Direkt zum Hauptbereich

Ausgeflippte Fische von Debra Kempf Shumaker und Claire Powell - Rezension

Rezension

Rezension



Ausgeflippte Fische 


von Debra Kempf Shumaker und Claire Powell 


Fische haben Kiemen, Flossen, einen Schwanz. 
Alle Fische schwimmen, viele tragen schönen Schuppenglanz.


Alle Fische leben im Wasser, haben Flossen und Kiemen. Aber da hört die Gemeinsamkeit auch auf. Manche zappeln, «singen», blinken, «tanzen» und fliegen sogar! Debra Kempf-Shumaker und Claire Powell nehmen uns mit auf eine Reise durch die «ausgeflippte» Welt der Fische. Los geht es mit den Fiesen, den Elektroschockern, wie dem Zitteraal und dem Himmelsgucker – und Fischen, die stechen, wie dem Feuerfisch und dem Skorpionfisch.



«Singende» Fische, schmoddrige, einen, der wild um sich schlägt, «tanzende» Fische, einen mit gläsernem Gesicht, blinkende, schrumpfende, schleimige, kriechende, spritzende Fische – einer klettert an Land empor. Zunächst werden die Fische nach ihrem Besonderheiten grafisch vorgestellt und namentlich jeweils beschriftet. Es sind herrlich witzige Zeichnungen! Die Themen werden kurz in Reimform begleitet. Erst auf den letzten drei Seiten wird ein Sachtext geliefert, erklärt, weshalb die Fische diese Eigenschaften besitzen. Diese Informationen hätte ich mir passend zu den Fischen gewünscht – aber gut, immerhin sind sie in Kurzform vorhanden, man kann zurückblättern. Am Ende finden wir «das ausgeflippte Fischometer», das mich völlig verwirrt hat. Hier werden die Fische Kategorie geteilt, wie z.B. Schüttler, Fischart (z.B. Hammerhaie), schwimmt («in warmen tropischen Gebieten, klingt nett»), die Kategorie, die den Lebensraum bestimmt. Fische schwimmen alle, völlig klar, dass sie nicht laufen. Warum nimmt man nicht das Wort Lebensraum? Und die letzte Einteilung ist «Stufe» («absolut horrormäßig, Schauerstufe 5/5»). Der Hammerhai ist also ein Horrorfisch? Hier werden Horrorgrade und Ausflippgrade bestimmt. Auf der einen Seite zeigt das Kinderbuch zunächst einen Sachbuchcharakter und am Ende wird es horrormäßig unsachlich, in dem die Fische vermenschlicht werden. Singen und tanzen – damit geht es eigentlich los. Fische geben Geräusche von sich, manche kommunizieren sogar. Fische balzen in zuckenden Bewegungen. Das Singen und Tanzen würde ich gerade so durchgehen lassen, um eine geistige Vorstellung für Kinder zu geben. Aber weshalb ist ein Fisch horrormäßig oder flippig? Weil die Autor:innen das so empfinden? Das ist völliger Blödsinn – es sind natürliche Schutzmechanismen, die im Laufe der Evolution sich als nützlich erwiesen. Hier werden Kindern Dinge suggeriert, die völlig unsachlich dargestellt sind. Darum würde ich dem Buch nur einen halben Sachkinderbuchfaktor geben. 



Die Grafiken von Claire Powell sind klasse, in Mehrfachtechnik gestaltet, mit gutem Wiedererkennungswert für den jeweiligen Fisch. Das Buch kann eine Anregung für Kinder sein, sich mit Fischen zu beschäftigen, ein Einsteigerbuch. Witzig sind auch die gereimten Texte. Der Thienemann Verlag gibt eine Altersempfehlung ab 4 Jahren. Von mir gibt es die Empfehlung ab 3 Jahren, da die Grafiken ansprechend sind, wenig Text haben und der Informationsgehalt am Ende auch kurz gehalten ist. 



