Direkt zum Hauptbereich

Von Schildflöten, Herdmännchen und Großmaulnashörnern von Juri Johansson und Stefanie Jeschke - Rezension

Rezension

von Sabine Ibing



Von Schildflöten, Herdmännchen und Großmaulnashörnern 


von Juri Johansson und Stefanie Jeschke

Das kleine Lexikon bislang kaum bekannter Tiere


Dieses Bilderbuch stellt einige der bislang unbekanntesten und unentdecktesten Lebewesen der Welt vor. Oder hast du schon vom Taschenmammut gehört? Oder vom blitzgefährlichen Säbelzahnhörnchen? Eben. Über viele Jahre hinweg haben Forscherinnen und Forscher auf der ganzen Welt diese seltenen Tiere beobachtet – und Erstaunliches herausgefunden: Die Schlamasselassel ist tatsächlich das tollpatschigste Tier auf dem Planeten, Pyjamalamas die schlafmützigsten. Gepardenschnecken haben Helmpflicht und liefern sich gern illegale Wettrennen in Gemüsegärten.



Wiesel, Wiesosel und Warumsel haben sich im Laufe ihrer Entwicklung von Nage– zu Fragetieren entwickelt. Das Großmaulnashorn ist ziemlich schnell und riskiert schnell eine dicke Lippe. Einmal hat es den Baron von Münchhausen mit dem Fahrrad rückwärts von Hausen nach München gefahren. 20 Tiere, die du wahrscheinlich noch nie gesehen hast, finden sich in diesem Tierlexikon zusammen. Schmollen ziehen gern ein Schnütchen, und im Umgang mit ihnen braucht man viel Flossensitzengefühl. Der Huhnfisch ist gut bekannt mit der Flohrelle und dem Pfauwal. Wiesosel und Warumsel kommen uns doch sehr bekannt vor; klar, Nagetiere sind Fragetiere. Herdmännchen sind eine Unterart der Erdmännchen, und bei ihnen bekommt man vegane Wurzelwürstchen mit Petersilikum, Mokka-Mückenmuffins und pudergezuckerte Schokoschaben serviert.



Dieses fantasievolle Bilderbuch kommt mit viel Sprachwitz daher. Herrliche Worterfindungen pflügen sich durch die Texte, kitzeln die Lachnerven und das Sprachvermögen. Für solche witzige Geschichten eignet sich die deutsche Sprache besonders gut, da sie sich bei Substantiven wundervoll in Textbausteinen zu langen Wörtern zusammensetzen lässt. Diese Worte muss man auch erst mal ausspucken können. Das Kinderbuch ist lexikonartig aufgebaut, auf der einen Seite eine Illustration, auf der anderen wird die Art mit Verwandtschaft, vorgestellt und beschrieben sowie der Lebensraum. Der Tiefseehase lebt tief im Meer, dort wo es sehr kalt und dunkel ist, angelt sich Rübchenfische und an seiner Angel kann er das Licht anknipsen. Herrlich viel Klamauk. Ein Kinderbuch, das die Fantasie ankurbelt und den sprachlichen Ausdruck fördert – vielleicht kann man eigene Fabelwesen erfinden. Ein Bilderbuch, das die Lachmuskeln stärkt. Stefanie Jeschkes witzige Illustrationen unterstreichen die Beschreibungen in kräftigen Farben. Das Buch wurde mit dem White Raven ausgezeichnet, als herausragende Neuerscheinungen internationaler Kinderbücher 2022 empfohlen. Der Kraus Verlag gibt eine Altersempfehlung ab 5 Jahren. Passt – unbedingt lesen!



Juri Johansson ist in Süddeutschland aufgewachsen. Nach dem Studium der Germanistik in Freiburg und des Creative Writings in Malmö lebt er inzwischen mit seiner Familie in der Nähe von Berlin. Hauptberuflich als Redakteur tätig, ist “Von Schildflöten, Herdmännchen und Großmaulnashörnern” das erste Bilderbuch, das er geschrieben hat.


Juri Johansson, Stefanie Jeschke
Von Schildflöten, Herdmännchen und Großmaulnashörnern
Das kleine Lexikon bislang kaum bekannter Tiere
Hardcover, 44 Seiten
Kinderbuch, Tierlexikon, Fantasie, Sprachförderung, Kinder- und Jugendliteratur
Kraus Verlag, 2022
Altersempfehlung: ab 5 Jahren 





Kinder- und Jugendliteratur

Kinder- und Jugendliteratur hat mich immer interessiert. Selbst seit der Kindheit eine Leseratte, hat mich auch die Literatur für Kinder nie verlassen. Interesse privat, später als Pädagogin, als Leserin, als Mutter oder Oma. Kinder- und Jugendbücher kann man immer lesen! Hier geht es zu den Rezensionen.
Kinder- und Jugendliteratur



Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Rezension - Zappenduster von Hubertus Becker

Wahres aus der Unterwelt Kurzgeschichten aus der Unterwelt: »Alle Autoren haben mehr als zehn Jahre ihres Lebens im Gefängnis verbracht.« 13 Geschichten von 6 verschiedenen Autor*innen. Diverse Schreibstile, vermischte Themen, aber das Zentralthema ist Kriminalität. Knastgeschichten, Strafvollzug, die Erzählungen haben mir unterschiedlich gut gefallen – zwei davon haben mich beeindruckt, die von Sabine Theißen und Ingo Flam. Weiter zur Rezension:  Zappenduster von Hubertus Becker 

Was ist eigentlich Kriminalliteratur? - Ein Abend mit Else Laudan in der Wyborada

Am 08.11.2019 war ich zu einer Mischung aus Lesung und Definition des Begriffs Kriminalliteratur in St. Gallen in der Wyborada zu Gast, im Literaturhaus & Bibliothek in St. Gallen in der Frauenbibliothek und Fonothek Wyborada. Else Laudan sprach zum Thema Kriminalliteratur, erzählte ihren Weg mit ihrem freien Verlag Ariadne, ein Verlag, der ausschließlich literarische Kriminalliteratur von Frauen veröffentlicht. Weiter zum Artikel:    Was ist eigentlich Kriminalliteratur? - Ein Abend mit Else Laudan in der Wyborada 

Rezension -MENSCH!: Eine Zeitreise durch unsere Evolution von Susan Schädlich, Michael Stang und Bea Davies

  Die Entstehungsgeschichte der Menschheit als spannende Comic-Sachgeschichte präsentiert – lehrreich und humorvoll verpackt! Woher kommen wir? Wer waren unsere Vorfahren? Und ab wann lernten sie, mit Werkzeugen umzugehen? Diese Graphic Novel nimmt uns mit auf eine Zeitreise durch die Evolution der Menschen, indem wir ihnen sozusagen hautnah begegnen. Wissenschaft meets Comic, Historische Fiction – Sachkinderbuch ab 10 Jahren, über die Evolution der Menschen – klasse gemacht! Empfehlung auch als Unterrichtsmaterial! Weiter zur Rezension:    MENSCH!: Eine Zeitreise durch unsere Evolution von Susan Schädlich, Michael Stang und Bea Davies

Rezension - In der Ferne von Hernan Diaz

  Anfang der 1850er Jahre, Håkan Söderström lebt zu einer Zeit in Schweden, in der die Menschen täglich ums Überleben kämpfen. Auszuwandern ins gelobte Land Amerika scheint eine Chance. So schickt der Vater die ältesten Jungen los. Zusammen mit seinem großen Bruder Linus steigt Håkan auf das Schiff nach England. Von dort soll es nach Nujårk, New York, weitergehen, doch im Hafen von Portsmouth verlieren sich die Brüder. Håkan fragt sich durch: Amerika! Doch der Bruder erscheint nicht auf dem Schiff – denn Håkan sitzt auf dem nach Buenos Aires. Das kapiert er zu spät, steigt in San Francisco aus. New York ist sein Ziel. Fest entschlossen, den Bruder zu finden, macht er sich zu Fuß auf den Weg, entgegen dem Strom der Glückssucher und Banditen, die nach Westen drängen. Sprachlich ausgefeilt, eine spannender, berührender Anti-Western, ein Drama mit einem feinen Ende. Die Epoche der Besiedlung Amerikas, Kaliforniens, wird hautnah eingefangen. Empfehlung! Weiter zur Rezension:  In der Ferne v

Rezension - Ist Oma noch zu retten? von Marie Hüttner

  Ein herrlich spaßiger, spannender Kinderkrimi! Mit Papa und seiner neuen Flamme in die Berge zum Wandern oder zu Oma Lore. Keine Frage! Bei der fetzigen Lore ist es immer lustig. Jetzt sitzt Pia aber seit über einer Stunde auf dem Bahnhof, ohne dass Oma sie abgeholt hat. Sehr seltsam. Omas Haus ist nicht weit entfernt; und so macht sich Pia mit ihrem Rollkoffer auf den Weg. Niemand öffnet die Tür! Durch ein offenes Fenster gelangt sie hinein. Doch Oma bleibt verschwunden. Die Detektivarbeit beginnt … Ein Pageturner, ein Kinderroman, eine waschechte Heldenreise, ein rasanter Abenteuerroman und nervenkitzelnder Kinderkrimi ab 8-10 Jahren. Unbedingt lesen!  Weiter zur Rezension:   Ist Oma noch zu retten? von Marie Hüttner

