Rezension
von Sabine Ibing
Die graue Stadt
von Torben Kuhlmann
Robin zieht mit ihren Eltern (die im Buch nicht in Erscheinung treten) in die Stadt. Dort ist alles grau – Häuserfassaden, Menschen, selbst Blumen. Sie trägt in der Schule eine quietschgelbe Jacke, malt ein buntes Bild – muss daraufhin nachsitzen, denn hier hat alles grau zu sein. Sie hat einen Film zu schauen über «die wünschenswerten gesellschaftlichen Verhaltensweisen: Anpassung, Unterordnung, Disziplin», und sie ist nicht allein. Alani ist ein Grau-Rebell. Er liebt Farben und Musik. Die beiden freunden sich an, müssen nun gemeinsam jeden Tag nachsitzen. Und eines Tages sieht Robin über der Stadt einen Regenbogen, fragt sich, wie Farben entstehen.
Robin macht sich auf die Suche nach den Farben und kommt einem Komplott auf die Spur: Hinter all dem Grau steckt die gesichtslose Grau GmbH & Co. KG. Dank ihrer Kombinationsgabe und einigen Verbündeten gelangt Robin in die Schaltzentrale des Konzerns … werden sie die Stadt wieder mit Farbe beleben können? Mit detailreichen Illustrationen, die über eine Seite oder Doppelseiten reichen, bringt Torben Kuhlmann die graue Stadt in Szene. Ein Farbfleck sticht immer heraus – Robin in ihrer gelben Jacke oder das Bild eines Rebells, der ein buntes Bild an eine Hauswand gemalt hat. Versteckt hat die Stadt ein paar Farbflecke zu bieten: Alanis Onkel musiziert mit seinen bunten Freunden in seiner farbenfrohen Wohnung, eine Bibliothekarin hat ein verstecktes Bücherregal mit bunten Büchern für Robin bereit, in dem sie ein Buch über die Entstehung von Farbe findet, eins über Spektralfarben. Genau das hilft ihr, herauszufinden, wie die Grau GmbH arbeitet und wie man wieder Farbe in die Stadt bringen könnte.
Am Ende des Buchs gibt eine Information zur Brechung des Lichts und Verfahren der Farbmischung. Die detailreichen Illustrationen sind Kombination aus Aquarell, Zeichenstift und Tempera angelegt. Grau hat viele Töne, denn Grau changiert in differenzierten Untertönen, in Blaurichtungen oder Beigetönen, zarte Rostrotschleier legen sich hinein; den Sonnenuntergang oder den Regenbogen kann man nicht überpinseln – Farbe ist nie ganz auszumerzen. Rebellen zeigen im Geheimen Flagge. Ein totalitäres System wird angedeutet durch die Vorschriften, das Nachsitzen; ein bedrohlicher grauer Mann erinnert Robin im Treppenhaus an die Vorschriften im Land. Eine Dystopie, die zeigt, dass man Systeme ändern kann, dass man nicht allein ist, stets Verbündete finden kann. Ein Hoch auf die Farbe, die Fantasie, die Vielfältigkeit des Lebens! Der NordSüd Verlag gibt eine Altersempfehlung ab 8 Jahren, das passt. Eine Empfehlung für das Kinderbuch.
Torben Kuhlmann lebt und arbeitet als freiberuflicher Kinderbuchautor und Illustrator in Hamburg. Dort studierte er Illustration und Kommunikationsdesign an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg. Das Studium schloss er 2012 mit seinem ersten Mäuseabenteuer »Lindbergh« ab. Das Buch erschien bald darauf im NordSüd Verlag und wurde in kürzester Zeit zum internationalen Bestseller. Es folgten die Bände »Armstrong«, »Edison« und zuletzt »Einstein«. Die Mäuseabenteuer sind mittlerweile in über 30 Sprachen übersetzt und haben weltweit eine riesige Fangemeinde.
Die graue Stadt
Bilderbuch, Kinderbuch, Dystopie, Kinder- und Jugendliteratur
Hardcover, 64 Seiten, 21,5 × 28 cm
NordSüd Verlag, 2023
Altersempfehlung: ab 8 Jahren
Bilderbücher, Kinderbücher Vor- und Grundschule 5 - 10 Jahre
Kinder- und Jugendliteratur
Kinder- und Jugendliteratur hat mich immer interessiert. Selbst seit der Kindheit eine Leseratte, hat mich auch die Literatur für Kinder nie verlassen. Interesse privat, später als Pädagogin, als Leserin, als Mutter oder Oma. Kinder- und Jugendbücher kann man immer lesen! Hier geht es zu den Rezensionen.
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