Direkt zum Hauptbereich

Kommissar Gordon, der allerletzte Fall von Ulf Nilsson und Gitte Spee - Rezension

Rezension

 von Sabine Ibing



Kommissar Gordon, der allerletzte Fall 


von Ulf Nilsson und Gitte Spee


Es gibt immer ein gutes Ende. In jedem Märchen, das man liest, und in der Wirklichkeit. Wenn man für alles offen ist.

 

Im Wald stimmt etwas nicht. Immer wieder hören die Tiere ein Gebrummel und Gekratze. Sowie es dunkel wird, ertönt furchterregendes Brummen und Jaulen vom Berg. Herr Dachs meldet eine plattgedrückte Mülltonne. Kommissarin Buffy ist entsetzt. Wer kann so etwas nur tun? Wer besitzt so viel Kraft? Bei der Tatortbesichtigung entdeckt sie riesige Fußabdrücke. Kommissar Gordon hat seine ganz eigene Theorie. Da er eine Menge Bücher über Trolle gelesen hat, ist er sich sicher: Bei dem Krachmacher muss es sich um einen Bang handeln. Über 1000 Jahre alt soll dieser Troll sein! Buffy will der Sache auf den Grund gehen und begibt sich in einer kalten und stürmischen Herbstnacht mit ihrer Taschenlampe bewaffnet auf den Weg, um zu sehen, wer den Krach dort oben verursacht.




‹Alle sagen, dass wir hässlich sind›, sagte Bong. «Das macht uns sehr traurig! Denn wir sind empfindsam.›

‹Warum schreien sie uns an, wenn wir doch nur unser Leben leben und uns ein bisschen unterhalten wollen? Dann möchte ich ihre Sachen kaputtschlagen. Aber nur Sachen.›



Ulf Nilssons Sprache fasziniert. Der erste Eindruck muss nicht immer stimmen – hinter grummeligen, lärmenden Wesen können sanfte Typen stecken. Einsamkeit und Ausgrenzung macht miesepetrig. Der letzte Fall des Trios: Kommissarmaus Buffy, wendig, pfiffig und warmenherzig; der pensionierte Kommissar Gordon, ein schlauer, lahmer Kröterich und neu hinzugekommen Eichhörnchenkind Helmer als Assistent. Immer nett zu allen Tieren, offen für ihre Sorgen, immer Muffins in der Tasche, ein Polizist muss Vertrauen zu allen Wesen finden. Manch ein Geselle ist eben nicht einfach zu handeln; der knurrige Dachs ist niemals zufrieden. Das ängstliche Kaninchen kann schon nerven, und das das Trollpaar Bang und Bong und ihr Trollkind Bing machen ziemlich viel Ding-Dong. Mutig tritt Buffy jedem entgegen, nimmt ihn, wie er ist. Wenn alle zusammenhalten und jeder sich bemüht, gibt es eine Lösung. Auch für das Problem des Bäckers. Denn der alte Mann geht in Rente. Keine Muffins mehr im Wald? Man könnte ja jemanden anlernen, das Geschäft zu übernehmen ... Der Moritz Verlag gibt eine Altersempfehlung ab 7 Jahren – ich denke, ab 6 Jahren geht es auch schon. Selbst lesen – es sind große Buchstaben gesetzt – oder vorlesen lassen. Gitte Spee hat die Geschichte wundervoll zart illustriert, eine Mischtechnik, die an Aquarell-Buntstifttechnik erinnert. Es ist leider das letzte Kinderbuch des in 2021 verstorbenen Ulf Nilsson – meine Empfehlung! 



Ulf Nilsson, (1948-2021) ist ein schwedischer Autor. Er hat für Kinder wie für Erwachsene geschrieben. Er ist einer der bekanntesten schwedischen Kinderbuchautoren und hat über 100 Bücher geschrieben, viele Auszeichnungen erhalten. Eines seiner wichtigen Themen war dabei der Sieg des Guten über das Böse. Er beschäftigte sich auch stark mit biblischen Geschichten, sah er in ihnen doch die Eckpfeiler unserer Kultur und unserer Moralvorstellungen.

