Rezension
von Sabine Ibing
Kryo: Die Verheißung
von Petra Ivanov
Kryo (1)
Die Optimierung des Menschen ist das Geschäft der Zukunft. Eine kalifornische Firma verkauft Blutplasma-Verjüngungskuren, Tech-Riesen investieren Unsummen in die digitale Bewusstseinsspeicherung. Und ein russisches Unternehmen verspricht durch die Konservierung des eigenen Leichnams ein Leben nach dem Tod.
Michael ist plötzlich verschwunden
Julia Sander ist ihr neuer Name; sie lebt zurückgezogen mit ihrem Mann in den USA. Sie musste damals mit ihrem Sohn Michael untertauchen, dessen Vater Andrej als verstorben gilt. Ihr neuer Mann Henry war Michael immer ein sehr guter Vater und er weiß um die Angst von Julia, entdeckt zu werden. Aber warum sie unter falscher Identität lebt, hat sie ihm niemals gesagt. Michael hat nicht das beste Verhältnis zu seiner Mutter, denn er nimmt ihr übel, dass sie ihn so lange über seinen biologischen Vater belogen hat, und dass sie über dessen Identität absolutes Schweigen hält. Er hat in Deutschland Medizin studiert und befindet sich in der Fachausbildung zum Chirurgen – sein Traumberuf seit Kindheit. Nach Jahren kommt er nach New York zurück und Julia erfährt, er habe die Facharztausbildung abgebrochen, sei nun Journalist, habe etwas in den USA zu recherchieren. Henry soll eine wichtige Ehrung an der Universität verliehen bekommen und Michael verspricht, zur Feier zurück zu sein. Als er nicht erscheint, sind die Eltern beunruhigt, denn es passt gar nicht zu ihm, ohne Nachricht abzutauchen.
Den Tod überlisten
Sagen wir, ich halte es für wahrscheinlich, dass die synaptische Funktionsweise des Gehirns die Kryokonservierung übersteht. Und dass wir das menschliche Bewusstsein in naher Zukunft auf einen Computer übertragen können und so zumindest die digitale Unsterblichkeit erlangen werden.
Irgendetwas muss passiert sein. Jemand bringt Julias Hund um, versucht, in ihr Haus zu gelangen. Und sie meint, Andrej gesehen zu haben. Doch der ist seit langem tot – oder nicht? Sie recherchiert, findet heraus, dass er zwar verstorben ist, allerdings erst kürzlich: vor wenigen Monaten in Russland ertrunken. Irgendetwas geht hier vor. Julia macht sich auf den Weg, ihren Sohn zu finden … Michael hatte zu Transhumanismus recherchiert, hatte einen Tipp zum Herztod eines vierjährigen Jungen in Seattle erhalten. Mensch und Maschine, den Körper optimieren, das Bewusstsein auszulagern, um ewig weiterzuleben, oder sich konservieren zu lassen, um später wieder erweckt zu werden – die Forschung geht neue Wege, die Werbung verspricht viel. Der Traum vom ewigen Leben! Und es gibt die Firma, die verspricht, dass sie mit Teenager-Blutplasma denen, die dafür bereit sind, zu zahlen, die Lebensjahre zu verlängern.
Wie weit wollen wir gehen mit dem Transhumanismus?
Die Trilogie ist hochaktueller, sehr gut recherchierter Thriller der über die Grenze zwischen Leben und Tod, die Schnittstelle von Mensch und Maschine, neue Forschung in Tec-Bereich. Wie weit kann man gehen, was ist ethisch, was moralisch in Ordnung. Und natürlich, wenn es um Leben und viel Geld geht, ist die Moral plötzlich abgeschaltet. Bisher hatte ich alle Romane von Petra Ivanov als ausgesprochen gut und spannend empfunden, denn sie findet immer interessante Themen. Auch dieses Mal ein hochinteressantes Thema, verschiedene Stränge werden zu einem Netz geflochten. Leider schlich nach einem spannenden Anfang dieser erste Teil mit ziemlichen Längen dahin und Spannung wollte nicht richtig zünden. Der Stoff an sich ist bedeutsam, die Charaktere wie gewohnt, gut gezeichnet, und es lohnt sich gerade deshalb, den Thriller zu lesen. Wie gesagt, nur ein wenig mehr Schwung könnte die Sache haben.
