Rezension
von Sabine Ibing
Die Eloquenz der Sardine
von Bill Francois
Unglaubliche Geschichten aus der Welt der Flüsse und der Meere
Es brummt und donnert, als schnarchte das Meer. Dies Geräusch ist das Stärkste ... der Wellen, die sich an den Küsten brechen, des Windes, der über die Wasseroberfläche fegt, aber auch der Erde und ihrer Launen. In diesem Schnarchen liegen das Bersten der Eisberge an den Polen, das Knirschen der Erdbeben am Rande der ozeanischen Rücken und das Atmen ferner Stürme.
Stumm wie ein Fisch? Stimmt das? Wenn der Fisch an Land auf Eis liegt, ausgenommen – dann ist er stumm. In diesen Essays erfahren wir unter anderem etwas über die Sprache der Fische, wie jeder auf seine Weise laut oder leise kommuniziert – unter Wasser gibt es nämlich eine große Geräuschkulisse. Jedes Essay in diesem Buch unterliegt einem Thema. Bill Francois berichtet liebevoll über Meeresbewohner, über Sachverhalte, die den meisten Menschen unbekannt sind. Eingestreut sind Erlebnisse, Mythen und Sagen, Witziges, Unterhaltsames. Aale und Lachse, die Tausende Kilometer zurücklegen, der Tanz der Sardinen, verschiedene Art der Aufzucht, aber nicht nur die Fische kommen zu Wort. Muscheln, Tintenfische, Garnelen: Unglaubliche Geschichten aus der Welt der Flüsse und der Meere.
Zum Beispiel können Sardellen die vom Weibchen gelegten Eier nicht vom Plankton unterscheiden, von dem sie sich ernähren, weshalb sie achtundzwanzig Prozent ihres eigenen Nachwuchses fressen.
Der Merlin kann Makrelenschwärme mit ultravioletter Farbe blenden – sie in Schockstarre versetzen, «Umberfische krächzen, Barsche brummen und Knurrhähne knurren»; wir erfahren etwas über geschwätzige Fische und Zähneknirscher, singende Seepferdchen, tauchen ein in die Wiegenlieder der Wale. Meeresbewohner, die ihren Laich auffressen oder den geschlüpften Nachwuchs, Mütter, die in Grotten über dem Nachwuchs wachen und dabei verhungern, kurz bevor er schlüpft, Weibchen, die die Männchen nach der Begattung auffressen, wechselnde Geschlechter, Farben und Düfte unter Wasser. Es gibt viel Wissenswertes aus der Fischwelt zu berichten. Aber auch Geschichten; mit Streetfishern steigt der Autor in den Bauch von Paris hinab, zu Aalen, Flussbarschen, Döbeln, Flusswelsen und Kaulbarschen. Die Gefährdung der Meere und der Arten, Überfischung und Verschmutzung sind auch ein Thema. Kulturgeschichte, z. B. wie das Magenta-Färben mit Seeschnecken in Vergessenheit geriet, man dann nach der bestimmten Schnecke lange suchte, obwohl das Rezept bereits in der Bibel niedergeschrieben war. Bloß dort hat keiner gesucht. Und warum darf in der Fastenzeit Fisch und Geflügel gegessen werden? Mal sachlich, mal im Plauderton bis hin zum Poetischen fliegt man wie gebannt durch die Seiten. Eine Hommage auf die Bewohner der Gewässer dieser Erde; ein wundervolles Buch, das uns Fische und andere Meeresbewohner näherbringt. Die Metapher stumm wie ein Fisch wird man nach dieser Lektüre garantiert nicht mehr benutzen. Bill Francois hat seinen Text mit ein paar feinen eigenen Grafiken ausgeschmückt.
Die Eloquenz der Sardine
Aus dem Französischen übersetzt von Frank Sievers
Essays, Meereswelt, Fische und andere Meeresbewohner
Gebunden, 234 Seiten,
C.H.Beck Verlag, 2021
Vielen Menschen ist sicher eine Tatsache nicht bewusst: Das menschliche Leben hängt vom Meer ab! Und die Zukunft des Meeres hängt von uns ab! Wir sind gerade dabei, unsere eigene Zukunft zu zerstören! Meere und Ozeane bedecken 71 % unseres «blauen Planeten». Sie regulieren das Klima, produzieren 50 % des Sauerstoffs, sichern Milliarden Menschen Nahrung und Arbeit. 80 % aller Lebewesen leben im Wasser! Plastikmüll, Erderwärmung, Überfischung usw. Mariasole Bianco beschreibt die Zusammenhänge und den Wert der Meere als Stabilisator unseres Ökosystems sowie als Garant für Biodiversität. Dies Sachbuch ist ein wichtiges Buch zur Aufklärung unseres Ökosystems, über das was in den Meeren schiefläuft und wie wir unser Leben noch retten können. Bewusstsein schaffen für die großen Probleme der Welt, Handlungsstrategien aufzeigen.
Rezension: Planet Ozean von Mariasole Bianco
Von Yeti-Krabben, leuchtenden Medusen und anderen Geheimnissen des Meeres
Die Tiefsee ist das geheimnisvollste Ökosystem der Erde. Schade, dass hier der Originaltitel nicht übersetzt wurde, denn der ist punktgenau für dies Buch: «The Deep: The Hidden Wonders of Our Oceans and How We Can Protect Them». Ich hatte etwas anderes erwartet – aber ich war angenehm überrascht – in der Hauptsache beschäftigt sich dieses Buch mit der Frage, wie wir unsere Erde, speziell die Meere, noch retten können. Alex Rogers, einer der international führenden Meeresforscher, hat auf zahllosen Expeditionen in die Tiefsee noch unbekannte Lebewesen am Grund des Pazifiks untersucht, wovon er hier berichtet, lebendig und emotional, – aber auch von den katastrophalen Geschehnissen, fachlich sachlich, wenn es um Raubbau der Meere, Zerstörung von Lebenswelten und Umweltverschmutzung geht.
Weiter zur Rezension: Das große tiefe Blau von Alex Rogers
Fische beherrschen die Meere und Süßgewässer und damit sieben Zehntel der Erdoberfläche. Die Meeresbiologin Helen Scales berichtet von Erfahrungen und Untersuchungen, von den Erlebnissen ihrer Tauchgänge, von Kuriosem, flechtet alten Sagen ein und es gelingt ihr, verständlich und unterhaltsam uns den Fisch näherzubringen. Die Mischung aus Wissenschaft und Unterhaltung, Erlebnisberichten und Seemannsgarn macht dieses Buch zu einem Leseerlebnis. Taucher, Fischliebhaber und Meeresfreunde werden hier ihren Spaß haben und sicher das ein oder andere Neue erfahren.
Weiter zur Rezension: Im Auge des Schwarms – Von Fischen, dem Meer und dem Leben von Helen Scales
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