Direkt zum Hauptbereich

Serra de Tramuntana: blutrot von Stina Jensen - Rezension

Rezension

von Sabine Ibing



Serra de Tramuntana: blutrot 

von Stina Jensen


Der Anfang: Das Zimmer lag im Halbdunkel. Nur durch die defekte Jalousie drang ein Sonnenstrahl ins Innere und fiel genau auf Kai Richters Nasenspitze. Alles war ruhig, man hörte lediglich das Brummen der Fliegen, die über seinem Körper schwirrten.

Der Anfang ist gut, machte Lust auf mehr. Levke Sönkamp hat ein Trauma zu bewältigen: Durch einen Unfall verlor sie ihren Mann und ihre zwei Töchter. Sie lebt in Palma de Mallorca zur Untermiete, möchte ihr Leben neu aufbauen, doch ihr fehlt die Kraft. Endlich kann sie sich entschließen, einen Psychotherapeuten zu Rate zu ziehen. Welch Glück, er bietet ihr für die nächste Woche einen Workshop in den Bergen an. Auf der einsamen Finca könne sie endlich zur inneren Ruhe finden. Dem Psychotherapeuten fehlt allerdings noch eine Köchin. Levke weiß Rat, ihre Vermieterin Inmaculada sucht Arbeit und sie ist perfekt geeignet. Als sie auf der Finca ankommen, starrt hier alles vor Dreck, die schicke Einrichtung der Fotos auf der Website sucht man vergeblich, ebenso den eleganten Pool. Der Psychiater erklärt, dass man normalerweise die Workshops in einer Finca unweit von dieser abhalte, sie leider derzeit nicht begehbar sei und man musste umdisponieren. – Denn (das wissen die Leser) hier hat ein Mann Suizid verübt, möglicherweise wurde er auch ermordet, der in einen Bauskandal mit Korruption verwickelt ist. In diesem Fall ermittelt die Mordkommission, der Jordi Barceló angehört, der in Levke verliebt ist. Unsicher, ob ihr der Workshop guttun wird, überlegt Levke abzureisen, denn die anderen Teilnehmer sind ihr suspekt und größtenteils unsympathisch. Doch gleich am nächsten Tag wird eine Teilnehmerin tot aufgefunden. Die Ermittler bestimmen, dass niemand die Finca verlassen darf.

Immerhin war das Waldemars Gruppe. Aber wenn er nicht in der Lage war – irgendwer musste die Sache doch in die Hand nehmen! Der Therapeut legte den Kopf in die Hände und grunzte ein Nein.

Krimi mit Schwächen

Ein Krimi, den man lesen kann, der aber eine Menge Schwächen hat. Der Plot an sich war für mich sehr zusammengeschustert, denn er hält nur dadurch zusammen, dass es zwei Gruppen von Personen gibt, die je miteinander verstrickt sind. Der Ermittler Jordi Barceló ist der beste Freund eines Journalisten, der Sohn von Inmaculada und Levke wohnt bei ihnen zur Untermiete. Jordi ist verliebt in Levke, setzt sie als Undercoverermittlerin in der Finca ein. Inmaculada hat vom Küchenfenster aus den besten Blick auf das Gelände der Finca und beobachtet so einiges, das sie Levke mitteilt. Auf der anderen Seite sind alle Leute um den Psychotherapeuten miteinander verstrickt und obendrauf kommt noch sehr konstruiert ein enges Familienmitglied Jordis mit ins Spiel. Kommissar Zufall ist ebenso unterwegs. Das waren mir einfach zu viele miteinander verwobene Personen. Die Geschichte fließt voran in einer Nulllinie ohne spannende Höhepunkte.

Auch sprachlich nicht rund

Sprachlich holpert der ein oder andere Satz, es gibt zu viele Füllwörter und Ausdrucksschwächen, Dialogschwächen. Und leider sind nicht alle Tippfehler beseitigt, sogar doppelt hintereinanderfolgende Worte sind zu finden. Es waren mir schlicht zu viele Rechtschreibfehler enthalten. Wie gesagt, der Krimi ist lesbar, unterhaltend, aber der große Wurf ist es nicht, literarisch etwas schwach.

Seit ihrer Kindheit liebt Stina Jensen das Spiel mit der Sprache. Aufgewachsen in einem hessischen Dorf, begeisterte sie sich früh für englischsprachige Literatur und lernte während eines Auslandsstudiums im andalusischen Granada Spanisch. Ihre drei ersten Spannungsromane erschienen unter ihrem Klarnamen Ivonne Keller bei Knaur. 2016 startete sie unter dem Pseudonym Stina Jensen die erfolgreiche „INSELfarben-Reihe“. Da die Autorin die Spannung und das Reisen liebt, verknüpft sie beides in ihrer brandneuen Insel-Krimireihe miteinander.