Petra Ivanov verbrachte ihre Kindheit in New York. Nach ihrer Rückkehr in die Schweiz absolvierte sie die Dolmetscherschule und arbeitete als Übersetzerin, Sprachlehrerin und Journalistin. Heute ist sie als Autorin tätig und gibt Schreibkurse an Schulen und anderen Institutionen. Ihr Debütroman Fremde Hände erschien 2005. Ihr Werk umfasst Kriminalromane, Thriller, Liebesromane, Jugendbücher, Kurzgeschichten und Kolumnen. Petra Ivanov hat zahlreiche Auszeichnungen erhalten, u. a. zweimal den Zürcher Krimipreis (2010 und 2022).
Petra Ivanov
Kryo: Die Verheißung
Trilogie Kryo (1)
Thriller, Transhumanismus
Taschenbuch, 352 Seiten
Unionsverlag, 2023
Stumme Schreie von Petra Ivanov
Ein spannender schweizer Krimi aus Zürich, bei dem Bruno Cavalli und Regina Flint erstmals nicht miteinander arbeiten. Cavalli kehrt nach langem Aufenthalt in den USA in die Schweiz zurück und tritt eine neue Stelle an: interne Ermittlung. Ein Job, den niemand gerne macht, gegen eigene Kollegen ermitteln zu müssen. Flint sucht nach einem vermissten Jungen und seiner Mutter – eine gewalttätige Familie, in der die «KESB» bereits eingeschaltet wurde. Das führt sie mit der Eurojust bis nach Den Haag. Wie immer: akribisch recherchiert. Ein Kriminalroman mit intelligentem Plot, spannend und strukturiert, wirklichkeitsnah, mit einem Flair von Zürich.
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Entführung von Petra Ivanov
Die Millionärstochter Lara Blum wurde entführt. Der Täter ist schnell gefunden, Rechtsanwalt Pal Palushi wird zum Pflichtverteidiger ernannt. Doch der Täter, ein strenggläubiger Muslim, verweigert jede Aussage, auch gegenüber seinem Anwalt. Wer ist dieser Mann, und wer ist er wirklich, denn Mustafa Saifullah, wie er sich nennt, gibt es nicht – ist er ein Psychopath, der Frauen missbraucht oder ein Terrorist? Keine Hypothese gibt einen Sinn. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt. Hier ist nichts, wie es scheint. Petra Ivanov hat mit diesem Krimi einen grandiosen Plot hingelegt. In dieser komplexen Geschichte stimmt alles bis zur letzten Seite.
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Alte Feinde von Petra Ivanov
Um es gleich vorwegzusagen, mit diesem Thriller küre ich Petra Ivanov zur Queen of Crime der Schweiz. Schon das erste Kapitel ist atemberaubend. Cavalli ist wieder da! Wo hat er nur gesteckt? Der Leser wird es erfahren, Regina Flint noch lange nicht. – dies ist der achte Fall für Cavalli und Flint, wer die anderen sieben nicht kennt, der kann hier problemlos einsteigen. Regina Flint ermittelt derzeit in einem ungewöhnlichen Todesfall, ein Mann wurde mit einer historischen Waffe mit Pulvermunition erschossen. Der Tote ist ein Nachfahr von Heinrich Wirz, eine umstrittene Figur aus dem amerikanischen Bürgerkrieg. Und damit wären wir beim dritten Strang, der in die Zeit des Sezessionskrieges zurückführt.
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Krimis und Thriller
Ich liebe Krimis und Thriller. Natürlich. Spannend, realistisch, gesellschaftskritisch oder literarisch, einfach gut … so stelle ich mir einen Krimi vor. Was ihr nicht oder nur geringfügig bei mir findet: einfach gestrickte Krimis und blutrünstige Augenpuler.
Krinis und Thriller
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