Rezension
von Sabine Ibing
Butz und Rosi fahren ans Meer
von Ruth Feile
Butz, Rosi, Mama Wutz und Papa Bär wollen in den Urlaub reisen. Als sie am Bahnhof ankommen, ist der Schreck groß! Die Fahrkarten liegen zu Hause auf dem Küchentisch! Es ist noch genügend Zeit, und Papa Bär kann schnell rennen. Puh, geschafft! Die Fahrt kann losgehen. Im Bilderbuch fehlt mir hier die Spannung:
«Sie sind viel zu früh am Bahnhof. Das ist gut, denn Fahrkarten liegen zu Hause auf dem Küchentisch. Papa Bär kann aber sehr schnell rennen. Als sie losfahren, ist Papa Bär besorgt, dass sie etwas vergessen haben.»
Im Prinzip mag ich dieses Bilderbuch. Vorlesen würde ich es allerdings mit eigenem Text. Ein Buch muss sprachlich packen, spannend sein, Emotionen tragen; es muss lebendig sein – auch bereits für kleine Leser. Doch lese ich dieses Bilderbuch vor, fange ich automatisch an zu leiern. Das liegt an den Sätzen, an den Worten, am Inhalt. Natürlich muss man für keine Kinder kurze Sätze konstruieren. Aber diese hier klingen ziemlich statisch. Aber auch stilistisch ist die Autorin extrem einfach vorgegangen. An einigen Stellen hätte ich mir bessere Ausdrucksweise gewünscht. «Am Morgen kommt sehr viel Wetter von rechts.» Was bitte ist Wetter und was ist rechts und was bedeutet in diesem Zusammenhang kommt? Gemeint sind Regen und Wolken. Die verschiedenen Satzteile sind in diesem Kinderbuch in bunten Buchstaben gedruckt. Dummerweise habe ich zunächst gedacht, das habe einen Sinn, wie alle Adjektive / Substantive usw. oder bestimmte Satzteile wie Ortsbestimmungen usw. herauszustellen. Es gibt hierbei aber keine Ordnung. Allerdings stört das Bunte beim Lesen. Automatisch bremst man am Ende einer Farbe – was aber nicht mit den Lesepausen identisch ist.
Lässt man den Text weg, mit dem ich gar nicht klarkomme, gefällt mir das Buch. Die Geschichte beschreibt einen Urlaub an der See (im Norden). Ankommen, umsehen, spielen, angeln, im Meer baden, Tiere kennenlernen, sonnenbaden, Wind und Regen erleben – eben das, was einen Nord- oder Ostseeurlaub ausmacht. Unaufgeregt, aber mit viel Spaß. Besonders hat mir die ausgefallene Art der Gestaltung gefallen. Ruth Feile arbeitet mit Stoff. Patchworkbilder aus Stoff, besetzt mit Perlen, Knöpfen, Stickstichen (Ich weiß nicht, ob es echte Patchwork ist oder ob es computeranimierte Grafiken sind), Bilder, die dann am Rechner nachbearbeitet werden. Das ist ein eigener Stil, der opulent herüberkommt. Fazit: Inhaltlich, grafisch ein fein gestaltetes Bilderbuch, bei dem ich aber lieber den eignen Text einfüge. Der Rieder Verlag gibt eine Altersempfehlung ab 2 Jahren. Das ist mir ein wenig tief gegriffen für die Erlebnisverarbeitung und Textverarbeitung von Kindern und für die Seitenzahl. Ab 3 Jahren würde ich empfehlen.
Ruth Feile, geboren 1972 in München, lebt und arbeitet als Autorin, Illustratorin und Steinmetzin mit ihrem Mann und ihren beiden Söhnen in München. Mit Bildern aus bunten Stoffen, Perlen, Knöpfen und Borten schöpft sie seit vielen Jahren die Geschichten des Bärenkinds Butz mit Schwesterchen Rosi, Mama Wutz und Papa Bär. Inzwischen gibt es sechs Kinderbücher aus der Butz-und-Rosi-Serie.
Butz und Rosi fahren ans Meer Band 6
Butz und Rosi - Band 6
Kinderbuch, Bilderbuch, Urlaub am Meer
Hardcover, 36 Seiten, 324mm x 246mm
Rieder Verlag, 2021
Altersempfehlung: ab 2 Jahren (Verlag) ab 3 Jahren von mir.
Die Vorlagen der Bilder für alle Bücher von Ruth Feile sind, wie auch aus den Verlagsinfotexten klar hervorgeht, genäht und gestickt und dann abfotografiert, es wurde nichts am Bildschirm nachbearbeitet oder retuschiert.
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