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Als der Winter verschwand von Aleš Šteger und Tina Dobrajc - Rezension

Rezension

von Sabine Ibing



Als der Winter verschwand 


von Aleš Šteger und Tina Dobrajc


Laut einer alten Legende aus Slowenien ist der Kurent ein Dämon, der den Winter verjagt und den Frühling ins Land lockt. In Schafsfell, mit Hörnern, schauriger Maske verkleidet und Kuhglockengeläut ziehen sie durchs Dorf. Und auch in der Karnevalszeit sieht man die Kostümierung. Aleš Šteger erweckt den Kurent in diesem Kinderbuch zum Leben und konfrontiert ihn mit den Problemen unserer Zeit. Denn plötzlich bleibt der Winter aus, und eine Dürre legt sich über das Land. Die Jugendlichen können sich gar nicht mehr an den Winter erinnern, schon gar nicht an den Kurent. Doch der kehrt zurück, um den Winter zu befreien. 




Alles beginnt mit einer Rückschau – zu der Zeit, als der Winter noch über die Lande fegte und der Kurent ihn vertrieb. Als nun der Kurent zurückkehrt, ist der Winter verschwunden. So macht er sich auf, ihn zu suchen, und entdeckt, dass der habgierige Fabrikant Heller mit seiner Eisfabrik für den dauerhaften Sommer verantwortlich ist. Der muss den Winter eingesperrt haben. So dreht der Kurent den Spieß um – er will den Winter befreien. Das Buch ist ein schauriges, spannendes Märchen, das mit feinen blauweißen Aquarellen von Tina Dobrajc ausgestaltet ist, die kühl und gruselig daherkommen. Eine Kombunation von magischer Wirkung und realer Welt. Die Geschichte ist spannungsreich aufgebaut und mit viel Humor ausgestattet. Als der Kurent zurückkommt, kann er sich keine Kuhglocken und kein Schaffell mehr klauen wie früher. Kreativ stattet er sich mit Müll und Elektroschrott aus – nicht minder erschreckend. Sprachlich nimmt die Erzählung mit – zum Vorlesen oder selbst lesen ... nicht nur für Kinder. Fabrikant Heller mit seiner Eisfabrik und seiner Habgier steht letztendlich für uns alle, für den Kapitalismus, der sorglos die Erderwärmung in Gang gesetzt hat. Die Folgen werden in diesem Märchen deutlich aufgezeigt. Schade, das dies nur ein Märchen ist und wir den Kurent nicht rufen können. Der Karl Rauch Verlag gibt eine Altersempfehlung ab 10 Jahren. Das passt – aber dieses Buch ist garantiert nicht nur für Kinder interessant. Allage schon aufgrund der feinen Sprache und Illustration ist es ein Leckerbissen für alle Märchenfans.



Aleš Steger, geboren in Ptuj, ist ein slowenischer Romancier, Lyriker, Lektor und Journalist. Seine Bücher wurden bislang in 16 Sprachen übersetzt, seine Gedichte, Prosa und Essays erscheinen in internationalen Zeitschriften und Zeitungen. Er ist Mitglied der Berliner Akademie der Künste, lebt und arbeitet in Ljubljana, wenn er nicht für sein Projekt Written on Site in der Welt unterwegs ist.


Tina Dobrajc, geboren in Kranj, gilt als eine der auf strebenden Künstlerinnen Mitteleuropas. Sie hat Malerei und Design studiert. Als Illustratorin setzt sie sich in ihren Werken mit der heidnischen Mythenwelt und ihrem Bezug zur Gegenwart auseinander.



Aleš Šteger, Tina Dobrajc
Als der Winter verschwand
Übersetzt aus den Slowenischen von Matthias Göritz 
Erzählung, Kinderbuch, Märchen, Kinder- und Jugendliteratur,Slowenische Literatur
Hardcover, 176 Seiten
Karl Rauch Verlag, 2022
Altersempfehlung: ab 10 Jahren – Allage



Kinder- und Jugendbücher - 10 bis13 Jahre







Kinder- und Jugendliteratur

Kinder- und Jugendliteratur hat mich immer interessiert. Selbst seit der Kindheit eine Leseratte, hat mich auch die Literatur für Kinder nie verlassen. Interesse privat, später als Pädagogin, als Leserin, als Mutter oder Oma. Kinder- und Jugendbücher kann man immer lesen! Hier geht es zu den Rezensionen.
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