Rezension
von Sabine Ibing
Deutschland im Zeichen des Hakenkreuzes
von Manuel Chaves Nogales
Aber der Moment kam, da die schwächsten unter den Frauen, die das härteste Los gezogen hatten, nicht mehr konnten. Entkräftet und geschlagen in diesem ungleichen Kampf der Straße, hörten sie die Worte des Führers, die die ‹Rückkehr an den Herd› predigte, wie eine Stimme, die vom Himmel herabkam. … Sind sie noch nicht auf den Gedanken gekommen, dass jene Zeit, die sie ‹großartig› nennen, die Zeit vor 1914 gewesen ist, jene, als sich der Krieg ankündigte; und ebensowenig sind sie darauf gekommen, dass man sie bittet, Kinder zu gebären, weil man den Moment kommen sieht, da man sie benötigt. Viele, sehr viele Söhne deutscher Mütter wird der Führer brauchen. Und alle werden noch zu wenig sein.
Um die Situation in Deutschland begreifen zu können, muss man ein paar Gemeinplätze über Bord werfen und diskutieren, was nicht einmal die Deutschen offen zu sagen wagen: Deutschland will den Krieg; es wird ihn beginnen, sobald es dazu in der Lage ist.
Nein, weder schneidet man ‹den Juden› die Ohren ab, noch reißt man ihnen die Haare aus, ihnen wird lediglich jede Lebensgrundlage genommen. …… von Hitler in Kraft gesetzten Normen, die uns wissen lassen, wer ‹reiner Deutscher› und wer ‹Jude› ist. … unterteilt Hitler seine Untergebenen in solche, die das Recht zu leben haben, und in Bürger, die zu sterben haben.
Er zählt zur lächerlichen, grotesken Sorte Mensch; mit seinem schmalen Gabardinemantel und seinem humpelnden Fuß war er zehn Jahre lang die Witzfigur der liberalen Journalisten. Ganz Deutschland ist voll der ausschmückenden Anekdoten über diesen exzentrischen Emporkömmling … Typ des gekränkten Irren; verbissen und unversöhnlich. … dem sein Ideal befiehlt, den Vater an die Wand zu stellen und erschießen zu lassen, wenn er sich ihm in den Weg stellt.
¡Blut und Feuer! von Manuel Chaves Nogales
Manuel Chaves Nogales, war Spaniens herausragender Journalist der Zwanziger- und Dreißigerjahre. Seine Artikel, die in dem für ihm typischen, erzählendem, humoristischem Stil, oft als Fortsetzungsgeschichten herausgab, sind bereits zu seinen Lebzeiten als Erzählungen in Bücher zusammengefasst worden. 1936 bis 1939 wütete in Spanien ein Bruderkrieg, der Guerra Civil. Die junge Demokratie wurde von General Franco geputscht, ein blutiger Bürgerkrieg, in dem sich keine Seite mit Ruhm bekleckerte. 1937 erschien «¡Blut und Feuer!», von Chaves im Exil in Paris verfasst – er war von beiden Kriegsparteien auf die Todesliste geschrieben. 9 Kriegsgeschichten, die unter die Haut gehen. Hier wird vor niemand Halt gemacht. Es sind wahre Geschichten, die aus den Erlebnissen von Chaves und Berichten entstanden, empathisch und bildlich erzählt. Spannender kann kein Roman sein. Empfehlung!
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Spaniens letztes koloniale Abenteuer
Wundervolle Reportagen aus einer Zeit, die nicht mehr existiert. 1934 reist der Journalist Manuel Chaves Nogales nach Marokko, um einem Gerücht nachzugehen, das die spanische Bevölkerung seit dem militärischen Desaster von Annual bewegt: Gibt es in Marokko wirklich 300 Überlebende, die sich in Gefangenschaft befinden? Brillianter Journalismus! Es lohnt sich, dieses Buch zu lesen. Ein geschichtlicher Klassiker! Die übersetzte Reportage ist mit einigen Originalseiten von AHORA und Fotos der Reise bebildert. Empfehlung! Ein Klassiker, ein historisches Sachbuch. Reiseliteratur, schwarzer Humor, alles inklusive!
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Juan Belmonte – Stiertöter von Manuel Chaves Nogales
Der Legende nach soll der seinerzeit weltberühmte Torero Juan Belmonte eines Tages in Chaves Nogales Büro getreten sein, um ihn, den brillantesten Journalisten seiner Zeit, zu bitten, seine Biografie zu schreiben. Chaves Nogales aber hatte noch nie einen Stierkampf gesehen - und verspürte auch keine Lust, einen anzuschauen. Was ihm dann mit diesem Roman - der fiktiven Autobiografie des Stiertöters - gelang, ist ein literarisches Husarenstück – der Leser glaubt, wirklich Juan Belmonte hier sprechen zu hören. Ein Lausbub, der bereits als Kind auf der Tablada von Sevilla nachts mit den Stieren kämpft. Ein steiniger Weg mit vielen Rückschlägen bringt ihn endlich ans Ziel: 1908 in der Arena als Torero kämpfen zu dürfen. Sein furchtloser Stil macht ihn zum Star. Aber schon damals hatte ein Sport-Promi nicht leicht ... Ein herrlicher Schelmenroman – beste spanische Literatur!
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Spanische Literatur
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Gastland Frankfurter Buchmesse 2022
Historische Romane und Sachbücher
Im Prinzip bin ich an aller historischer Literatur interessiert. Manche Leute behaupten ja, historisch seien Bücher erst ab Mittelalter. Historisch - das Wort besagt es ja: alles ab gestern - aber nur was von historischem Wert ist. Was findet ihr bei mir nicht? Schmonzetten in mittelalterlichen Gewändern. Das mag ganz nett sein, hat für mich jedoch keine historische Relevanz. Hier gibt es Romane und Sachbücher mit echtem historischen Hintergrund.Historische Romane
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