Direkt zum Hauptbereich

Abteilung für undamenhafte Aktivitäten von Robin Stevens - Rezension

Rezension

von Sabine Ibing



Abteilung für undamenhafte Aktivitäten 


von Robin Stevens

Spionieren ist (k)ein Kinderspiel



Ich hatte alles, was ich brauchte, in meine Gasmaskentasche gesteckt: ein paar Süßigkeiten, ein Blatt mit Verhaltensregeln bei Luftangriffen, Schnürbänder für den Fall, dass ich jemanden würde fesseln müssen, ein Straßenverzeichnis von London, eine kleine Taschenlampe und eine zusätzliche Unterhose. Für meine Gasmaske war danach kein Platz mehr, deshalb hatte ich sie unter meinem Bett im Schlafsaal versteckt.

Der erste Fall für die elfjährige Nachwuchsspionin May Wong, ein Kinderkrimi auf hohem Niveau: gut durchdacht, ein spannender historischer Whodunnit, Mysterykrimi. 1940. Großbritannien befindet sich im Krieg und ein geheimes Ministerium der britischen Regierung, die Abteilung für undamenhafte Aktivitäten unter der Leitung von Wells & Wong, bildet Spione aus. May Wong ist mutig, neugierig und will unbedingt dazu beitragen, den Zweiten Weltkrieg zu beenden, damit sie nach Hongkong zurückkehren kann. Denn aus einem Urlaub wurde mehr. Sie und ihr Vater sitzen in London fest, weil der Krieg ausgenrochen war. Ihre große Schwester, Hazel, ist Spionin. Zusammen mit mit ihrem Freund Eric bewirbt sich May, doch die beiden werden abgewiesen.


Geflüster, Geraschel, Ohren gespitzt!

Aufgeben ist für May aber keine Option. Sie nimmt die Sache selbst in die Hand und stiehlt eine Notiz aus der Handtasche ihrer Schwester, welche Objekte auszuspionieren sind. May und Eric reisen undercover nach Elysium Hall, dem Haus der wohlhabenden Familie Verey. Sie haben den Verdacht, dass jemand im Haus wichtige Informationen an die Nazis weitergibt. Sie werden durch einen Trick als ausgebombte Flüchtlinge aus London einquartiert. Die gesamte Familie Verey ist in den Kriegstagen zusammengekommen. Zu ihnen gehört Fionnuala O´Malley, ein schreckliches Mädchen, so meint May. Am Abend spielt man das «Mörderspiel», bei dem einer, den Zettel mit dem Mörder aus der Schale zieht. Alles Licht wird gelöscht, und die Teilnehmer verteilen sich durch das Haus … Geflüster, Geraschel, die Kinder versuchen die Ohren zu spitzen, die Nase nimmt Dinge wahr. Wer schleicht hier lang, was wird geflüstert? Das Duo nimmt sich vor, im Arbeitszimmer derweil zu spionieren. Doch dann: Ein richtiger Mord ist geschehen!

Ein klasse historischer Whodunnit, Mysterykrimi 

Nach ihrer erfolgreichen Krimireihe Ein Fall für Wells & Wong schickt uns Robin Stevens mit neuen Charakteren in die geheimnisvolle Spionagewelt Englands. Nach anfänglichem Zickenkrieg werden May und Fionnuala Freundinnen und das Detektivduo wird ein Trio. Geschickt ermitteln die Kinder nach allen Seiten, notieren, kombinieren. Und dieser Mord wird nicht der einzige bleiben … Der Zweite Weltkrieg ist nicht das Thema, auch nicht die Daten, die weitergegeben werden sollen, beides ist Beiwerk, um den Plot zusammenzufügen. Das Thema ist die feine Ermittlungsarbeit der Kinder, die intelligent und spannend ausgearbeitet wurde. Sprachlich ist der Kinderroman hervorragend. Der Knesebeck Verlag gibt eine Altersempfehlung ab 10 Jahren. Meine Einschätzung geht höher, auf 12 Jahren, denn sprachlich, inhaltlich hat das Buch Gewicht – und typisch für diese Art von Krimi ist Ableben von vielen Akteuren. Ein klasse historischer Whodunnit, Mysterykrimi für Jugendliche, der auch als Erwachsener noch Spaß macht zu lesen.



