Direkt zum Hauptbereich

Die Ausbrecher von Soledad Romero und Julio Antonio Blasco - Rezension

Rezension

von Sabine Ibing



Die Ausbrecher 


von Soledad Romero und Julio Antonio Blasco

Die unglaublichsten Gefängnisausbrüche und Fluchten der Weltgeschichte


Wer eingesperrt ist – und auch noch für lange Zeit, der sehnt sich nach der Freiheit. Gefangen zu sein, bedeutet nicht immer Knast. Man hat auf jeden Fall genügend Muße, zu überlegen, wie man am besten entkommen könnte. Spektakuläre Gefängnisausbrüche und Fluchten werden hier vorgestellt, im Retrostil, aufgemacht wie Zeitungsartikel. Raffinierte Pläne, lange Vorbereitungen; manche Gefangene nehmen Beeindruckendes auf sich, wenn es ums Entkommen geht, sei es, dass die Flucht ihren Tod bedeuten könnte. Dieses unterhaltsame Kindersachbuch enthüllt einige der mutigsten und verwegensten Ausbrüche der Geschichte und begibt sich auf die Spuren der Inhaftierten, die ihre Freiheit um jeden Preis zurückgewinnen wollten.



Soledad Romero und Julio Antonio Blasco stellen in «Die Ausbrecher» die abenteuerlichsten und spektakulärsten Fluchten und Ausbrüche der Weltgeschichte vor. Es beginnt mit Ciacomo Casanova, einem der literarisch bekanntesten Ausbrüche aus den Bleikammern Venedigs. Casanova saß im Gefängnis, weil er verbotene Bücher besaß ... Es folgt die Geschichte von Henry Brown, der sich selbst 1849 per Post in einer Holzkiste versteckt in den Norden der USA verschickte und so der Sklaverei entkam. Der berühmte Illusionist Alfred Houdini war plötzlich wie vom Erdboden verschluckt. Hier ist zu lesen, wie er aus der Haftanstalt fliehen konnte. Die legendäre Flucht dreier Insassen von der Gefängnisinsel Alcatraz wird dargestellt. Ebenso die aufsehenerregende Ballonflucht im Jahr 1979 zweier Familien aus der DDR nach Westdeutschland. 38 Frauen gelang es 1971 aus einem Frauengefängnis in Montevideo, Uruguay, zu entkommen. 



Die Geschichten geben Einblick in raffinierte Pläne, liefern Eckdaten wann und wo die Flucht stattfand, die Gründe, auch warum dem ein oder andere die Freiheit verwehrt war. Sie geben Hintergrundinformationen zum historischen Kontext; Porträts, Lagepläne und Infografiken veranschaulichen die Ausbruchsgeschichten. Ebenfalls wird erzählt, was mit den Geflüchteten im weiteren Verlauf ihres Lebens geschah. Wurden sie wieder geschnappt? Was wurde aus ihnen? Freiheitsentzug, auch die Begründung, warum jemand eingesperrt ist, kann vielseitig sein – genau das gefällt mir an diesem Sachkinderbuch, denn es setzt sich grundsätzlich somit mit dem Thema Freiheit auseinander.  Dieses Sachbilderbuch ist aufgezogen im journalistischen Stil, und weil diese Geschichten historisch sind, passt der Retrostil ziemlich gut dazu. Spannend und informativ – geschichtsträchtiger Stoff, den man nicht in der Schule durchnimmt. Der Verlag Kleine Gestalten gibt eine Altersempfehlung ab 10 Jahren. Das passt für mich. Empfehlung!



Soledad Romero begann ihre Karriere als Kreativdirektorin in der Werbebranche. Nebenbei gründete sie ihren eigenen Verlag und arbeitete mit Kunstschaffenden aus der ganzen Welt. Nun widmet sie sich vollends der Kreation von Kinderbüchern als Autorin wie auch als Herausgeberin.


Julio Antonio Blasco arbeitet seit über 15 Jahren als Illustrator und Grafikdesigner. Mit Zeichnung, Malerei, Collage und anderen Techniken erweckt er Bücher und Charaktere zum Leben. Wenn er nicht zeichnet, verbringt er seine Zeit unter Bäumen und inmitten von Pflanzen und Blumen.



