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Bei Salma zu Hause von Danny Ramadan und Anna Bron - Rezension

Rezension

von Sabine Ibing




Bei Salma zu Hause 


von Danny Ramadan und Anna Bron


Salma lebt seit einem Jahr, elf Monaten und sechs Tagen zusammen mit ihrer Mutter in Hamburg. Jetzt endlich kann der Vater nachkommen und ihre neue Wohnung bewundern, die Mama und Salma liebevoll für ihn eingerichtet haben – sogar mit selbst gebastelten Laternen. Salma freut sich so auf das Wiedersehen mit Baba, aber sie macht sich auch Sorgen. Was, wenn er Syrien so sehr vermisst, dass er sie und Mama wieder verlässt?




Der Vater freut sich, seine Famile wiederzusehen. Aber natürlich ist es nicht einfach, in einem neuen Land anzukommen, dass kalt ist, in dem es viel regnet, dessen Sprache man nicht spricht, versteht – und in dem man nicht sofort eine Arbeit finden wird. Salma versucht, ihrem Vater Hamburg schmackhaft zu machen. Alles ist ungewohnt und Heimweh macht sich breit. Salma hat Angst, dass Papa den Koffer packen könnte und abreisen, zurück nach Damaskus. Auf der einen Seite wird ein wenig darüber erzählt, wie Salma den Ramadan feiert, wie sie sich angepasst hat an das Leben in Hamburg, und der Konflikt wird offengelegt, wie schwer es ist, im fremden Land zu leben. 




Schade ist, es wird nicht erklärt, warum die Familie überhaupt nach Hamburg gezogen ist, warum zunächst ohne den Vater. Anscheinend gibt es bereits mehrere Bücher zu Salma. Dies ist mein Erstes. Vielleicht ist in den ersten Bändern aufgezeigt worden, warum die Familie Damaskus verließ – was aber nicht davon entbindet, dies für Neueinsteiger zu erklären. Ohne das Wissen gibt für mich dieses Buch auch wenig Sinn – denn genau das interessiert den Lesenden, um zu verstehen. Die Intension ist klasse, aber die Umsetzung war mir hier ein wenig fade. Die Geschichte dümpelt dahin; hier fehlen eindeutig Konflikte und natürlich auch Erklärungen. Ist es für die Familie überhaupt möglich, zurückzugehen? Gehören sie zu den politisch Verfolgten? Zu viele Fragen bleiben offen, um sich in die Story einfühlen zu können. Anna Bron hat den Text mit Illustrationen begleitet, die mir sehr gut gefallen haben. Und am Ende gibt es eine Anleitung, um eine Laterne wie Salma zu basteln! Der Orlanda Verlag gibt eine Altersempfehlung ‎ ab 6 Jahren, was für mich passend ist. Die großen Buchstaben sind auch gut geeignet für Erstleser.




Danny Ramadan ist ein preisgekrönter syrisch-kanadischer Autor, Redner, Geschichtenerzähler und LGBTQIA+-Geflüchtetenaktivist. Für seinen Debütroman »Die Wäscheleinen-Schaukel« erhielt er zahlreiche Nominierungen und Preise. »Nebelhorn-Echos« wurde 2023 mit dem Lambda Award für Gay Fiction ausgezeichnet. Ramadan ist auch der Autor der Kinderbücher »Salma, die syrische Köchin« und »Bei Salma zu Hause«. Für seinen sozialen Aktivismus wurde er mit dem StandOut! Award, dem RBC Top 25 Canadian Immigrants Award und dem Bonham Centre Award der University of Toronto ausgezeichnet. Seit seiner Ankunft in Kanada hat Ramadan mehr als 300.000 Dollar für LGBTQIA+ identifizierende Geflüchtete gesammelt. Er lebt mit seinem Ehemann in Vancouver.

Anna Bron studierte klassische Animation am Sheridan College. Seit ihrem Abschluss 2011 illustriert sie für Kinderzeitschriften und animiert und führt Regie für Werbesendungen und Kurzfilme. Sie lebt in Vancouver, British Columbia.



Danny Ramadan, Anna Bron 
Bei Salma zu Hause 
Originaltitel: ‎ Salma Makes a Home, 2023 
Aus dem kanadischen Englisch übersetzt von Lisa Kögeböhn
Kinderbuch, Kinderroman, Migration
Hardcover, 104 Seiten
Orlanda Verlag, 2024
Altersempfehlung: ‎ ab 6 Jahren




Bilderbücher, Kinderbücher Vor- und Grundschule 5 - 10 Jahre






Kinder- und Jugendliteratur

Kinder- und Jugendliteratur hat mich immer interessiert. Selbst seit der Kindheit eine Leseratte, hat mich auch die Literatur für Kinder nie verlassen. Interesse privat, später als Pädagogin, als Leserin, als Mutter oder Oma. Kinder- und Jugendbücher kann man immer lesen! Hier geht es zu den Rezensionen.
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