Rezension
von Sabine Ibing
Inspektor Mouse und der Gang in die Tiefe
von Caroline Ronnefeldt
Sie hatten ihn brutal zusammengeschlagen und ihm dann auch noch die Schnurrhaare abgeschnitten.
Der Miezcedes steht unter der Katzanie. Sekretärin Mimi Stubenrein, Prokurist Kralle, Syndikus Tigerius Seidig, Kasimir Bart, Präsident Puschel, Sergeant Fischgrät … die Karthäuser Bank, ein mit Kratzbaumholz getäfelter Flur, ein von schweren rauchgrauen Samtportieren umrahmtes Bogenfenster, ein Tresor der Firma Schleicher & Söhne … Der Jugendkrimi hat mich in seiner Wortspielerei und Atmosphäre anfänglich beeindruckt. Mit viel Humor, gespickt mit literarischen Anspielungen, ermitteln in Kratzburg Katzen mit krallenscharfem Verstand! So der erste Eindruck. Leider konnte mich der Katzenkrimi trotz allem nicht ganz begeistern.
Altbackene Tonalität und zu wenig Spannung
Diese den Alltag der Anwohner betreffende Information hatten Mouse und Fischgrät auf der Litfaßsäule einem neu aussehendem Amtsblatt der Stadtverwaltung entnehmen können, das aus den morbiden Papierschachten herausstach und besagte, dass der Name des alten Platzes mit zwei Markttagen in der Woche tatsächlich noch immer seiner Nutzung entsprach.
Ein dreister Einbruch hält die Kratzburger Kriminalpolizei in Atem: Der Tresor der Mäusemixfabrik wurde des Nachts spektakulär gesprengt und der Inhalt klammheimlich durch die Abwasserkanäle abtransportiert. Eine Spur führt zum Hafen ins Amüsierviertel. Spätestens als die Leiche des Barkeepers Morpheus im Wasser schwimmt, ist klar, dass die Verbrecherbande vor nichts zurückschreckt. Dem melancholischen Inspektor Mouse bleibt nichts anderes übrig, als über seinen Katzenschatten zu springen und ausgerechnet mit dem grobschlächtigen Oberinspektor Murr zusammenzuarbeiten … Ein Jugendbuch? Eher nicht – Allage, bzw. ein Krimi für Menschen, die Spaß an der Sprache haben, Geduld besitzen und denen Spannung nicht wichtig ist. Caroline Ronnefeldt hat eine ausgesprochen feine Fantasie für die Worterfindung und sie beschreibt Orte und ihre Protagonisten so, dass sie einem bildlich vor Augen stehen. Hut ab. Doch manchmal ist genau das zu viel, zu ausufernd. Lange Sätze, Schachtelsätze, eine altbackene Tonalität verleidet oft das Lesen – Jugendliche werden mit dem Sprachstil ihr Problem haben (wenn es mir als Oma bereits an vielen Stellen zu antiquiert ist). Ein typisch angelegter Whodunnit, Mysterykrimi, auch leider mit einem lange vorher abzusehenden Ende. Der Überreuter Verlag gibt eine Altersempfehlung ab 14 Jahren. Ich empfehle das Buch nur bedingt als Jugendbuch – eher für Erwachsene, die einen gemütlichen Krimi suchen, der wenig Spannung aufkommen lässt und Leser, die sich von den Worterfindungen verzaubern lassen wollen.
Caroline Ronnefeldt studierte Kunstgeschichte in München und Illustration in Hamburg, wo sie heute noch wohnt. Mit ihrer «Quendel»-Trilogie schuf sie eine hochgelobte literarische Fantasywelt. Die Inspiration für ihre Bücher findet sie auf dem Land, in dem verwunschenen Garten ihrer Familie. Immer an ihrer Seite: ihr Siamkater Selwyn, mit dem sie sich den Platz am Schreibtisch teilt.
Inspektor Mouse und der Gang in die Tiefe
Hardcover, 384 Seiten
Jugendkrimi, Krimi, Polizeikrimi, Whodunnit, Mysterykrimi, Jugendbuch, Katzenkrimi
Überreuter, Anette Betz Verlag, 2023
Altersempfehlung: ab 14 Jahren, Allage
Krimis und Thriller
Ich liebe Krimis und Thriller. Natürlich. Spannend, realistisch, gesellschaftskritisch oder literarisch, einfach gut … so stelle ich mir einen Krimi vor. Was ihr nicht oder nur geringfügig bei mir findet: einfach gestrickte Krimis und blutrünstige Augenpuler.
Krinis und Thriller
Kommentare
Kommentar veröffentlichen