Debra Kempf Shumaker liebt schräge und faszinierende Fakten über unsere Welt. Wenn sie nicht gerade schreibt oder liest, kocht, fotografiert und gärtnert sie gerne. Sie lebt mit ihrem Mann, drei Söhnen und zwei Katzen in Nord-Virginia. „Ausgeflippte Fische“ ist ihr erstes Bilderbuch. 


Claire Powell ist Kinderbuchillustratorin und Grafikdesignerin. Sie hat mit vielen großen TV- und Filmfirmen zusammengearbeitet, darunter Nickelodeon, CBBC und DreamWorks. Derzeit lebt Powell in London.



Debra Kempf Shumaker, Claire Powell 
Ausgeflippte Fische – Wusstest du, dass sie tanzen, blinken und fliegen? 
Kinderbuch, Kindersachbuch (fast), Sachbilderbuch (fast), Bilderbuch
Hardcover, 40 Seiten, 284 x 221 mm
Thienemann Verlag, 2022
Altersempfehlung: ab 4 Jahre, von mir ab 3 Jahren





Kinder- und Jugendbücher zum Thema Natur

Die Natur fasziniert uns jeden Tag auf Neue. Es gibt so viel zu lernen. Pflanzen, Tiere, Landschaften. Viele Orte, Pflanzen oder Tiere werden wir nie kennenlernen. Aber zum Glück gibt es Bücher, die uns die Schönheiten und Besonderheiten unserer Welt erklären und zeigen. Hier meine Tipps zu Kinder- und Jugendbüchern, die sich mit der Natur beschäftigen:   Kinder- und Jugendbücher zum Thema Natur



Kinder- und Jugendliteratur

Kinder- und Jugendliteratur hat mich immer interessiert. Selbst seit der Kindheit eine Leseratte, hat mich auch die Literatur für Kinder nie verlassen. Interesse privat, später als Pädagogin, als Leserin, als Mutter oder Oma. Kinder- und Jugendbücher kann man immer lesen! Hier geht es zu den Rezensionen.
Kinder- und Jugendliteratur

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Rezension - Sex in echt von Nadine Beck, Rosa Schilling und Sandra Bayer

  Offene Antworten auf deine Fragen zu Liebe, Lust und Pubertät Ein Aufklärungsbuch, das locker Fragen beantwortet und kurze Erfahrungsberichte von jungen Menschen einstreut, das alles mit knalligen Illustrationen unterlegt. Du bist, wie du bist, und du bist, wie du bist okay. Das Jugendbuch erklärt, stellt Fragen. Die Lust im Kopf, genießen mit allen Sinnen; was verändert sich am Körper in der Pubertät?, die Vagina, die Monatsblutung, der Penis, Solosex, LGBTQIA, verliebt sein, wo beginnt Sex?, Einvernehmlichkeit, wie geht Sex?, Verhütung, Krankheiten, Sextoys – das Buch spart nichts aus. Informieren, anstatt tabuisieren! Locker und sensibel werden alle Themenfelder sachlich vorgestellt. Prima Antwort auf offene Fragen; ab 11 Jahren. Empfehlung! Weiter zur Rezension:   Sex in echt von Nadine Beck, Rosa Schilling und Sandra Bayer

Rezension - Das Nest von Sophie Morton-Thomas

  Ein Küstenort in Großbritannien, wo das Marschland auf den Ozean trifft, wo Vögel die bessere Gesellschaft sind, lebt Fran eine ereignislose Routine. Sich um den Campingplatz kümmern, der mit Mobilheimen ausgestattet ist, ihren Sohn von der Schule abholen, Abendessen kochen. Mit Dom, ihrem Mann, läuft es nicht mehr so, ihre Schwester lebt mit ihrer Familie in einem Wagen, zahlt keine Miete, dem Schwager hatte sie den Entzug finanziert und jetzt trinkt er wieder, hat keine Arbeit. Freude findet Fran nur an den verschiedenen Vogelarten, die sie am Strand beobachten kann; sie hat auch ein Häuschen zur Beobachtung finanziert. Und nun entdeckt sie ein Nest mit einer seltenen Vogelart, hofft, dass die Jungen ausschlüpfen werden. Und verschwindet die Lehrerin … Ein leiser Thriller. Weiter zur Rezension:    Das Nest von Sophie Morton-Thomashttps

