Direkt zum Hauptbereich

My Culinary Ikigai von Christoph Rainer und Dr. Nikolai Wojtko - Rezension

Rezension

von Sabine Ibing



My Culinary Ikigai 


von Christoph Rainer und Dr. Nikolai Wojtko

Sterneküche auf Schloss Elmau. Fine Dining mit den Gourmetrezepten von Christoph Rainer


Christoph Rainer führt die Küche im Restaurant Luce d´Oro (zwei Sterne im Guide Michelin) auf Schloss Elmau, das zwischen Garmisch-Partenkirchen und Mittenwald liegt. Er hat mehrere Jahre in Japan gearbeitet und sich für seine Menüs inspirieren lassen, sich mit der Ikigai-Philosophie (frei übersetzt: «das, wofür es sich zu leben lohnt») auseinandergesetzt. Spaß an der Arbeit und Lust am Genuss; in diesem Fall, die Verwendung klassischer, internationaler Luxusprodukte, die durch japanische Aromen und Präsentation zu optischen und geschmacklichen Kunstwerken auf den Teller gebracht werden. 



Kürbis (Namelaka), Kaisergranat (Tempura), Palmherz (Tamarinde), Zander (Nigri)



Großer Carabinero (Tantamen, Yakitori, Sesam)


Christoph Rainer vereint die französische, bayerische und japanische Hochküche, so der Verlag. Ok, die Bayern habe ich eher nicht gespürt, die Franzosen in den Grundzutaten und die Japaner in den geschmacklichen Komponenten und natürlich in der künstlerischen Darbietung. Die Kreationen kommen oftmals mit nur drei Hauptkomponenten und Aromenbrücken aus, die durch überraschende Zubereitungstechniken und Geschmacksverbindungen zur Geltung gebracht werden. Ein spannungsreiches Spiel mit Säure, Süße und Schärfe, sowie mit unterschiedlichen Texturen und Konsistenzen machen die Gerichte zu kulinarischen Erlebnissen voller Komplexität und überraschender Momente. Ich weiß nicht, ob ich jemals eins dieser zauberhaften Kreationen nachkochen werde – aber egal, alleine sie immer wieder anzuschauen, macht den Reiz. Dieses Kochbuch hat für mich den Flair von einem Kunstband über einen Maler. Ich schaue mir die Werke an, habe nicht vor, sie nachzumalen. Denn was hier auf dem Teller liegt, ist Kunst. Ich habe mir überlegt, was es bei mir auslösen würde, real ein Menü vor mir auf dem Teller liegen zu haben … garantiert hätte ich ein schlechtes Gewissen, das Werk mit der Gabel zu zerstören. Doch es wäre ein voller Genuss – garantiert. Nebenbei wird in kurzen Sequenzen etwas über das Team Teamessen berichtet, man lernt die Ikigai-Philosophie kennen und Christoph Rainers berichtet von seinen Reisen nach Japan.



Daikon (Holunder), Morchel (Erbse), Karaage (Yuzu), Hamachi (Nigri)




Zander Matsukasa Yaki (Dashi-beurre-blac, Kalamansi, BBQ unagi)


Die Menüs bestehen aus einer Vielzahl von Gängen und jeder Gang setzt sich zusammen aus einem Kunstwerk von Einzelteilen, die wiederum eigene Zubereitungsschritte mit Teilrezepten beinhalten. Auch die Zutaten (ich will nicht das alles aufzählen, von dem ich noch nie gehört habe) hat man nicht alle im Haus, noch sind sie im Supermarkt um die Ecke zu erhalten. Andere Dinge, da bin ich mir sicher, werde ich nicht mal über das Internet erhalten. Geschickt sollte man sein, sich Zeit nehmen für Marinieren, Räuchern, Lackieren, auch für die Garzeiten. Zu den Zutaten gehören Wolfsbarsch, Steinbutt, Huhn, Reh und junges Ferkel; immer wieder dabei nichtgestopfte Biogänseleber, Kaisergranat, Gamberino, Thunfisch, Kaviar, Zander, die in allen Jahreszeiten vorkommen. Rezepte wie Ike Jime; BBQ Unag; Pate au Choux; Petits-Fours Sweet Buddha; Amuse-Bouche bis zum japanischen Eiskaffee laden ein. Ein Hobbykoch mit viel Zeit und Lust wird sich hier heranwagen können. Was man sicher mitnehmen kann, ist Inspiration und vereinzelte Teilrezepte, die man ausprobieren sollte. Insofern ist das Versprechen, das die Werbung für dieses Buch gibt: Gourmetrezepte, so aufbereitet, dass man sie zu Hause nachkochen kann, schon eine kleine Luftnummer für den gängigen Hobbykoch. Ein Register fehlt leider, es gibt weder eins nach Zutaten, noch nach Namen. Es ist ein spezielles Kochbuch, in dem sich Weltküche, in diesem Fall Europa mit Japan, zu neuem Gourmet zusammenfindet, Sterneküche zu Kunst vereint. Ein Band für die Freunde der Hochküche. Joss Andres hat die Kunstwerke fotografisch in Szene gesetzt, was gut gelungen ist. Hier lenkt nichts ab. Meist weiße Teller ohne Hintergrund, setzen das Produkt in Szene. 



