben: Sie huschen und toben durch den Schlamm. Hin und wieder klettert eine Larve nach oben, verschwindet an der Oberfläche und ward nie wieder gesehen. Warum kommen sie nie zurück? Die Larven wundern sich und eine schlägt vor, dass die nächste Larve, die nach geht, zurückkommen muss und berichten, was sie dort oben erlebt hat.
Sie selbst ist die Nächste, die nach oben klettert. Oben ist sie sofort todmüde, und als sie erwacht, hat sie sich in eine schillernde Libelle verwandelt. Sie genießt das Fliegen und die neue Welt, erinnert sich an die Vereinbarung. Sie versucht, ins Wasser einzutauchen, immer wieder. Aber es gelingt ihr nicht. «Ich glaube, ich muss einfach warten, bis sie selbst Libellen werden. Dann werden sie verstehen, was mit mir geschehen ist und wohin ich gegangen bin.», sagt sie am Ende Die Libelle beginnt ihre neue wunderbare Welt zu genießen.
Am Schluss gibt es für die Eltern eine Erklärung, wozu dieses Bilderbuch dienen soll. Ganz ehrlich, darauf wäre ich nicht gekommen: Es ist eine Metapher zum Tod. Was passiert nach dem Tod? Mit Kindern über den Tod und das Danach philosophieren. Eine besondere Fabel für Kinder über die Metamorphose der Lebewesen. Nur hin und wieder verschwindet eine der Larven nach oben durch die Wasseroberfläche. Was dort wohl vor sich geht? Sie lädt Kinder zu eigenen Überlegungen darüber ein, was nach dem Tod möglicherweise passieren könnte und wieso wir es nicht genau wissen. Wohin verschwinden die Larven vom Grund des Teichs plötzlich? Und wieso kann die Libelle nicht zu ihren Freunden zurück?
Auch Kinder begegnen schon philosophischen Fragen nach dem Ende des Lebens: Wenn ein Verwandter stirbt, wenn das Haustier nicht mehr lebt. Was auch für Erwachsene kaum zu fassen und zu erklären ist, braucht den Rahmen einer guten Geschichte. So können Kinder ein Stück weit begreifen, worum es geht. Gesa Rensmann hat eine wunderbare Fabel von Doris Stickney nacherzählt, die Kinder mit ihren Fragen zum Tod nicht allein lässt, so der Verlag. Eine Tiergeschichte als Hilfe für die Trauerarbeit mit Kindern, für mich eine prima Idee. Das Kinderbuch ist auch gut zur Gruppendiskussion in Kindergarten und Grundschule als Unterrichtsmaterial geeignet. Anne Voges hat das Bilderbuch illustriert. In Naturtönen, bei denen ein grünblau im Vordergrund steht, passen sich die Aquarelle auch farblich sanft in das Thema ein. Die Gestaltung der Libellen ist naturgetreu, was mir gut gefällt – so ist selbstverständlich auch die biologische Komponente sachlich richtig dargestellt. Der Vermes Verlag gibt eine Altersempfehlung ab 4 Jahren; dem schließe ich mich an.
Gesa Rensmann studierte Lehramt Grundschule. Nach dem Referendariat wechselte sie in die Verlagsbranche, um ihre Leidenschaften Pädagogik und Bücher miteinander zu verbinden. Seit 2010 arbeitet sie als Programmleiterin in einem Fachverlag für Frühpädagogik. Mit ihrer Familie lebt sie in einer kleinen Marktgemeinde östlich von München. Anne Voges arbeitet seit ihrem Diplom nach dem Studium Industrial Design an der Universtiät Duisburg-Essen im Jahr 2006 als selbstständige Designerin und Illustratorin – und würde diesen Job gegen keinen anderen eintauschen wollen.
Von Larven und Libellen
Bilderbuch, Kinderbuch, Libellen, Unterrichtsmaterial, Tod, Metamorphose, Trauerarbeit, Kinder- und Jugendliteratur
Hardcover, 32 Seiten, 30.5 x 21.7
Vermes Verlag, 2025
Altersempfehlung: ab 4 Jahren
Kinder- und Jugendliteratur
Kinder- und Jugendliteratur hat mich immer interessiert. Selbst seit der Kindheit eine Leseratte, hat mich auch die Literatur für Kinder nie verlassen. Interesse privat, später als Pädagogin, als Leserin, als Mutter oder Oma. Kinder- und Jugendbücher kann man immer lesen! Hier geht es zu den Rezensionen.




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