Rezension
von Sabine Ibing
Omas magische Wolle-Gäääng
von Elka Evalds
Oder wie wir das goldene Schaf fanden
Der Anfang:
Dass in dem bunten Strickpulli Magie steckte, war Will zu Beginn nicht klar. Auf den ersten Blick wirkte der Pullover nämlich völlig normal: runder Halsausschnitt, lange Ärmel und etwa fahrradreifenbreite Streifen in Marineblau, Kieselgrau und Moosgrün. Das einzig Auffallende war ein Streifen knapp über dem unteren Bündchen, der ganz leicht golden glitzerte. Aber nur, wenn man genau hinsah.
Nach dem Tod von Wills Oma müssen die Familie ihre Wohnung in der Stadt Wollingen ausräumen. Es gibt hier eine Menge Gestricktes zu finden; Pullover und Socken über den Kaffeekannenwärmer, Nadelkissen, Klorollenhüte, Schals, Mützen, Handschuhe, bis zum Brillenetui. Und natürlich Wolle. Diese Wolle fühlt sich magisch an! Mit diesen Socken kann man höher springen und schneller laufen, oder? Tags darauf stehen fünf alte Damen vor dem Haus von Wills Familie, stellen sich als das Strickkränzchen seiner Oma vor. Dass Oma gern und viel strickte, ist klar. Aber von diesen Frauen hier, hat noch nie jemand etwas gehört. Jasper Fitchet, den auch keiner kennt, behauptet, mit Oma befreundet gewesen zu sein. Dieser merkwürdige Mann, der die alte Woolman-Fabrik wieder zum Laufen bringt, klaut aus dem Haus den von Oma gestrickten Wollhund. Warum sind nur alle Leute scharf auf Omas Wolle und Gestricktes?
… und darum haben wir uns gefragt, ob Sie vielleicht noch Strickmuster von Gertie hier haben – oder angefangene Arbeiten oder einfach irgendwas, was sie gestrickt hat›, beendete die lila Bebrillte gerade ihren Satz. Gertie, so hatte Oma geheißen.
‹Davon würden wir jedenfalls gern etwas nehmen, bevor es nur unnütz herumliegt›, sagte die mit dem Herrenhut.
Es gibt ein magisches Woll-Geheimnis, das es zu bewahren gilt. Die Damen aus Omas Strickrunde, die sich in der Strickliesel treffen und das Mädchen Holly, helfen Will dabei, dass Jasper Fitchet, der mit schwarzer Magie arbeitet, und seine diebischen Frettchen es nicht in die Hände bekommen. Die magischen Stricksachen sind nicht alle mit dem gleichen Zauber mächtigen Horchmuster belegt. Mehr Kraft, mehr Mut, hier ist alles verstrickt. Goldene Wolle, sprechende Manx-Katzen, vierhörnige Schafe und fliegende Siebenmeilenstiefel, mit dem Klorollenhut, der verlorene Gegenstände aufspüren, hier gibt es jede Menge Omagie! Ein lustiges Buch, ein beschauliches. Die Idee an sich ist hervorragend – man hätte aber wesentlich mehr herausholen können. Der Kinderroman ist in Ordnung, doch hier knistert mir zu wenig, zog mich nicht hinein. Mir fehlte eine eine Winzigkeit Spannung und Schwung. Die Buchstaben sind groß gehalten und für Erstleser geeignet. Teemu Juhani hat für das Kinderbuch witzige Illustrationen beigetragen – die sind klasse. Der Fischer Sauerländer Verlag gibt eine Altersempfehlung ab 8 Jahren, aber auf Grund der Beschaulichkeit denke ich, das Buch kann man ab 6 Jahren vorlesen.
Elka Evalds wuchs in den USA auf und studierte in Yale Kunstgeschichte. Danach unterrichtete sie selbst so unterschiedliche Themen wie die Geschichte der Kleidung und die Geschichte illustrierter Kinderbücher. 2015 zog sie nach Gloucestershire in England, wo sie mit ihrem Ehemann lebt und nun Geschichten für Kinder über Kleidung schreibt.
Omas magische Wolle-Gäääng oder Wie wir das goldene Schaf fanden
Illustration: Teemu Juhani
Kinderbuch, Kinderroman, Fantasy, Erstleser
Aus dem Englischen übersetzt von Jessika Komina, Sandra Knuffinke
Hardcover, 251 Seiten
Fischer Sauerländer Verlag, 2021
Altersempfehlung: ab 6 Jahren von mir (ab 8 Jahren – Verlag)
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