Rezension
von Sabine Ibing
Knackwurst und Rakete
von Mathias Jeschke und Maja Bohn
Gedichte für Kinder und alle, die es werden wollen
Sprachspielereien für Kinder, Poesie, Reime, Lustiges, mal still und nachdenklich, auch mal verrückt und rätselhaft – so die Beschreibung. Die meisten Gedichte fand ich langweilig und antiquiert. Tut mir leid, wenn ich das so sagen muss. «Er ist ein Spieler vom bayrischen Land, / die Eltern haben ihn Thomas genannt.» Na was für ein Fußballspieler! Die Reime stolpern mehr schlecht als recht, sind handwerklich nicht ganz rein. Manches soll wohl witzig sein, mir schien es abgestanden vom Altherrenstammtisch. Einige Gedichte halte ich nicht für kindgerecht.
Der Fuchs schnürt durch den Garten.
Das Holz der Veranda ist warm.
Die Welt ist ganz verschwommen.
Ich blicke hinaus auf den See.
Im Schilf klagt die Blesshuhn-Oboe.
Der Fuchs schnürt durch den Garten. ...
In diesem Stil geht es noch eine Weile weiter. Ich weiß nicht, ob ein Kind damit etwas anfangen kann. Ich selbst kann nicht erklären, was in diesem Sinn «schnürt» bedeuten soll (schürt den Herd, das Feuer?). Das Herkunftswörterbuch bietet eine sehr veraltete Form für gehen: langsam laufen und dabei die einzelnen Tritte in einer Linie hintereinandersetzen. Aber ist das zeitgemäß - denn ich bin ja selbst bereits Großmutter? Ist solche Lyrik für Kinder fassbar, interessant? Auch mit solchen Gedichten für 4-jährige kann ich nichts anfangen, ganz abgesehen vom faden Humor - aber der ist ja bekanntlich Geschmacksache:
Gestern Nacht trank die Forelle
so mal eben auf die Schnelle
sieben Liter Weizenbier,
dann drei Schnäpse oder vier
und auch noch zwei Flaschen Wein.
Ja, ja, doch, das musste sein.
Da merkte selbst der Kabeljau:
Na, jetzt ist die Forelle blau.
Die Illustrationen fetzen, sind gelungen, machen Spaß. Für mich ist die Hälfte der Gedichte für Kinder ungeeignet. In sofern kann ich auch mit der Altersempfehlung ab 4 Jahren seitens des Sauerländer Verlags nicht mitgehen. Hier versammelt sich einiges, das in die Erwachsenenabteilung gehört. Und allgemein sind diese Gedichte eher ab der Grundschule anzusiedeln. Die Illustrationen verführen zuzugreifen – denn Maja Bohn hat witzige Elemente in das Buch gebracht – eine Komik, die die Texte leider nicht erreichen. «Gedichte für Kinder und alle, die es werden wollen», auch dieser abgestandene Satz des Untertitels passt sich ins Bild. Der Sauerländer Verlag gibt ein empfohlenes Alter: ab 4 Jahren. Ich mag gar keine geben, siehe oben.
Mathias Jeschke, 1963 in Lüneburg geboren, studierte Evangelische Theologie und arbeitet heute als Verlagslektor in Stuttgart. Er hat mehrere Gedichtbände für Erwachsene veröffentlicht. Außerdem schreibt er Literatur für Kinder. Seine beiden Bilderbücher über den »Wechstabenverbuchsler« wurden besonders erfolgreich.
Maja Bohn, in Rostock geboren, absolvierte nach einer abgebrochenen Tanzausbildung eine Buchhändlerlehre und arbeitete danach einige Jahre im Verlagswesen in Berlin. Mitte der neunziger Jahre begann sie ihr Studium an der Kunsthochschule Berlin Weißensee. Seit dem Abschluss arbeitet sie als Illustratorin und Autorin für Kinder- und Schulbücher.
Kinderbuch Gedichte, Poesie, Lyrik
Hardcover, 96 Seiten
S.Fischer Sauerländer Verlag, 2021
Empfohlenes Alter: ab 4 Jahre (von mir: siehe oben)
Kinder- und Jugendliteratur
Kommentare
Kommentar veröffentlichen