Direkt zum Hauptbereich

Rebellenzellen - Eine wilde Reise durch den Körper von Johanna Klement und Stephanie Marian - Rezension

Rezension 

von Sabine Ibing





Rebellenzellen - Eine wilde Reise durch den Körper 


von Johanna Klement und Stephanie Marian



Alles beginnt mit einem Dornenangriff. Die Tastzelle Nea nimmt Spitzes wahr, als der Junge Jojo in einen Brombeerdorn fasst. Die Wucht des Einstichs ist riesig. Nea hält sich an einer Muskelzelle fest, Mio; und sie werden in die Blutbahn geschleudert. Was ist eigentlich eine Zelle und wie ist unsere Haut aufgebaut, wozu brauchen wir sie? Tastzellen – Tasten und Fühlen. Wozu brauchen wir eigentlich Muskeln und welche Arten gibt es? Und nun laden wir beim Dritten Protagonisten Fago, dem Außenseiter seiner Art: Fresszellen ernähren sich von Viren und Bakterien, aber Fago mag sie nicht, er ist Vegetarier, ernährt sich nur von Zellenschrott. Diese drei gehen nun auf die Reise durch einen Körper.




Die Blutbahnen durchziehen den gesamten Körper, sind Straße und Lieferant (Blutplasma), die roten Blutkörperchen sind die Taxis für Sauerstoff und Kohlenstoff, die weißen Blutkörperchen schützen den Körper vor Eindringlingen und die Blutplättchen sind so etwas wie Maurer, die Risse und Löcher wieder dichtmachen (Schorf). Warum ist Blut rot und was ist der Unterschied zwischen Venen und Arterien? Wichtige Dinge werden geklärt, bevor es auf die Reise geht. Die kleinen Körperzellen Mio, Nea und Fago wollen unbedingt wissen, wie die Welt da draußen aussieht. Also planen sie eine waghalsige Reise durch den menschlichen Körper bis zum Auge. Fago ist eine vegetarische Fresszelle – sie steht auf Zellschrott, ein eher ängstliches Gemüt, aber wenn es drauf ankommt, steht Fago den Freunden beiseite. Mio ist eine Muskelzelle, immer voll Elan und immer gut drauf, doch wer stets nach vorn stürmt, kann schon mal in Gefahr geraten. Nea ist eine neugierige Tastzelle, schlau und zu allen Zeiten auf Frieden bedacht; und gefährliche Abenteuer sind nicht ihr Ding.




Und dann geht es los! Am Herzen vorbei – Vorsicht! Festhalten, hier pumpt und pocht es. Warum eigentlich? Es geht weiter an der Lunge vorbei und wir lernen die Fagos kennen. Dem vorwitzigen Mio passiert ein Unglück – doch er kann sich retten, weil er ein Muskel ist. Für uns Lesende gibt es Muskelübungen … Auf zum Auge! Warum heißt das eigentlich Augapfel und warum blinzeln wir? Die drei Freunde begegnen Bakterien, lernen, dass nicht alle Bakterien böse sind; manche sind sehr nützlich. Im Auge lernen sie Pili kennen, ein ziemlich kleines Bakterium. Und so wird uns die Verdauung erklärt. Warum müssen wir pupsen? Die Freunde reisen weiter und Pili begleitet sie. Auf zur Nase: Schleim, Härchen, der Rachen und das Riechen … Der Weg wird plötzlich glitschig vom Schnotter. Pilli begleitet die drei – eher pupsend und schlafend. Sie alle leben in Jojos Körper, den sie erkunden werden. Und hier laufen sie Dendritus in die Arme! Jetzt wird es gefährlich – man gut, dass sie Pili dabeihaben. Winzig klein – aber oho! Die Körperabwehr wird erklärt. Werden die drei es schaffen, den gemeinen Killerzellen zu entkommen?




Unsere Körper sind großartig in dem, was sie jeden Tag leisten. Jedes Körperteil gibt alles, um optimal zu funktionieren. Dein Körper sagt dir, wann er müde ist, wann er Hunger hat und wann er eine Pause vom Toben braucht. Vertrau auf deinen Körper. Er weiß meist ziemlich genau, was dir gerade guttut. Mit einer spannenden Mischung aus Abenteuergeschichte, Sachinfos zum Thema Körper und Mitmachtipps für die Lesenden begeistert die Ärztin Dr. Johanna Klement Kinder für das geschickte Zusammenspiel im menschlichen Körper. Eine spannende Reise mit vier Helden – dazwischen Sachtexte, die erklären. Das alles in gutem Zusammenspiel. Wusstest du zum Beispiel, dass du alle 30 Tage in einer neuen Haut steckst? Oder das Blut nicht immer rot ist? Können Bakterien auch nützlich sein? Und warum ist Kot eigentlich braun?