Christoph Rainer, Dr. Nikolai Wojtko
My Culinary Ikigai
Sterneküche auf Schloss Elmau. Fine Dining mit den Gourmetrezepten von Christoph Rainer
Fotos von Joss Andres
Kochbuch, Rezepte, Weltküche, Japanische Küche, Sterneküche, Kulinarisches, Sachbuch, Gourmetrezepte
Hardcover, 240 Seiten, 245 x 298 mm, fester Einband (mit Lesebändchen)
Matthaes Verlag, 2023



Weiteres zum Thema:

Die Weltköche zu Gast im Ikarus von Uschi Korda, Martin Klein Ikarus-Team

Wer sich fragt, warum ein Essen in einem 5*-Restaurant so teuer ist, der kann es hier erfahren. Haute Cuisine hautnah: Kulinarische Highlights aus dem Restaurant Ikarus im Hangar-7 in Salzburg! Die absolute Weltspitze der Gourmetküche verrät hier ihre Geheimnisse und visionären Ideen – das Resultat sind unvergessliche Menüs und exklusive Gerichte, die Koch-Profis und engagierte Hobbyköche mit diesem Kochbuch nachkochen können! Jeder dieser Spitzenköche ist ausführlich in Wort und Bild porträtiert, angereichert mit vielen großformatigen Fotos. Denn dieser Band ist ein Schwergewicht, keine Frage. Küchengeschichten und Rezepte auf hohem Niveau! Wer ein Geschenk für engagierten Hobbykoch sucht, oder einen exquisiten Feinschmecker, der liegt mit diesem Buch richtig.

Weiter zur Rezension:   Die Weltköche zu Gast im Ikarus von Uschi Korda, Martin Klein Ikarus-Team


Eckart Witzigmann – Was bleibt von Christoph Schulte

In dieser zweibändigen Buchausgabe präsentiert der Eckart Witzigmann seine Lebenserinnerungen und seine berühmtesten Klassiker. Er ist ein Pionier und Visionär, der die Welt der Kulinarik wie kaum ein anderer Koch geprägt hat. Er etablierte die Nouvelle Cuisine im deutschsprachigen Raum und begründete damit eine neue Schule des Kochens. Im ersten Band lässt der Sternekoch Revue passieren: Was ihm wichtig war. Wichtig ist. Und wichtig bleibt. Im zweiten Band, dem dickeren, präsentieren seine Schüler die Witzigmann-Rezepte neu und ergänzen eine eigene Neukreation als Hommage an das Werk des Meisters. Empfehlung für Genießer!

Weiter zur Rezension:   Eckart Witzigmann – Was bleibt von Christoph Schulte


Kulinarische Bücher 

Kochbücher, Backbücher und alles rund um Lebensmittel findet sich kompakt auf dieser Seite. Auch Genussromane, soweit ich welche lese. Schleckermäulchen also hierher klicken:


Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Was ist eigentlich Kriminalliteratur? - Ein Abend mit Else Laudan in der Wyborada

Am 08.11.2019 war ich zu einer Mischung aus Lesung und Definition des Begriffs Kriminalliteratur in St. Gallen in der Wyborada zu Gast, im Literaturhaus & Bibliothek in St. Gallen in der Frauenbibliothek und Fonothek Wyborada. Else Laudan sprach zum Thema Kriminalliteratur, erzählte ihren Weg mit ihrem freien Verlag Ariadne, ein Verlag, der ausschließlich literarische Kriminalliteratur von Frauen veröffentlicht. Weiter zum Artikel:    Was ist eigentlich Kriminalliteratur? - Ein Abend mit Else Laudan in der Wyborada 

