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Wichtelgeschichten von Erich Heinemann und Fritz Baumgarten - Rezension

Rezension

von Sabine Ibing






Wichtelgeschichten 


von Erich Heinemann und Fritz Baumgarten 

Der große Sammelband



Die vier schönsten Bilderbücher von Fritz Baumgarten als Sammelband, für kleine und große Wichtelfans. Ein Klassiker, den selbst ich in meiner Kindheit gern gelesen habe. Denn in Wichtelhausen gibt es so viel zu entdecken! Die pausbäckigen Wichtel sind unverwechselbar, die alten Bücher und Ansichtskarten unter Sammlern begehrt: Mit über 500 Titeln war Fritz Baumgarten einer der produktivsten und beliebtesten Kinderbuch-Illustratoren des 20. Jahrhunderts. In diesem Sammelband sind vier seiner bekanntesten Werke vereint:

Es war einmal ein Sonntag im schönen Monat Mai. Da lag ein winzigkleines neugeborenes Marienkäferchen friedlich schlummernd in seiner Wiege, einer mit weichem Moos gefüllten Nussschale. Wenn es die Augen öffnete, sah es über sich den weiten, blauen Himmel, an dem Schäferwölkchen spazieren gingen. Die Sonnenstrahlen malten ihm schöne rote Backen, der Wind sang es in den Schlaf und schaukelte leise die schlankgewachsene Margaretenblume, auf der die Wiege stand.

Siebenpünktchen
Und weil das Käferbaby sieben schwarze Punkte auf seinem roten Röckchen trägt, nennt es die Mutter fortan Siebenpünktchen. Es ist ein glückliches Käferchen, inmitten der Wiese zwischen seinen Freunden. Doch ein Sturm weht über das Land und trägt das Käferchen vor die Nase von einem bösen Riesenwurm, der es gefangennimmt, um es später zu verspeisen. Wird Siebenpünktchen es schaffen, nach Hause zu kommen?




Wichtelhausen
Die Mäusefamilie wohnt in Winseldorf, kann sich gerade so über Wasser halten. Doch nach einer Missernte leiden die Mäuse Hunger, und Mäusevater Putz beschließt in der Not nach Wichtelhausen gehen, denn dort, so erzählte ihm sein Vater, würden die fleißigen Wichtel jedem helfen, der in Not ist. So reist er mit seinem Sohn Pieps zu den Wichteln, um Hilfe zu bitten. Nütze sie niemals aus, und biete deine Hilfe an, so hatte der Großvater gemahnt. In Wichtelhausen geht es hoch her: hier wird gearbeitet, viel gegessen und gefeiert …




Gasthaus zur Sonne
Der Sommer ist warm und langweilig. Jeder lebt in seinem Trott, man hilft sich gegenseitig. Was baut denn dort der Maulwurf? Psssst! Geheimnis! Dann ist es fertig: Ein Gasthaus, in dem alle gemütlich zusammensitzen können, Besitzer ist das Wiesenmännchen Tulli. Ein wunderschöner Laternenumzug erhellt alle Seelen. Aber nicht alles ist Sonnenschein. Bei Regen läuft der Keller voll und dann fährt der fiese Mader vor, poltert und verlangt nach Fleisch! Tulli fällt ein, wen er zur Hilfe rufen kann. Der Herbst zieht mit seinen Stürmen ein und dann folgt ein harter Winter … Doch auf der Wiese und im Wald hilft man sich gegenseitig.




Gartengemeinschaft Malepunke
Der Igel Malepunke Stachelmann schlägt den Tieren der Wiese und des Feldes vor, eine Gartenkolonie zu gründen, um endlich eigene Nahrung zu erzeugen und nicht mehr unter Gefahren stehlen zu müssen. So legen die Tiere je nach ihrem Gusto kleine Gärten an. Liebevoll agiert jedes Tier nach seinen Bedarf. So legen die Frösche einen See an, der Igel züchtet sich Kakteen, die Biene verteilen fleißig Blumensamen, um Nektar sammeln zu können, die Mäuse eröffnen ein Gasthaus, die Nachtigall lädt ein zu Konzerten. Im Winter geht es in den Winterschlaf und als Osterglocken läuten, treffen alle wieder zusammen.





Die Geschichten von Erich Heinemann sind aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts, Wichtel, Mecki, Lurchi – die Klassiker. Die Natur im Einklang mit ihren Bewohnern, aber auch in ihrer Rauheit gezeigt. Hier halten stets alle zusammen, helfen sich kollektiv zum Überleben und leben in gegenseitigem Respekt. Typisch für die Zeit der pädagogische Zeigefinger, es war so üblich. Ebenso die intensiven Texte, die die Natur beschreiben. Bis heute haben die Geschichten ihren Reiz, auch dank der Zeichnungen von Fritz Baumgarten. Der Thienemann-Esslinger Verlag gibt eine Altersempfehlung ab 4 Jahren. Von mir eher 5-6 Jahre, aufgrund der langen Geschichten, die sehr ausführlich gestaltet sind.

Fritz Baumgarten (1883-1966) machte sich als Illustrator von Kinderbüchern einen Namen. Seine schönen Bilder mit den unverwechselbaren Wichtelfiguren begeistern auch heute noch kleine und große Leser.

Erich Heinemann (1929-2002) wurde in Hildesheim geboren. Der Schriftsteller und Gründer der Karl-May-Gesellschaft schrieb neben vielen anderen Publikationen ein Dutzend reizender Tier- und Wichtelmärchen.
Erich Heinemann, Fritz Baumgarten 
Wichtelgeschichten 
Der große Sammelband
Klassiker, Kinderbuch, Wichtelgeschichten, Kinder- und Jugendliteratur
Hardcover, 128 Seiten, 19.3 x 23.9 cm
Thienemann-Esslinger Verlag
Altersempfehlung: ab 4 Jahren (Verlag), von mir 5-6 Jahre




Bilderbücher, Kinderbücher Vor- und Grundschule 5 - 10 Jahre





Kinder- und Jugendliteratur

Kinder- und Jugendliteratur hat mich immer interessiert. Selbst seit der Kindheit eine Leseratte, hat mich auch die Literatur für Kinder nie verlassen. Interesse privat, später als Pädagogin, als Leserin, als Mutter oder Oma. Kinder- und Jugendbücher kann man immer lesen! Hier geht es zu den Rezensionen.
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