Soledad Romero, Illustrationen von Julio Antonio Blasco
Die Ausbrecher
Die unglaublichsten Gefängnisausbrüche und Fluchten der Weltgeschichte
Kinderbuch, Kindersachbuch, Sachbilderbuch, Flucht, Giacomo Casanova, Alfred Houdini
Hardcover, 64 Seiten, 22 × 27 cm
Kleine Gestalten Verlag, 2022
Altersempfehlung: ‎ ab 10 Jahren







Kinder- und Jugendliteratur

Kinder- und Jugendliteratur hat mich immer interessiert. Selbst seit der Kindheit eine Leseratte, hat mich auch die Literatur für Kinder nie verlassen. Interesse privat, später als Pädagogin, als Leserin, als Mutter oder Oma. Kinder- und Jugendbücher kann man immer lesen! Hier geht es zu den Rezensionen.
Kinder- und Jugendliteratur


Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Rezension - Sex in echt von Nadine Beck, Rosa Schilling und Sandra Bayer

  Offene Antworten auf deine Fragen zu Liebe, Lust und Pubertät Ein Aufklärungsbuch, das locker Fragen beantwortet und kurze Erfahrungsberichte von jungen Menschen einstreut, das alles mit knalligen Illustrationen unterlegt. Du bist, wie du bist, und du bist, wie du bist okay. Das Jugendbuch erklärt, stellt Fragen. Die Lust im Kopf, genießen mit allen Sinnen; was verändert sich am Körper in der Pubertät?, die Vagina, die Monatsblutung, der Penis, Solosex, LGBTQIA, verliebt sein, wo beginnt Sex?, Einvernehmlichkeit, wie geht Sex?, Verhütung, Krankheiten, Sextoys – das Buch spart nichts aus. Informieren, anstatt tabuisieren! Locker und sensibel werden alle Themenfelder sachlich vorgestellt. Prima Antwort auf offene Fragen; ab 11 Jahren. Empfehlung! Weiter zur Rezension:   Sex in echt von Nadine Beck, Rosa Schilling und Sandra Bayer

Rezension - Wolfssommer von Hans Rosenfeldt

  Ein atmosphärisch dichter und spannender Schweden-Krimi von Hans Rosenfeldt, bekannter Krimiautor und Drehbuchautor (skandinavische TV-Serie «Die Brücke», britische Fernsehserie «Marcella» über Netflix) erwartet uns mit dem Auftakt einer neuen Serie. Die Erwartungen waren hoch. Rosenfeldt hat geliefert. Die Kleinstadt Haparanda, nahe der finnischen Grenze, wird zufällig zum Schauplatz eines Drogendeals. Wer hat die Drogen und das Geld, wer wird sie am Ende bekommen? Der einzige der durchblickt, ist der Leser – Dank Mehrperspektivität. Denn alle Protagonisten tappen im Dunkeln – wissen nichts voneinander. Ein komplexer und spannungsreicher Thriller! Weiter zur Rezension:    Wolfssommer von Hans Rosenfeldt

Rezension - Kalte Füße von Francesca Melandri

  Im Winter 1942/43 flohen italienische Soldaten in Schuhen mit Pappsohlen vor der Roten Armee, Zehntausende erfroren. Der «Rückzug aus Russland» hat sich als Trauma im kollektiven Gedächtnis Italiens eingebrannt - auch in der Familie von Francesca Melandri, einer der wichtigsten Autorinnen Italiens. Ihr Vater hat ihn überlebt. Doch erst als Anfang 2022 Bilder und Orte des Kriegs in der Ukraine omnipräsent sind, wird ihr klar: Der Vater ist vor allem in der Ukraine gewesen. Sie tritt mit ihrem verstorbenen Vater in ein Zwiegespräch, wobei sie den Krieg damals mit dem Heutigen in der Ukraine vergleicht. Und es ist eine Abrechnung mit der italienischen Linken. Empfehlung, unbedingt lesen! Weiter zur Rezension:    Kalte Füße von Francesca Melandri 

Rezension - Lázár von Nelio Biedermann

  «Ein wirklich großer Schriftsteller betritt die Bühne, im Vollbesitz seiner Fähigkeiten.», so wird von ihm geschrieben. Nelio Biedermann schreibt mit 20 Jahren sein erstes Buch und das Manuskript geht in die Versteigerung – die Verlage überbieten sich, es wird in 20 Sprachen verkauft, man redet über ein sechsstelliges Vorschusshonorar – über den neuen Thomas Mann . Uff. Ich war gespannt. Mich konnte der Familienroman nicht überzeugen – leider. Weiter zur Rezension:    Lázár von Nelio Biedermann

Rezension - Die Grille in der Geige von Anna Haifisch

  Eines Sommers findet eine wandernde Grille im Wald eine alte Geige . «Wie praktisch!», ruft sie und zieht in das geräumige Instrument ein. Sie töpfert und zieht Nudeln und des Nachts zupft sie die Saiten, erfreut alle Insekten und Mäuse in der Umgebung mit ihrer Musik. Doch als ein bitterkalter Winter das Land überzieht, stürmen die Insekten das Heim der Grille , zerhacken es und zünden es an … Ein humorvolles Bilderbuch ab 4 Jahren – Empfehlung! Weiter zur Rezension:    Die Grille in der Geige von Anna Haifisch 

