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As Good As Dead von Holly Jackson - Rezension

Rezension

von Sabine Ibing




As Good As Dead 


von Holly Jackson 


Wer wird nach dir suchen, wenn du verschwindest?


Ich hatte « A GOOD GIRL’S GUIDE TO MURDER» gelesen, ein spannender Jugendthriller – und dieser toppt es noch im Spannungsbogen. Das ist gelungen. Doch wer sich ein wenig mit Forensik auskennt, glaubt ab der Mitte der Autorin kein Wort. Es geht wieder um die Jugendliche Pip, die einen Podcast zu unaufgeklärten Verbrechen führt. In letzter Zeit erhält Pip immer wieder anonyme Nachrichten mit der Frage: Wer wird nach dir suchen, wenn du verschwindest? Sie hat das Gefühl, gestalkt zu werden. Als sie Zusammenhänge zwischen dem Stalker und einem Serienmörder aus der Gegend aufdeckt, kommt ihr ein schrecklicher Verdacht: Kann es sein, dass der Mann, der seit sechs Jahren wegen der Morde im Gefängnis sitzt, gar nicht der eigentliche Täter ist? Und das der wirkliche Täter nun sie im Visier hat? 


Die Wendung des Charakters

Ein schrilles ‹Ping› ertönte in ihren Ohren. Pip drehte ihr Handy um und sah aufs Display. Es war eine E-Mail, die über das Formular auf ihrer Website eingegangen war. Wieder dieselbe Nachricht: Wer sucht nach dir, wenn du es bist, die verschwindet? Von ‹ano-nymous987654321@gmail.com›. Wieder eine andere E-Mail-Adresse, aber exakt die gleiche Botschaft. Pip bekam sie jetzt seit Monaten, zusammen mit anderen bildhaften Kommentaren von Trollen. Wenigstens war sie poetischer und reflektierter als die unverhohlenen Vergewaltigungsdrohungen. Wer sucht nach dir, wenn du es bist, die verschwindet? Pip blickte auf die Frage. In der ganzen Zeit hatte sie nie darüber nachgedacht zu antworten. Wer würde nach ihr suchen? Sie wollte gern glauben, dass Ravi es würde. Ihre Eltern. Cara Ward und Naomi.


Good girl change to bad girl ... Wie gesagt, die Geschichte ist spannend. Wenn man aber den Charakter dieser Personen als absolut tadellos und ehrenhaft beschreibt, ist es nicht glaubwürdig, ins Gegenteil zu kippen. Wenn man einfach die Geschichte herunterliest, ohne nachzudenken, ist sie sehr spannend. Ohne Frage. Je länger man aber über die Ereignisse nachdenkt, um so mehr schüttelt man mit dem Kopf. Jemand begeht ein Verbrechen, nicht geplant, aus der Situation heraus. Eigentlich müsste ein braver Charakter nun vor Angst zittern, wie ein aufgeschrecktes Huhn agieren. Doch diese Person agiert eiskalt, sofort in der Minute nach der Tat und vertuscht sehr geschickt mit viel krimineller Energie die Tatzeit, um sich ein Alibi zu besorgen, säubert extrem pingelig bis in die letzte Ecke den Tatort und die Umgebung. Damit nicht genug, die Person will die Tat einer andern Person anhängen, die sie nicht leiden kann. Und oben drauf zieht sie dazu einige Freunde dazu, die ihr helfen müssen. Der Tatort wird manipuliert.


Spannend, aber extrem unrealistisch

Gut, es ist ein Jugendthriller … Aber sollte man genau darum nicht mehr Moral vom Protagonisten erwarten? Und für wie blöd hält die Autorin die Polizei? Wer einen penibel gesäuberten Tatort vorfindet, der der mit Indizien auf einen Täter nur so zugepflastert ist, und das gleiche im Haus des angeblichen Täters, der würde sofort an eine Manipulation des Tatorts denken. Die Rechtsmedizin wird ebenfalls ausgetrickst. Nein, Holly Jackson, auch die dümmsten Rechtsmediziner würden darauf nicht hereinfallen, weil es so nicht ganz funktioniert. Die Forensik ist nicht blöd. Hier sind ein paar scharfe Fehler unterlaufen. Sehr spannend – hat mir Spaß gemacht. Allerdings habe ich ab der Mitte mit viel Schmunzeln und Lacher gelesen, über diesen unglaubwürdigen Plot: Wie sich Klein Fritzchen Forensik vorstellt, wenn man ein wenig Fachliteratur geschnuppert hat – aber eben nicht genug. Von der Psychologie das Gleiche: Kein braver Charakter steckt das so einfach weg – und noch dümmer ist es, den ganzen Freundeskreis als Mittäter zu inszenieren, das auch noch mit braven Teenies. Jeder Einzelne kippt bei der ersten haten Befragung um. Das ist alles recht konstruiert. Lesen, nicht drüber nachdenken – dann passt es: spannend. Der One Verlag, gibt eine Altersempfehlung ab 14 Jahren. Ich tendiere eher zu 15/16.


Holly Jackson hat sich schon als Kind gern Geschichten ausgedacht. Sie lebt in London, und wenn sie nicht gerade schreibt oder liest, spielt sie am liebsten Computerspiele oder sucht nach Rechtschreibfehlern auf Verkehrsschildern. AS GOOD AS DEAD ist der dritte Band der Bestsellerreihe A GOOD GIRL’S GUIDE TO MURDER.



Holly Jackson 
As Good As Dead
Originaltitel: As Good as Deade, 2021
Aus dem Englischen übersetzt von Sabine Schilasky
Jugendthriller, Jugendbuch, Thriller, Kinder- und Jugendbuch
Broschur, 512 Seiten
One Verlag, Luebbe, 2023
Altersempfehlung: ab 14 Jahren (Verlag), von mir: 15/16





A GOOD GIRL’S GUIDE TO MURDER von Holly Jackson

Ein überraschend guter Jugendkrimi ab 14 Jahren! Für ein Schulprojekt will Pippa, genannt Pip, den Vermisstenfall «Andie Bell» rekonstruieren, wobei sie die Bedeutung der Printmedien und Social Media untersuchen will. Andie Bell war fünf Jahre zuvor in einer Nacht verschwunden. Ihr Freund Sal Singh wurde verdächtigt, denn es gabt einige Spuren, die zu ihm führten, die Medien fuhren sich auf ihn ein. Sal Singh hatt kurz darauf Suizid begonnen, sich an einem Baum aufgehängt. Für den gesamten kleinen Ort und für die Polizei war die Sache klar: Andie ist ermordet worden, Sal bringt sich um und gesteht somit den Mord. Pip will genau wissen, was damals geschah.






Kinder- und Jugendliteratur

Kinder- und Jugendliteratur hat mich immer interessiert. Selbst seit der Kindheit eine Leseratte, hat mich auch die Literatur für Kinder nie verlassen. Interesse privat, später als Pädagogin, als Leserin, als Mutter oder Oma. Kinder- und Jugendbücher kann man immer lesen! Hier geht es zu den Rezensionen.

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