So lernen Kinder ihren Körper kennen – toller Mix aus spannender Geschichte, Sachinfos und Mitmachideen. Grundwissen über die Funktionsweise unseres Körpers, kindgerecht und verständlich aufgebaut als erzählendes Sachkinderbuch, was die Spannung hält. Gestalterisch hat Stephanie Marian das Bilderbuch begleitet und den Sachtext optisch fein umgesetzt. Fröhlich und verständlich sind die Grafiken in matten Farben gestaltet, erklären visuell den Text. Hinein in den Körper. Ich bin begeistert! Der Südpol Verlag gibt eine Altersempfehlung ab 5 Jahren – grundsätzlich stimme ich dem zu. Aber es sind lange Texte, die Sachinfos sind umfangreich. Für mich ist dies ein Kinderbuch, das man immer wieder zur Hand nimmt, das ein Kind über Jahre begleiten kann; auf jeden Fall ist es ab dem Schuleintritt gut geeignet, auch als Unterrichtsmaterial. Eins dieser Bücher, bei denen selbst der Erwachsene noch einiges lernen kann.


Johanna Klement kennt sich als Ärztin und Forscherin gut im Körper aus. Aber genauso gerne forscht sie nach spannenden Themen für Kinderbücher. Sie lebt mit ihrer Familie in Lübeck und liebt das Meer. Ihre Körperzellen liebt sie auch - aber nur, wenn sie nicht allzu rebellisch sind!

Stephanie Marian findet ihre Inspiration in allem, was schön ist. Studium des Designs mit dem Schwerpunkt Illustration an der MSD - Münster School of Design. Tierflüsterin | Wortwitz und Ironie | Herzlich lachen. Gerne auch laut. | Eigentlich Eule. Jetzt Mutter und Lerche. | Leidenschaftliche Schokoladen- und Kunstfresserin.



Johanna Klement, Stephanie Marian
Rebellenzellen - Eine wilde Reise durch den Körper
Erzählendes Sachbilderbuch, Körper, Blut, Darm, Nase, Augen, Bakterien, Viren. Kinderbuch, Biologie, Kinder- und Jugendliteratur, Bilderbuch
Hardcover, 64 Seiten, 23.4 x 32.5 cm
Südpol Verlag, 2023
Altersempfehlung: ab 5 Jahren (Verlag) – ab Schulanfang (von mir)





Forscher, Naturwissenschaft und Weltentdecker in der Kinder- und Jugendliteratur

Kleine und große Forscher und Entdecker, das soll hier das Thema sein. Forscher, Erfinder, Entdecker - wer waren sie und was haben sie entdeckt - erfunden. Naturwissenschaft für Kinder. Entdecke selbst die Welt und wie sie funktioniert! Hier meine Empfehlungen für alle Altersgruppen in der Kinder- und Jugendbuch Abteilung: Forscher und Weltentdecker in der Kinder- und Jugendliteratur


Kinder- und Jugendliteratur

Kinder- und Jugendliteratur hat mich immer interessiert. Selbst seit der Kindheit eine Leseratte, hat mich auch die Literatur für Kinder nie verlassen. Interesse privat, später als Pädagogin, als Leserin, als Mutter oder Oma. Kinder- und Jugendbücher kann man immer lesen! Hier geht es zu den Rezensionen.
Kinder- und Jugendliteratur










Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Rezension - Chronisch gesund statt chronisch krank von Dr. med. Bernhard Dickreiter

Von der Schulmedizin bis heute ignoriert: Die wahren Ursachen der chronischen Zivilisationskrankheiten – und was man dagegen tun kann Noch nie hat es so viele chronisch Kranke gegeben wie heute: Arthrose, Diabetes, Alzheimer, Rückenleiden, Krebs, Burnout usw. Der Internist, Reha-Experte und Ganzheitsmediziner Dr. med. Bernhard Dickreiter ist überzeugt, dass diese Patienten selbst aktiv etwas dagegen unternehmen können. Sein Standpunkt: Wir müssen alles dafür tun, damit es den Zellen in unserem Organismus gut geht. Jede Zelle ist von einer organtypischen Umgebung eingeschlossen, in die sogenannte extrazelluläre Matrix (EZM). Dort zieht die Zelle ihre Nährstoffe, den Sauerstoff, und hier entsorgt sie ihre Abfallstoffe. Ist die Zellumgebung nicht gesund, werden wir krank. Die Schulmedizin bekämpft meist nur Symptome: Schmerzen – Schmerztablette. Die Ursachen werden oft nicht hinterfragt, bzw. operabel versucht zu beheben: neues Knie, neue Hüfte usw. Dickreiter geht ganzheitlich vor.