Was ist eigentlich Kriminalliteratur? - Ein Abend mit Else Laudan in der Wyborada

Am 08.11.2019 war ich zu einer Mischung aus Lesung und Definition des Begriffs Kriminalliteratur in St. Gallen in der Wyborada zu Gast, im Literaturhaus & Bibliothek in St. Gallen in der Frauenbibliothek und Fonothek Wyborada. Else Laudan sprach zum Thema Kriminalliteratur, erzählte ihren Weg mit ihrem freien Verlag Ariadne, ein Verlag, der ausschließlich literarische Kriminalliteratur von Frauen veröffentlicht. Weiter zum Artikel:    Was ist eigentlich Kriminalliteratur? - Ein Abend mit Else Laudan in der Wyborada 

Rezension - Motte und die Metallfischer von Sanne Rooseboom und Sophie Pluim

  Der Sommer, in dem Motte ein U-Boot fand, fing ziemlich normal an. Langweilig sogar. Doch auf einmal liegt das Schicksal der ganzen Stadt in ihren Händen. Es sind Ferien, aber Mottes Mutter muss arbeiten, einen Urlaub könnten sie sich nicht leisten. Sie ist als Personalcoach unterwegs: Mode, Schminke, Sport, Gesundheit, Ernährung. Und genau das interessiert Motte so gar nicht. Am Kai zeigt ihr Lukas das Metallfischen – ein perfektes Hobby für Motte, die neben schwarzer Kleidung das Unperfekte an Dingen liebt. Sie kauft sich einen Magneten zum Metallangeln. Vielleicht kann man sich etwas verdienen, wenn man Altmetall zur Altmetallhändlerin bringt; sie sammelt ihre ersten Schätze, die die Mutter eklig findet. Plötzlich hängt etwas ganz Großes an der Angel! Spannender Kinderroman ab 9/10 Jahren. Empfehlung! Weiter zur Rezension:   Motte und die Metallfischer von Sanne Rooseboom und Sophie Pluim

Rezension - So weit der Fluss uns trägt von Shelley Read

  Am Fuße der Elk Mountains in Colorados strömt der Gunnison River an einer alten Pfirsichfarm vorbei. Hier lebt in fünfter Generation in den 1940ern die 17-jährige Victoria mit ihrem Vater, dem Onkel und ihrem Bruder Seth. In der Stadt begegnet sie Wilson Moon, und beide fühlen sich sofort zueinander hingezogen. Dramatische Ereignisse zwingen Victoria, selbst das Leben in die Hand zu nehmen. Ein wenig schwülstig, doch gut lesbar, atmosphärisch, ein Familienroman, ein Coming-of-age – gute Unterhaltung … eine Hollywood-Geschichte. Die Pilcher-Fraktion wird begeistert sein!  Weiter zur Rezension:    So weit der Fluss uns trägt von Shelley Read

Rezension - Wenn das Wasser steigt von Dolores Redondo

  1983 , der Polizist Noah Scott ist besessen davon, den Serienmörder Bible John zu erwischen. Er steht im Verdacht, Frauen, die aus Diskotheken verschwanden, nie wieder auftauchten, ermordet zu haben. Seit Jahren ist Noah an dem Fall dran, und er glaubt, den Täter identifiziert zu haben. Er folgt John Clyde und es gelingt ihm, auf seinem persönlichen Friedhof die Handschellen anzulegen – doch dann krampft sich etwas in seiner Brust zusammen und es wird schwarz vor seinen Augen … Ein spanischer literarischer Thriller vom Feinsten! Weiter zur Rezension:    Wenn das Wasser steigt von Dolores Redondo

Rezension - Was danach kommt von Anika Suck

  Karmen passt einen Moment beim Autofahren nicht auf und verursacht einen Verkehrsunfall mit tragischem Ausgang – ein Kind ist tot. Es sind nur ein paar Sekunden, die Karmens Leben in seinen Grundfesten erschüttern. Denn im darauffolgenden Prozess muss sie sich einer Schuld stellen. Von der Presse Kindsmörderin getauft und von der Empörungsgesellschaft vorverurteilt, wird sie auch von ihrem sozialen Netz fallen gelassen. Am Ende muss Karmen selbst entscheiden, ob sie schuldig ist oder nicht. Mich konnte das Buch nicht überzeugen, da für mich die Darstellung der Geschichte absoluter Gerichts-Nonsens ist. Weiter zur Rezension:    Was danach kommt von Anika Suck