Rezension - Nur noch kurz ein kleiner Furz! von Jonny Leighton und Mike Byrne

Kinder lieben Pupsbücher! Wie ist das eigentlich mit den Tieren? Wie pupsen die? Auf einer urkomischen Reise durch das Reich der Flatulenz beobachten Elefant und Maus die unterschiedlichsten Fürze. Und so lernt die Maus, dass Pupsen die normalste Sache der Welt ist! Witzig gestaltet, den Text in Reimform gebracht, macht dieses Bilderbuch Spaß! Lustiges Bilderbuch ab 3 Jahren, Empfehlung! Weiter zur Rezension:   Nur noch kurz ein kleiner Furz! von Jonny Leighton und Mike Byrne

Rezension - Chronisch gesund statt chronisch krank von Dr. med. Bernhard Dickreiter

Von der Schulmedizin bis heute ignoriert: Die wahren Ursachen der chronischen Zivilisationskrankheiten – und was man dagegen tun kann Noch nie hat es so viele chronisch Kranke gegeben wie heute: Arthrose, Diabetes, Alzheimer, Rückenleiden, Krebs, Burnout usw. Der Internist, Reha-Experte und Ganzheitsmediziner Dr. med. Bernhard Dickreiter ist überzeugt, dass diese Patienten selbst aktiv etwas dagegen unternehmen können. Sein Standpunkt: Wir müssen alles dafür tun, damit es den Zellen in unserem Organismus gut geht. Jede Zelle ist von einer organtypischen Umgebung eingeschlossen, in die sogenannte extrazelluläre Matrix (EZM). Dort zieht die Zelle ihre Nährstoffe, den Sauerstoff, und hier entsorgt sie ihre Abfallstoffe. Ist die Zellumgebung nicht gesund, werden wir krank. Die Schulmedizin bekämpft meist nur Symptome: Schmerzen – Schmerztablette. Die Ursachen werden oft nicht hinterfragt, bzw. operabel versucht zu beheben: neues Knie, neue Hüfte usw. Dickreiter geht ganzheitlich vor. ...

Abbruch - Alles Gute von Eva Rossmann

  Alles Gute von Eva Rossmann Abbruch! Wir beide kamen nicht zusammen. Der Anfang konnte mich nicht begeistern, ich fühlte mich eher wie in einem Kochbuch, nicht wie in einem Krimi. Peter Gruber hat Eine App gegen die Spaltung der Gesellschaft geschrieben, «LISA wünscht ALLES GUTE», die Millionen User hat und damit ist er reich geworden, aber er hat den größten Teil in eine Stiftung gesteckt und etwas für seine Nichte bereitgelegt. Weil er sich bedroht fühlt, verabredet er sich mit der Journalistin Mira Valensky. Gruber erscheint nicht, ist plötzlich spurlos verschwunden. Freiwillig untergetaucht – wenn ja warum? Oder was immer auch passiert ist … Ich habe versucht, zu verstehen, was das für eine App ist. Man kann damit Menschen per Strichmännchen «Alles Gute» wünschen? Und damit soll Gruber Millionen verdienen, weil die User dafür bezahlen? Peter Gruber, ein ehemaliger Lehrer, der vor heutigen politischen Tendenzen warnt, die an die 1930er Jahre erinnern, plädiert für mehr Freundl...

Rezension - #Erstkontakt von Bruno Duhamel

  Doug, ein ehemaliger Fotograf lebt von der Öffentlichkeit zurückgezogen in den schottischen Highlands. Niemand liked seine Fotos, er ist frustriert, darum hat er seit 17 Monaten nichts veröffentlicht. Doch dann fotografiert er durch Zufall am See vor seiner Haustür ein seltsames Wesen – und teilt den Schnappschuss im sozialen Netzwerk «Twister». Danach geht er duschen, kommt zurück, kann es nicht fassen: «150.237 Personen haben auf ihren Post reagiert; 348.069 mal geteilt». Sofort bereut er seinen Post. Er ahnt, was nun geschehen wird, er hat Büchse die Pandora geöffnet … Ein herrlicher Comic, Graphic Novel, fast ein Cartoon, nimmt mit schwarzem Humor Social Media und Aktivist:innen diverser Gruppen auf die Schippe. Weiter zur Rezension:    #Erstkontakt von Bruno Duhamel

Rezension - Entführung im Drachenwald von Barbara van den Speulhof und Kurzi Shortriver