Was ist eigentlich Kriminalliteratur? - Ein Abend mit Else Laudan in der Wyborada

Am 08.11.2019 war ich zu einer Mischung aus Lesung und Definition des Begriffs Kriminalliteratur in St. Gallen in der Wyborada zu Gast, im Literaturhaus & Bibliothek in St. Gallen in der Frauenbibliothek und Fonothek Wyborada. Else Laudan sprach zum Thema Kriminalliteratur, erzählte ihren Weg mit ihrem freien Verlag Ariadne, ein Verlag, der ausschließlich literarische Kriminalliteratur von Frauen veröffentlicht. Weiter zum Artikel:    Was ist eigentlich Kriminalliteratur? - Ein Abend mit Else Laudan in der Wyborada 

Rezension - Lázár von Nelio Biedermann

  «Ein wirklich großer Schriftsteller betritt die Bühne, im Vollbesitz seiner Fähigkeiten.», so wird von ihm geschrieben. Nelio Biedermann schreibt mit 20 Jahren sein erstes Buch und das Manuskript geht in die Versteigerung – die Verlage überbieten sich, es wird in 20 Sprachen verkauft, man redet über ein sechsstelliges Vorschusshonorar – über den neuen Thomas Mann . Uff. Ich war gespannt. Mich konnte der Familienroman nicht überzeugen – leider. Weiter zur Rezension:    Lázár von Nelio Biedermann

Interview mit Christina Clemm von Sabine Ibing

  © Sibylle Baier, Antje Kunstmann Verlag Christina Clemm arbeitet als Strafverteidigerin und als Nebenklagevertreterin von Opfern sexualisierter und rassistisch motivierter Gewalt. Deutschlands bekannteste Fachanwältin für Straf- und Familienrecht in Berlin und war Mitglied der Expertenkommission zur Reform des Sexualstrafrechts des BMJV, Aktivistin und politisch aktiv für Geflüchtete und von Gewalt Betroffene. Nach den neuesten Zahlen des BKA ist jede dritte Frau in Deutschland von physischer und/oder sexualisierter Gewalt betroffen. In ihrem Buch «AktenEinsicht – Geschichten von Frauen und Gewalt» nimmt sie uns mit auf eine Reise in die Gerichtssäle der Republik, an die Tatorte, in die Tatgeschehen. Mit  «Gegen Frauenhass» zeigt sie die Mechanismen patriarchaler Gewalt und fordert, dass sich endlich etwas ändert. Hier mein Interview mit Christina Clemm. Weiter:   Interview mit Christina Clemm von Sabine Ibing

Rezension - Motte und die Metallfischer von Sanne Rooseboom und Sophie Pluim

  Der Sommer, in dem Motte ein U-Boot fand, fing ziemlich normal an. Langweilig sogar. Doch auf einmal liegt das Schicksal der ganzen Stadt in ihren Händen. Es sind Ferien, aber Mottes Mutter muss arbeiten, einen Urlaub könnten sie sich nicht leisten. Sie ist als Personalcoach unterwegs: Mode, Schminke, Sport, Gesundheit, Ernährung. Und genau das interessiert Motte so gar nicht. Am Kai zeigt ihr Lukas das Metallfischen – ein perfektes Hobby für Motte, die neben schwarzer Kleidung das Unperfekte an Dingen liebt. Sie kauft sich einen Magneten zum Metallangeln. Vielleicht kann man sich etwas verdienen, wenn man Altmetall zur Altmetallhändlerin bringt; sie sammelt ihre ersten Schätze, die die Mutter eklig findet. Plötzlich hängt etwas ganz Großes an der Angel! Spannender Kinderroman ab 9/10 Jahren. Empfehlung! Weiter zur Rezension:   Motte und die Metallfischer von Sanne Rooseboom und Sophie Pluim

