Rezension
von Sabine Ibing
Huuu-Berta - Das kleinste Gespenst von allen
von Annette Langen und Sabine Sauter
Denkst du auch, dass Gespenster in Burgruinen wohnen und unter weißen Bettlaken umherfliegen? Ich sage es dir gleich: Damit liegst du völlig falsch. Ein Gespenst zieht an, was es schick findet, und wohnt am liebsten dort, wo es schön staubig ist. So auch Huuu-Berta. Ihr Problem, sie ist die Allerkleinste in ihrer Familie. Gespenster wachen nämlich mit Gruselfaktor. Je heftiger und mehr sie Menschen erschrecken, umso größer werden sie. Um einen Gespenster-Ausweis zu erhalten, muss man eine Mindestgröße erreicht haben, und das magische Maßband zeigt, Berta fehlen einige Gespenstimeter. Kurz entschlossen stellt Tante Grusella Huuu-Berta in einen Schrank, um sie ins Menschenreich zu katapultieren.
In der Hosentasche von Huuu-Berta hat sich glücklicherweise ihr bester Freund, die kleine Fledermaus Flitzi versteckt. Angekommen in einem Schrank der Menschenwelt klettert sie vorsichtig heraus. Der Schrank steht auf dem Bürgersteig vor einem Haus und die Freunde können sich sogleich hinter einem Baum verstecken. Verrückt, lauter Möbel stehen hier auf der Straße! Und dort sieht sie einen Junge, der von zwei Kindern bedrängt wird: «Die Mutprobe geht so: Du bringst uns einen Schein aus dem Geldbeutel deiner Mama.» Der Junge, Ben, sieht verängstigt aus, und so beschließt Huuu-Berta, sich ihn genau anzusehen. Irgendwie muss sie in das Haus von Ben hineinkommen … Gar nicht so einfach, wenn man nicht durch Wände gehen kann. Und natürlich wirbelt das Gespensterteam die Familie auf …
Eine lustige Vorlesegeschichte, bzw. eine für Erstleser. Huuu-Berta ist ziemlich klein, aber ansonsten sieht sie aus wie ein Mensch. Berta und Ben – beiden fehlt es ein wenig an Selbstvertrauen; und das werden sie in dieser Geschichte stärken. Nebenbei ist eine Message eingeflochten: Habt ihr Sorgen, ihr seid nicht allein, sprecht unbedingt mit eueren Eltern (oder einem anderen Erwachsenen)! Man muss keine Angst vor Erpressern haben, die dich bedrohen – denn erpressen ist nicht ok. und es gibt immer jemand, der stärker ist, als der Bösewicht. Das Buch will Kindern die Angst vor Gespenstern nehmen – nun ja, ob man einen Charakter auf diese Weise konzipiert, ist Geschmacksache. Mir persönlich ist Berta in Konzeption und Grafik schlicht zu menschlich. Für mich muss ein Gespenst kein schwebendes Bettlaken sein, aber anders als ein Mensch wirken. Ob ein wenig dunstig, ob es schweben kann, ob es sich unsichtbar machen kann, am besten sollte es durch Wände gehen oder sich von A nach B beamen können… irgendwas in der Art. Das muss ja nicht gruselig sein. Wie gesagt: Geschmack. Ansonsten gefällt mir Berta. Die Geschichte ist lustig, spannend, hat eine Message; genau das finde ich gut, keine Frage. Besonders hat mir der Sprachwitz gefallen. Mit fantasievollen Worterfindungen wird hier nicht gespart!
Das Kinderbuch ist als Vorlesebuch, bzw. für Erstleser konzipiert – jedes Kapitel dauert ca. 6 Minuten und kann wunderbar als Gutenachtgeschichte genutzt werden. Ebenso ist ein Erstleser ist nicht mit langen Kapiteln überfordert, sollte eins in einem Rutsch schaffen. Das Lesebändchen hilft, das nächste Kapitel wiederzufinden, und die Schrift ist groß genug gewählt. Wer möchte, kann die beigelegten Sticker je am Ende des Kapitels einkleben, um den Lesefortschritt festzuhalten. Am Ende des Buchs gibt es weiteren interaktiven Spaß mit Gespenster-Rezepten zum Nachkochen und einen Gruselausweis zum Ausfüllen – halt, natürlich müssen vorher alle Aufgaben der Gruselprüfung abgelegt werden. Seine Gespenstimeter muss man sich schon verdienen! Sabine Sauter hat den Kinderroman mit farbigen Illustrationen belebt – ebenso lustig, angefangen von einer keinen Spinne, dem Spinnennetz in der Seitenecke über kleine Grafiken bis zu ganzseitigen Illustrationen gibt das einen Augenschmaus. Das Buch ist nominiert für den Deutschen Kinderbuchpreis 2023. Der Boje Verlag gibt eine Altersempfehlung ab 5 Jahren, was passend ist.
Annette Langen war lange als Lektorin für einen Kinderbuchverlag tätig und begann nebenbei mit dem Schreiben ihrer ersten Bücher. Seit 1989 sind über hundert Kinderbücher von ihr erschienen, darunter die Bestseller-Reihe Briefe von Felix, die in 30 Sprachen übersetzt, international ausgezeichnet und verfilmt wurde. Seit dem Jahr 2000 ist sie freiberufliche Autorin und setzt sich ehrenamtlich für die Leseförderung von Kindern ein.
Sabine Sauter lebt mit ihren zwei Töchtern, Ehemann und Hund in Süddeutschland. Ihre Leidenschaft für schöne Bücher und wundervolle Illustrationen nährte den Traum, eines Tages selbst Bücher zu illustrieren. Nach dem Abschluss in Grafikdesign konnte sie diesen Traum wahr werden lassen. Wenn sie nicht zeichnet, geht sie gern joggen, sieht sich gruselige Filme an oder erfindet mit ihren lesebegeisterten Kindern fantastische Geschichten.
Huuu-Berta - Das kleinste Gespenst von allen
Kinderbuch, Kinderroman, Gespenstergeschichte, Vorlesebuch, Erstleser, Kinder- und Jugendliteratur
Hardcover, 128 Seiten, mit Sticker
Boje Verlag, 2023
Altersempfehlung: ab 5 Jahren
Bilderbücher, Kinderbücher Vor- und Grundschule 5 - 10 Jahre
Kinder- und Jugendliteratur
Die wichtigsten Kinder- und Jugendpreise in 2023
Jedes Jahr erscheinen ca. 8.000 Titel auf dem deutschsprachigen Kinder- und Jugendbuchmarkt. Wir würden gern alle Bücher lesen ... Die Jugendbuchpreise helfen uns, die Perlen herauszufischen. Es gibt eine ganze Menge Jahrespreise, auch Monatspreise. Für mich sind dies die Wichtigsten! Es ist entschieden. Auch der Deutsche Jugendliteraturpreis und der Deutsche Kinderbuchpreis sind nun auf der Buchmesse überreicht worden. Hier nun die Gewinner:innen für dieses Jahr!
Deutscher Jugendliteraturpreis, IBBY Honour List, Hans-Christian-Andersen-Preis, Josef Guggenmos-Preis, Deutscher Kinderbuchpreis, James Krüss Preis für internationale Kinder- und Jugendliteratur, Gustav-Heinemann-Friedenspreis für Kinder- und Jugendbücher, Schweizer Kinder- und Jugendbuchpreis, Buxtehuder Bulle, Kinder- und Jugendbuchpreis Österreich, Serafina-Preis, LUCHS-Preis für Kinder- und Jugendliteratur, Korbinian – Paul Maar-Preis
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