Theos bester Freund ist der Drache Kokolo, aber das darf keiner wissen. Denn Drachen gibt es ja gar nicht. Mitten in der Nacht klopft Kokolo an Theos Fensterscheibe: Sie müssen schnell etwas unternehmen denn der fiese Adler Malo hat eins der Babys von Tante Xenna Drachen entführt!  Werden sie noch rechtzeitig kommen? Lesenlernen mit einem Comic, kurze Texte, für Leseanfänger konzipiert. Eine spannende Graphic Novel ab 6 Jahren. Empfehlung! Weiter zur Rezension:    Entführung im Drachenwald von Barbara van den Speulhof und Kurzi Shortriver

Rezension - Italien: Food. People. Stories von Haya Molcho & Söhne

  Haya Molcho begibt sich mit ihren Söhnen auf eine italienische Reise von Triest bis nach Sizilien, wobei sie lokale Produzent:innen und Köch:innen besuchen, die über die unterschiedlichsten Facetten der italienischen Kochkunst erzählen und uns ihre liebsten Rezepte verraten. Im zweiten Teil der kulinarischen Reise gibt es italenische Rezepte der Familie, typisch Neni. Levantinische Küche trifft auf italienische Originalrezepte; dabei auch traditionelle italienische Gerichte im Original. Reiseliteratur, Kulinarisches mit vielen Rezepten, Italienische Küche, Levante-Küche – Empfehlung. Weiter zur Rezension:   Italien: Food. People. Stories von Haya Molcho & Söhne

Rezension - Mäc Mief und die stinkbesonderen Unterhosen von Carola Becker, Ina Krabbe

  Wer hat die Superschaf-Unterhose geklaut? Finn ist sauer! Jemand hat seine stinkbesonderen Unterhosen von der Leine gestohlen. Sein Freund Mäc Mief muss den Dieb aufspüren, denkt sich Finn. Das schottische Schaf Mäc Mief liebt nichts mehr, als auf seiner Weide zu stehen und in Ruhe saftiges Gras zu fressen. Aber für seinen Lieblingsmenschen Finn geht die Spürnase auf die Suche. Gemeinsam mit seiner Freundin, Hütehund Bonnie, versuchen sie a la Sherlock Holms und Watson der Unterhosenbande auf die Spur zu kommen.  Weiter zur Rezension:    Mäc Mief und die stinkbesonderen Unterhosen von Carola Becker, Ina Krabbe

Rezension - Demon Copperhead von Barbara Kingsolver

  Gesprochen von Fabian Busch Ungekürztes Hörbuch, Spieldauer: 20 Std. und 39 Min. Ein Trailer in den Wäldern Virginias. Das Land der Tabakfarmer und Schwarzbrenner, der «Hillbilly-Cadillac»-Stoßstangenaufkleber an rostigen Pickups, aufgegeben von sämtlichen Superhelden und dem Rest der Nation. Hier kommt Demon Copperhead zur Welt. Seine Teenie-Mutter ist frisch auf Entzug, der Vater tot. Ein starker Charakter mit großer Klappe und einem zähen Überlebenswillen schlägt sich durch: Er lebt in Armut mit einer Junkie-Mutter, ein gewalttätiger Stiefvater kommt dazu, es folgen Pflegefamilien mit Gewalt, Missbrauch, Kinderarbeit. Aufwärts geht es mit Comiczeichnen, Football; weiter geht es mit Drogensucht durch Oxi und Meth, erste Liebe und unermesslicher Verlust. Ein Bildungsroman, der berührt, kraftvoll erzählt. Empfehlung. Weiter zur Rezension:  Demon Copperhead von Barbara Kingsolver 

Rezension - Romina Casagrande Feuer auf den Bergen

  Mächtig sind die Berge, hart ist das Leben der Landwirte an der Grenze zwischen Italien und Österreich. Luce lebt in den späten Siebzigern mit ihrem Vater und Bruder versteckt im Wald. Nachts riskieren die Männer auf alten Schmugglerpfaden ihr Leben, doch die Welt verändert sich schnell. – Der Junge mit dem Wolfshund, der sich Hase nennt, der mit dem Auto verunfallte, will nicht zurück nach Hause. Er glaubt, er kann im Wald überleben; bloß nicht in ein Heim gesteckt werden. Zunächst klappt das Überleben in einer Höhle, doch im Winter wird es schwierig; er bricht in eine alte Hütte ein. Luces Familie gehört dieses Haus. Sie greifen greift ihn auf – und er darf bei ihnen bleiben. Guter Heimatroman zum Thema Freiheitskampf für Tirol. Weiter zur Rezension:    Feuer auf den Bergen von Romina Casagrande