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Stella Goldschlag von Peter Wyden - Rezension

Rezension 

von Sabine Ibing




Stella Goldschlag 

von Peter Wyden


Der erste Satz: Stellas Tochter lebt als Krankenschwester in Israel, ist fast fünfzig, drahtig, angespannt, immer auf der Hut vor lauernden Gefahren, wie ein Reh.

Nachdem Takis Würgers »Stella« (es kamen zu belletristischen und moralischen Einwänden zu diesem Buch obendrauf juristische Einwände wegen Verletzung des Persönlichkeitsrechts – und die Forderung, den Verkauf des Buches in der aktuellen Fassung zu unterbinden) immer noch heißdiskutiert wird, entschied ich mich, den fiktionalen Roman über Stella Goldschlag nicht zu lesen, der als Coming-of-age-Geschichte gestaltet ist. Aber Stella hat wirklich gelebt, und ich erfuhr, dass Peter Wyden Anfang der 90-er ein Sachbuch über Stella herausgebracht hatte. Auf dem antiquarischen Markt war das Buch bereits vergriffen. Der Steidl Verlag reagierte schnell und legte es neu auf, nun mit Vor- und Nachnamen: Stella Goldschlag. Wer war Stella (1922–1994) und was ist an ihrer Lebensgeschichte so unglaublich? Stella war Jüdin und lebte während des 3. Reichs in Berlin, Peter Wyden (damals noch Weidenreich) war ihr Klassenkamerad auf der jüdischen Schule. Er war, wie fast alle Jungen, in das »blonde Gift« verliebt, sie war die »Marilyn Monroe der Schule«.

Wir waren keine Schafe

Fast alle von uns handelten, wenn auch manchmal zu spät. Fast alle entkamen – mit tragischen Ausnahmen. Niemand von denen, die ich kannte, wartete einfach auf die Katastrophe, als die Gefahr deutlich wurde. Wir waren keine Schafe. Wir waren auf die eine oder andere Weise Überlebende, im Gegensatz zu den anderen, den Millionen, die untergingen, den Gefassten, die nicht die psychologischen und finanziellen Mittel hatten.

Mutter Weidenreich hatte schon früh nach Hitlers Machtergreifung darauf gedrungen das Land zu verlassen. Man hatte sich frühzeitig um Ausreisepapiere bemüht, aber auch das brauchte seine Zeit. Zum einen benötigte man jemanden im Ausland, der eine Einladung schickte, der für den Lebensunterhalt bürgte, oder man brachte genügend Geld mit ins Land. Die Weidenreichs hatten eine Einladung aus den USA und genügend Kapital für die Papiere, denn Hitlerdeutschland verlangte eine dicke Gebühr für die Republikflucht und die Schiffspassage war auch nicht billig. Das heißt, die Weidenreichs gehörten zu den wenigen privilegierten Juden, die sich die Ausreise leisten konnten, und die das Glück hatten, frühzeitig einen Ausreiseantrag zu stellen und auch eine Genehmigung erhielten.

Sie war eine Prinzessin aus jener snobistischen Gruppe, die sich ›Deutsche Staatsbürger jüdischen Glaubens‹ nannte. ... Sie waren erfolgreich, zu erkennbar mit ihren eindeutig jüdischen Namen, dem Neid der Nichtjuden zu sehr ausgesetzt. Sie nahmen zu häufig Positionen im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses ein. Alle großen Berliner Warenhäuser – Wertheim, Hermann Tietz, N. Israel, KaDeWe – gehörten Juden. Alle wichtigen Zeitungsverleger und dreizehn der Theaterkritiker waren Juden. Die Bekleidungsindustrie, eine bedeutende Branche, war, wie allgemein bekannt, in jüdischer Hand.

