Direkt zum Hauptbereich

Aru gegen die Götter von Roshani Chokshi - Rezension

Rezension

von Sabine Ibing





Aru gegen die Götter 


von Roshani Chokshi 

Band 1: Die Wächter des Himmelspalasts



Der Anfang: 
Wenn man umgeben von hochgefährlichen Gegenständen aufwächst, werden sie blöderweise irgendwann selbstverständlich.
Seit Aru denken konnte, wohnte sie im Museum für Altindische Kunst und Kultur. Und sie wusste sehr wohl, dass man die Lampe hinten im Göttersaal nicht anfassen durfte.

Aru wohnt in einem Museum für Altindische Kunst und Kultur, das ihre Mutter leitet. Leider wird es mal wieder nichts mit dem versprochenen Urlaub, da ihre Mutter eine Dienstreise antreten muss. Als Aru während der Ferien im Schlafanzug durch das Museum schleicht, stehen plötzlich Klassenkameraden vor ihr. Von wegen Frankreichurlaub, olle Angeberin – ständig lügt sie sich was zurecht! Na ja, stimmt schon, sie übertreibt gern. Irgendwie muss Aru jetzt aus der Nummer rauskommen, ihnen was Interessantes bieten. So erzählt sie etwas von der gefährlichen Öllampe, die niemand anfassen, schon gar nicht anzünden darf, weil dann die Welt untergeht. 


‹Sag einfach die Wahrheit, Aru›, kam es von Arielle. ‹Wenn du jedem von uns zehn Dollar gibst, stellen wir das Video, wie du dich in deinen eigenen Lügen verwickelst, nicht online.›
Aru glaubte ihr nicht. Hätte sie die Wahl zwischen einem weltzerstörenden Dämon und einer boshaften Siebtklässlerin gehabt, hätte sie sich (wie wohl die meisten Leute) für den Dämon entschieden.
Ohne die Laserstrahlen wirkte die Diya auf einmal irgendwie bedrohlich. Als könnte die Lampe spüren, dass sie durch nichts mehr gesichert war. Aru lief es kalt über den Rücken und ihre Finger fühlten sich plötzlich taub an. Die kleine Metallschale in der Vertiefung der Lampe sah wie ein Auge aus. Ein Auge, das Aru anstarrte.

Und was folgt, ist klar. Die Kinder wollen Beweise. Kurz anzünden und gleich wieder ausmachen, wird schon nichts passieren ... Doch in dem Moment, in dem die Flamme angeht, ist die Welt um Aru herum vereist, auch die Menschen, einschließlich der Mutter, die gerade hereinkam. Ara gelangt in eine andere Welt zu den Wächtern des Himmelspalasts. Dort erfährt sie, dass sie eine Halbgöttin sei und eine Seelenschwester habe, die nun auch den Palast betritt. Um das Schlimmste zu verhindern, bekommen die beiden einen geheimen Auftrag, den, die Welt zu retten. Ein Begleiter mit Fachwissen wird ihnen an die Seite gestellt, Subala - der allerdings im Körper einer Taube steckt. Die Kinder nennen ihn Buh. Zunächst müssen sie ihre Väter aufsuchen. Sollten diese die Mädchen nicht anerkennen, werden sie getötet und die ganze Mission ist beendet ... 


Ihr kam ein anderer Gedanke. Noch erstaunlicher als die Vorstellung, dass ihr Vater ein Gott war.
‹Bin ich dann eine Göttin?›
Das wäre echt cool.
‹Nein›, antwortete Buh nur. ...
Aru krümmte die Finger wie Spider-Man, wenn er seine Spinnfäden abschoss. ‹Kann ich auch Wundertaten vollbringen, so wie die Brüder? Habe ich übernatürliche Fähigkeiten? Oder wenigstens einen magischen Umhang?›
‹Vergiss es.›
‹Dann wenigstens einen Zauberhut?›
‹Nein.›
‹Eine Titelmelodie?›
‹Schluss jetzt.›