Rezension - Yrsa von Alexandra Bröhm

  Journey of Fate (Yrsa. Eine Wikingerin 1)  Yrsa ist eine junge Wikingerin , die sich nach dem Tod der alleinerziehenden Mutter seit vier Jahren allein um ihrem Bruder Sjalfi kümmert. Als sie eines Tages von der Jagd nach Hause kommt, ist Sjalfi verschwunden. Verzweifelt macht sie sich auf die Suche und den gefährlichen Weg nach Haithabu . Denn es heißt, es würden Kinder entführt und versklavt. Unterwegs lernt sie Krieger kennen. Ihr Traum war immer schon, eine Kämpferin zu werden. Der Krieger Avidh hat es ihr besonders angetan. Ich würde den Roman ins Genre Young Adult einordnen. Wer softe Literatur, einen Liebesroman zur Entspannung mag, liegt hier richtig.  Weiter zur Rezension:    Yrsa von Alexandra Bröhm

Rezension - Hase Hollywood und das Geheimnis des Drachenlandes von Stefan Rasch, Simon Rasch und Anja Abicht

  Ein mächtiges Kinderbuch! Schwer an Gewicht, eine lange witzige, fantasievolle Geschichte. Der Hase Hollywood und seine Freunde betreiben ein Gasthaus in einer einsamen Bucht am Ende der Welt. Eines Tages taucht ein gefürchteter Piratenkapitän bei ihnen auf und vergisst doch glatt seinen Seesack unter dem Tisch. Darin befindet sich alte Schatzkarte und ein geheimnisvoller rosa Glitzerball. Der Ball entpuppt sich als Ei, aus dem ein kleiner Drachen schlüpft. Und damit beginnt eine abenteuerliche Reise zur Schatzinsel, denn auf der Karte sind auch die Drachen verzeichnet, den das Hasen-Team zu seinen Eltern bringen möchte. Sehr feine Illustrationen, grundsätzlich eine gute Geschichte, aber grobe handwerkliche Fehler für den Kinderroman. Weiter zur Rezension:     Hase Hollywood und das Geheimnis des Drachenlandes von Stefan Rasch, Simon Rasch und Anja Abicht 

Rezension - Der Freund von Tiffany Tavernier

  Mit dem Haus im Grünen hat sich Thierry einen Traum erfüllt. Zusammen mit Élisabeth genießt er die Ruhe und Abgeschiedenheit des Wohnens nahe einem Wald. Die einzigen Nachbarn weit und breit, gleich nebenan, Guy und Chantal. Eins Tages im Morgengrauen stürmt die Polizei das Gelände. Die Nachbarn und gute Freunde, werden in Handschellen abgeführt. Was haben sie getan? Journalisten belagern das Gelände. Ein psychologischer Kriminalroman , der sich mit den Folgen der «Opfer» befasst, denn letztendlich sind die schockierten Freunde auch Opfer des Massenmörders. Weiter zur Rezension:    Der Freund von Tiffany Tavernier

Rezension - Rath von Volker Kutscher

  Gelesen von David Nathan Ungekürztes Hörbuch, Spieldauer: 21 Std. und 49 Min. Gereon und Charlotte Rath warten im Herbst 1938 nur noch auf den richtigen Moment, Deutschland zu verlassen, um nach Amerika zu gehen. Sie treffen sich heimlich in Hannover , denn Charly lebt immer noch in Berlin und Gereon, der als verstorben gilt, wohnt inkognito in Rhöndorf am Rhein , weil er seinen im Sterben liegenden Vater nicht im Stich lassen will. Charly sucht ihren ehemaligen Pflegesohn Fritze, der ausgerissen ist und unter Mordverdacht steht. Als sich die Lage zuspitzt, muss Gereon sein Versteck verlassen und Charly zu Hilfe kommen, nach Berlin reisen. Der 10. und letzte Band der Gereon Rath-Reihe - wie immer hochspannend, historisch gut recherchiert. Noirliteratur , ein feiner literarischer Krimi ! Empfehlung!  Weiter zur Rezension:    Rath von Volker Kutscher