Vor der Deportation gerettet

Die Goldschlags glaubten sich sicher in Hitlers Armen und als sie endlich kapierten, was los war, versuchten sie alles, um fortzukommen, hatten sogar von einem Verwandten aus den USA eine Schiffspassage bezahlt bekommen, doch das Schiff lief in Portugal ohne sie aus, da weder aus den USA die Einreise genehmigt war, noch die Ausreise aus Deutschland. Sie waren zu spät dran – die Länder auf der Welt weigerten sich, weitere Flüchtlinge aufzunehmen und Deutschland ließ die Juden nicht mehr hinaus. Wir erinnern uns an die Irrfahrt der St. Louis, die 937 flüchtende deutschen Juden an Bord hatte. Sie durften in Havanna nicht aussteigen, die USA verweigerte die Aufnahme und sie mussten zurückkehren. Ein Teil wurde von den Niederlanden, Frankreich (dort wurden sie später aufgegriffen) und England aufgenommen, der Rest musste nach Deutschland zurückkehren. Immerhin schafften es die Goldschlags, sich der Deportation zu entziehen. Stella, mittlerweile verheiratet, verlor allerdings ihren Mann, der aus der Fabrik abgeholt wurde und kurz darauf in einem KZ verstarb. Wie viele andere Juden tauchten die Goldschlags unter, zogen von Versteck zu Versteck, wobei Dreistigkeit siegte: Sie trugen keinen Stern, denn hellblonde Juden suchten die Nazis nicht. Im großen Berlin war es möglich, unterzutauchen. Im August 1943 wurden sie doch erwischt und im Sammellager Große Hamburger Straße inhaftiert. Und nun begann der Teil des Lebens von Stella Goldschlag, der sie nach dem Krieg vor Gericht brachte: Sie wurde im berüchtigten Keller des Gestapo-Hauptquartiers in der Berliner Burgstraße von der Gestapo gefoltert und ließ sich nun als sogenannte »Greiferin« engagieren. Auch U-Boote genannt, Juden, die durch die Stadt zogen und versteckte Juden aufgriffen, sie an die Gestapo ausliefern. Damit, so wurde ihr gesagt, würde die Familie Goldschlag vor der Deportation gerettet. Allerdings wurden die Eltern dann doch deportiert, starben im Konzentrationslager  Auschwitz und Stella macht trotzdem weiter in ihrem Job, um sich selbst zu schützen, wie sie später aussagte. Sie war mit ihrem neuen Ehemann Rolf Isaaksohn als Greiferpaar unterwegs, und sie waren in Berlin berüchtigt und gefürchtet. Sie wussten, wo sich versteckte Juden aufhielten, essen gingen (denn im Restaurant oder Imbiss benötigte man keine Lebensmittelmarken), welche Theater sie besuchten, welche Bars. Und sie kannten ziemlich viele Leute, erkannten, wie sich Untergetauchte verhalten. Die wunderschöne Stella wirkte sympathisch, sie fand schnell Zugang zu Menschen, horchte sie aus. Rolf und Stella, das beste Greiferpaar der Gestapo.

Der grauhaarige SS-Mann, der die Neuankömmlinge in Empfang nahm, hatte einen geruhsamen Job. Er informierte die erwartungsvollen Familien, dass die Männer in der Fabrik arbeiten würden, die Frauen im Haushalt, und dass die Kinder in die Schule kämen. Manchmal klatschten die Zuhörer Beifall. ... Seine Schauspielerei war großartig; niemand konnte vermuten, dass er diese Rede bis zu zehn Mal täglich hielt. ... Ein Schild wies den Weg ›Zum Bad‹. Stattdessen fanden sich aber die nackten Opfer plötzlich im Freien, von SS-Leuten umgeben, die Peitschen schwangen und sie in die zwei grauen geschlossenen Lastwagen von Saurer trieben, die an der Rampe standen. Die Menschen – rund fünfzig pro Lastwagen – schrien und versuchten zu entkommen. Es war zu spät.

