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Der kleine Berg von Isabel Pin - Rezension

Rezension

von Sabine Ibing



Der kleine Berg 


von Isabel Pin


Berge, flaches Land, die Welt sieht nicht überall gleich aus. Woher kommen eigentlich die Berge?
Isabel Pin beschreibt das Auseinanderdriften der Kontinentalplatten plastisch als Pop-up-Bilderbuch für die ganz Kleinen. Evolutionsgeschichte: ein Hügel in der Eiszeit, der Berg wächst auf jeder Seite. Steinzeit, Mittelalter, Neuzeit, bis heute wohnen Menschen an diesem Berg – was durch Illustrationen und kleine Texten erläutert wird.




Was mich etwas verwirrte, war die Mitte: Hatte ich etwas übersehen? Nein, in der Mitte ist die Doppelseite 10 / 11 zweimal vertreten. Kurze Texteinheiten erklären. Der Berg machte mir in der Optik etwas Probleme, denn er ragt zart hellgrau, fast weiß, aus dem Bild heraus. Letztendlich wirkt er stets wie schneebedeckt. Ein Berg ist in der Realität aber erst in der letzten Spitze unbegrünt. Diesr Berg ist vom Tal an hellgrau. Die letzten Bilder haben ein paar kleine grüne Tupfer. Der helle Klotz, ganz ohne Natur, Begrünung, Tiere und Menschen ließ mich auf jeder Seite stutzen. Wenn ich ein Naturereignis darstellen möchte, muss ich das meiner Meinung nach eben auch etwas realistisch umsetzen. Dieser Berg hier erinnert eher an einen Kalkstein, den man auf die Wiese gestellt hat. Es liegt eine hellblaue Pappellipse bei, die in der Mitte aufgeschlitzt ist. Eine Wolke? Wenn man sie auf den Berg steckt, wirkt es wie ein Heiligenschein, weniger wie eine Wolke. Das Bilderbuch wird für ab 3 Jahre vom Karl Rauch Verlag empfohlen. Ob ein Dreijähriger die Evolutionsgeschichte an diesem Buch verstehen wird, ist für mich zweifelhaft, überhaupt benötigt man hierzu sicher ein Vorstellungsvermögen von Zusammenhängen und Kausalbeziehungen, die in diesem Alter noch nicht vorhanden sind. Die Empfehlung geht bis 6 Jahre. Für 5-6 Jahre liegt in der kognitiven Entwicklung das Verständnisses vor, allerdings ist mir die Geschichte für dieses Alter zu einfach präsentiert. Klasse finde ich die Idee, dies als Pop-up-Buch zu gestalten. Kinder lieben dreidimensionale Bücher. Aber sie lieben es auch, die Objekte anzufassen, um sie zu begreifen. Der Grobmotorik eines Dreijährigen wird der Berg nicht standhalten.





Isabel Pin verwendet Mischtechniken. Dabei legt sie Wert auf ein Hauptfeld des Bildes, um das herum viel Platz bleibt, auf dem wenige, kleine Details auffallen können. Für dieses Buch hat sie jeweils einen zartgrünen Unterton gewählt, mit kräftigen Farben die Bewohner am Fuß des Berges dargestellt. 

Isabel Pin wurde 1975 als Tochter einer deutschen Mutter und eines französischen Vaters in Versailles geboren, sie studierte in Straßburg und in Hamburg. Bereits ihr erstes Kinderbuch wurde in acht Sprachen übersetzt. Bis heute sind in deutschen und ausländischen Verlagen über 40 Bücher mit Illustrationen bzw. Texten von Isabel Pin erschienen und mit vielen internationalen Kinderbuchpreisen ausgezeichnet worden: u.a. 2008 (zusammen mit Heinz Janisch) für «Eine Wolke in meinem Bett» den Österreichischen Staatspreis für Kinder- und Jugendliteratur in der Kategorie Bilderbuch; «Der Kern» 2002 mit dem Schweizer Prix Enfantaisie. 2009 «Bananen sind krumm, aber nicht dumm» den 2. Preis des Troisdorfer Bilderbuchpreise; 2012 für das Theater-Spielbuch «Wenn ich ein Löwe wäre» mit dem Leipziger Lesekompass.


Isabel Pin 
Der kleine Berg
Bilderbuch, Pop-up-Buch
Karl Rauch Verlag, 2020,
22 Seiten, gebunden, 22 x 33 cm
3-6 Jahre

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