Direkt zum Hauptbereich

Wilde Radtour mit Velociraptorin von Nils Mohl und Halina Kirschner - Rezension

Rezension

von Sabine Ibing



Wilde Radtour mit Velociraptorin 


von Nils Mohl und Halina Kirschner


Dem Schriftsteller fällt gerade nichts ein, drum schwingt er sich auf sein Fahrrad. Er staunt nicht schlecht, als plötzlich so ein Urzeitreptil, eine Ciraptorin mit einer Fahrradklingel am Daumen auf der Straße steht und den Weg versperrt. Die schlagfertige Velorciraptorin möchte nämlich schneller werden, das Radfahren von ihm lernen. Na denn ... Der Literat schraubt seinen Beiwagen an, die Dame nimmt Platz und auf geht es. In 26 Kapiteln, von A wie «Aufpumpen» bis Z wie «Ziel» beginnt eine turbulente, witzige Reise, die mit einem Fahrradrennen endet. Das Urzeitreptil entpuppt sich als ganz schön frech und schlagfertig ... 



‹Pardon?› Der Schriftsteller versteht nicht ganz.

‹Das war doch der Plan die ganze Zeit, oder? Ohne Proviant in die Pampa, mich in die Pedale treten lassen, auf Pannen hoffen.›

Er sagt: ‹Prima, prima, dass du das Pöbeln nicht verlernt hast.›

Die Ciraptorin liegt noch immer am Boden. Sie sagt: ‹Pinsel mir keinen Honig um die Bartfedern! Und nur für’s Protokoll: Das war alles Pech. Und jetzt hilf mir bitte aus der Patsche.›

Das tut unser Schriftsteller gern. Er sagt: ‹Die richtige Parole an dieser Stelle lautet: Popo hoch. Und dann wird’s Zeit für eine Pause.›»och. Und dann wird’s Zeit für eine Pause.




Nebenbei erlernen wir beim Lesen mit der Velorciraptorin die wichtigsten Begriffe, Regeln und Tipps rund ums Fahrradfahren. Zunächst ist dies eine sehr fantasievolle, witzige Geschichte, die ebenso lustig von Halina Kirschner knallgrün illustriert ist. Sprachlich ist dies Buch der Knaller schlechthin! Klasse Dialoge und eine fantasievolle Sprache machen das Kinderbuch zum Erlebnis. Und da war doch noch was ... Klar! Das ist ein Fahrradbuch für alle Fahranfänger:innen. Ganz nebenbei wird alles rund ums Fahrrad erklärt, denn die Velorciraptorin ist recht neugierig. Wissenswerte Vokabeln sind grün geschrieben und am Rand werden sie in Textvignetten erklärt. Am Ende von dieser spannenden Geschichte fallen wir durchgeschwitzt ins Bett und sind Fahrradspezialisten. Nicht schlimm, wenn wir einen Begriff vergessen haben, denn die Geschichte geht ja von A-Z und man kann die Fachausdrücke am Rand schnell wiederfinden. Klasse Idee. Der mairisch Verlag gibt eine Altersempfehlung ab 4 Jahren. Das passt. Meine Empfehlung: Abteilung Lieblingsbuch!



Nils Mohl, geboren 1971 in Hamburg, lebt als freier Schriftsteller und Drehbuchautor in seiner Geburtsstadt und besitzt einen Wohnwagen auf der Nordseeinsel Amrum. Er ist verheiratet und hat drei Kinder. Immer montags veröffentlicht er ein Gedicht auf Instagram und guckt, wenn möglich, jedes Spiel der Hamburg Towers. Für seine Werke erhielt er bisher u.a. den Josef Guggenmos-Preis für Kinderlyrik, den Österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreis und die Lola in Bronze beim Deutschen Filmpreis. Bereits 2012 erhielt er den Deutschen Jugendliteraturpreis für den später auch verfilmten Roman »Es war einmal Indianerland«. 


Halina Kirschner geboren 1982, lebt als freie Illustratorin und Grafikerin in Leipzig. Beim Radfahren macht sie gern Umwege und hat ungewöhnlich oft einen Platten. Ihre Bücher Trecker kommt mit (mit Finn-Ole Heinrich & Dita Zipfel) und Das ist das Bauhaus! wurden als »Schönste Deutsche Bücher« ausgezeichnet. Zuletzt illustrierte sie Trieste Centrale von Jaroslav Rudiš.  Kirschner hat Illustration und Grafikdesign an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig und der École supérieure des arts décoratifs de Strasbourg studiert. Seit 2010 arbeitet sie als selbstständige Illustratorin und gestaltet Bücher, Plakate, Programmhefte und vieles mehr. Außerdem leitet sie Kunstkurse und Projekte für Kinder im WERK 2, der Kulturfabrik in Leipzig.



