Rezension
von Sabine Ibing
Edgar, Ellen & Poe
von Antje Leser
Rabenstarker Hexenmut
Ellen ist eine junge Hexe, die auf ihre Aufnahmeprüfung für die Hexengemeinschaft der Veggihexen in der Walpurgisnacht hinfiebert. Sie lebt auf der Insel Walpurga. Doch die frechen Krawallhexen um Ranunkula, Felgen-Helge, Touren-Tina, Routen-Ute und Frisöse von der Bläser Konnäkschn rasen vermummt auf modernen Laubbläsern heran, bringen das Fest der Besenhexen durcheinander, lassen die Prüfung platzen. Eine Unverschämtheit! Denn «seit dem Erlass von 1666 durften Hexen nur noch auf vegan gefertigten Flugobjekten durch die Luft reisen.» Nun wird Ellen von Oberhexe Hortensia-Emilia zusammen mit ihrem Seelentier, dem Raben Edgar mit einer Botschaft ins Hexenlager der Krawallhexen geschickt, die auf der Bohrinsel Gischtpickl wohnen. Dabei geraten die Freunde zwischen die Fronten! Hortensia-Emilia hält den Raben Poe gefangen, das Seelentier der Ranukula und diese wiederum schnappt sich Edgar, den Raben der anderen. Die Oberhexen der beiden Clans sind Schwestern, die im Dauerstreit liegen. Ein Plan muss her, die Hexengruppen wieder zu einen.
Der Plan ist gescheitert, Ellen bekommt von allen Seiten verbale Prügel. Aber sie findet einen neuen Freund: den Raben Poe. Und zu allem Unglück kentert vor der Küste ein Riese mit seinem Schiff, der nun beiden Clans eine Menge Ärger macht. Doch in der Krise steckt die Kraft! Wer ist hier gut, wer böse, wer wird zusammenarbeiten? Wenn man sie Sache von allen Seiten betrachtet, sich jede Sicht einzeln anhört, dann liegen alle Beteiligten gar nicht so weit auseinander. Ellen versucht, Probleme zu lösen, indem sie sie anpackt – und wird genug zu tun bekommen. Antiquierte vegane Hexen auf Besen versus Currywurst futternde Krawall-Hexen mit Lederkutte auf frisierten Laubbläsern.
Eine witzige, turbulente Geschichte, die grundsätzlich nach alter Hexen-Machart gestrickt ist. Was mir jedoch fehlte, das war Magie! Ein atmosphärischer Zauber, Hexenkessel, Tränke, Zaubersprüche, magische Momente – Atmosphäre in der Sprache. Erst am Ende wird gezaubert, das nicht gerade stimmungsvoll. Das Buch ist für mich eher ein stürmischer Abenteuerroman im Hexenmodus. Nette Unterhaltung, bei der Toleranz und Freundschaft im Mittelpunkt stehen. Alexander von Knorre trägt witzige kleine Illustrationen bei, die den Text auflockern. Der Ueberreuter Verlag gibt eine Altersempfehlung ab 8 Jahren. Die Buchstaben sind ziemlich groß, auch für Omas ohne Lesebrille geeignet. Ich denke, vorlesen kann man das Kinderbuch ab 6 Jahren – ansonsten für Erstleser einzustufen.
Antje Leser studierte Germanistik und Romanistik in Heidelberg und Freiburg, bevor sie sich als Lektorin und Journalistin selbstständig machte. Sie denkt sich Geschichten für Kinder und Jugendliche aus, schreibt Reportagen und brütet über Sachtexten. Einige Jahre verbrachte sie mit ihrer Familie in Connecticut auf halbem Weg zwischen New York und Boston. Mittlerweile lebt sie als freie Autorin mit ihrem Mann, einem wilden Katzentrio und zwei windschnellen Isländern in der Nähe von Bonn.
Alexander von Knorre, geboren 1982 in Magdeburg, studierte nach Aufenthalten in Florida und Rumänien Visuelle Kommunikation in Weimar. Hier lebt er mit Vergnügen immer noch – nun mit Frau und Töchtern sowie Katze, Hühnern und Meerschweinchen. Seit 2010 ist er Diplom-Designer und seither tätig als Comiczeichner, Geschichtenerfinder und Illustrator.
Rabenstarker Hexenmut
Illustrator: Alexander von Knorre
Kinderbuch, Kinderroman, Erstleser, Abenteuer, Fantasy, Leseanfänger
Hardcover, 224 Seiten
Ueberreuter Verlag, 2021
Altersempfehlung: ab 6/8 Jahren
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