Stina Jensen 
Serra de Tramuntana: blutrot
Krimi
Leinpfad Verlag, 2019, Taschenbuch, 301 Seiten

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Rezension - Ambivalenz von Amélie Nothomb

  Eben noch war Claude mit Reine im Bett. Beim Anziehen erklärt sie, sie würde ihn für den erfolgreicheren Jean-Louis verlassen; eiskalt sie offeriert ihm, der habe mehr zu bieten. Claude schwört, sich an Reine zu rächen. Claude heiratet Dominique; Frau und Tochter interessieren ihn nicht, er hat andere Pläne. In Zeitraffern und Extrakten teilt der Leser das Leben der Familie – hier geht es um Liebe, Rache und Vergeltung auf mehreren Ebenen, die radikale Bloßstellung menschlicher Ruchlosigkeit. Feiner kurzer Roman! Weiter zur Rezension:    Ambivalenz von Amélie Nothomb

Rezension - Comfort von Ottolenghi und Helen Goh

  Rezepte, die du lieben wirst Der Israeli Yotam Ottolenghi hat zusammen mit seinem dreiköpfigen Küchenteam das nächste Kochbuch entwickelt. Das Team widmet sich dem Comfort Food und liefert inspirierende Gerichte, die nach Zuhause und Geborgenheit schmecken. Aber auch nach Kindheitserinnerungen und Reiseeindrücken. Comfort Food bedeutet für jeden etwas anderes, auf jeden Fall etwas wie Geborgenheit und Wohlfühlgefühl: ein Gefühl von Nostalgie, aber auch Vertrautheit. So sind über 100 Rezepte entstanden, von der Bolognese (mit asiatischen Gewürzen) bis zu Eier-Gerichten, von der One-Pot-Pasta bis zum Apfelkuchen. Rezepte, die zugleich originell aber auch vertraut und bewährt sind. Und immer mit dem gewissen Ottolenghi-Twist. Weiter zur Rezension:    Comfort von Ottolenghi und Helen Goh

Rezension - O du schreckliche: Ein garstiger Weihnachtskanon

  Kurzgeschichten herausgegeben von Felix Jácob Felix Jácob liebt Weihnachten und fürchtet es zugleich. Im Kreis seiner großen Familie wird an den Feiertagen zelebriert, beschenkt – und lautstark gestritten. Als passionierter Leser, studierter Philologe und langjähriger Büchermacher in europäischen Verlagen sammelt er seit Jahren die schönsten und bösesten Geschichten zum Fest. Wer spricht davon, Weihnachten zu feiern? Überstehen ist alles! Garstige, schräge Weihnachtsgeschichten für Lesende, die schwarzen Humor lieben. Weiter zur Rezension:     O du schreckliche: Ein garstiger Weihnachtskanon

Rezension - Chronisch gesund statt chronisch krank von Dr. med. Bernhard Dickreiter

Von der Schulmedizin bis heute ignoriert: Die wahren Ursachen der chronischen Zivilisationskrankheiten – und was man dagegen tun kann Noch nie hat es so viele chronisch Kranke gegeben wie heute: Arthrose, Diabetes, Alzheimer, Rückenleiden, Krebs, Burnout usw. Der Internist, Reha-Experte und Ganzheitsmediziner Dr. med. Bernhard Dickreiter ist überzeugt, dass diese Patienten selbst aktiv etwas dagegen unternehmen können. Sein Standpunkt: Wir müssen alles dafür tun, damit es den Zellen in unserem Organismus gut geht. Jede Zelle ist von einer organtypischen Umgebung eingeschlossen, in die sogenannte extrazelluläre Matrix (EZM). Dort zieht die Zelle ihre Nährstoffe, den Sauerstoff, und hier entsorgt sie ihre Abfallstoffe. Ist die Zellumgebung nicht gesund, werden wir krank. Die Schulmedizin bekämpft meist nur Symptome: Schmerzen – Schmerztablette. Die Ursachen werden oft nicht hinterfragt, bzw. operabel versucht zu beheben: neues Knie, neue Hüfte usw. Dickreiter geht ganzheitlich vor. ...

