Rezension
von Sabine Ibing
Der Bär mit dem roten Kopf
von Michael Stavaric und Ulrike Möltgen
Die Beschreibung rot oder blau genügt mir selten, denn jede Farbe ist facettenreich. Nicht rot - sondern
… mohnrot, krebsrot, ziegelrot, hellrot, himbeerrot, fuchsrot, kupferrot, weinrot, korallenrot, lachsrot, feuerrot, rosarot, kirschrot, flamingorot, rubinrot, schwarzrot, rosenrot, kardinalrot, rostrot, orangerot, glutrot, knallrot, purpurrot, rot wie Blut … Oh – wie viele verschieden Rottöne es doch gibt! Und sie alle hatten ihr eigenes Wort bekommen. Doch ein «bärenrot» gab es definitiv nicht. Seufz! Brumm! Das machte den Bären mit dem roten Kopf sehr traurig.
Der Bär mit dem roten Kopf ist einzigartig. Und genau das macht ihn traurig. Er geht los, andere seiner Art zu suchen. Er trifft dabei auf eine Bärin mit grünem Kopf, die »bärengrün« sucht. Die beiden werden ein Paar und bekommen Kinder. Und wer in der Farbenlehre aufgepasst hat, der weiß nun, warum die Bären braun sind.
Auf der einen Seite geht es um Wahrnehmung, zu unterscheiden, genau hinzusehen – auf der anderen Seite die Unterschiede als Schönheit wahrzunehmen, als etwas Natürliches. Der Bär hier wird nicht ausgegrenzt, er schämt sich für seine Andersartigkeit. Auf jeder Seite macht ihm ein Tier des Waldes klar: Hey, du musst dich nicht verstecken – so wie du bist, bist du ok! Für mich besticht das Buch in seiner Grafik. Die Collagen sind wundervoll. Die Wucht entsteht durch die kräftigen Farben, Komplementärfarben, ein Augenschmaus. Die Kollagen sind einfach strukturiert, bereits für kleine Kinder erfassbar. Auch die Texte sind kurz, elementar und sicher bereits für Kinder ab drei Jahren geeignet, der Verlag empfiehlt ab vier Jahren. Und ich bin mir sicher – einfach zum ansehen, wird das Buch bereits ganz kleine Kinder begeistern – und Große, so wie mich.
Michael Stavaric wurde 1972 in Brno (Tschechoslowakei) geboren und kam nach Österreich. Dort studierte er Slawistik sowie Publizistik/Kommunikationswissenschaften. Heute lebt er als freier Schriftsteller, Übersetzer und Dozent in Wien. Nach dem Studium war er im diplomatischen Dienst tätig. Er ist Dozent für Poetik an verschiedenen Universitäten in Salzburg, München und New York. Seine Geschichten sind vom kreativen Zugang zur Sprache geprägt. Die formale Auseinandersetzung mit der deutschen Sprache ist und bleibt der Angelpunkt seines literarischen Schaffens. Er verbindet in seinen Arbeiten immer wieder das Surreale mit dem Absurden und das Groteske mit dem Ironischen. Michael Stavaric erhielt zahlreiche Stipendien und Auszeichnungen.
Ulrike Möltgen wurde 1973 in Wuppertal geboren, studierte Kommunikationsdesign. Schon während des Studiums sind zahlreiche Bilderbücher von ihr veröffentlicht worden. Die bekanntesten sind die der «Mondbär»-Reihe, die unter anderem als Kinofilm und 52-teilige TV-Serie verfilmt wurde. Seit 1995 hat sie an zahlreichen Trickfilmprojekten für die «Sendung mit der Maus» mitgearbeitet. Für mehrere ihrer über 50 Bücher hat sie verschiedene Auszeichnungen bekommen. Die Originale ihrer Bilder waren und sind immer wieder in Ausstellungen in ganz Deutschland zu sehen. Wenn sie sich nicht gerade in neue Zeichnungen und Collagen stürzt, gibt sie ihr Wissen an junge Künstler weiter.
Michael Stavaric (Text), Ulrike Möltgen (Bild)
Der Bär mit dem roten Kopf
Bilderbuch
Aracari Verlag, 2017, 28 Seiten, gebunden
Cover mit Partiallack bedruckt
Format 22,0 x 26,0 cm
ab 4 Jahren
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