Rezension
von Sabine Ibing
Hallo Pilze
von Nina Chakrabarti
Mit diesem kleinformatigen Kindersachbuch beginnt neue Reihe für Streifzüge durch die Natur. Was ist ein Pilz? Lediglich ein im Wald wachsendes Lebensmittel oder gibt es noch andere Pilze? Pilze gehören weder zu den Pflanzen noch zu den Tieren, sondern bilden ein ganz eigenes Reich der Lebewesen. Einige sind tödlich, andere essbar und sehr lecker und wieder andere sehen aus, als würden sie bluten! Mit Tipps zur Pilzbestimmung und Ideen für Outdoor-Aktivitäten, so die Beschreibung.
Sehr kurz wird der Waldpilz dargestellt, auf der nächsten Seite sind mikroskopisch kleine Pilze zusammengefasst: Hefepilz, Schimmelpilze, Grünschimmel. Damit ist das Kapitel abgeschlossen. Das ist mir schlicht zu wenig! Das unterirdische Netzwerk der Pilze wird erklärt, knapp und prägnant, ebenso die Doppelseite zum Pilz als Zersetzer. Es geht weiter zu den Arten: Lamellen, Röhrlinge, Baumpilze. Sporen, dazu gibt es eine Bastelanleitung zum Drucken mit Pilzköpfen.
Es folgen die parasitären Pilze, Stinker, unterirdische Pilze, essbare Pilze – weiter hinten kommen sehr tödliche Pilze. Jeweils sehr wenige Arten werden hier jeweils vorgestellt und nach den Grafiken kann man nur die Menschen mit diesem Buch in den Wald schicken, die man loswerden will!. Nach diesem Buch würde ich kaum einen Pilz im Wald wiedererkennen. Der Wiesenchampignon ist real nämlich weiß, von unten aprikotfarben. Der in diesem Buch ist maronenbraun und von unten dunkelbraun. Klar, es gibt bräunliche Zuchtchampignons, doch die wachsen nicht in der freien Natur, sind auch nicht dunkelbraun! Der Wiesenchampignon ist aber schnell mit dem hochgiftigen weißen Knollenblätterpilz zu verwechseln, der in diesem Buch nicht vorkommt! Lediglich der Grüne wird vorgestellt – hier quietschgrün; in der Natur hat er lediglich einen grünlichen Schimmer. Nach den essbaren Pilzen folgt ein Rezept zum Nachkochen. Nun landen wir bei den bunten Pilzen und bei den sonderbaren und verrückten, den leuchtenden – den giftigen. Und am Ende gibt es etwas Mythologie.
Oben rechts: Sehen so Champignons aus? Unten links: graue Austernpilze? |
Ich drücke ungern bei Sachbüchern den Daumen herunter – aber hier bleibt mir nichts anderes übrig. Der Informationsgehalt ist minimalistisch und die Grafiken sind grottenschlecht! Was ist das Ziel dieses Buchs? Laut Aussage des Verlags soll es ein Naturführer sein – Pocketformat zum Mitnehmen – Streifzüge durch die Natur. Wie gesagt, wer etwas über Pilze wissen möchte, wird zu wenig erfahren und wer essbare Pilze sammeln möchte, findet hier nur 7 schlecht dargestellte Arten (bei den Giftigen sieht es nicht besser aus). Und was haben wir da für welche? Einige asiatische, die man nur im Laden finden kann. Vielleicht fällt der Gemüseladen unter Outdoorerfahrung. Keine Aufforderung im Buch, Pilze bitte lediglich zu schneiden, nicht herauszurupfen, weil man so das Mycel zerstören würde.
Zu den kuriosen Pilzen gibt es merkwürdigerweise Tipps. Und die ganzen kuriosen weltweiten Pilze finden wir garantiert nicht vor der Haustür. Was haben somit sie in einem Pocket-Naturführer zu suchen, den man mit hinaus vor die Tür nehmen soll? Ebenso die Mythen. Was will das Buch? Kurioses Pilzwissen von sich geben und ein klitzekleines Allgemeinwissen über Pilze? Dann ist es kein Naturführer! Das alles ist mir zu wenig! Entweder, ich beschäftige mich mit einer Art von Pilzen oder mit allen; dann ausführlich – und das wird auch kein Outdoor-Führer. Die kleine Seite mit den Mikroben ist eher verwirrend, weil der Informationsgehalt fehlt – die hätte man hier weglassen können. Beim Sachbuch liegt die Würze in der Kürze – ganz meiner Meinung. Aber man kann es auch übertreiben, wie hier. Ein Sachbuch benötigt eine sachliche Darstellung – fotografisch oder zeichnerisch korrekt. Und diese computeranimierten, lieblosen Grafiken sind teilweise teils falsch in der Farbgebung gestaltet. Für mich gestalterisch hingepfuscht. Genau das empfinde ich als unsachlich (bis gefährlich bei Pilzen). Am Ende muss ich sagen, mir ist das Konzept von diesem Buch nicht klar geworden. Es gibt gute Pilz-Bücher für Kinder. Dieses hat mir gar nicht gefallen! Der Laurence King Verlag gibt eine Altersempfehlung ab 6 Jahren. Von mir gar keine Empfehlung.
Nina Chakrabarti hat Illustration am Central Saint Martin’s College und am Royal College of Art in London studiert. Ihre Inspirationsquellen sind ihre Kindheit in Kalkutta, wo sie aufgewachsen ist, und die Ausgelassenheit Londons, wo sie heute lebt und arbeitet.
Pilze von Asia Gwis und Liliana Fabisinska
Ein Sachbuch ab 8 Jahre, das es in sich hat, fast 100 Seiten! Pilze – kennt man. Eben nicht. Ich wusste nicht, dass Pilze eher den Tieren ähneln, als den Pflanzen. Aber Tiere sind sie nun auch nicht. Pilze – eine eigene Gattung, zu der auch die Flechten gehören. Pilzkunde, Pilze sammeln, Giftpilze, essbare, wie unterscheidet man? Einige Rezepte. Hexenringe, Trüffel, tibetisches Gold, Schimmelpilze, die guten und die bösen, Hefe, Pilze in der Medizin, Drogen, seltene Pilze. Was man aus Baumpilzen alles herstellen kann … lästige Pilze an Fuß und Kopf. Pilze könnten Plastik ersetzen. So viel über Pize … lest doch selbst!Weiter zur Rezension: Pilze von Asia Gwis und Liliana Fabisinska
Kinder- und Jugendbücher zum Thema Natur
Die Natur fasziniert uns jeden Tag auf Neue. Es gibt so viel zu lernen. Pflanzen, Tiere, Landschaften. Viele Orte, Pflanzen oder Tiere werden wir nie kennenlernen. Aber zum Glück gibt es Bücher, die uns die Schönheiten und Besonderheiten unserer Welt erklären und zeigen. Hier meine Tipps zu Kinder- und Jugendbüchern, die sich mit der Natur beschäftigen: Kinder- und Jugendbücher zum Thema NaturBilderbücher, Kinderbücher Vor- und Grundschule 5 - 10 Jahre
Kinder- und Jugendliteratur
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