Rezension
von Sabine Ibing
A GOOD GIRL’S GUIDE TO MURDER
von Holly Jackson
Der Anfang: Pip wusste, wo sie wohnten. Jeder in little Kilton wusste, wo sie wohnten. Ihr Zuhause war zu einem Spukhaus geworden.
Ein überraschend guter Jugendkrimi ab 14 Jahren! Für ein Schulprojekt will Pippa, genannt Pip, den Vermisstenfall «Andie Bell» rekonstruieren, wobei sie die Bedeutung der Printmedien und Social Media untersuchen will. Andie Bell war fünf Jahre zuvor in einer Nacht verschwunden. Ihr Freund Sal Singh wurde verdächtigt, denn es gabt einige Spuren, die zu ihm führten, die Medien fuhren sich auf ihn ein. Sal Singh hatt kurz darauf Suizid begonnen, sich an einem Baum aufgehängt. Die Geschichte wurde damals nie geklärt. Weder Andie tauchte auf, noch wurde ihre Leiche gefunden, noch wurde ermittelt, wer der Täter gewesen könnte, soweit Andie überhaupt tot war. Für den gesamten kleinen Ort und für die Polizei war die Sache klar: Andie ist ermordet worden, Sal bringt sich um und gesteht somit den Mord. Pip glaubt, die Medien und Social Media, die diese Sache sehr aufgebauscht hatten, seien schuld daran, dass man Sal für einen Mörder hält, er nie eine Chance hatte – sie glaubt sogar, Sal sei unschuldig, die gesamte Untersuchung sei manipuliert.
Pip geht trickreich vor
Wenn du rumläufst und gefährliche Fragen stellst, Mädchen, wirst du einige gefährliche Antworten finden.Fein säuberlich macht sich Pip einen Plan. Rekonstruktion des Abends, an dem Andie Bell verschwand. Anfrage an die Polizei zur Einsicht der Akten. Wer war Andie? Interviews mit Personen, die Andie nahestanden, mit Personen, die auf dieser Party waren. Stück für Stück baut sie ihre Recherche zusammen, geht dabei trickreich vor – ein Cosi Krimi, ein Whodunnit, ein fein gemacht. Spuren führen weiter, andere ins Nichts, und an manchen Stellen kann etwas nicht stimmen. Pip ist sich sicher: Sal Singh ist kein Mörder!
Eine Art Ermittlungstagebuch
Obwohl Sal nie eine Chance gehabt hatte, sich zu verteidigen, galt er als schuldig. Nicht im rechtlichen Sinne, aber in jedem anderen, auf den es ankommt.Die Geschichte wird durch Pi erzählt, und sie fügt Protokolle, SMS-Konversationen, Transkripte von Interviews, Skizzen und andere Dinge hinzu. So vermischt sich die Erzählung mit einer Reportage, eine Art Ermittlungstagebuch. Während sie recherchiert, kristallisiert sich immer mehr heraus, dass Andie nicht unbedingt ein nettes Mädchen war – so wir sie in den Medien dargestellt wurde. Pip erfährt, wie Trauer auf verschiedene Art gelebt wird, denn es gibt nicht nur Trauer um Andie, sondern auch um Sal. Rassismus, Drogenkonsum, sexualisierte Gewalt, es werden eine Menge Themen angesprochen. Pip und Andie stehen im Vordergrund und sind gut charakterisiert. Bei den anderen Protagonisten hätte es gern eine Schippe mehr sein dürfen. Pip ist intelligent und recherchiert für ihre Aufgabe recht gut. Doch zum Ende hin spielt ihr ein wenig oft Kommissar Zufall in die Hand und ihre Schlussfolgerungen sind spontan und folgerichtig immer auf der richtigen Spur … Man verzeiht es. Ein prima Jugendroman, wendungsreich, überraschend, ein spannender Krimi zum Miträtseln, abgestimmt auf das Alter von ab 14 Jahren. Eine Protagonistin, mit der man sich identifizieren kann.
Holly Jackson, geb. 1992, hat sich schon als Kind gern Geschichten ausgedacht. Sie lebt in London, und wenn sie nicht gerade schreibt oder liest, spielt sie am liebsten Videospiele oder sucht nach Rechtschreibfehlern auf Verkehrsschildern. A Good Girl’s Guide to Murder ist ihr Debüt.
Holly Jackson
A GOOD GIRL’S GUIDE TO MURDER
Übersetzt von Sabine Schilasky
Originaltitel: A GOOD GIRL’S GUIDE TO MURDER, 2018
Jugendliteratur, Jugendkrimi
Hardcover, 480 Seiten
One; Bastei Lübbe, 2019
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
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