Rezension - Spanischer Totentanz von Catalina Ferrera

Der erste Barcelona-Krimi, »Spanische Delikatessen«, von Calina Ferrera hatte mir als Hörbuch gefallen: leichte Story mit Lokalkolorit, feiner Humor, spannende Geschichte. Leider konnte mich der zweite Band nicht überzeugen. Weder Spannung noch ein Gefühl für die Stadt kam auf. Touristische Beschreibungen und Restaurantbesuche lähmen eine durchschaubare Kriminalgeschichte, die die Mossos d’Esquadra auf den Cementiri de Montjuïc und die Zona Alta führt. Weiter zur Rezension:    Spanischer Totentanz von Calina Ferrera

Rezension - Was macht die Nacht? von Dirk Gieselmann und Stella Dreis

  Eine fantasievolle poetische Gutenachtgeschichte, eine Bilderbuch-Reise über das, was in der Nacht geschieht. Eine Tochter fragt den Papa: «Was ich dich schon immer mal fragen wollte ..... Was passiert eigentlich, wenn ich schlafe?» Und der Papa beginnt zu erzählen. Es beginnt um neun Uhr. Stunde um Stunde verändert sich die Nacht und zeigt uns ihr wahres, ihr traumgleiches Antlitz: Statuen spielen verstecken, Telefone rufen sich gegenseitig an, der Wal im Schwimmbad traut sich an die Wasseroberfläche, die Laternen trinken aus Pfützen… Ist das möglich, was Papa erzählt? Oder will er uns einen Bären aufbinden? Eine wunderschöne Gutenachtgeschichte ab 4 Jahren, die zu herrlichen Träumen einlädt. Empfehlung! Weiter zur Rezension:    Was macht die Nacht? von Dirk Gieselmann und Stella Dreis

Rezension - Young Agents: Operation «Boss» von Andreas Schlüter

Offiziell gibt es sie gar nicht. Jeder Insider würde ihre Existenz leugnen. Und doch leben sie unter uns: Die Young Agents, europäische, jugendliche Geheimagenten, ausgebildet an einer EU-Agentenschule, fast unsichtbar, denn wer achtet schon auf Kinder? Sie sind im Alter zwischen 11 und 14 Jahren, leben bei ihren Familien und gehen ganz normal zur Schule. Der zwölfjährige Billy, ein Agent aus Deutschland, ist der Icherzähler dieser Geschichte. Gleich am Anfang erklärt er, man soll sich das nicht so vorstellen wie bei 007, James Bond, denn wir befinden uns ja in der Realität. Aber genau das ist es letztendlich! Ein Plotaufbau nach James Bond, eine Heldenreise in drei Akten, beginnend mit einem nervenzerreißenden Intro, in dem der Agent hoher Gefahr ausgesetzt wird – sehr spannend geschrieben  – und mit Action pur geht es weiter, Seite für Seite. Ein Pagemaker zum Entspannen für Jugendliche ab 11 Jahren. Mir fehlte ein wenig Ruhe und Atmosphäre. Wer auf American-Hero-Storys steht, fü

Rezension - Unser Deutschlandmärchen von Dincer Gücyeter

  Eine türkische Familiengeschichte, die mit der Urgroßmutter und der Großmutter einleitend beginnt. Die nächste Generation wandert nach Deutschland aus – das gelobte Land, wo Milch und Honig fließt. Der Traum, den viele «Gastarbeiter» träumten: Arbeiten, viel Geld verdienen, nach Hause zurückkehren und ein Haus bauen. Und dann wurden aus den Gästen Einwohner. In Deutschland die Türken – in der Türkei die Deutschen – entwurzelt, nirgendwo wirklich zu Hause. Eine Familie, die sich bemüht hat, sich zu integrieren. Ein Zwiegespräch zwischen Sohn und Mutter – zwei völlig verschiedene Generationen, aber auch eine Abrechnung mit der deutschen Gesellschaft und eine mit dem Heimatland und dem Machismo, mit der Erniedrigung der Frauen. Ein hervorragender Gesellschaftsroman, ein Bildungsroman über Migration, Rassismus und Misogynie – meine Empfehlung! Weiter zur Rezension:     Unser Deutschlandmärchen von Dincer Gücyeter

Rezension - Ein Freund wie kein anderer von Oliver Scherz und Barbara Scholz

Die Geschichte über eine ungewöhnliche Freundschaft, die einige Krisen überwinden muss. Ein illustriertes spannendes Kinderbuch zum Vorlesen, ebenso für Erstleser geeignet. Ein Erdhörnchenkind und ein Wolf freunden sich an, haben manches Abenteuer zu bestehen und ihre Freundschaft wird auf die Probe gestellt. Weiter zur Rezension:    Ein Freund wie kein anderer von Oliver Scherz und Barbara Scholz