Ein beeindruckendes Zeitzeugnis

Peter Wyden beschreibt in der Biografie Stellas aber nicht nur das Leben von Stella, sondern das gesamte Geschehen in Berlin, um seine Familie, befreundete Familien, die Menschen um Stella herum, berichtet von KZ-Erlebnissen. Somit ist das Buch ein beeindruckendes Zeitzeugnis der Hitlerära und der Nachkriegsjahre. Wyden beschreibt, wie Stella von den Russen als Kollaborateurin verurteilt wurde, ins Arbeitslager ging und später von den Westalliierten erneut vor Gericht gestellt wurde. Er selbst ist als Journalist in diesem Prozess anwesend. Und Jahre später trifft er sich mit ihr, versucht herauszubekommen, warum sie diesen Job gemacht hat. Er trifft sich auch mit der Tochter von Stella, die der Mutter weggenommen wurde, als sie inhaftiert wurde. Yvonne war damals 4 Monate alt. Später versuchte die Mutter, ihre Tochter zurückzubekommen, was unter anderem sicherlich an ihrer so typischen Übergriffigkeit scheiterte. Die Tochter sagte sich von ihr los, wehrte sich bereits mit vierzehn Jahren vor Gericht gegen die Mutter, wanderte später nach Israel aus.

Wer der Folter erlag, kann nicht mehr heimisch werden in der Welt; die Schmach der Vernichtung lässt sich nicht austilgen. Das zum Teil schon mit dem ersten Schlag, in vollem Umfang aber schließlich in der Tortur eingestürzte Weltvertrauen wird nicht wiedergewonnen.

Wer es sich leisten konnte, der versuchte zu gehen

Peter Wyden, mit der Familie in die USA geflüchtet, kommt als US-Soldat wieder zurück nach Europa, nach Berlin. Er wird Chefredakteur der von der US-Armee nach Beendigung des Krieges  in Berlin herausgegebenen »Allgemeinen Zeitung«. Der erste Reporter, den er einstellt, heißt Egon Bahr, der später in der westdeutschen Entspannungspolitik eine wichtige Rolle spielen wird, und  Peter Bönisch gehörte zu den Journalisten der ersten Stunde. Bereits zu dieser Zeit recherchierte Wyden zu Stella Goldschlag, eine faszinierende Frau, die ihn nie losgelassen hat. Er spürt Zeitzeugen auf und schafft es, sie zum Erzählen zu bringen, zum Schluss trifft er sich sogar mehrfach mit Stella selbst. Nie verurteilt Wyden Stellas Taten, er beleuchtet ihr Wesen von allen Seiten, indem er Zeitzeugen zu Wort kommen lässt, sich in Dokumente einliest. Er befragt Historiker und Psychologen. Das Buch geht unter die Haut. Es beschreibt ein Berlin, das auch die Juden unterteilt, »die Deutschen« und die Juden, die gerade aus dem Osten zugewandert waren, die in den äußeren Stadtteilen wohnten, kaum Deutsch sprachen, oft ungebildet waren. Ein großer Teil der Ersteren glaubte, Adolf Hitler meine nicht sie, die Deutschen, sondern die Ausländer, mit denen die deutschen Juden auch nichts zu tun haben wollten. Und Wyden ist sehr eindeutig, wenn es um Geld geht: Wer es sich leisten konnte, der versuchte zu gehen, der konnte falsche Papiere kaufen, Leute bestechen, versuchen, sich von dannen zu machen, dafür zahlen, dass er versteckt wurde. Wer arm war, der hatte keine Chance.

Am Ende des Buchs sagt Peter Wyden, ohne Stellas Unterstützung wäre dieses Buch ein anderes geworden, ein Buch, das mir so viel Moral und Sitte aufbürdete ... Wie dankt man einer chronischen Lügnerin, die, in mörderische Verschwörung verwickelt, für zahllose Tode verantwortlich ist und sich doch in bemerkenswertem Maße geöffnet hat? ... Danke Stella. Es kann für dich nicht leicht gewesen sein.