Gitte Spee wurde 1950 in Indonesien geboren. Als sie elf Jahre alt war, zog sie mit ihrer Familie in die Niederlande. In Amsterdam studierte sie Illustration. Seitdem hat sie zahlreiche Bücher für internationale Verlage illustriert, in Deutschland ist sie besonders für die Bilder zu Dagmar Chidolues Millie-Büchern bekannt.



Ulf Nilsson , Gitte Spee
Kommissar Gordon, der allerletzte Fall
Aus dem Schwedischen übersetzt von Ole Könnecke
Kinderbuch, Kinderkrimi, Kinder- und Jugendliteratur, Erstleser
Hardcover, 144 Seiten, 22,0 cm x 15,5 cm
Moritz Verlag, 2022
Altersempfehlung: ab 7 Jahren






Bilderbücher, Kinderbücher Vor- und Grundschule 5 - 10 Jahre





Kinder- und Jugendliteratur

Kinder- und Jugendliteratur hat mich immer interessiert. Selbst seit der Kindheit eine Leseratte, hat mich auch die Literatur für Kinder nie verlassen. Interesse privat, später als Pädagogin, als Leserin, als Mutter oder Oma. Kinder- und Jugendbücher kann man immer lesen! Hier geht es zu den Rezensionen.
Kinder- und Jugendliteratur






Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Rezension - Chronisch gesund statt chronisch krank von Dr. med. Bernhard Dickreiter

Von der Schulmedizin bis heute ignoriert: Die wahren Ursachen der chronischen Zivilisationskrankheiten – und was man dagegen tun kann Noch nie hat es so viele chronisch Kranke gegeben wie heute: Arthrose, Diabetes, Alzheimer, Rückenleiden, Krebs, Burnout usw. Der Internist, Reha-Experte und Ganzheitsmediziner Dr. med. Bernhard Dickreiter ist überzeugt, dass diese Patienten selbst aktiv etwas dagegen unternehmen können. Sein Standpunkt: Wir müssen alles dafür tun, damit es den Zellen in unserem Organismus gut geht. Jede Zelle ist von einer organtypischen Umgebung eingeschlossen, in die sogenannte extrazelluläre Matrix (EZM). Dort zieht die Zelle ihre Nährstoffe, den Sauerstoff, und hier entsorgt sie ihre Abfallstoffe. Ist die Zellumgebung nicht gesund, werden wir krank. Die Schulmedizin bekämpft meist nur Symptome: Schmerzen – Schmerztablette. Die Ursachen werden oft nicht hinterfragt, bzw. operabel versucht zu beheben: neues Knie, neue Hüfte usw. Dickreiter geht ganzheitlich vor.

Rezension - Comfort von Ottolenghi und Helen Goh

  Rezepte, die du lieben wirst Der Israeli Yotam Ottolenghi hat zusammen mit seinem dreiköpfigen Küchenteam das nächste Kochbuch entwickelt. Das Team widmet sich dem Comfort Food und liefert inspirierende Gerichte, die nach Zuhause und Geborgenheit schmecken. Aber auch nach Kindheitserinnerungen und Reiseeindrücken. Comfort Food bedeutet für jeden etwas anderes, auf jeden Fall etwas wie Geborgenheit und Wohlfühlgefühl: ein Gefühl von Nostalgie, aber auch Vertrautheit. So sind über 100 Rezepte entstanden, von der Bolognese (mit asiatischen Gewürzen) bis zu Eier-Gerichten, von der One-Pot-Pasta bis zum Apfelkuchen. Rezepte, die zugleich originell aber auch vertraut und bewährt sind. Und immer mit dem gewissen Ottolenghi-Twist. Weiter zur Rezension:    Comfort von Ottolenghi und Helen Goh