Rezension - Comfort von Ottolenghi und Helen Goh

  Rezepte, die du lieben wirst Der Israeli Yotam Ottolenghi hat zusammen mit seinem dreiköpfigen Küchenteam das nächste Kochbuch entwickelt. Das Team widmet sich dem Comfort Food und liefert inspirierende Gerichte, die nach Zuhause und Geborgenheit schmecken. Aber auch nach Kindheitserinnerungen und Reiseeindrücken. Comfort Food bedeutet für jeden etwas anderes, auf jeden Fall etwas wie Geborgenheit und Wohlfühlgefühl: ein Gefühl von Nostalgie, aber auch Vertrautheit. So sind über 100 Rezepte entstanden, von der Bolognese (mit asiatischen Gewürzen) bis zu Eier-Gerichten, von der One-Pot-Pasta bis zum Apfelkuchen. Rezepte, die zugleich originell aber auch vertraut und bewährt sind. Und immer mit dem gewissen Ottolenghi-Twist. Weiter zur Rezension:    Comfort von Ottolenghi und Helen Goh

Rezension - Sex in echt von Nadine Beck, Rosa Schilling und Sandra Bayer

  Offene Antworten auf deine Fragen zu Liebe, Lust und Pubertät Ein Aufklärungsbuch, das locker Fragen beantwortet und kurze Erfahrungsberichte von jungen Menschen einstreut, das alles mit knalligen Illustrationen unterlegt. Du bist, wie du bist, und du bist, wie du bist okay. Das Jugendbuch erklärt, stellt Fragen. Die Lust im Kopf, genießen mit allen Sinnen; was verändert sich am Körper in der Pubertät?, die Vagina, die Monatsblutung, der Penis, Solosex, LGBTQIA, verliebt sein, wo beginnt Sex?, Einvernehmlichkeit, wie geht Sex?, Verhütung, Krankheiten, Sextoys – das Buch spart nichts aus. Informieren, anstatt tabuisieren! Locker und sensibel werden alle Themenfelder sachlich vorgestellt. Prima Antwort auf offene Fragen; ab 11 Jahren. Empfehlung! Weiter zur Rezension:   Sex in echt von Nadine Beck, Rosa Schilling und Sandra Bayer

Rezension - Die weiße Wölfin von Vanessa Walder und Simona M. Ceccarelli

  Das geheime Leben der Tiere (Wald, 1) Ein heftiger Sturm tost durch das Flusstal, als fünf Wolfswelpen geboren werden. Die Jüngste ist eine winzige Wölfin. Ausgerechnet sie hat enormen Mut und nimmt sich vor, die allergrößte Jägerin zu werden. Eine Leitwölfin obendrein! Sie erhält vom Rudel den Naman «Fünf». Ein Rabenschwarm begleitet stetig das Rudel, denn sie weisen den Weg zur Beute, eine Teamarbeit. Der Rabe Raak ist der beste Freund von Fünf. Eine spannende, realitätsbezogene Tiergeschichte zum Leben der Wölfe! Empfehlung für Leseanfänger ab 8 Jahren! Weiter zur Rezension:    Die weiße Wölfin von Vanessa Walder und Simona M. Ceccarelli

Was ist eigentlich Kriminalliteratur? - Ein Abend mit Else Laudan in der Wyborada

Am 08.11.2019 war ich zu einer Mischung aus Lesung und Definition des Begriffs Kriminalliteratur in St. Gallen in der Wyborada zu Gast, im Literaturhaus & Bibliothek in St. Gallen in der Frauenbibliothek und Fonothek Wyborada. Else Laudan sprach zum Thema Kriminalliteratur, erzählte ihren Weg mit ihrem freien Verlag Ariadne, ein Verlag, der ausschließlich literarische Kriminalliteratur von Frauen veröffentlicht. Weiter zum Artikel:    Was ist eigentlich Kriminalliteratur? - Ein Abend mit Else Laudan in der Wyborada 

Rezension - Eisbären von Marie Luise Kaschnitz illustriert von Karen Minden

Marie Luise Kaschnitz war in meiner Jugendzeit meine Lieblingsautorin und so war für mich dies von Karen Minden illustriere Buch ein Genuss, Bleistiftzeichnungen, die sich wunderschön mit der Kurzgeschichte verbinden. »Eisbären«, die Novelle ist Kaschnitz-Fans geläufig: Eine Frau hatte schon geschlafen, wacht auf vom Geräusch des Türschlosses. Endlich kommt ihr Mann nach Hause. Doch er macht kein Licht. Ein Einbrecher? Seine Stimme bittet sie, das Licht nicht auszulassen. Sie soll die Wahrheit erzählen – damals im Zoo – auf wen habe sie gewartet? Weiter zur Rezension:    Eisbären – Novelle von Marie Luise Kaschnitz, illustriert von Karen Minden