Jüdische Kollaboration mit den Nazis

20 Seiten Quellennachweis und einige Fotos runden das Buch ab. Ich bin froh, diese Stella gewählt zu haben. Ein ziemlich guter Eindruck auf diese Zeit, absolut sachlich, wertfrei, lässt einen beeindrückt zurück. Es ist die Sicht von einem Juden auf die jüdische Gemeinschaft, von einem Menschen auf die Seele des Menschen. Warum macht einer so was?, fragt Wyden, jüdische Kollaboration mit den Nazis. War Stella Opfer eines entmenschlichten Systems, Folteropfer – oder war sie schlicht eine Täterin? Zumindest hat sie alles bis zu letzt abgestritten. Glaubte sie sich selbst, war sie Meisterin im Verdrängen? Wyden kann die Frage nicht beantworten. Nach so vielen Augenzeugenberichten, die alle unabhängig das gleiche sagen, kann er Stella nicht glauben. Ein Jahr nach der Veröffentlichung von »Stella« nimmt sie sich das Leben.

Sie hielt meinen Arm umklammert. Eine flehentliche Bitte an mich, ihr zu glauben, ihre Unschuld einzusehen, kam auf mich zu. 'Du weißt, dass ich ein Gewissen habe! Ich würde doch niemanden verraten! Du kennst mich, seit wir Kinder waren, ich musste immer brav sein, meine Eltern wollten, dass ich die Beste bin!

Wer ohne Schuld ist, hebe den ersten Stein

Kann man die Frage von Schuld so genau auseinanderdividieren? Diese Frage wird Wyden bis zu seinem Tod nie loslassen. Es ist nicht nur Stella, sagt er, denn die KZ’s hätten ohne die fleißigen jüdischen Insassen gar nicht funktioniert. Jüdische Ärzte und Krankenschwestern, die Mengele fleißig beiseitestanden, Sekretärinnen, Arbeiter, Tätowierer, eine Menge von Menschen, die sich so den Hals retteten. Andere haben sich dem verweigert – und überlebt – oder sind in den Tod gegangen. Peter Wyden stellt hier klar fest, sage nie, ich könnte so etwas nicht tun, bis du nicht in solch eine Situation hineingerätst. Erst dann kannst über andere richten. Diese Einstellung hat ihm in den USA erbitterte Vorwürfe der Holocaust-Überlebenden eingebracht.



Peter Wyden wurde 1923 als Sohn jüdischer Eltern in Berlin geboren. 1937 floh die Familie in die
USA, wo Wyden an der City University of New York studierte. Anschließend verpflichtete er sich bei den amerikanischen Streitkräften und ging mit der Psychological Warfare Division der US-Armee gegen Ende des Zweiten Weltkrieges nach Europa. Als Sergeant leitete Wyden 1945 die Lokalredaktion der Allgemeinen Zeitung in Berlin. Nach Kriegsende arbeitete er weiter als Reporter in den USA für u.a. The Wichita Eagle, The St. Louis Post-Dispatch, Newsweek und Saturday Evening Post. Bis zu seinem Tod 1998 lebte Wyden in Ridgefield, Connecticut.


Dieses Interview mit und über Peter Wyden führte David Dambitsch 1993 für Kulturzeit im damaligen RIAS-Berlin.


Weitere Literatur zum Thema:

Der Reisende von Ulrich Alexander Boschwitz
Judenverfolgung - ein Mann reist von Ort zu Ort, die Bahn ist ein sicheres Versteck für ihn.

Judenverfolgung - Résistance

Judenverfolgung - eine wahre Geschichte - Odyssee der Flucht durch ganz Frankreich

Die Toten schauen zu von Gerald Kersh


Dieser Roman beschreibt das Kriegsverbrechen der Nazis im tschechischen Lidice zurückgehend auf das Attentat auf SS-Obergruppenführer Reinhard Heydrich

Der Tätowierer von Auschwitz von Heather Morris
eine wahre Geschichte

Hitlers Eliten nach 1945  von Norbert Frei  (Sachbuch - was passierte nach 1945 mit den Tätern? - Nichts, sie kamen zurück in Amt und Würde.)

Jahrhundert-Zeugen von Tim Pröse   (Überlebende Juden des Hitlerregims) 


Fantastic über das Hitlerregime: Was wäre gewesen, hätte es damals bereits Computer gegeben ...


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