Robin Stevens wurde zwar in Kalifornien geboren, wuchs aber in einem College in Oxford, gleich neben dem Wohnhaus von Alice im Wunderland, auf. Schon in frühester Kindheit wollte sie entweder Hercule Poirot oder Agatha Christie werden. Als das mit dem beeindruckenden Schnauzbart nichts wurde, entschied sie sich für eine Karriere als Krimiautorin.

Robin Stevens 
Abteilung für undamenhafte Aktivitäten von
Originaltitel: ‎The Ministry of Unladylike Activity
Serie: Spionieren ist (k)ein Kinderspiel
Aus dem amerikanischen Englischen übersetzt von Ulli Günther, Herbert Günther
Kinderkrimi, Whodunnit, Mysterykrimi, Detektivkrimi, Kinderbuch, Kinderroman, Kinder- und Jugendroman
Hardcover, 378 Seiten
Knesebeck Verlag, 2023
Altersempfehlung: ab 10 Jahren




Kinder- und Jugendliteratur

Kinder- und Jugendliteratur hat mich immer interessiert. Selbst seit der Kindheit eine Leseratte, hat mich auch die Literatur für Kinder nie verlassen. Interesse privat, später als Pädagogin, als Leserin, als Mutter oder Oma. Kinder- und Jugendbücher kann man immer lesen! Hier geht es zu den Rezensionen.
Kinder- und Jugendliteratur

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Rezension - Die letzte Französin von Jérôme Leroy

  Ein rasanter Kriminalroman, der so richtig fetzt! Man hat kaum Zeit, Luft zu holen. In einer Hafenstadt im Nordwesten Frankreichs will Capitaine Mokrane Méguelati von der Terrorabwehr einen Informanten treffen. Sein ungutes Gefühl wird bestätigt, als, kaum dass er in der Bar ankommt, ein Sturmtrupp das Feuer auf ihn und den Informanten eröffnet. Er entkommt als einziger dem Massaker, rennt um sein Leben, hält einen Polizeiwagen an. Brigadier Richard Garcia von der Police Municipale sieht nur die Waffe, und vor Angst erschießt er den Captain. Das alles auf den ersten Seiten. Dieser Politkrimi hat lediglich 101 Seiten. Jérôme Leroy hat die Geschichte extrem verdichtet und trotzdem seinen Figuren eine Tiefe gegeben. Großartig geschrieben, Hardboiled, Noir, «bald liegt eine Menge Hirn auf dem Asphalt»; ein Krimialroman, der gleichzeitig ein Gesellschaftsroman ist. Unbedingt lesen, extrafeine Kriminalliteratur! Weiter zur Rezension:    Die letzte Französin von Jérôme Lero y

Was ist eigentlich Kriminalliteratur? - Ein Abend mit Else Laudan in der Wyborada

Am 08.11.2019 war ich zu einer Mischung aus Lesung und Definition des Begriffs Kriminalliteratur in St. Gallen in der Wyborada zu Gast, im Literaturhaus & Bibliothek in St. Gallen in der Frauenbibliothek und Fonothek Wyborada. Else Laudan sprach zum Thema Kriminalliteratur, erzählte ihren Weg mit ihrem freien Verlag Ariadne, ein Verlag, der ausschließlich literarische Kriminalliteratur von Frauen veröffentlicht. Weiter zum Artikel:    Was ist eigentlich Kriminalliteratur? - Ein Abend mit Else Laudan in der Wyborada 

