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Mimi, Jakob und die sprechenden Hunde von Elina Braslina und Sanita Muižniece - Rezension

Rezension

von Sabine Ibing



Mimi, Jakob und die sprechenden Hunde 


von Elina Braslina und Sanita Muižniece


Was sind das bloß für Vögel, fragen sich die sprechenden Hunde, als Jakob Vogel mit seinem Vater durch Maskatschka (übersetzt Moskauer Vorstadt), dem heruntergekommene Stadtteil von Riga schlendert. Die gehören doch nicht hierher! Man muss sie beobachten! Papa ist Architekt und er muss eine Dienstreise antreten. Drum gibt er Jakob für eine Woche zu Onkel Falk und Cousine Mimi. Falk macht keinen kuschligen Eindruck auf Jakob, genauso wenig wie dieses Stadtteil. Mimi ist eine Zicke, die nichts mit Jakob zu tun haben will. Und dann fangen die beiden Kinder auch noch an zu streiten. In seiner Wut zeichnet Jakob, der auch Architekt werden will, ein Bild von diesem beschaulichen Stadtteil, zeichnet mitten hinein ein paar Hochhäuser. Denn alles, was Jakob zeichnet, wird wahr. Bald bereut er seine Tat, doch mit dem Zurückzeichnen gibt es ein Problem ... Eine spannende Kindergeschichte aus der lettischen Hauptstadt.






Und richtig, am nächsten Tag rückt ein Bautrupp an, sperrt alles vor der Haustür ab, Bagger und Betonmischer der Baufirma Raffke rücken an. Die alten Häuser sollen eingerissen werden, Bäume werden gefällt werden. Und wo sollen nun die sprechenden Hunde leben? Das bunte Viertel Maskatschka wird es bald nicht mehr geben. Wolkenkratzer sollen hier in den Himmel ragen. Mimi und die Hunde können sich nicht leiden und Jakob und Mimi sind sich auch nicht ganz grün. Aber wenn es darum geht, den Stadtteil zu retten, müssen sie zusammenhalten. Das funktioniert. Kriegsbeil begraben, zusammenhalten und eine Strategie entwickeln. Hier geht es um große Sachen. Und nebenbei findet man sogar am Ende Respekt und Sympathie füreinander – man muss sich nur kennenlernen.



Der Comic basiert auf einem Zeichentrickfilm. Eine typische Heldenreise, in der Freundschaft und Mut alles überwindet. Kraftvolle Farben machen das Kinderbuch zum Erlebnis. Inhaltlich geht es hier um das  Problem der Gentrifizierung. Einfache Stadtteile werden abgerissen, Stahlbeton, mit Luxuswohnung entsteht. Die Natur muss weichen, und all die Menschen, die sich die neuen Wohnungen nicht leisten können auch. Doch diese Freunde wollen sich das nicht gefallen lassen. Werden sie den Abriss verhindern können? Der Reprodukt Verlag schlägt ein Lesealter ab 6 Jahren vor. Das ist für mich in Ordnung.



Die Abenteuer der beiden Kinder und der sprechenden Hunde wurden von der Kinderbuchautorin Luīze Pastore erdacht. Ihr Buch «Maskačkas Tāsts» («Die Geschichte der Moskauer Vorstadt») war ein großer Erfolg in Lettland. Es wurde ins Englische übersetzt und dann von Edmunds Jansons als Zeichentrickfilm adaptiert. Elína Braslinas Comic “Mimi, Jakob und die sprechenden Hunde” basiert lose auf dem gleichnamigen Film.

Elīna Brasliņa, geboren 1988 in Riga, ist eine preisgekrönte lettische Illustratorin und Übersetzerin, die bereits mehr als 30 Bücher veröffentlicht hat. Ihre verschiedenen exzentrischen Charaktere und ihre heitere Ironie erlangten schnell Popularität und Anerkennung. Ihr internationales Debüt feierte sie 2016 mit Illustrationen für Kate Wakelings Kindergedichtband «Moon Juice» (Emma Press, 2016). 


Trailer zum Trickflim: 



Elina Braslina, Sanita Muižniece
Mimi, Jakob und die sprechenden Hunde
Aus dem Lettischen übersetzt von Matthias Knoll
Handlettering von Michael Hau
Kinderbuch, Comic, Graphic Novel, Kindercomic
Hardcover, 80 Seiten, farbig, 17 x 23 cm
Reprodukt Verlag, 2021
Lesealter: ab 6 Jahren







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Kinder- und Jugendliteratur hat mich immer interessiert. Selbst seit der Kindheit eine Leseratte, hat mich auch die Literatur für Kinder nie verlassen. Interesse privat, später als Pädagogin, als Leserin, als Mutter oder Oma. Kinder- und Jugendbücher kann man immer lesen! Hier geht es zu den Rezensionen.
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