Nils Mohl, Halina Kirschner
Wilde Radtour mit Velociraptorin
Kinderbuch, Bilderbuch, Fahrradwissen, Abenteuergeschichte, Kinder- und Jugendliteratur
Hardcover, 56 Seiten, 17 x 24 cm
mairisch Verlag, 2023
Altersempfehlung: 4 - 8 Jahre





Kinder- und Jugendliteratur

Kinder- und Jugendliteratur hat mich immer interessiert. Selbst seit der Kindheit eine Leseratte, hat mich auch die Literatur für Kinder nie verlassen. Interesse privat, später als Pädagogin, als Leserin, als Mutter oder Oma. Kinder- und Jugendbücher kann man immer lesen! Hier geht es zu den Rezensionen.
Kinder- und Jugendliteratur




Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Rezension - Sex in echt von Nadine Beck, Rosa Schilling und Sandra Bayer

  Offene Antworten auf deine Fragen zu Liebe, Lust und Pubertät Ein Aufklärungsbuch, das locker Fragen beantwortet und kurze Erfahrungsberichte von jungen Menschen einstreut, das alles mit knalligen Illustrationen unterlegt. Du bist, wie du bist, und du bist, wie du bist okay. Das Jugendbuch erklärt, stellt Fragen. Die Lust im Kopf, genießen mit allen Sinnen; was verändert sich am Körper in der Pubertät?, die Vagina, die Monatsblutung, der Penis, Solosex, LGBTQIA, verliebt sein, wo beginnt Sex?, Einvernehmlichkeit, wie geht Sex?, Verhütung, Krankheiten, Sextoys – das Buch spart nichts aus. Informieren, anstatt tabuisieren! Locker und sensibel werden alle Themenfelder sachlich vorgestellt. Prima Antwort auf offene Fragen; ab 11 Jahren. Empfehlung! Weiter zur Rezension:   Sex in echt von Nadine Beck, Rosa Schilling und Sandra Bayer

Rezension - Wolfssommer von Hans Rosenfeldt

  Ein atmosphärisch dichter und spannender Schweden-Krimi von Hans Rosenfeldt, bekannter Krimiautor und Drehbuchautor (skandinavische TV-Serie «Die Brücke», britische Fernsehserie «Marcella» über Netflix) erwartet uns mit dem Auftakt einer neuen Serie. Die Erwartungen waren hoch. Rosenfeldt hat geliefert. Die Kleinstadt Haparanda, nahe der finnischen Grenze, wird zufällig zum Schauplatz eines Drogendeals. Wer hat die Drogen und das Geld, wer wird sie am Ende bekommen? Der einzige der durchblickt, ist der Leser – Dank Mehrperspektivität. Denn alle Protagonisten tappen im Dunkeln – wissen nichts voneinander. Ein komplexer und spannungsreicher Thriller! Weiter zur Rezension:    Wolfssommer von Hans Rosenfeldt

Rezension - Kalte Füße von Francesca Melandri

  Im Winter 1942/43 flohen italienische Soldaten in Schuhen mit Pappsohlen vor der Roten Armee, Zehntausende erfroren. Der «Rückzug aus Russland» hat sich als Trauma im kollektiven Gedächtnis Italiens eingebrannt - auch in der Familie von Francesca Melandri, einer der wichtigsten Autorinnen Italiens. Ihr Vater hat ihn überlebt. Doch erst als Anfang 2022 Bilder und Orte des Kriegs in der Ukraine omnipräsent sind, wird ihr klar: Der Vater ist vor allem in der Ukraine gewesen. Sie tritt mit ihrem verstorbenen Vater in ein Zwiegespräch, wobei sie den Krieg damals mit dem Heutigen in der Ukraine vergleicht. Und es ist eine Abrechnung mit der italienischen Linken. Empfehlung, unbedingt lesen! Weiter zur Rezension:    Kalte Füße von Francesca Melandri 

Rezension - Die Grille in der Geige von Anna Haifisch

  Eines Sommers findet eine wandernde Grille im Wald eine alte Geige . «Wie praktisch!», ruft sie und zieht in das geräumige Instrument ein. Sie töpfert und zieht Nudeln und des Nachts zupft sie die Saiten, erfreut alle Insekten und Mäuse in der Umgebung mit ihrer Musik. Doch als ein bitterkalter Winter das Land überzieht, stürmen die Insekten das Heim der Grille , zerhacken es und zünden es an … Ein humorvolles Bilderbuch ab 4 Jahren – Empfehlung! Weiter zur Rezension:    Die Grille in der Geige von Anna Haifisch 

Was ist eigentlich Kriminalliteratur? - Ein Abend mit Else Laudan in der Wyborada