Natürlich schaffen sie es, die Väter zu überzeugen, denn dies ist der Auftakt einer Serie. Von den Vätern erhalten die Mädchen Zaubergegenstände, die im Verlauf der Geschichte immer wieder nützlich werden. Doch der Dämon ist ihnen schon auf der Spur, sie zu töten ... Und so springen die drei von Abenteuer zu Abenteuer. Unter anderem müssen sie die vier Jahreszeiten aufsuchen, die ihnen Zaubergaben mitgeben. Am Ende bittet der Winter: «Dürfen wir noch ein Selfie mit euch machen, für Instagram?» Seine Likes gehen nämlich gerade in den Keller. Die Geschichte nimmt sich die hinduistische Mythologie mit ihren Göttern vor, mal etwas ganz anderes. Das ganze ist auf Witz aufgebaut, das gesamte Setting lebt von den humorvollen Dialogen und Szenen. Vollgepackt mit Jugendsprache und Dingen aus der heutigen Welt wie Instagram, Spiele, Sprüche macht dieser spannende Roman Spaß – gute Unterhaltung! Aber das ist auch das Manko. Ein Roman, der den Zeitnerv der Kinder trifft, aber bestimmt in fünf bis Jahren antiquiert sein wird. Fantasievoll mit viel Spaß und Spannung führt und Roshani Chokshi durch die Geschichte. Der Ravensburger Verlag gibt eine Altersempfehlung ab 10 Jahren. Das passt, da der Fokus auf Humor liegt und wirklich nicht gruselig oder brutal ist. Leider gibt der Verlag keine Vita zur Autorin.  Ich habe viel gelacht, Empfehlung. Es wird noch vier weitere Teile geben, das sind die nächsten:

Band 1: Die Wächter des Himmelspalasts
Band 2: Im Reich des Meeresfürsten (Februar 2023)
Band 3: Das Geheimnis des Wunschbaums (Mai 2023)


Roshani Chokshis Vater stammt aus Indien, ihre Mutter von den Philippinen. Chokshi studierte Jura, brach aber ihr Studium ab, um sich vollständig ihrer Karriere als Schriftstellerin zu widmen. 2016 erschien Chokshis erster Jugendroman The Star-Touched Queen. Die Fortsetzung A Crown of Wishes erschien ein Jahr später. Begleitend veröffentlichte Chokshi die Erzählung Death and Night sowie eine Kurzgeschichtensammlung. 2019 veröffentlichte Chokshi den Jugendroman The Gilded Wolves, der der Auftakt einer Trilogie ist. Sie spielt in Paris im frühen 20. Jahrhundert.



Roshani Chokshi 
Aru gegen die Götter, Band 
1: Die Wächter des Himmelspalasts 
Kinderbuch, Kinderroman, Fantasy, Indische Mythologie
Hardcover, 449 Seiten
Ravensburger Verlag, 2021
Altersempfehlung: ab 10 Jahre





Fremde Kulturen und Mythen in der Kinder- und Jugendliteratur

Wann hat der Mensch mit dem Schreiben begonnen? Fremde Kulturen, verschiedene Schriften … Warum feiern die Chinesen das Mondfest – das genauso wichtig wie das Neujahrsfest ist – bei dem die ganze Familie zusammenkommt? Wer kennt sich aus mit den nordischen Göttern, beim Odin, oder mit den nordischen Fabelwesen? Trolle kennt jeder. Aber wie sieht es mit Vitte und Vätte, Nöck, Michhase und Grollborsten aus? Die griechischen Götter waren nicht immer göttlich, sie konnten ordentliche Miststücke sein, zornig, eifersüchtig, missgünstig … Wer sich für solche Bilderbücher, Kinderbücher, Jugendbücher interessiert, wir hier fündig werden.
Interessiert? Hier geht es zu:   Fremde Kulturen und Mythen in der Kinder- und Jugendliteratur






Kinder- und Jugendliteratur

Kinder- und Jugendliteratur hat mich immer interessiert. Selbst seit der Kindheit eine Leseratte, hat mich auch die Literatur für Kinder nie verlassen. Interesse privat, später als Pädagogin, als Leserin, als Mutter oder Oma. Kinder- und Jugendbücher kann man immer lesen! Hier geht es zu den Rezensionen.
Kinder- und Jugendliteratur

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Rezension - Chronisch gesund statt chronisch krank von Dr. med. Bernhard Dickreiter

Von der Schulmedizin bis heute ignoriert: Die wahren Ursachen der chronischen Zivilisationskrankheiten – und was man dagegen tun kann Noch nie hat es so viele chronisch Kranke gegeben wie heute: Arthrose, Diabetes, Alzheimer, Rückenleiden, Krebs, Burnout usw. Der Internist, Reha-Experte und Ganzheitsmediziner Dr. med. Bernhard Dickreiter ist überzeugt, dass diese Patienten selbst aktiv etwas dagegen unternehmen können. Sein Standpunkt: Wir müssen alles dafür tun, damit es den Zellen in unserem Organismus gut geht. Jede Zelle ist von einer organtypischen Umgebung eingeschlossen, in die sogenannte extrazelluläre Matrix (EZM). Dort zieht die Zelle ihre Nährstoffe, den Sauerstoff, und hier entsorgt sie ihre Abfallstoffe. Ist die Zellumgebung nicht gesund, werden wir krank. Die Schulmedizin bekämpft meist nur Symptome: Schmerzen – Schmerztablette. Die Ursachen werden oft nicht hinterfragt, bzw. operabel versucht zu beheben: neues Knie, neue Hüfte usw. Dickreiter geht ganzheitlich vor.

