Rezension
von Sabine Ibing
Der Schwur des Drachen
von Elizabeth Lim
(Die sechs Kraniche 2)
Anfang:
Der Grund der Taijin-See schmeckte nach Salz, Schlick und Enttäuschung. Bis auf ein paar schwache Lichtstrahlen war es dort unten dunkler als im tiefen Schlund. Das konnte wohl kaum das großartige Wasserreich sein, in dem die Drachen beheimatet sein sollten.
Prinzessin Shiori hatte ihrer Stiefmutter Raikama auf dem Sterbebett versprochen, die magische Drachenperle ihrem rechtmäßigen Besitzer zurückzubringen (Teil 1) – aber das ist gefährlicher als gedacht. Sie muss ins Königreich der Drachen reisen, das auf dem Meeresgrund liegt. Ihr Freund, der Drache Seryu, will ihr dabei behilflich sein. Nur die Drachen wissen, wer der wahre Besitzer der Perle ist und wo er sich aufhält. Doch Drachen trachten nach Macht und sie lügen. Jeder will diese Perle an sich bringen.
Wem kann man trauen?
Und auch die Perle selbst scheint einen eigenen Willen zu besitzen; sie steckt voller Energie und mischt sich ein. Wem kann Shiori in der Unterwasserwelt trauen? Schnell könnte ihr die Luft ausgehen, die ihr über Magie im Wasser zur Verfügung steht. Hier unten spinnt jeder Intrigen, arbeitet mit Eigeninteresse gegen den andern. Jeder will die Macht in den Händen halten. Und Seryu? Wie weit kann sie ihm noch vertrauen? Er ist verliebt in sie und will ihr behilflich sein. Aber wie weit wird seine Hilfe gehen? Wird er seine gesamte Familie verraten oder hatte es eigentlich einen ganz anderen Zweck, sie hier herunterzubringen, einen sehr eigennützigen?
Im zweiten Teil nachgelassen
Der erste Teil hat mir wesentlich besser gefallen. Spannender und mit vielen Wendungen. Im zweiten Teil war der Ausgang von Anfang an durchsichtig und alles zog sich ein wenig lang dahin. Ist Prinzessin Shiori im ersten Teil pfiffig und agiert, ist sie jetzt naiv, stolpert dauernd in Fallen, und sie wird getrieben, gefangen, von anderen bestimmt. Sie ist machtlos in den Händen der intriganten Drachen, wird hin- und hergeschoben, hat selbst keine Möglichkeit zu agieren. Das macht die Figur leblos; insbesondere, weil sie in diesem Band weniger klug handelt. Ja, es ist noch spannend, aber doch mäßig zu Band 1; und klar, das Fantasy-Abenteuer ist immer noch in Ordnung. Die Erwartungshaltung nach Teil 1 war groß – und eben die wurde weit nicht erfüllt. Schade.
Elizabeth Lim wuchs in der Nähe von San Francisco auf und kam schon früh mit Märchen, Mythen und Liedern in Berührung. Nach ihrem Studium an der Juilliard School und am Harvard College arbeitete sie zunächst als Komponistin für Filme und Computerspiele, bevor sie mit dem Schreiben begann. Seither stürmen ihre atmosphärischen Fantasy-Romane die Bestsellerlisten. Heute lebt sie mit ihrem Mann und ihrer Tochter in New York.
Der Schwur des Drachen
(Die sechs Kraniche 2)
Originaltitel: The Dragon’s Promise
Übersetzt aus dem amerikanischen Englisch von Birgit Schmitz
Fantasy, Jugendbuch, Jugendroman, Kinder- und Jugendliteratur
Softcover, mit dreiseitigem Farbschnitt, 496 Seiten,
Carlsen Verlag, 2023
Altersempfehlung: ab 14, Allage
Die sechs Kraniche von Elizabeth Lim
Prinzessin Shiori hat ihre magischen Kräfte durch Zufall entdeckt und bisher sorgfältig verborgen. Denn in ihrem Land ist Magie verboten. Sie hat einen kleinen Papierfalter zum Leben erweckt, einen Kranich, der zu ihrem besten Freund wurde. Doch Stiefmutter Raikama wittert hier Verdacht, entdeckt Kiki und zerreißt den Papierkranich. Shiori folgt ihr heimlich in ihren Garten, macht eine Entdeckung: Die Stiefmutter ist eine Magierin! Sie läuft zurück, die Brüder glauben ihr nicht. Raikama steht bereits im Raum, verwandelt die Brüder in Kranische, belegt die Prinzessin mit einem Fluch und verbannt sie auf eine ferne Insel. Legenden und Mythen, Magie, Drachen, sprechende Papiertiere, Wölfe, Dämonen in einer scheinbaren normalen Welt; dazu Normales wie Verschwörungen, Intrigen, Freundschaft und Liebe, ein guter Mix um ein spannendes Buch zu schreiben, dass der Lesende nicht beiseitelegen mag. Fantasy – Allage ab 14 Jahren, Empfehlung!
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