Rezension - Happiness Falls von Angie Kim

  Mias Vater und ihr 14-jähriger Bruder Eugene sind auf einer Wanderung im direkten Wald in der Umgebung. Eugene, der mit dem Angelman-Syndrom und Autismus belastet ist, kehrt völlig verstört allein nach Hause zurück. Er ist stumm und kann sich nicht mitteilen, wodurch er ins Zentrum der Ermittlungen um den verschwundenen Vater gerät. Die 20-jährige Mia beginnt Nachforschungen anzustellen – und kommt einer Reihe von Geheimnissen auf die Spur, die die bürgerliche Fassade der Familie bröckeln lassen, ein sensibel erzählter Roman über die Frage, wie gut wir einander je kennen können. Young Adult ab 16 Jahren, empathisch erzählt, aber recht ausufernd. Weiter zur Rezension:    Happiness Falls von Angie Kim

Rezension - Hase Hollywood und das Geheimnis des Drachenlandes von Stefan Rasch, Simon Rasch und Anja Abicht

  Ein mächtiges Kinderbuch! Schwer an Gewicht, eine lange witzige, fantasievolle Geschichte. Der Hase Hollywood und seine Freunde betreiben ein Gasthaus in einer einsamen Bucht am Ende der Welt. Eines Tages taucht ein gefürchteter Piratenkapitän bei ihnen auf und vergisst doch glatt seinen Seesack unter dem Tisch. Darin befindet sich alte Schatzkarte und ein geheimnisvoller rosa Glitzerball. Der Ball entpuppt sich als Ei, aus dem ein kleiner Drachen schlüpft. Und damit beginnt eine abenteuerliche Reise zur Schatzinsel, denn auf der Karte sind auch die Drachen verzeichnet, den das Hasen-Team zu seinen Eltern bringen möchte. Sehr feine Illustrationen, grundsätzlich eine gute Geschichte, aber grobe handwerkliche Fehler für den Kinderroman. Weiter zur Rezension:     Hase Hollywood und das Geheimnis des Drachenlandes von Stefan Rasch, Simon Rasch und Anja Abicht 

Rezension - Wenn die Nacht endet von Christoffer Carlsson

  In dem kleinen, abgelegenen Ort Skavböke in der Region Halland feiert Ende der 1990er eine Gruppe Jugendlicher das Ende der Schulzeit, ein neuer Lebensabschnitt beginnt. Doch diese Nacht verändert alles: Nach dieser Party wird einer von ihnen, Mikael, erschlagen aufgefunden. Bei einer anderen Familie im Ort wird eingebrochen und viel Geld gestohlen. Als ein weiterer Junge sein Leben verliert, verlässt dessen bester Freund, Sander, das Dorf. Zwanzig Jahre später kehrt Sander zurück nach Skavböke. Mikaels Bruder wird tot aufgefunden. Vidar Jörgensson von der Polizei sucht nach dem Schuldigen, holt sich die alten Akten heraus. In kurzer Zeit war viel passiert: Morde, ein Erdrutsch, Dinge, die nicht wirklich aufgeklärt wurden. Anscheinend hängt das eine mit dem anderen zusammen. Ein spannender, literarischer Kriminalroman. Empfehlung für diesen Krimi! Weiter zur Rezension:    Wenn die Nacht endet von Christoffer Carlsson

Rezension - Ihre Hoheit Matsch, Prinzessin von Schlammland von Beatrice Alemagna

  Yuki geht wie jeden Tag mit ihrem Bruder von der Schule nach Hause. Sie steht ihm nicht sehr nahe – eigentlich steht sie niemandem nahe, ist stets ziemlich mürrisch. Sie lässt den Bruder ziehen. Ein Wutkind. So wirft sie ihre Hausschlüssel zornig weg, trifft dabei einen Gulli. Verdammt, das wird Ärger geben, wenn der Schlüssel weg ist! So klettert Yuki tief den Schacht hinterher. Eine unheimliche Reise nimmt ihren Anfang, die sie in die wuterfüllte Welt von Prinzessin Matsch führt. Ein Bilderbuch über Wut. Kinderbuch ab 4 Jahren – Empfehlung! Weiter zur Rezension:    Ihre Hoheit Matsch, Prinzessin von Schlammland von Beatrice Alemagna