Rezension - Simply Jamie von Jamie Oliver

  Jeden Tag was Gutes In fünf Kapiteln werden tägliche schnelle Gerichte, ebenso Wochenend-Wunder, bewährte Ofenrezepte bis hin zu leckeren Nachspeisen von Jamie Oliver vorgestellt. Simply Jamie ist dazu da, die Lust am Kochen zu wecken. Das Buch steckt voller köstlicher, unkomplizierter Ideen, die schnell angerichtet sind. Und der Clou: Es gibt Grundzutaten wie Soßen oder ein pochiertes Huhn usw., aus denen sich wiederum eine Menge verschiedene Varianten herstellen lassen. Weiter zur Rezension:     Simply Jamie von Jamie Oliver

Rezension - Caspar Plautz - Rezepte mit Kartoffeln von Kay Uwe Hoppe, Dominik Kli – und Theo Lindinger

  Der Marktstand Caspar Plautz auf dem Viktualienmarkt in München ist wegen seiner Kartoffelvielfalt beliebt. Dazu gehört ein kleiner, aber feiner Imbiss, der mittags im Mittelpunkt seiner Gerichte die Kartoffel würdigt. Die Kartoffel erobert im Caspar Plautz die Welt. Der Erdapfel ist wendig, anpassungsfähig, geschmacklich variabel. Das ist ein wirklich exzellentes Kochbuch, das zeigt, wie die moderne Küche sich Ideen aus aller Herren Länder greift, sie neu kombiniert – wunderbar harmoniert. Von traditionell zu Weltküche – vegetarisch zu Fisch und Fleisch – hier findet jeder seine Lieblingskartoffelgerichte. Weiter zur Rezension:    Caspar Plautz - Rezepte mit Kartoffeln von Kay Uwe Hoppe, Dominik Kli – und Theo Lindinger Theo Lindinger

Rezension - Indians! von Tibure Oger

  Der dunkle Schatten des weißen Mannes  1922, irgendwo in Amerika. White Wolf, ein ehemaliger Häuptling der Chippewa, sitzt als Zirkusattraktion vor Publikum und erzählt aus seinen Erinnerungen. Es sind Geschichten aus einem langen Leben, das bald sein Ende finden wird. Geschichten aus 400 Jahren Kolonialismus, von einseitigen Kriegen und zweischneidigen Verträgen, von Heldenmut und von Habgier. Geschichten vom wackeren Kampf der First Nations gegen den Mord an ihrem Volk und von ihrer scheinbar unausweichlichen Niederlage. Tiburce Oger hat für «Indians!» sechzehn herausragende Künstlerinnen und Künstler der Neunten Kunst versammelt, um eine Chronik der Eroberung des Westens zwischen 1540 und 1889 zu erschaffen: Die bittere Kehrseite des amerikanischen Traums, die Auslöschung von Kulturen der indigenen Völker. Sehr guter Comic, der in kleinen Graphic Novels aus der Sicht der Ureinwohner die Geschichte ins rechte Licht rückt. Weiter zur Rezension:    Indians! von Tibure Oger

Rezension - Feuerwanzen lügen nicht von Stefanie Höfler

  Mischa und Nits sind beste Freunde. Mischa liebt die Poems von Nits. Und der bewundert Mischa, weil er schlau ist und ein wandelndes Lexikon über Tiere zu sein scheint. Lügen geht gar nicht, so Nits Überzeugung. Darum fragt er sich, warum Mischa dem Lehrer weismachen will, er hätte eine Chlorallergie, als der Schwimmunterricht beginnt – Nits erzählt er, die Badehose sei von Mäusen angefressen worden. Überhaupt scheint Mischa in Schwierigkeiten zu stecken – doch wohl eher sein Vater ... Nits betritt in dieser Familie plötzlich eine völlig andere Welt – die der Armut. Aber das ist ein Unterthema – Mischas Vater ist untergetaucht; Mischa und Nits werden ihn nicht im Stich lassen – aber das könnte gefährlich werden ... Spannung, Humor und ein wenig Tragik machen das Buch zu einem Leseerlebnis. Meine Empfehlung ab 11 Jahren für diesen exzellenten Kinderroman.  Weiter zur Rezension:    Feuerwanzen lügen nicht von Stefanie Höfler