Rezension
von Sabine Ibing
Al dente - Pasta & Design
Pasta und Design haben unzählige Berührungspunkte, denn die geliebte Teigware ist das Paradebeispiel für ein Erzeugnis der seriellen Massenfertigung – nicht erst seit dem Beginn der Industrialisierung vor 150 Jahren, sondern schon seit vielen hundert Jahren. Die Kunst des Pastakochens? Nein, die Kunst des Designs der Pasta! Warum also nicht einmal den Blick auf das Zusammenspiel von Pasta und Design richten? Das Buch nimmt sich der vielfältigen Dimensionen d an: den Formgeberner der Kunst an, dem Kommunikationsdesign, den Pasta-Entwürfen von Stardesignern sowie der Kunst, dem Kommerz, den unzähligen Küchenhelfern und der Hochschule für Gestaltung Ulm (HfG), wo einst an der ersten Designerpasta überhaupt gearbeitet wurde. Auch die historischen, kulinarischen, philosophischen und alltagskulturellen Facetten der Pasta werden gezeigt. Die Autor:innen entführen uns in ihre bunten Welten der Nudeln.
Spaghetti, Maccheroni usw. kennt doch jeder! Wie wäre es mit Giorgio Giugiaros Marille/Italdesign, Bauzeichnung vorhanden. Philippe Starcks «Mandala» erinnert mich an die Steckspiele für Kleinkinder mit Quadrat, Dreieck, Kreis und Raute, die Bauzeichnungen an Entwürfe eines Schlossers. Die Japaner haben einfach ein Händchen für Ästhetik! (Kenya Hara, Tadasu Ohe, Shoji Hayashi, Mayumi Miyawaki usw.) Schriftverkehr mit Firma Birkel, Patentanmeldungen … Die Entwicklung der Nudel mit der Kirschholzrolle bis hin zur maschinellen Herstellung; Handwerkszeug der Hausfrau wie Mattarello, Speronella, Chitarra, Pettine, Nudelbrett bis Nudelmaschine. Wie sehen eigentlich die Pressaufsätze der Maschinen aus, um die verschiedenen Formen herzustellen?
Das HfG-Archiv / Museum Ulm hat eine Ausstellung zum Thema entwickelt, der dieses Buch zugrunde liegt; und darum die Spätzle selbstverständlich Bedeutung haben mit einem eigenen Kapitel. Spätzle, seit 1770 ein Begriff, eine Armenspeise, die um 1800 jeden Tag auf den Tisch kam, hergestellt aus Wasser und Mehl, denn Fleisch gab es, wenn überhaupt, nur am Sonntag. Wer es sich leisten konnte, gab dem Teil Milch und / oder Eier hinzu. Suppenbeilage; mit geschmolzenem Käse serviert, das tägliche Essen. Da im ersten Weltkrieg Weizen und Dinkel rationiert wurden, Eier kaum aufzutreiben waren, eroberte die Kartoffel die Küche. Während der NS-Zeit wurden sie wieder als Essenz des schwäbischen Volksstamms gefeiert.
Das nächst Kapitel befasst sich mit Werbeplakaten und anderer Werbung. Besonders gelungen fand ich die Verpackungen von Nikita Konkin für Geenomic: «Good Hair Day Pasta». Und zur Pasta gehört natürlich auch Industriedesign: Dosen, Gabeln, Spaghettimaß, Siebe, Löffelableger, Zangen, Nudellöffel, Teller, Besteck – und auch die Nudelkunst darf nicht fehlen. Mit gekochten Nudeln kann man übrigens Stricken! Mich haben die vielen Handwerkszeuge aus Italien beeindruckt!
Ein interessanter Einblick in Handarbeit und Gerätschaften bis zur industriellen Fertigung durch Teigpressen und Nudelmaschinen. Ein lesenswerter Band, der zeigt, wie viel Liebe im Design zur Nudel steckt. Eben nicht nur in der Verpackung. Herrliche Nudeln, klar – aber wer will diese exklusive Formen als Massenware herstellen, oder gar maschinell? Drum hat sich das Schlichte durchgesetzt. Der Nudel viele Formen und Futterale – das kannst du mit der Kartoffel oder mit Reis nicht bringen! Ein Sachbuch für Pastafans und sicher eine prima Geschenkidee. Empfehlung!
Pasta & Design
von HfG-Archiv / Museum Ulm
Sachbuch, Kunst, Design, Pasta, Nudeln, Pastadesign
Broschiert, 340 Seiten, 17.5 x 24.2 cm
avedition; 1. Edition 2024
Kreative, künstlerische Seite
Auf dieser Seite stelle ich euch Bücher vor, die im weitesten Sinn mit Kreativität zu tun haben. Kunst. Kochen und das Schreiben haben eine eigene Seite erhalten.Kreative, künstlerische Seite
Das besondere Buch zum Verschenken
Leseverrückte freuen sich fast über jedes Buch. Aber manchmal möchte man nicht einfach ein Buch schenken, sondern jemanden eine besondere Freude machen: Der Mutter, der/dem Liebsten, dem Biertrinker, dem Reiseverrückten, dem Kunstkenner, dem Koch und / oder Genießer der guten Küche. Manchmal soll es mehr als schlicht ein Buch sein ... einfach mal reinschauen!
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