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Die Tiefseetaucherin von Katapult - Rezension

Rezension

von Sabine Ibing


Die Tiefseetaucherin 


von Katapult


Ein Bilderbuch, das mich bereits beim ersten Durchblättern beeindruckt hat! Die Tiefsee nimmt fast 90 Prozent der gesamten Ozeanfläche ein, aber niemand weiß so richtig über sie Bescheid. Es ist ein noch teilweise unerforschter Bereich der Erde. Darum möchte Tiefseetaucherin Juli uns diese Welt erschließen. Sie steigt in ihr U-Boot Ulf und fährt los, erklärt uns, die Tiere, die sie sieht, bis an die düsteren Stellen ganz tief im Meer.

Ich bin ein Blobfisch und bestehe größtenteils aus Gelee. Wenn du mich anfasst, denkst du, du streichelst einen Wackelpudding. Ich muss weich und wabbelig aussehen, damit ich dem großen Druck hier standhalte.


 


Das Sachbilderbuch ist im Hochformat gestaltet und beginnt mit einem Überblick über die Tiefenzonen. Und dann geht es abwärts Richtung Marianengraben. Bei 50 Metern ist noch alles knallig blau, wir begegnen Haien, Delfinen und bunten Fischen. Für den Orca ist eine eigene Seite reserviert. Wie reagieren Pottwale, wenn sie von Orcas angegriffen werden? Sie bilden sie einen Kreis und schwächste Gruppenmitglied kommt in Mitte, um es zu beschützen. Riesige Quallen, farbenfroh gestaltet, ziehen vorbei und bei 150 Metern treffen wir auf einen Blauwal. Sehr schön finde ich nicht nur die prägnanten Zeichnungen und Beschreibungen, sondern auch die korrekten Größenverhältnisse. Das kleine U-Boot ist eine gute Orientierung. Bei 380 Metern wird es bereits ziemlich dunkel. Und noch weiter hinunter ist die Unterwasserwelt schwarz. Halt! Nicht ganz! Leuchtende Fische und Bakterien.





Auch die Physik kommt zu Wort: Gleich am Anfang erklärt uns Juli, warum sie das kleine U-Boot benötigt, weshalb niemand so weit nach unten tauchen könnte, selbst wenn er genug Luft hätte. Bei 8000 Metern wird sehr plastisch den Wasserdruck begreiflich gemacht, zeichnerisch dargestellt: Ein Druck lastet auf das arme U-Boot Ulf, als ständen 1600 Elefanten auf seinem Kopf; als umgedrehte Pyramide. Witzige Erklärungen sind eingeschoben. Juli trifft auf den Weltmeister im Armdrücken, den besten Jäger und den mutigsten Fisch des Meeres. Auch der Umweltaspekt ist eingeflossen: Tief unten findet sie eine Plastiktüte und eine Cola-Dose, die dreimal so alt ist wie sie selbst, und begegnet einer Tiefseeassel mit argem Bauchweh. Sehr fein wird hier dargestellt und erklärt, mit einem Schuss Humor. Fachlich wurden die Macher dieses Sachkinderbuchs von der Stiftung Deutsches Meeresmuseum, des Zentrums für Marine Umweltwissenschaften und des Helmholtz-Zentrums für Polar- und Meeresforschung beraten. Fachwissen kindgerecht aufgearbeitet. Das macht Spaß!




Was mich völlig begeistert hat, sind die Illustrationen. Fast fotografisch ist die Unterwasserwelt mit ihren Tieren dargestellt. Aber nicht nur das, manche dieser Zeichnungen haben fast einen 3D-Effekt. Klasse! Dieses Buch ist in Teamwork entstanden: Autor*innen, Grafiker*innen, Wissenschaftler*innen. Man sieht, Teamwork holt das Beste heraus! Der Katapult Verlag gibt eine Altersempfehlung von 6 bis 10 Jahren. Das ist passend, aber das Buch wird auch Ältere begeistern. Ich finde es sachbuchpreisverdächtig. Empfehlung!




Katapult 
Die Tiefseetaucherin
Bilderbuch, Kinderbuch, Sachbilderbuch, Kindersachbuch, Natur, Meereswelt, Tiefsee
Fester Einband, 50 Seiten
Katapult Verlag, 2021
Altersempfehlung: 6 bis 10 Jahren


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Kinder- und Jugendliteratur

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