Rezension - Am Flussufer ein Feuer von Ayana Mathis

  Gibt es das, einen Ort der Freiheit? Und welchen Preis zahlen wir dafür? Bonaparte, Alabama, 1985. Die Ufer des sterbenden Dorfs versinken im Nebel, eine Baufirma dringt auf das Land vor. Verbissen kämpft Dutchess Carson um den letzten Grundbesitz der einst blühenden schwarzen Genossenschaft - nicht zuletzt für ihre entfremdete Tochter Ava. In Philadelphia gerät diese von einer Schwierigkeit in die nächste. Rassismus, Erniedrigung, Zurücksetzung – das Leben von schwarzen Menschen ist gekennzeichnet davon. Es passiert einfach – und genauso lässt es Ayana Mathis einfließen in ihren Roman. Das tägliche Leid, ohne es in den Vordergrund zu stellen; doch Hinweise zu «Move», Black-Power, Black Panther. Ein klasse Roman! Weiter zur Rezension:   Am Flussufer ein Feuer von Ayana Mathis

Rezension - Nacht der Verräter von Horst Eckert

  Polizist Max Bauer fällt aus allen Wolken, als während einer Familienfeier mit Grillen am helllichten Tag seine Frau Julia spurlos verschwindet. Sie sind noch nicht lange verheiratet. Sie machte seit ihrem Kennenlernen ein Geheimnis um ihre Vergangenheit, was er respektiert hatte. Ihre Liebe half ihm aus einer Krise nach einem traumatischen Einsatz, bei dem er schwer verletzt wurde, seine Kollegin und ein Feuerwehrmann getötet wurden. Wo soll er bei seiner Suche nun ansetzen? Er weiß nichts über seine Frau! Doch sie würde nicht grundlos verschwinden und ihre Tochter zurücklassen. Gute Unterhaltung, Action – aber das war es auch schon. Weiter zur Rezension:     Nacht der Verräter von Horst Eckert

Rezension - Tartelette, Focaccia, Brioche von Mimi Quesnel

  Bonjour und bienvenue in Mimi’s kleiner Bäckerei! Salziges und Süßes aus Teig! Vom Brioche über Tartelettes, Mini-Pizzen, Croissants bis hin zu Focaccias und Zimtschnecken. Ob für den Brunch mit Freunden, als schneller Snack oder als «Comfort Food» für die Me-Time: Mit nur 5 Teiggrundlagen zelebriert Bäckerin Mimi ihr Lieblingsgebäck in 55 kreativen Rezeptideen. Mit Anleitungen Step by Step enthüllt sie Geheimnisse des Sauerteigs und anderen Grundteigen und macht die Backtechniken für jedermann zugänglich. Kulinarisches zu Tartelette, Focaccia, Brioche, Brotbacken, Sauerteig & Co – für alle, die mit diesen Lieblingsrezepten beginnen möchten. Weiter zur Rezension:    Tartelette, Focaccia, Brioche von Mimi Quesnel 

Der Sommer, in dem der Blitz mich traf von Lauren Wolk

  Ein mächtiges Sommergewitter wirbelt 1944 Annabelles Leben durcheinander. Eigentlich will sie bloß die ersten warmen Ferientage genießen: Erdbeeren pflücken, mit ihren Brüdern durch die Maisfelder streifen und die schattige Stille in der Wolfsschlucht genießen. Da unterbricht ein heftiges Gewitter die Idylle. Annabelle gerät mitten hinein und wird vom Blitz gestreift. Sie überlebt, verfügt jedoch plötzlich über eine ebenso seltsame wie wunderbare Gabe: Sie kann die Gefühle und Ängste der Tiere um sich herum spüren. Drei Hunde sind verschwunden, auch der von Annabells Bruder. Und dann sind dort die Neuen im Dorf; der Mann fährt einen Pick-up mit einem Käfig hinten drauf; einer, mit dem man Hunde transportiert. Und aus der Scheune bellt es laut. Hält er die Hunde gefangen? Klasse Jugendroman ab 12/13 Jahren. Empfehlung! Weiter zur Rezension:   Der Sommer, in dem der Blitz mich traf von Lauren Wolk