Am 08.11.2019 war ich zu einer Mischung aus Lesung und Definition des Begriffs Kriminalliteratur in St. Gallen in der Wyborada zu Gast, im Literaturhaus & Bibliothek in St. Gallen in der Frauenbibliothek und Fonothek Wyborada. Else Laudan sprach zum Thema Kriminalliteratur, erzählte ihren Weg mit ihrem freien Verlag Ariadne, ein Verlag, der ausschließlich literarische Kriminalliteratur von Frauen veröffentlicht. Weiter zum Artikel:    Was ist eigentlich Kriminalliteratur? - Ein Abend mit Else Laudan in der Wyborada 

Rezension - Lázár von Nelio Biedermann

  «Ein wirklich großer Schriftsteller betritt die Bühne, im Vollbesitz seiner Fähigkeiten.», so wird von ihm geschrieben. Nelio Biedermann schreibt mit 20 Jahren sein erstes Buch und das Manuskript geht in die Versteigerung – die Verlage überbieten sich, es wird in 20 Sprachen verkauft, man redet über ein sechsstelliges Vorschusshonorar – über den neuen Thomas Mann . Uff. Ich war gespannt. Mich konnte der Familienroman nicht überzeugen – leider. Weiter zur Rezension:    Lázár von Nelio Biedermann

Rezension - Motte und die Metallfischer von Sanne Rooseboom und Sophie Pluim

  Der Sommer, in dem Motte ein U-Boot fand, fing ziemlich normal an. Langweilig sogar. Doch auf einmal liegt das Schicksal der ganzen Stadt in ihren Händen. Es sind Ferien, aber Mottes Mutter muss arbeiten, einen Urlaub könnten sie sich nicht leisten. Sie ist als Personalcoach unterwegs: Mode, Schminke, Sport, Gesundheit, Ernährung. Und genau das interessiert Motte so gar nicht. Am Kai zeigt ihr Lukas das Metallfischen – ein perfektes Hobby für Motte, die neben schwarzer Kleidung das Unperfekte an Dingen liebt. Sie kauft sich einen Magneten zum Metallangeln. Vielleicht kann man sich etwas verdienen, wenn man Altmetall zur Altmetallhändlerin bringt; sie sammelt ihre ersten Schätze, die die Mutter eklig findet. Plötzlich hängt etwas ganz Großes an der Angel! Spannender Kinderroman ab 9/10 Jahren. Empfehlung! Weiter zur Rezension:   Motte und die Metallfischer von Sanne Rooseboom und Sophie Pluim

Rezension - Was danach kommt von Anika Suck

  Karmen passt einen Moment beim Autofahren nicht auf und verursacht einen Verkehrsunfall mit tragischem Ausgang – ein Kind ist tot. Es sind nur ein paar Sekunden, die Karmens Leben in seinen Grundfesten erschüttern. Denn im darauffolgenden Prozess muss sie sich einer Schuld stellen. Von der Presse Kindsmörderin getauft und von der Empörungsgesellschaft vorverurteilt, wird sie auch von ihrem sozialen Netz fallen gelassen. Am Ende muss Karmen selbst entscheiden, ob sie schuldig ist oder nicht. Mich konnte das Buch nicht überzeugen, da für mich die Darstellung der Geschichte absoluter Gerichts-Nonsens ist. Weiter zur Rezension:    Was danach kommt von Anika Suck  

Rezension - So weit der Fluss uns trägt von Shelley Read

  Am Fuße der Elk Mountains in Colorados strömt der Gunnison River an einer alten Pfirsichfarm vorbei. Hier lebt in fünfter Generation in den 1940ern die 17-jährige Victoria mit ihrem Vater, dem Onkel und ihrem Bruder Seth. In der Stadt begegnet sie Wilson Moon, und beide fühlen sich sofort zueinander hingezogen. Dramatische Ereignisse zwingen Victoria, selbst das Leben in die Hand zu nehmen. Ein wenig schwülstig, doch gut lesbar, atmosphärisch, ein Familienroman, ein Coming-of-age – gute Unterhaltung … eine Hollywood-Geschichte. Die Pilcher-Fraktion wird begeistert sein!  Weiter zur Rezension:    So weit der Fluss uns trägt von Shelley Read

Rezension - Die Lotsin von Mathijs Deen

  Was geschah auf dem Forschungsschiff? Kaum hat vor Helgoland eine Übung des niederländischen, deutschen und dänischen Grenzschutzes begonnen, geht bei der Küstenwache ein Notruf ein. Eine Klimaforscherin , die mit einem US-Forschungsschiff auf dem Weg von Grönland nach Kiel war, wird vermisst. Xander Rimbach , Ermittler der Bundespolizei See , geht an Bord. Zunächst weist alles auf einen Suizid hin. Rimbach drückt aber das Bauchgefühl, dass hier ordentlich gemauert wird. Irgendetwas stimmt nicht auf diesem Schiff. Ein literarischer Krimi, Kriminalliteratur vom Feinsten. Weiter zur Rezension:    Die Lotsin von Mathijs Deen