Rezension - Der Rückwärtsdieb - Mehr als nur ein Trick! von Ulrich Fasshauer von Ulla Mersmeyer

  Der Vater des 11-jährigen Nachwuchs-Zauberkünstler Lenny ist Antiquar. Die wertvollsten Bücher hält er im Tresor verschlossen. Das eine will er nun verkaufen, es ist ziemlich viel wert. Es sei ein uraltes, wertvolles Zauberbuch. Lenny glaubt, es können ihm weiterhelfen, berühmt zu werden; und so stibitzt er den Band, nur ausgeliehen! Was soll denn schon passieren? Doch dann wird Lenny selbst bestohlen! Wer könnte es auf das alte Buch abgesehen haben? Spannend, turbulent, witzige Dialoge. Lesespaß ab 10 Jahren.  Weiter zur Rezension:    Der Rückwärtsdieb - Mehr als nur ein Trick! von Ulrich Fasshauer von Ulla Mersmeyer

Rezension - Die Schatzinsel von Sebastià Serra, nach Robert Louis Stevenson

In diesem hochwertigen Pappbilderbuch wird der Klassiker «Die Schatzinsel» in Reimform erzählt. Es ist die Geschichte einer abenteuerlichen Suche nach einem Piratenschatz, bei der der Junge Jim eine Hauptfigur ist; ebenso eine Schatzkarte. Ich war ja ehrlich gesagt skeptisch, ob man einen dicken, spannenden Roman in eine kurze Reimform bringen kann. Das ist gelungen. Spannendes Bilderbuch ab 3 bis 4 Jahren. Empfehlung! Weiter zur Rezension:    Die Schatzinsel von Sebastià Serra, nach Robert Louis Stevenson

Rezension - Mittelmeer: Tauche ein in die mediterrane Welt von Katharina Vlcek

Dieses Sachkinderbuch bietet viel Hintergrundwissen zur Mittelmeerregion. Das Buch entführt uns zu Zeugnissen großer Kulturen, Geografie, Geschichte, die Geschichte ihrer Besiedlung und lädt uns ein, ein die Tiefe der Unterwasserwelt zu tauchen. Die mediterrane Region ist aber nicht nur ein Urlaubsort: Schon seit über 42 000 Jahren leben Menschen am und vom Mittelmeer, mit einer 46.000 Kilometer langen Küstenlinie und 521 Millionen Menschen, die in den 24 angrenzenden Staaten leben. Eine runde Information, grafisch hervorragend begleitet, ein Kinderbuch ab 9 Jahren. Empfehlung! Weiter zur Rezension:    Mittelmeer: Tauche ein in die mediterrane Welt von Katharina Vlcek

Rezension - Franz – oder warum Antilopen nebeneinander laufen von Christoph Simon

Ein Schweizer Kultbuch von 2001, neuaufgelegt, ein Comming of age – Roman, schräg, amüsant, empathisch, spleenig. Franz ist einer, der weiß, dass er irgendwie die Schule überstehen muss, mit Abschluss, aber wozu das alles gut sein soll, hat er noch lange nicht kapiert. Schule ist irgendwie ein Stück Heimat, wenn nur der Unterricht nicht wäre. Ein typisches Jugendbuch, allerdings in einer Form, das auch Erwachsenen gefällt. Hier geht es zur Rezension:    Franz – oder warum Antilopen nebeneinander laufen von Christoph Simon

Was ist eigentlich Kriminalliteratur? - Ein Abend mit Else Laudan in der Wyborada

Am 08.11.2019 war ich zu einer Mischung aus Lesung und Definition des Begriffs Kriminalliteratur in St. Gallen in der Wyborada zu Gast, im Literaturhaus & Bibliothek in St. Gallen in der Frauenbibliothek und Fonothek Wyborada. Else Laudan sprach zum Thema Kriminalliteratur, erzählte ihren Weg mit ihrem freien Verlag Ariadne, ein Verlag, der ausschließlich literarische Kriminalliteratur von Frauen veröffentlicht. Weiter zum Artikel:    Was ist eigentlich Kriminalliteratur? - Ein Abend mit Else Laudan in der Wyborada 

Rezension - L’Osteria Grande Amore von L’Osteria und Diana Binder

  Die Geheimnisse unserer Küche L’Osteria Grande Amore – das erste Restaurant eröffnete 1999 in Nürnberg. Systemgastronomie – heute hat die Kette gut 200 Restaurants in neun Ländern mit rund 8.000 Beschäftigten. Seitdem hat sich das Ursprungskonzept mehr als bewährt: Frische italienische Küche, lässiges Ambiente, Pizze, die über den Tellerrand hinausragen und Systemgastronomie, die schmeckt. Im Buch sind in der Einführung einige Fotos zu den Lokalitäten enthalten. Und dann geht es los zu den Rezepten aus L’Osteria Grande. Neues Rezepte zu Pasta und Pizza! Empfehlung! Weiter zur Rezension:    L’Osteria Grande Amore von L’Osteria und Diana Binder