Rezension
von Sabine Ibing
Gänsehaut-Alarm
von Gudrun Wiebke und Maryam Andaz
Geschichten über Gefühle
Ein ziemlich dünnes Heftchen von 60 Seiten mit Kurzgeschichten für Kinder im Grundschulalter. Geschichten um Luca. Jede Geschichte zeigt Luca in einer anderen Gefühlslage und gleichzeitig erklärt ihm seine Freundin Mara, was dabei in seinem Körper geschieht. Warum fließen Tränen? Warum wird sein Kopf rot? Warum bekommt er eine Gänsehaut? In der ersten Geschichte zelten die beiden Kinder im Garten vor dem Haus. Und als es dunkel wird, schafft Mara eine schaurige Atmosphäre, die bei Luca eine Gänsehaut zu erzeugt. Auf geht es zum Klassenausflug in Zoo. Sind die Feuchttücher, die Mama in den Rucksack gesteckt hat eine Peinlichkeit oder etwas kuschelweiche Seepferdchen?
Luca stockt der Atem. Von einer Sekunde auf die andere glaubte er zu platzen, so sauer war er auf einmal. Er will nicht, dass seine Mutter und Tante Rosi so über ihn reden. Er will nicht, dass seine Mutter erzählt …
Wieder erschallt lautes Gelächter. Lachen Sie ihn etwa auch noch aus?
Luca rennt in Maras Zimmer. Dabei ruft er sich im Stillen immer wieder zu: ‹Bloß nicht weinen, bloß nicht weinen.›
Wir lernen Gefühle kennen und stellen fest, dass sie völlig normal sind, und das wir ihnen freien Lauf lassen sollen. Gefühle erkennen und einordnen. Es sind Alltagsgeschichten, in denen sich Kinder wiederfinden, Vorlesegeschichten, um über Gefühle zu sprechen. Kleine Kritik: Mir waren sie ein wenig zu klischeehaft, zu viele Matcho-Typen in der Klasse – Luca das verschreckte Angsthäschen, der von der starken Mara beschütz wird. Hier hätte ich mir ein wenig mehr Ausgeglichenheit zwischen den Charakteren gewünscht. Ein paar Seiten mehr hätten auch nicht geschadet, denn letztendlich erhalten wir mit circa 50 Seiten, Text in großer Schrift, lediglich drei Kurzgeschichten in Heftchenformat DINA5. Das für den Preis von 12.99 € ist schon ein abenteuerliches Preisleistungsverhältnis, was der Verlag Akademie der Abenteuer hier wagt mit der Altersempfehlung ab 9 Jahren. Für mich Texte ab 6 Jahren. Ich denke, ab 9-10 Jahren haben die Geschichten nicht genug Spirit, bzw. Fesselndes und auch die Identifikation zu den Figuren schmelzt dahin. Für Grundschüler ein passender Lesestoff zum Vorlesen und diskutieren.
Gudrun Wiebke wuchs in Norddeutschland auf und arbeitete nach ihrem Studium zur Grund- und Hauptschullehrerin als Lehrerin an einer Berliner Hauptschule. Nach ihrem Ausstieg aus dem Schulleben baute sie zusammen mit ihrem Mann eine Firma auf. Parallel dazu entschied sie sich für eine Ausbildung zur Drehbuchautorin. Nach Seminaren und Workshops u.a. bei Felix Huby, ‚TOP:Talente‘ und am Kölner Filmhaus entwickelte und verfasste sie Serienkonzepte und Drehbücher. Sie lebt heute wieder in ihrer Geburtsstadt Detmold. Gudrun Wiebke gewann nach Veröffentlichungen in verschiedenen Literaturzeitschriften Preise in Wettbewerben, wie dem der „42er Autoren“ und den Norddeutschen NordMordAward. Sie ist Mitgliedsfrau der «Mörderischen Schwestern».
Maryam Andaz, geboren1988 in Teheran, studierte Visuelle Kommunikation an der Hochschule „Elm ó Farhang“ in Teheran. Bereits während ihres Studiums arbeitete sie als Illustratorin für verschiedene iranische Verlage. Ein Schwerpunkt lag in der Illustration von Kinderbüchern. 2018 wurde das von Maryam Andaz illustrierte Kinderbuch «Giss Abshari» im «Khalgo Tasvir»-Wettbewerb des Elmi Farhangi Verlags ausgezeichnet. Mit ihren Illustrationen offenbart Maryam Andaz eine grundsätzliche Offenheit allem gegenüber, was den Menschen ausmacht. Sensibel und tiefgründig zeigt sie dabei die Vielfalt menschlicher Erlebnisbereiche und Gefühle auf. Seit 2016 lebt Maryam Andaz in Deutschland. Hier hat sie ihre Kunst in mehreren Ausstellungen dem interessierten Publikum vorstellen können. 2022 wird sie eine Sammlung ihrer Bilder im Rahmen einer Ausstellung in der Documenta in Kassel vorstellen.
Taschenbuch, 66 Seiten
Akademie der Abenteuer Verlag, 2023
Altersempfehlung: ab 9 Jahren
Bilderbücher, Kinderbücher Vor- und Grundschule 5 - 10 Jahre
Kinder- und Jugendliteratur
Kommentare
Kommentar veröffentlichen