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Ein Blatt im Wind von José Sanabria und María Laura Días Domínguez - Rezension

Rezension

von Sabine Ibing




Ein Blatt im Wind 


von José Sanabria und María Laura Días Domínguez


Ein argentinisches Bilderbuch, das im Zeichenstil um 1920 handeln könnte. Die Kleidung der Menschen, Pferdekutschen neben Autos deuten darauf hin. Es geht um eine Tageszeitung, besser gesagt und die einzelnen Blätter davon, die vom Wind weggetragen werden. Tageszeitungen am Kiosk auf Papier gedruckt. Wie lange wird es das noch geben? Eine Zeitung erzählt von ihrem aufregenden Leben:





Ich kam eines frühen Morgens zur Welt, an einem großen, kalten Ort.


Sie wird mit Stapeln von anderen Zeitungen ausgefahren, die an verschiedene Verkaufsstandorte gebracht werden. Und so gingen die einzelnen Tagesblätter über die Kiosktheke. Alle. Bis auf unsere traurige Zeitung. Doch ein Windstoß treibt sie auseinander, die einzelnen Blätter fliegen hinfort. Das erste Blatt landet bei einer Frau, die es gut zum Putzen gebrauchen kann. So findet Stück für Stück jedes Blatt einen Nutzen. Ein Vogel kann ... drauf machen – ein Hut, ein Schiff, ein Feueranzünder, eine Bettdecke und einiges mehr. 



Eine Hommage an die Papierausgabe! Denn was die kann, vermag kein Smartphone und kein Tablet. Wenn man es genau nimmt, steckt hinter jedem Blatt eine eigene Geschichte, die erzählt werden will. Genau das möchte dieses Buch - denn jedes Bild enthält eine emotionale Botschaft. Die Fantasie anregen, die Geschichte dahinter zu erzählen, sei es auch eine traurige Story, die man ja zum Guten ausgehen lassen kann. Selbst die letzte Geschichte ist nicht auserzählt: Ein Mann las auf der Seite «die Nachricht, auf die er schon lange gewartet hatte. Es war die wunderbarste Nachricht der Welt.» Was mag es gewesen sein? Ein Bilderbuch, dass ein Weiterspinnen verlangt. Die Illustrationen von María Laura Días Domínguez kommen im Retrostil daher, es scheinen Temperafarben oder Acrylfarben zu sein, bei denen das jeweilige Zeitungsblatt als Collage eingefügt ist. Kräftige Farben, im dunkleren Bereich, abgetönt, unterstreichen den Retrostil. Ein Hoch auf die Papierzeitung, ein Bilderbuch für Kinder, die selbst gern Geschichten erzählen. Der Nord-Süd-Verlag gibt eine Altersempfehlung ab 5 Jahren – passt.



José Sanabria wurde in Bogotá, Kolumbien, geboren. Er studierte Grafikdesign in Bogotá und Illustration in Buenos Aires, wo er seit 1992 dauerhaft lebt und eine eigene Schule für Illustration leitet. Seine Arbeiten wurden in Bratislava und Bologna ausgestellt. Diverse Workshops brachten ihn nach Europa und Japan. José Sanabria lebt heute in Argentinien.

María Laura Díaz Domínguez wurde in Buenos Aires geboren. Sie machte ihren Abschluss als Grafikdesignerin und schreibt, illustriert und entwirft Bücher. Bei Geschichten- und Poesiewettbewerben hat sie zahlreiche Preise und Auszeichnungen gewonnen.


José Sanabria, María Laura Días Domínguez 
Ein Blatt im Wind 
Bilderbuch , Kinderbuch, Kinder- und Jugendliteratur
Hardcover, 48 Seiten
Nord-Süd-Verlag, 2018. 
Altersempfehlung: ab 5 Jahren





Kinder- und Jugendliteratur

Kinder- und Jugendliteratur hat mich immer interessiert. Selbst seit der Kindheit eine Leseratte, hat mich auch die Literatur für Kinder nie verlassen. Interesse privat, später als Pädagogin, als Leserin, als Mutter oder Oma. Kinder- und Jugendbücher kann man immer lesen! Hier geht es zu den Rezensionen.
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