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Autonomy von Petra Felsner - Rezension

Rezension

von Sabine Ibing




Autonomy 


von Petra Felsner


Ich starrte meinen Bildschirm an. Immer wieder FlexDrive. Hatte wirklich niemand die übergreifende Verbindung hinter all diesen tödlichen Crashs gesehen? Das konnte doch kein Zufall sein.

München, 2037: Die 16-jährige Nora kann ihr Glück kaum fassen. Sie hat es geschafft, einen Praktikumsplatz beim Milliardenunternehmen AutoDat zu erlangen. AutoDat kümmert sich um die selbstlernenden Algorithmen für das autonome Fahren des Sub-Unternehmens FlexDrive, das inzwischen die Straßen beherrscht. Als begabte Hackerin arbeitet sich Nora schnell in das Programm ein und arbeitet an Algorithmen. Und da ist Cole, der ach so süße und arrogante Sohn des Londoner Chefs von FlexDrive …

Sieht so die Zukunft aus?

Wenn man einen Roman in der Zukunft spielen lässt – in diesem Fall ca. 15 Jahre nach vorn beim Schreiben, dann sollte man sich in die Zukunft gradlinig eindenken. Bloß weil hier autonomes Fahren funktioniert, sind wir nicht dort angekommen. Mir sind hier zu viele reale Dinge erwähnt. Der Bruder macht Indianergeschrei (heute schon ein Wort, das man nicht mehr benutzt), die Familie sitzt abends zusammen und schaut «Die glorreichen 7» oder «Games of Throne» und jede Menge aus dem letzten Jahrhundert. Hier fehlt mir die Fantasie für das, was kommen wird. In diesem Roman ist eigentlich alles wie jetzt. Schade. Die Autos von FlexDrive verursachen immer wieder Unfälle mit tödlichem Ausgang. Kann das Zufall sein?


Holzige Figuren ohne Inhalt

Er war ja richtig süß. Unglaublich! Fast zum Verlieben.

Nora berichtet aus der Ich-Perspektive. Der coole Cole mit seinem Verbrenner-Ferrari ist dann doch an Nora interessiert, und scheint mehr drauf zu haben als eine große Klappe. Ebenso umschwärmt der zauberhafte Italiener Luca Nora. Wem kann sie hier trauen? Nora ist dem auf der Spur, was hier schiefläuft mit den Crashautos. Auf jeden Fall ihrem Kollegen Eric, dem Nerd, oder? Nora ist geerdet und interessiert ich eigentlich für Informatik und bodenständige Dinge. Es passt es nicht, dass sie dem dummen Aufschneider Cole mit Waschbrettbauch ständig hinterherschmachtet. Etwas, was nicht zu dieser Figur passt. Zwei erwachsene Männer mit abgeschlossenem Studium interessieren sich für eine 16-Jährige? Hier sind die Gutaussehenden süß, cool, mutig, gut und die Hässlichen sind dick, nett, nerdig und ängstlich oder böse. Das weiß man gleich, wie man die Schachteln füllt. Um bei den Protagonist:innen den Vogel abzuschießen, ist Oma Achziger eingefügt in den Jugendthriller. Eine schräge Type, die dauernd Blödsinn macht nervt, überall die Nase reinsteckt, und am Ende das Bond-Girl macht. Diese Figur gehört in eine billige Klamotte, aber nicht in einen Thriller. Und Luca? Welchen Zweck verfolgte er, was hatte er in dieser Geschichte zu suchen? Holzige Figuren ohne Inhalt.

Der Jugendthriller konnte  nicht überzeugen

Kommen wir zum Inhalt. Ganz ehrlich, ich habe nicht wirklich verstanden, warum der Täter die Leute umlegt. Das ergibt keinen Sinn. Die Geschichte ist extrem konstruiert, nicht glaubhaft, die Figuren sind nicht stimmig, Atmosphäre kommt nicht auf, schon gar nicht glaubt man, sich in der Zukunft zu befinden. Ein kalter Schreibstil ohne Emotion (außer wenn es um Cole geht, da driftet es in Romance-Stil) klingt manchmal wie ein Sachbericht. Dieser Jugendroman lässt mich ratlos zurück. Inhaltlich wie sprachlich konnte das Buch mich nicht abholen. Es gibt vom Verlag keine Altesempfehlung für den Jugendthriller. Meine Empfehlung: 13 – 16 Jahre.
 

Petra Felsner, 1966 in Nürnberg geboren, begann nach Abschluss der Schule mit Schwerpunkt Sprachen für ihre Familie und Freunde damals überraschend ein Studium der Physik, das sie 1996 erfolgreich mit ihrer Promotion abschloss. Seit fast dreißig Jahren arbeitet sie international erfolgreich im innovativen und zukunftsorientierten Halbleiterbereich. Nebenbei hat sie ihre eigene Begeisterung für spannende Jugendbücher dazu motiviert, selbst Bücher zu schreiben. Dabei verknüpft die Kinder- und Jugendbuchautorin ihre fachliche Expertise mit der Leidenschaft für spannende Geschichten. Sie inspirieren dabei besonders neue Technologien und wie diese unseren Alltag und die Zukunft beeinflussen. Zuletzt erschien „AUTONOMY“ (Jugendthriller um autonomes Fahren und die Macht der Daten) und jetzt „MINDREAD“. Wenn sie nicht gerade beruflich auf Reisen ist, lebt Petra Felsner mit ihrem Mann, drei Kindern, einem Hund, zwei Meerschweinchen und einigen Fischen im Süden Münchens.




Petra Felsner
Autonomy
Jugendbuch, Jugendroman, Thriller, Jugendthriller
Hardcover, 300 Seiten
Maximum Verlag, 2023




Kinder- und Jugendliteratur

Kinder- und Jugendliteratur hat mich immer interessiert. Selbst seit der Kindheit eine Leseratte, hat mich auch die Literatur für Kinder nie verlassen. Interesse privat, später als Pädagogin, als Leserin, als Mutter oder Oma. Kinder- und Jugendbücher kann man immer lesen! Hier geht es zu den Rezensionen.
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