Rezension - Sex in echt von Nadine Beck, Rosa Schilling und Sandra Bayer

  Offene Antworten auf deine Fragen zu Liebe, Lust und Pubertät Ein Aufklärungsbuch, das locker Fragen beantwortet und kurze Erfahrungsberichte von jungen Menschen einstreut, das alles mit knalligen Illustrationen unterlegt. Du bist, wie du bist, und du bist, wie du bist okay. Das Jugendbuch erklärt, stellt Fragen. Die Lust im Kopf, genießen mit allen Sinnen; was verändert sich am Körper in der Pubertät?, die Vagina, die Monatsblutung, der Penis, Solosex, LGBTQIA, verliebt sein, wo beginnt Sex?, Einvernehmlichkeit, wie geht Sex?, Verhütung, Krankheiten, Sextoys – das Buch spart nichts aus. Informieren, anstatt tabuisieren! Locker und sensibel werden alle Themenfelder sachlich vorgestellt. Prima Antwort auf offene Fragen; ab 11 Jahren. Empfehlung! Weiter zur Rezension:   Sex in echt von Nadine Beck, Rosa Schilling und Sandra Bayer

Rezension - Die weiße Wölfin von Vanessa Walder und Simona M. Ceccarelli

  Das geheime Leben der Tiere (Wald, 1) Ein heftiger Sturm tost durch das Flusstal, als fünf Wolfswelpen geboren werden. Die Jüngste ist eine winzige Wölfin. Ausgerechnet sie hat enormen Mut und nimmt sich vor, die allergrößte Jägerin zu werden. Eine Leitwölfin obendrein! Sie erhält vom Rudel den Naman «Fünf». Ein Rabenschwarm begleitet stetig das Rudel, denn sie weisen den Weg zur Beute, eine Teamarbeit. Der Rabe Raak ist der beste Freund von Fünf. Eine spannende, realitätsbezogene Tiergeschichte zum Leben der Wölfe! Empfehlung für Leseanfänger ab 8 Jahren! Weiter zur Rezension:    Die weiße Wölfin von Vanessa Walder und Simona M. Ceccarelli

Was ist eigentlich Kriminalliteratur? - Ein Abend mit Else Laudan in der Wyborada

Am 08.11.2019 war ich zu einer Mischung aus Lesung und Definition des Begriffs Kriminalliteratur in St. Gallen in der Wyborada zu Gast, im Literaturhaus & Bibliothek in St. Gallen in der Frauenbibliothek und Fonothek Wyborada. Else Laudan sprach zum Thema Kriminalliteratur, erzählte ihren Weg mit ihrem freien Verlag Ariadne, ein Verlag, der ausschließlich literarische Kriminalliteratur von Frauen veröffentlicht. Weiter zum Artikel:    Was ist eigentlich Kriminalliteratur? - Ein Abend mit Else Laudan in der Wyborada 

Rezension - Eisbären von Marie Luise Kaschnitz illustriert von Karen Minden

Marie Luise Kaschnitz war in meiner Jugendzeit meine Lieblingsautorin und so war für mich dies von Karen Minden illustriere Buch ein Genuss, Bleistiftzeichnungen, die sich wunderschön mit der Kurzgeschichte verbinden. »Eisbären«, die Novelle ist Kaschnitz-Fans geläufig: Eine Frau hatte schon geschlafen, wacht auf vom Geräusch des Türschlosses. Endlich kommt ihr Mann nach Hause. Doch er macht kein Licht. Ein Einbrecher? Seine Stimme bittet sie, das Licht nicht auszulassen. Sie soll die Wahrheit erzählen – damals im Zoo – auf wen habe sie gewartet? Weiter zur Rezension:    Eisbären – Novelle von Marie Luise Kaschnitz, illustriert von Karen Minden