Rezension - Comfort von Ottolenghi und Helen Goh

  Rezepte, die du lieben wirst Der Israeli Yotam Ottolenghi hat zusammen mit seinem dreiköpfigen Küchenteam das nächste Kochbuch entwickelt. Das Team widmet sich dem Comfort Food und liefert inspirierende Gerichte, die nach Zuhause und Geborgenheit schmecken. Aber auch nach Kindheitserinnerungen und Reiseeindrücken. Comfort Food bedeutet für jeden etwas anderes, auf jeden Fall etwas wie Geborgenheit und Wohlfühlgefühl: ein Gefühl von Nostalgie, aber auch Vertrautheit. So sind über 100 Rezepte entstanden, von der Bolognese (mit asiatischen Gewürzen) bis zu Eier-Gerichten, von der One-Pot-Pasta bis zum Apfelkuchen. Rezepte, die zugleich originell aber auch vertraut und bewährt sind. Und immer mit dem gewissen Ottolenghi-Twist. Weiter zur Rezension:    Comfort von Ottolenghi und Helen Goh

Rezension - Sex in echt von Nadine Beck, Rosa Schilling und Sandra Bayer

  Offene Antworten auf deine Fragen zu Liebe, Lust und Pubertät Ein Aufklärungsbuch, das locker Fragen beantwortet und kurze Erfahrungsberichte von jungen Menschen einstreut, das alles mit knalligen Illustrationen unterlegt. Du bist, wie du bist, und du bist, wie du bist okay. Das Jugendbuch erklärt, stellt Fragen. Die Lust im Kopf, genießen mit allen Sinnen; was verändert sich am Körper in der Pubertät?, die Vagina, die Monatsblutung, der Penis, Solosex, LGBTQIA, verliebt sein, wo beginnt Sex?, Einvernehmlichkeit, wie geht Sex?, Verhütung, Krankheiten, Sextoys – das Buch spart nichts aus. Informieren, anstatt tabuisieren! Locker und sensibel werden alle Themenfelder sachlich vorgestellt. Prima Antwort auf offene Fragen; ab 11 Jahren. Empfehlung! Weiter zur Rezension:   Sex in echt von Nadine Beck, Rosa Schilling und Sandra Bayer

Rezension - Die weiße Wölfin von Vanessa Walder und Simona M. Ceccarelli

  Das geheime Leben der Tiere (Wald, 1) Ein heftiger Sturm tost durch das Flusstal, als fünf Wolfswelpen geboren werden. Die Jüngste ist eine winzige Wölfin. Ausgerechnet sie hat enormen Mut und nimmt sich vor, die allergrößte Jägerin zu werden. Eine Leitwölfin obendrein! Sie erhält vom Rudel den Naman «Fünf». Ein Rabenschwarm begleitet stetig das Rudel, denn sie weisen den Weg zur Beute, eine Teamarbeit. Der Rabe Raak ist der beste Freund von Fünf. Eine spannende, realitätsbezogene Tiergeschichte zum Leben der Wölfe! Empfehlung für Leseanfänger ab 8 Jahren! Weiter zur Rezension:    Die weiße Wölfin von Vanessa Walder und Simona M. Ceccarelli

Was ist eigentlich Kriminalliteratur? - Ein Abend mit Else Laudan in der Wyborada

Am 08.11.2019 war ich zu einer Mischung aus Lesung und Definition des Begriffs Kriminalliteratur in St. Gallen in der Wyborada zu Gast, im Literaturhaus & Bibliothek in St. Gallen in der Frauenbibliothek und Fonothek Wyborada. Else Laudan sprach zum Thema Kriminalliteratur, erzählte ihren Weg mit ihrem freien Verlag Ariadne, ein Verlag, der ausschließlich literarische Kriminalliteratur von Frauen veröffentlicht. Weiter zum Artikel:    Was ist eigentlich Kriminalliteratur? - Ein Abend mit Else Laudan in der Wyborada 

Rezension - Eisbären von Marie Luise Kaschnitz illustriert von Karen Minden

Marie Luise Kaschnitz war in meiner Jugendzeit meine Lieblingsautorin und so war für mich dies von Karen Minden illustriere Buch ein Genuss, Bleistiftzeichnungen, die sich wunderschön mit der Kurzgeschichte verbinden. »Eisbären«, die Novelle ist Kaschnitz-Fans geläufig: Eine Frau hatte schon geschlafen, wacht auf vom Geräusch des Türschlosses. Endlich kommt ihr Mann nach Hause. Doch er macht kein Licht. Ein Einbrecher? Seine Stimme bittet sie, das Licht nicht auszulassen. Sie soll die Wahrheit erzählen – damals im Zoo – auf wen habe sie gewartet? Weiter zur Rezension:    Eisbären – Novelle von Marie Luise Kaschnitz, illustriert von Karen Minden

