Rezension
von Sabine Ibing
Die Geschichte von Dunkel
von Marit Kok
Bilderbuch, das die Angst vor der Dunkelheit nimmt
Mich hat sofort die Machart begeistert! Marit Kok ist Trickfilmerin, und das sieht man auf den ersten Blick. Das kleine Dunkel mit seinen großen Kulleraugen liegt mitten im Wald in seinem Bett und kann nicht schlafen. Denn Dunkel hat Angst. Angst vor der Nacht. Aber als ein Lämpchen in der Ferne leuchtet, kann er nicht widerstehen und folgt ihm. Das Licht führt ihn an raschelnden Bäumen vorbei, in funkelnde Höhlen hinein und zu einem blinkenden Leuchtturm. So entdeckt Dunkel, wie wunderschön die Nacht ist, und kehrt beruhigt zurück in sein Bettchen und schläft ein.
Ein Kuss zur Nacht, für den Kopf ein Kissen, ein sicheres Gefühl, niemanden vermissen… ein Himmel voller Sterne bei klarem Wetter: Im Dunkel zusammen ist alles viel netter.
Am Tag ist alles hell, in Bewegung, sichtbar, hörbar. Doch die Nacht ist dunkel, undurchdringbar, still. Besonders wenn man alleine ist, kann einem diese Stille, in der man nichts sieht und hört, ängstlich machen. Ein winziges Geräusch lässt aufschrecken, Schatten werfen riesige Monster an die Wand. Das kleine Dunkel nimmt allen Mut zusammen und geht auf das Licht zu. Dabei stellt es fest, dass auch die Nacht wundervolle Erlebnisse zu bieten hat, ein Ort der Ruhe, vor dem man sich nicht fürchten muss. Zweige und Steine glitzern in Mondlicht getaucht und von Nahem wirkt das alles gar nicht mehr bedrohlich.
Trickfilm, wie gesagt. Die Stop-Motion-Animation kann als eine moderne Form des Daumenkinos verstanden werden. Denn auch dieser Animationsstil «simuliert» die Bewegung eines statischen Objekts. Für die Erstellung eines Stop-Motion-Films werden von einem Objekt mehrere Fotos hintereinander gemacht. Zwischen den einzelnen Aufnahmen wird die Position oder Form des Objekts manuell leicht verändert. So entsteht eine Reihe von Bildern, die nacheinander abgespielt die Illusion von Bewegung erwecken. Marit Kok hat die Elemente ihres Abschlussprojektes als Filmemacherin für dieses Kinderbuch verwendet. Die großen Kulleraugen von Dunkel muss man liebhaben! Wer sich selbst mal versuchen will, so einen kleinen Film zu drehen, für den liegt eine Bastelanleitung auf der Verlagsseite bereit – oder ein Buch daraus basteln. Die Materialien für die fantasievolle Traumwelt dieses Buchs sind am Ende beschrieben und die Art, sie zu arrangieren. Drei verschiedene Szenerien aus dem Buch sind mit alltäglichen und günstigen Materialien zusammengesetzt, wie zum Beispiel ein Tetrapack oder eine Glasflasche. Der kleine Text im Kinderbuch ist in Reimform gestaltet, nicht immer ganz sauber. Aber das macht nichts; ich finde es schlicht zauberhaft im Design. Der Mixtvison Verlag gibt für diese Gutenachtgeschichte eine Altersempfehlung ab 3 Jahren – das passt mir mich.
Marit Kok, geb. 1996, machte 2020 ihren Abschluss als Filmemacherin an der Willem de Kooning Academy. Jetzt lebt und arbeitet sie in Delft. Fotografie, handgemachte Sets und Stop-Motion spielen eine wichtige Rolle in Marits Arbeit. Die Geschichte von Dunkel ist ihr erstes Bilderbuch.
Link zur Bastelanleitung, selbst so ein Buch zu basteln, einen Trickfilm zu drehen: https://mixtvision.de/wp-content/uploads/2023/05/Mixtvision_DieGeschichtevonDunkel_Bauanleitung.pdf
Trailer:
Die Geschichte von Dunkel
Bilderbuch, Gutenachtgeschichte, Kinderbuch, Kinder- und Jugendliteratur
Hardcover, 40 Seiten
Mixtvison Verlag, 2023
Altersempfehlung: ab 3 Jahren
Kinder- und Jugendliteratur
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