Rezension - Simply Jamie von Jamie Oliver

  Jeden Tag was Gutes In fünf Kapiteln werden tägliche schnelle Gerichte, ebenso Wochenend-Wunder, bewährte Ofenrezepte bis hin zu leckeren Nachspeisen von Jamie Oliver vorgestellt. Simply Jamie ist dazu da, die Lust am Kochen zu wecken. Das Buch steckt voller köstlicher, unkomplizierter Ideen, die schnell angerichtet sind. Und der Clou: Es gibt Grundzutaten wie Soßen oder ein pochiertes Huhn usw., aus denen sich wiederum eine Menge verschiedene Varianten herstellen lassen. Weiter zur Rezension:     Simply Jamie von Jamie Oliver

Rezension - Caspar Plautz - Rezepte mit Kartoffeln von Kay Uwe Hoppe, Dominik Kli – und Theo Lindinger

  Der Marktstand Caspar Plautz auf dem Viktualienmarkt in München ist wegen seiner Kartoffelvielfalt beliebt. Dazu gehört ein kleiner, aber feiner Imbiss, der mittags im Mittelpunkt seiner Gerichte die Kartoffel würdigt. Die Kartoffel erobert im Caspar Plautz die Welt. Der Erdapfel ist wendig, anpassungsfähig, geschmacklich variabel. Das ist ein wirklich exzellentes Kochbuch, das zeigt, wie die moderne Küche sich Ideen aus aller Herren Länder greift, sie neu kombiniert – wunderbar harmoniert. Von traditionell zu Weltküche – vegetarisch zu Fisch und Fleisch – hier findet jeder seine Lieblingskartoffelgerichte. Weiter zur Rezension:    Caspar Plautz - Rezepte mit Kartoffeln von Kay Uwe Hoppe, Dominik Kli – und Theo Lindinger Theo Lindinger

Rezension - Indians! von Tibure Oger

  Der dunkle Schatten des weißen Mannes  1922, irgendwo in Amerika. White Wolf, ein ehemaliger Häuptling der Chippewa, sitzt als Zirkusattraktion vor Publikum und erzählt aus seinen Erinnerungen. Es sind Geschichten aus einem langen Leben, das bald sein Ende finden wird. Geschichten aus 400 Jahren Kolonialismus, von einseitigen Kriegen und zweischneidigen Verträgen, von Heldenmut und von Habgier. Geschichten vom wackeren Kampf der First Nations gegen den Mord an ihrem Volk und von ihrer scheinbar unausweichlichen Niederlage. Tiburce Oger hat für «Indians!» sechzehn herausragende Künstlerinnen und Künstler der Neunten Kunst versammelt, um eine Chronik der Eroberung des Westens zwischen 1540 und 1889 zu erschaffen: Die bittere Kehrseite des amerikanischen Traums, die Auslöschung von Kulturen der indigenen Völker. Sehr guter Comic, der in kleinen Graphic Novels aus der Sicht der Ureinwohner die Geschichte ins rechte Licht rückt. Weiter zur Rezension:    Indians! von Tibure Oger

Rezension - Feuerwanzen lügen nicht von Stefanie Höfler

  Mischa und Nits sind beste Freunde. Mischa liebt die Poems von Nits. Und der bewundert Mischa, weil er schlau ist und ein wandelndes Lexikon über Tiere zu sein scheint. Lügen geht gar nicht, so Nits Überzeugung. Darum fragt er sich, warum Mischa dem Lehrer weismachen will, er hätte eine Chlorallergie, als der Schwimmunterricht beginnt – Nits erzählt er, die Badehose sei von Mäusen angefressen worden. Überhaupt scheint Mischa in Schwierigkeiten zu stecken – doch wohl eher sein Vater ... Nits betritt in dieser Familie plötzlich eine völlig andere Welt – die der Armut. Aber das ist ein Unterthema – Mischas Vater ist untergetaucht; Mischa und Nits werden ihn nicht im Stich lassen – aber das könnte gefährlich werden ... Spannung, Humor und ein wenig Tragik machen das Buch zu einem Leseerlebnis. Meine Empfehlung ab 11 Jahren für diesen exzellenten Kinderroman.  Weiter zur Rezension:    Feuerwanzen lügen nicht von Stefanie Höfler