Rezension - Simply Jamie von Jamie Oliver

  Jeden Tag was Gutes In fünf Kapiteln werden tägliche schnelle Gerichte, ebenso Wochenend-Wunder, bewährte Ofenrezepte bis hin zu leckeren Nachspeisen von Jamie Oliver vorgestellt. Simply Jamie ist dazu da, die Lust am Kochen zu wecken. Das Buch steckt voller köstlicher, unkomplizierter Ideen, die schnell angerichtet sind. Und der Clou: Es gibt Grundzutaten wie Soßen oder ein pochiertes Huhn usw., aus denen sich wiederum eine Menge verschiedene Varianten herstellen lassen. Weiter zur Rezension:     Simply Jamie von Jamie Oliver

Rezension - Caspar Plautz - Rezepte mit Kartoffeln von Kay Uwe Hoppe, Dominik Kli – und Theo Lindinger

  Der Marktstand Caspar Plautz auf dem Viktualienmarkt in München ist wegen seiner Kartoffelvielfalt beliebt. Dazu gehört ein kleiner, aber feiner Imbiss, der mittags im Mittelpunkt seiner Gerichte die Kartoffel würdigt. Die Kartoffel erobert im Caspar Plautz die Welt. Der Erdapfel ist wendig, anpassungsfähig, geschmacklich variabel. Das ist ein wirklich exzellentes Kochbuch, das zeigt, wie die moderne Küche sich Ideen aus aller Herren Länder greift, sie neu kombiniert – wunderbar harmoniert. Von traditionell zu Weltküche – vegetarisch zu Fisch und Fleisch – hier findet jeder seine Lieblingskartoffelgerichte. Weiter zur Rezension:    Caspar Plautz - Rezepte mit Kartoffeln von Kay Uwe Hoppe, Dominik Kli – und Theo Lindinger Theo Lindinger

Rezension - Indians! von Tibure Oger

  Der dunkle Schatten des weißen Mannes  1922, irgendwo in Amerika. White Wolf, ein ehemaliger Häuptling der Chippewa, sitzt als Zirkusattraktion vor Publikum und erzählt aus seinen Erinnerungen. Es sind Geschichten aus einem langen Leben, das bald sein Ende finden wird. Geschichten aus 400 Jahren Kolonialismus, von einseitigen Kriegen und zweischneidigen Verträgen, von Heldenmut und von Habgier. Geschichten vom wackeren Kampf der First Nations gegen den Mord an ihrem Volk und von ihrer scheinbar unausweichlichen Niederlage. Tiburce Oger hat für «Indians!» sechzehn herausragende Künstlerinnen und Künstler der Neunten Kunst versammelt, um eine Chronik der Eroberung des Westens zwischen 1540 und 1889 zu erschaffen: Die bittere Kehrseite des amerikanischen Traums, die Auslöschung von Kulturen der indigenen Völker. Sehr guter Comic, der in kleinen Graphic Novels aus der Sicht der Ureinwohner die Geschichte ins rechte Licht rückt. Weiter zur Rezension:    Indians! von Tibure Oger

Rezension - Feuerwanzen lügen nicht von Stefanie Höfler

  Mischa und Nits sind beste Freunde. Mischa liebt die Poems von Nits. Und der bewundert Mischa, weil er schlau ist und ein wandelndes Lexikon über Tiere zu sein scheint. Lügen geht gar nicht, so Nits Überzeugung. Darum fragt er sich, warum Mischa dem Lehrer weismachen will, er hätte eine Chlorallergie, als der Schwimmunterricht beginnt – Nits erzählt er, die Badehose sei von Mäusen angefressen worden. Überhaupt scheint Mischa in Schwierigkeiten zu stecken – doch wohl eher sein Vater ... Nits betritt in dieser Familie plötzlich eine völlig andere Welt – die der Armut. Aber das ist ein Unterthema – Mischas Vater ist untergetaucht; Mischa und Nits werden ihn nicht im Stich lassen – aber das könnte gefährlich werden ... Spannung, Humor und ein wenig Tragik machen das Buch zu einem Leseerlebnis. Meine Empfehlung ab 11 Jahren für diesen exzellenten Kinderroman.  Weiter zur Rezension:    Feuerwanzen lügen nicht von Stefanie Höfler