Rezension
von Sabine Ibing
Die Geschichte vom Nichts
von Regina Schwarz und Florence Dailleux
Das Nichts ist traurig. ‹Ich bin ein Nichts und bleibe ein Nichts. Und ich sehe nach nichts aus. Wie ein Nichts eben. Aber das ist ja nichts Neues. Da kann ich nichts machen.›
Am liebsten würde es sich in nichts auflösen… Und dann? Gäbe es ein heilloses Durcheinander und allerlei Missverständnisse? Wir würden merken, dass wir das Nichts brauchen. Denn wir ständen da ohne Nichts. Äh … ohne … ja ohne was? Das macht … was? Nada per niente. Da gäbe es dann … zu lachen. Na eben das Gegenteil, wir würden weinen, weil uns das Nichts nun fehlen würde. Da mache ich jetzt viel Lärm um …? Ja, man sollte dieses Wort anerkennen. Wir benötigen es ständig. Liebes Nichts, bleib bitte bei uns, denn du bist uns wichtig!
Ein klasse Bilderbuch, dass sich mit einem Wort beschäftigt, das uns fehlen würde, würde es sich in Luft auflösen. Wozu sind Wörter da? Um uns auszudrücken, etwas zu beschreiben. Wörter sind wichtig, denn ohne sie fehlten uns die Worte. Ich sehe das Buch als eine Anregung, mit Worten zu spielen. Was würde passieren, wenn wir ein Wort streichen würden, das doch erstmal so nichtig erscheint wie das Nichts? Einfach mal ausprobieren. Florence Dailleux hat das Kinderbuch gestaltet. Sie arbeitet viel mit kräftigen Farben auf Weiß: ein brauntöniges, warmes Rot und Indischgelb, ein wenig Rosa, Schwarz. Dicke schwarze und rote Linien geben den Figuren Konturen, die nur angedeutet ausstaffiert werden; oder sie arbeitet auf schwarz (ähnlich einer Ritztechnik), wobei neben den genannten Farben ein Türkis und Tintenblau einen weiteren leuchtenden Effekt geben; einige sind rotgrundig. Die Grafiken sind zwar computeranimiert, wirken aber wie gezeichnet; kräftige Farben und Kontraste, spaßige Szenen, machen die Bilder zur Augenweide und es zeigt sich ein klarer eigenwilliger Stil mit Wiedererkennungswert. Ein lustiges Bilderbuch, das zum Nachdenken, das auffordert, selbst kreativ zu werden, das den Sprachschatz erweitert. Klasse gemacht! Der aracari Verlag gibt eine Altersempfehlung ab 6 Jahren. Passt – meine Empfehlung!
Regina Schwarz wurde 1951 geboren und lebt seit 1979 in Langenfeld, Deutschland. Sie ist verheiratet und hat drei erwachsene Söhne. Nach dem Abschluss eines Lehramtsstudiums in Regensburg hat sie Sozialpädagogik studiert. Sie schreibt Bilderbuchtexte für die ganz Kleinen genauso wie Sprachspielereien und Zungenbrecher, dazu poetische Texte und humorvolle Gedichte für Erwachsene. Ihr Anliegen ist es, die Leserinnen und Leser für Sprache und Wortwitz zu sensibilisieren und zum Selberschreiben anzuregen. Sie bietet daher auch Workshops zu verschiedenen Themen an. Seit 1984 werden ihre Gedichte, Bilderbuchtexte und Geschichten veröffentlicht. Viele davon findet man in Schulbüchern, Anthologien und Zeitschriften. «Das verrückte Schimpfwörter-ABC» wurde von der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur zum Buch des Monats gewählt.
Florence Dailleux ist in Paris in einem Haus voller Bücher und Comics aufgewachsen. Nach einem Anglistik-Studium und ein paar Umwegen durch Schottland, Chile, Mexiko und Deutschland lebt sie mit ihrer Familie in Luzern. Sie ist seit 2008 freiberufliche Illustratorin. Sie hat mehr als 40 Bücher illustriert und 80 Organisationen visuell begleitet. Ihr erstes Buchprojekt Die Metamorphosen, wurde in die Shortlist für den Hamburger Bilderbuchpreis 2023 und dPictus Picturebook Showcase 2024 ausgewählt.
Die Geschichte vom Nichts
Bilderbuch, Kinderbuch, Sprachförderung, Sprachbildung
Hardcover, 32 Seiten, 22.8 x 28.1 cm
aracari Verlag; 2024
Altersempfehlung: ab 6 Jahren
Bilderbücher, Kinderbücher Vor- und Grundschule 5 - 10 Jahre
Kinder- und Jugendliteratur
Kommentare
Kommentar veröffentlichen