Rezension
von Sabine Ibing
Morgen bin ich Sternenlicht
von Sandra Dieckmann
Wenn ein Bilderbuch mir ein Tränchen fließen lässt, dann muss es gut sein! Sehr emotional und atmosphärisch setzt sich dieses Kinderbuch mit dem Tod auseinander. Jedes Lebewesen auf der Welt wird geboren, um später zu sterben. Ob ein Mensch oder ein Tier, Erwachsenen fällt es schwer, Kindern das Thema zu vermitteln. Das Bilderbuch schafft es mit besonderem Einfühlungsvermögen, sich diesem Thema zu nähern.
Fuchs und Wolf sind die allerbesten Freunde. Sie tun nichts lieber, als gemeinsam zu spielen und zu lachen. Eines Tages verbringen sie einen besonders schönen Tag miteinander und der Wolf sagt zur Füchsin: «Versprich mir, dass du dich immer an diesen perfekten Tag erinnerst.» Am Abend sitzen sie am See, schauen den Himmel an, sagen nichts. Dann legt der Wolf der Füchsin die Tatze auf die Schulter und flüstert: «Morgen bin ich Sternenlicht». Am nächsten Tag sucht die Füchsin überall nach dem Wolf, kann ihn nicht finden. Er ist fort – für immer. Auf dem Gipfel des Bergs schluchzt sie und zieht sich die Sternendecke herunter, wickelt sich darin ein und trauert. Doch plötzlich leuchtet die Sternendecke und die Füchsin erinnert sich an die vielen schönen Momente mit dem Wolf. Der Wolf ist fort, aber die Erinnerung bleibt. Der Wolf ist Sternenlicht – der eine Stern, das heller leuchtet, als alle anderen.
Eine berührende Geschichte über Freundschaft, Liebe und darüber, wie das Leben auch nach einem großen Verlust wertvoll und wunderschön sein kann. Text und Illustration sind eine Einheit. Farbprächtig, in warmen Naturfarben sind die Illustrationen auf den Punkt gebracht. Der Betrachter spürt die Lebensfreude und die Freundschaft zwischen den Tieren. Die Verzweiflung der Füchsin ist spürbar. Ihre Trauer in schwarz und leuchtend blau gestaltet, das Weinen um den Wolf. Dann tritt sie hinaus aus der Trauer, mit all der schönen Erinnerung, geht zurück in ihr buntes Leben.
Dieses Bilderbuch für Kinder geht achtsam mit dem Thema um: Die Verabschiedung, der Tod, die Trauerphase und die Rückkehr ins Leben. Dank der ausdrucksvollen Illustrationen, die mit zartem Text bereichert sind, hat Sandra Dieckmann eine passende Atmosphäre geschaffen, um mit Kindern über das Thema Tod zu sprechen. Der Loewe Verlag gibt eine Altersempfehlung ab 4 Jahren. Da gehe ich mit. Absolute Empfehlung!
Sandra Dieckmann ist Illustratorin, Autorin und Kreativschaffende. Die Inspiration für ihre Arbeit findest sie in all den seltsamen und wunderschönen Dingen, die es in der Natur gibt, in vorbeiziehenden Gedanken und Träumen. Sie wurde in Norddeutschland geboren, lebt und arbeitet heute aber im Osten von London.
Aus dem Englischen übersetzt von Sophie Zeitz
Kinderbuch, Bilderbuch über Verlust und Trauer für Kinder
Hardcover mit Folienprägung, 32 Seiten
Loewe Verlag, 2021
Altersempfehlung: ab 4 Jahre
Ein weiteres Bilderbuch zum Thema:
Ein Bilderbuch, das sich mit dem Tod und Trauerarbeit beschäftigt – das auf empathisch-humorvolle Art und Weise. Ein Fuchs kommt in den Wald, zieht eine große Kiste hinter sich her, gefüllt mit Tomatensuppendosen. Die Kaninchen, die dort wohnen, sind misstrauisch, doch er erklärt, er sei zahnlos und alt, kann nur noch Suppe essen, zum Jagen hat er auch eine Lust mehr. Sie freunden sich an und der Fuchs berichtet aus seinem Leben. Am Ende legt er sich in seine Kiste … Eine schöne Geschichte in einer interessanten Grafik, die begeistert. Kinderbuch ab 5 Jahren.
Weiter zur Rezension: Füchslein in der Kiste von Antje Damm
Kinder- und Jugendliteratur
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