Rezension
von Sabine Ibing
Die Vulkaninsel
von John Hare
Das dritte Bilderbuch seiner Art: Klassenausflug (zuvor zum Mond, dann in die Tiefsee), wobei ein Träumerle nicht auf die Gruppe achtet, vertieft in seine Entdeckung die Abfahrt verpasst. Zunächst ein wenig ängstlich, offenbaren sich plötzlich erstaunliche Lebewesen der Region und spielen mit dem Kind. Der Ausflug wird zum Abenteuer. Am Ende kommt der Lehrer zurück, froh das Kind schnell zu finden. Alles ist gut.
John Hare kommt bei seinen Bilderbüchern ganz ohne Worte aus. Dieses Mal steht eine Vulkaninsel auf dem Exkursionsprogramm! Ein schwarzgelber Schulhelikopter bringt die Schulklasse auf das Eiland und die Truppe marschiert hinter dem Lehrer her Richtung Kraterrand. Ein Kind ist aber mehr interessiert an den Blumen am Wegesrand und pflückt sich einen Strauß. Oben angekommen bestaunen die Kinder die blubbernde Lava im Vulkaninneren. Und schon geht es zurück. Doch oh Schreck, ein Windstoß bläst die Blumen hinunter. Unser Junge will retten, was zu retten ist, rutscht ab, schlittert in den Vulkantrichter.
Unten angekommen sammelt er seine Blumen ein, wird dabei heimlich beobachtet. Lavawesen krabbeln hervor, bestaunen die Pflanzen. Die Hitze sagt den Blümchen gar nicht zu. Was tun? Doch unser Schüler hat eine Idee … Auch dieses Buch ist wieder zauberhaft, fasziniert in seiner Schlichtheit, eine spannende Geschichte ohne Worte zu erzählen. Die Kunst, zeichnerisch einen Film zu zeichnen, beherrscht John Hare gut. Er wechselt die Perspektive: Großaufnahme, Weitwinkel, er zoomt hinein in die Totale, bis ins Detail. Die Gestik seine Protagonisten reicht aus, um alles zu sagen. Mimik gibt es ja nicht, denn die Kinder tragen Helme.
Lediglich den fremden Wesen gibt er ein Gesicht, ein freundliches. Die Köpfe der Lavawesen erinnern in sattem Gelb an Smileys. Eigentlich sind die diese Typen die Hauptpersonen. An ihren zeigt John Hare Empfindungen: Neugier, Angst, Erstaunen, Ärger, Freude, Verschämtheit – die ganze Palette an Gefühlen in Gestik und Mimik; einfach herrlich. Nun haben wir das dritte Mal im Prinzip die gleiche Geschichte verfolgt. Gern hätte ich mir eine andere Idee gewünscht. Gut, Kinder lieben Wiederholungen. Für mich ist das Modell nun ausgelutscht. Bitte, John Hare, bring im nächsten Bilderbuch mal eine völlig neue Geschichte. Der Moritz Verlag gibt eine Altersempfehlung ab 4 Jahren, dem reihe ich mich ein.
John Hare, geboren 1976 in St. Charles, Missouri (USA), verbrachte seine Jugend in Kansas (USA). Schon als Kind zeichnete er viel und ständig, zum Beispiel Schlangen und Krokodile, bis er schließlich Grafikdesigner und Art Director wurde. Er lebt mit seiner Familie in Gladstone, Missouri (USA). Ausflug zum Mond ist sein erstes Bilderbuch.
Die Vulkaninsel
Kinderbuch, Bilderbuch, Abenteuer
Hardcover, 48 Seiten, 24,7 cm x 25,8 cm
Moritz Verlag, 2022
Altersempfehlung: ab 4 Jahren
Ausflug zum Mond von John Hare
Noch ein Bilderbuch, in das ich mich verliebt habe … Ohne Worte erzählen die Zeichnungen die intensive Geschichte von einem Jungen, der zum Mond fuhr, und dort vergessen wurde. Die erste Seite der Erzählung ist das Cover, denn dort sieht man Kinder (wohl eine Schulklasse) ein Shuttle besteigen. Ein Bilderbuch, das kei ne Sprache benötigt, um eine intensive Geschichte zu erzählen. Das Kind, der Mann im Mond – ganz viele …Weiter zur Rezension: Ausflug zum Mond von John Hare
Tief im Ozean von John Hare
«Ausflug zum Mond» gehörte im letzten Jahr zu meinen Lieblingsbilderbüchern. John Hare hat die Geschichte im Prinzip neu erzählt – allerdings unter Wasser. Wer das Mond-Buch mochte, dem wird auch dieses Bilderbuch gefallen, das völlig ohne Worte auskommt. Ein Tiefsee-Bus bringt eine Kindergruppe hinab zum Meeresboden. Dort führt sie der Lehrer durch die Unterwasserwelt voller Muscheln, Fische, Leuchtkalmaren und Seeanemonen. Eines der Kinder hat eine Kamera dabei, fotografiert und in seiner Neugier entfernt er sich von der Gruppe ... er wird vergessen. Bilder, atmosphärisch, die völlig ohne Worte auskommen. Lasst die Kinder erzählen! Ab 3/4 Jahren.
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