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Tief im Ozean von John Hare - Rezension

Rezension

von Sabine Ibing



Tief im Ozean 


von John Hare


«Ausflug zum Mond» (in der Shortlist zum Deutschen Jugendliteraturpreis) gehörte im letzten Jahr zu meinen Lieblingsbilderbüchern. John Hare hat die Geschichte im Prinzip neu erzählt – allerdings unter Wasser. Wer das Mond-Buch mochte, dem wird auch dieses Bilderbuch gefallen, das völlig ohne Worte auskommt. Ein Tiefsee-Bus bringt eine Kindergruppe hinab zum Meeresboden. Dort führt sie der Lehrer durch die Unterwasserwelt voller Muscheln, Fische, Leuchtkalmare und Seeanemonen. Eines der Kinder hat eine Kamera dabei, fotografiert zunächst die Kameraden und Meeresgetier. Doch als es in einem Wrack eine Schatzkiste entdeckt, die Asseln fotografiert, stürzt es samt Kiste in eine Schlucht. 





Oh Schreck! Na gut, im Wasser zu zu stürzen ist nicht schlimm, man kann sich nicht wehtun. Aber da oben saust das U-Boot davon! Mann hat das Kind vergessen! Doch wer kommt da um die Ecke? Ein orange-rot-gestreiftes Urtier stellt sich vor und macht Fotoposen für den kleinen Taucher zwischen antiken Ruinen. Alte Säulen können ganz schön wacklig sein ...



Wieder John Hare zeigt seine zeichnerische Begabung, eine Geschichte mit allen Emotionen darzustellen. Wir brauchen hier nichts vorlesen – die Kinder werden uns die Begebenheit erzählen, mit all ihrer Fantasie und Begeisterung. Große Bilder, kleine Teilausschnitte, der Grafiker arbeitet wie mit der Kamera von Großbildeinstellung zum Zoom auf Details – eine Story wie ein Stummfilm. Eine atmosphärische Bildergeschichte in Blautönen, in Szene gesetzt das Weiß der Taucheranzüge und als Hingucker das zauberhafte knallrote Urtier. Auch dieses Buch muss man liebhaben. Die computeranimierten Grafiken sind in kräftigen Tönen gestaltet und in ihrer Komplexität sprechen sie die Fantasie an, lassen Kinder die Geschichte erzählen – also das Beste, was man aus einem Bilderbuch herausholen kann. Das Bilderbuch wird vom Moritz Verlag ab 4 Jahren vorgeschlagen – ich denke, auch etwasKleinere haben ihren Spaß, ab 3 Jahren sicher geeignet.



John Hare, geboren 1976 in St. Charles, Missouri (USA), verbrachte seine Jugend in Kansas (USA). Schon als Kind zeichnete er viel und ständig, zum Beispiel Schlangen und Krokodile, bis er schließlich Grafikdesigner und Art Director wurde. Er lebt mit seiner Familie in Gladstone, Missouri (USA). «Ausflug zum Mond» ist sein erstes Bilderbuch.


John Hare   
TIEF IM OZEAN
Hardcover, 48 Seiten, 25.2 x 25.9 cm
Bilderbuch, Kinderbuch, Abenteuer, Unterwasserwelt
Moritz Verlag, 2021
ab 4 Jahren


Ausflug zum Mond von John Hare  

Noch ein Bilderbuch, in das ich mich verliebt habe … Ohne Worte erzählen die Zeichnungen die intensive Geschichte von einem Jungen, der zum Mond fuhr, und dort vergessen wurde. Die erste Seite der Erzählung ist das Cover, denn dort sieht man Kinder (wohl eine Schulklasse) ein Shuttle besteigen. Ein Bilderbuch, das kei ne Sprache benötigt, um eine intensive Geschichte zu erzählen. Das Kind, der Mann im Mond – ganz viele …

Weiter zur Rezension:   Ausflug zum Mond von John Hare


Kinder- und Jugendliteratur

Kinder- und Jugendliteratur hat mich immer interessiert. Selbst seit der Kindheit eine Leseratte, hat mich auch die Literatur für Kinder nie verlassen. Interesse privat, später als Pädagogin, als Leserin, als Mutter oder Oma. Kinder- und Jugendbücher kann man immer lesen! Hier geht es zu den Rezensionen.
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