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Sherlock Holmes von Hannes Binder - Rezension

Rezension

von Sabine Ibing



Sherlock Holmes

 
von Hannes Binder

The Final Problem


Der letzte Fall oder Sherlock Holmes’ Untergang: «The Final Problem» sollte der letzte Fall werden. Ende aus mit Sherlock Holmes; da Sir Arthur Conan Doyle 1893 keine Lust mehr auf diesen Helden hatte - das regelmäßige Verfassen neuer Detektiv-Geschichten war ihm schlicht zu zeitintensiv; er war ja vielseitig begabt und reiselustig. Heldenhaft stürzt sich Holms so am Ende des Krimis mit dem bösesten Verbrecher der Welt in den Tod. Ganz Großbritannien trauerte um den toten Helden; in London trugen Menschen schwarze Schleifen um den Oberarm. Viele Kunden kündigten das Abonnement des The-Strand-Magazins, in dem die Holms-Krimis erschienen, und Doyle erhielt eine Menge unflätiger Briefe, in denen er als Ungeheuer oder Bestie beschimpft wurde. 1901 wurde ihm eine schaurige Story über den «Hund der Baskervilles» zugetragen und die passte hervorragend zu seiner Holms-Figur. Kurzerhand schrieb Doyle neue Bände – die eben vor dem Tod von Holms spielten.



Und hier ist die Sherlock-Holmes-Kurzgeschichte um sein ruhmhaftes Ende, nach einer Geschichte von Sir Arthur Conan Doyle – als Grafic Novel gezeichnet von Hannes Binder. Der Krimi beinhaltet den Kampf des Meisterdetektivs gegen seinen kriminellen Gegner Professor Moriarty, der mit dem Sturz der beiden in die Reichenbachfälle bei Meiringen in der Schweiz endet. Deerstalker-Mütze, qualmende Pfeife, aufgestellter Mantelkragen, so blickt uns bereits auf dem Cover der berühmte Detektiv entgegen. Dieses Mal erfahren wir nichts von der Londoner Baker Street, denn Holms taucht plötzlich bei Dr. Watson auf, will sich bei ihm verstecken. Die beiden hatten sich länger nicht gesehen – Holms erklärt, Professor Moriarty, der bösartigste Verbrecher der Welt, trachtet ihm nach dem Leben – er müsse fliehen. Wir nehmen teil an einer Verfolgungsjagd quer über den Kontinent bis in die Schweiz. Am Reichenbachfall kommt es zum Showdown zwischen Holmes und seinem Erzfeind.



Schwarz-weiße Strichzeichnungen auf Schabkarton sind Hannes Binders Markenzeichen. Bei dieser Technik wird die Zeichnung mit einem Schabwerkzeug aus der schwarzen Oberfläche ausgeschabt. Der Zürcher Illustrator hat für diesen epischen Stoff auf diese Weise dramatische Szenen erschaffen. Besonders zur Geltung kommen die düstere Stimmung der Flucht, das Alpenpanorama und das Finale am Wasserfall. Eine spannende und künstlerisch anspruchsvolle Graphic Novel. Der Nord-Süd Verlag gibt eine Altersempfehlung ab 6 Jahren. Das hat mich etwas verwirrt, denn Textlänge, der Inhalt an sich und die intensiven, differenzierten Illustrationen sind eher an ein älteres Publikum gerichtet. Von mir gibt es die Empfehlung ab frühstens 10 Jahren / Allage, für alle Sherlock-Holms-Fans.


Hannes Binder wurde in Zürich geboren. Er studierte an der Kunstgewerbeschule Zürich und arbeitete später als Grafiker und Illustrator zeitweise in Mailand und Hamburg. Mehr als 50 Werke für Erwachsene und Kinder hat er mit seiner charakteristischen Schabkarton-Technik in Szene gesetzt. Für sein Werk erhielt er zahlreiche Preise, u. a. den Schweizer Kinder- und Jugendmedienpreis. Hannes Binder lebt in Zürich und im Tessin. Hannes Binder erhält 2022 den Kulturpreis des Kantons Zürich.


Hannes Binder 
Sherlock Holmes
The Final Problem
Übersetzt von David Henry Wilson
Kinderbuch, Graphic Novel, Comic, Sherlock Holmes, Krimi, Kriminalliteratur, Kinder- und Jugendliteratur
Hardcover, 56 Seiten, 17,8 × 25 cm
Nord-Süd Verlag
Altersempfehlung: ab 6 Jahren (Verlag), ab 10 Jahren / Allage (von mir)


Graphic Novel, Comic, Grafisches  

Für die Fans von Comis / Graphic Novels und sonstigem Gezeichneten, wie Satire. Hier auf dieser Seite zusammengefasst.  Alle Altersgruppen. Graphic Novel, Comic, Grafisches
Kinder- und Jugendliteratur

Kinder- und Jugendliteratur hat mich immer interessiert. Selbst seit der Kindheit eine Leseratte, hat mich auch die Literatur für Kinder nie verlassen. Interesse privat, später als Pädagogin, als Leserin, als Mutter oder Oma. Kinder- und Jugendbücher kann man immer lesen! Hier geht es zu den Rezensionen.
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